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20.04.2015
EM, 20. 04.2015 - In Tadschikistan gehört seit der Wende die Namensfrage der Bewohner zur Chefsache. In Rückbesinnung auf die eigenen Traditionen entledigte sich ein Großteil der Tadschiken gehorsam der volksfremden, an die Sowjet-Ära erinnernden russischen Endungen auf „ow “, „ew “ und „owitsch“. Die Namen wurden seither endungslos gelassen oder man setzte an deren Stelle -zoda, -zod oder -i.
Tadschikistans Präsident Emomali Rahmonov ging mit gutem Beispiel voran und nennt sich seit 2007 nur noch „Rahmon“, also ohne Endung.
Vor kurzem begann nun eine neue Diskussion über die Verwendung „schlechter Namen“ wie Khoshok (Futter), Sangak (kleiner Stein), Istad (Bleib) oder Potscho (Schwiegersohn), die nach dem Aberglauben der älteren Bewohner die Kinder weniger begehrenswert machen und verhindern sollen, „dass Gott sie wegnimmt“.
Nach dem neuen Registrationsgesetz sind solche Namen, die den Betroffenen das Leben erschweren, verboten. Das Justizministerium untersagt die Benennung von Kindern nach Tieren, Produkten und leblosen Gegenständen. Wenn in den vergangenen Jahren die Beseitigung russischer und säkularer Namen und ihre Ersetzung durch persische, arabische und patriotische landesübliche Namen gefördert wurde, stehen jetzt - wegen der vom Islamismus ausgehenden Gefahren – „offen“ islamische Namen im Visier der Behörden. Es heißt, islamische und arabische Namen mit Endungen wie -mullah, -khalifa, -shaikh, -amir, and -sufi führen nur zum Streit unter den Menschen.
Zum Ärger der Behörden werden inzwischen religiöse Namen wie Sumayah, Aisha, and Asiya für weibliche Neugeborene immer populärer. Sumayah war der erste Konvertitin des Islam, sie starb 615 noch vor Mohammeds Hedschra im Jahre 622. Aisha ist der Name einer der Frauen des Propheten; und Asiya ist der Name einer muslimischen Adligen, die im Koran Erwähnung findet. Für Jungen sollen die Namen Muhammad, Yusuf und Abubakr verboten werden. Auch der verbreitete Name „Akbar“ (nach dem Gebetsruf „Allahu akbar“, der „Allah ist der Größte“ bedeutet) sei als „kulturfremder“ Name nicht mehr erwünscht.
Mit dem Verbot islamischer und der eigenen tadschikischen Kultur fremder Namen, dem „Hidschab“ (Kopftuch)-Verbot für Frauen und dem Bartverbot für Männer wollen die Behörden offensichtlich den wachsenden Einfluss des Islam in Tadschikistan eindämmen. Geburtszertifikate für ihre neugeborenen Kinder wollen die Behörden den Eltern nur bei einer angemessenen Namenswahl aushändigen. Zur Orientierung haben die Standesämter eine Namensliste zusammengestellt.
Die neuen Regelungen wurden noch nicht vom Parlament verabschiedet. Sie lösten erst mal eine hitzige Debatte aus. Ein Anwalt meinte, die Namensvorschriften des Justizministeriums seien eine Verletzung des Persönlichkeitsrechts und der persönlichen Freiheit. Die Begründung für das Verbot bestimmter Endungen, diese würden Konflikte unter der Bevölkerung schüren, sei geradezu lächerlich. Das dem Staat nahestehende Islamzentrum hielt sich von der Debatte zurück. Ein Geistlicher erinnerte an die schönen islamischen Namen – gleich welcher Herkunft, die eine willkommene Alternative zu den hässlichen und unangenehm klingenden Namen seien.
Quelle:
http://www.rferl.mobi/a/tajikistan-society-names/26966134.html, Radio Free Europe, Tajiks Weigh Ban On 'Bad Names', 20. April 2015.Lesen Sie dazu auch: Tadschiken haben Ärger mit ihren Namen
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