Der berühmteste Asienreisende des Mittelalters wird 750AUF DEN SPUREN MARCO POLOS

Der berühmteste Asienreisende des Mittelalters wird 750

Er brachte die Kunde vom unbekannten Zauber Asiens nach Europa. Durch seine Abenteuerlust hat er eine ganze Reihe anderer Entdecker inspiriert, zum Beispiel auch Christoph Kolumbus. Der Name Marco Polo ist heute, 750 Jahre nach seiner Geburt, ein begehrter Werbeträger.

Von Eberhart Wagenknecht

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Marco Polo - Das Spiel 

EM – Der venezianische Entdecker Marco Polo war eigentlich Kroate. Er wurde 1254 auf der dalmatinischen Insel Korcula geboren. Aufgewachsen ist er jedoch in Venedig. Von hier brach er 1271 mit seinem Vater und einem Onkel zu jener spektakulären Asienreise auf, die ihn erst ein Vierteljahrhundert später wieder zurück in seine Heimatstadt bringen sollte. Ziel der Reise war China. Was Marco Polo dort erlebte , schrieb er nach seiner Rückkehr im Kerker nieder. Denn er war 1298 von den Truppen der Venedig benachbarten Republik Genua gefangengenommen und ins Gefängnis gesteckt worden. Seine Aufzeichnungen, die er unter dem Titel „Il Milione“ – „Die Wunder der Welt“ veröffentlichte, erregten im damaligen Europa größtes Aufsehen. Auf dieses Buch gründet sich der Ruhm des venezianischen Abenteurers und Entdeckers und hält bis zum heutigen Tag an.

Herrenmoden und Reisebüros, Restaurants, Kartenwerke, Fremdenführer und Reisemobile schmücken sich heute mit dem Namen Marco Polo. Pünktlich zu Beginn des Jahres, in dem man seines 750. Geburtstages gedenkt, brachte der Ravensburger Verlag Anfang 2004 ein sogenanntes Taktikspiel heraus. Ausgestattet mit einer Kiste Gold müssen die Teilnehmer auf den Spuren des Entdeckers entlang der alten Seidenstraße viele Abenteuer bestehen. Von der vorderasiatischen Hafenstadt Hormus führt die Route in 16 Stationen bis zur Oasenstadt Kantshou und von dort in weiteren 13 Etappen nach Daidu, dem heutigen Peking.

Die Polos waren 1271 von Venedig aus mit einer kleinen Karawane über Persien und Afghanistan gezogen, hatten die verschneiten Höhen des Pamirgebirges überquert und sich bis ins Reich der Mitte durchgeschlagen. Marco Polo, sein Vater Niccolò und sein Onkel Maffeo mußten ungeheure Weiten durchqueren, die damals zum riesigen mongolischen Reich gehörten. Sie nahmen alle Strapazen auf sich, um endlich die großen Städte des chinesischen Ostens zu erreichen, die berühmt waren durch ihre Seide, Gewürze, Edelsteine und jene verlockenden Dinge, von denen Marco Polo später in seinem Buch erzählte.

Sie knieten vor dem Mongolenherrscher Kublai Khan

Der damalige Herrscher des mongolischen Großreiches war Kublai Khan, ein Enkel des legendären Tschingis Khan, der das mongolische Imperium begründet hatte. Das Mongolenreich erstreckte sich von China bis ins Gebiet des heutigen Iraks und reichte im Norden bis nach Rußland hinein. Wo immer die kleine Karawane der Venezianer hinkam, wurde sie bereits erwartet. Denn die berittenen Eilboten des Kublai Khan trugen die Botschaft von der Ankunft der Europäer immer einen oder zwei Tagesmärsche vor der Reisegruppe her. Als sie sich seiner Residenz Shangdu näherte, schickte der Mongolenherrscher ihr eine Eskorte entgegen.

Shangdu lag in einem weiten Tal in der heutigen Inneren Mongolei. Bis zu diesem Punkt hatten die Reisenden aus Venedig „beschwerliche dreieinhalb Jahre“ gebraucht, wie Marco Polo später berichtete. Er war 21 Jahre alt, als er Shangdu erreichte. Mehr als 12.000 Kilometer hatten er und seine Begleiter bis dahin schon zurückgelegt.

Marco Polo, sein Vater und der Onkel wurden vom Mongolenherrscher empfangen. Sie knieten vor dem großen Khan nieder. Er war „der mächtigste Herr der Welt. Seit Adams Zeiten bis in unsere Tage hat es nie einen größeren und reicheren gegeben“, schrieb Marco Polo. Kublai Khan schenkte den Polos seine besondere Aufmerksamkeit. Er betrachtete es allem Anschein nach als eine Ehre, daß Europäer, die man in China selten zu sehen bekam, den mühsamen Weg zu ihm auf sich genommen hatten.

Den größten Teil seiner Jahre in China verbrachte Marco Polo - wahrscheinlich als Kurier des Herrschers - in den östlichen Regionen, wo es große, pulsierende Städte gab. Im späten 13. Jahrhundert waren diese die reichsten Metropolen der Welt. Marco Polo schilderte das Treiben in diesen Städten sehr bunt und lebendig: „Vermögende Kaufherren betreiben den Handel im Großen. Man kommt aus dem Staunen nicht heraus ob des Reichtums an Seidenstoffen“, berichtet er. Besonders beeindruckt war er von exquisiten „großen und kleinen Porzellanschalen. Für einen venezianischen Groschen erhält man ohne weiteres drei Stück von unbeschreiblicher Schönheit.“

Marco Polos Erlebnisse wurden zum Ansporn für andere Entdecker

In „Il Milione“ beschrieb der Abenteurer eine Fülle von Orten, die dem mittelalterlichen Europa gänzlich unbekannt waren. Seine Erlebnisse wurden ein wesentlicher Ansporn für andere Europäer, die entlegenen Winkel der Erde zu erforschen - zum Beispiel für einen Landsmann von Marco Polo, den Genueser Christoph Kolumbus.

Nach etwa 17 Jahren in China wollten die Italiener wieder in ihre Heimat zurückkehren. Marco war jetzt um die 37, Vater und Onkel gingen auf die 70 zu. Mehrmals, erzählt er, hatten sie ihren Schutzherrn, den mongolischen Kaiser Kublai Khan, gebeten, ihnen die Abreise zu gestatten. Kublai Khan zeigte sich lange widerstrebend. Er trennte sich ungern von diesen Europäern, die an seinem Hof eine Besonderheit darstellten. Als sie endlich seine Erlaubnis hatten, machten sie sich unverzüglich auf den Weg. Sie waren wohlhabende Männer geworden. Kublai Khan hatte sie mit Geschenken überhäuft, nicht nur mit Juwelen, auch zwei goldene Täfelchen von der Größe einer Männerhand hatte er ihnen überreicht. Diese „Paizi“ , eine Art Paß, wiesen die Beamten der mongolisch verwalteten Gebiete an, den Polos alles zur Verfügung zu stellen, was sie für ihre Reise und ihren Komfort benötigten.

In Lumpen zurück nach Venedig – mit Diamanten übersät

Eine Flotte aus 14 Dschunken zog 1292 schwerfällig durch das Südchinesische Meer. An Bord eines dieser Schiffe war Marco Polo, der sich zusammen mit seinem Vater Niccolò und seinem Onkel Maffeo auf dem Heimweg nach Europa befand. Ihre Heimreise wollten Marco Polo, Vater Niccolò und Onkel Maffeo nicht wieder auf dem beschwerlichen Landweg zurücklegen.

Als sie 1295 in Venedig vor Anker gingen, erkannten ihre Angehörigen die Männer kaum wieder, so wird von zeitgenössischen Autoren berichtet. Sie waren in Lumpen gekleidet und verströmten „ein gewisses unbeschreibliches Flair von Tataren, sowohl in ihrer Erscheinung als auch in ihrem Akzent“. Aber dieses heruntergekommene Trio habe bald darauf einen triumphalen Auftritt gehabt: Vor versammelter Verwandtschaft hätten die Heimkehrer die Säume ihrer schäbigen Kleider aufgerissen und zum Vorschein seien Rubine, Diamanten und Smaragde in großer Zahl gekommen. „Ganz Venedig“, berichtet Giovanni Battista Ramusio, „eilte zu ihrem Haus, um sie zu umarmen.“

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