28.06.2013

Schwierige Auszählung bei Parlamentswahlen in Albanien

EM - Selbst am 5. Tag nach der Wahl sind die Albaner immer noch nicht mit der Auszählung fertig. Der Stand liegt nach Angaben der Zentralen Wahlkommission bei 99,55 Prozent oder 5483 von 5508 Wahllokalen. Ein Blick auf die Gesamtzahlen lässt folgendes erahnen: mit 3.271.885 registrieren Wählern einschließlich Säuglingen ist offenbar die aktuelle Einwohnerzahl gemeint. Die Zahl der abgegebenen Stimmen wird mit 1.742.041 beziffert, die der in den Wahlurnen vorgefundenen Stimmzettel liegt etwas niedriger, nämlich bei 1.420.300, d.h. ca. 2000 Stimmen sind verlorengegangen. Die Zahl der gültigen Stimmen beträgt 1.717.976. Die Wahlbeteiligung liegt laut ZWK folglich momentan bei 53,52 Prozent, das stimmt auch in etwa, wenn man 1.742 durch 3.271 teilt. In der Rubrik „Wahlbeteiligung“ nennt aber dieselbe ZWK die variierende Ziffer von 49,86 Prozent.

Die ZWK hat bisher immer noch nicht das Gesamtergebnis der für die rivalisierenden Blöcke und Parteien abgegebene Gesamtstimmenzahl mitgeteilt. Man muss immer noch die Abstimmungen in den 12 Provinzen einschließlich der Hauptstadt Tirana einzeln abfragen und dann alles mühevoll zusammenzählen, um ein Gesamtbild zu erhalten. Genauer gesagt: trotz Wahlzusammenschlüssen kandidieren bis zu 66 Parteien alle einzeln in den 12 Bezirken der Republik Albanien. Die Folge ist eine nicht enden wollende „Zählerei“!

Kompliziert ist auch das Verfahren der Abgeordnetenauswahl fürs Parlament: die einzelnen sehr unterschiedlich zugeschnittenen Bezirke schicken nämlich eine variierende Abgeordnetenzahl ins Parlament – das Gros entsendet die Hauptstadt Tirana mit etwa einem Viertel 32 von 140. Fragwürdig ist auch, wie denn jetzt die Abgeordneten, die zudem in mehreren Bezirken kandidieren durften, von den Parteien nach Region und Listenplatz ausgewählt werden.

Beschämend ist schließlich, dass nicht die ZWK, sondern dass Wikipedia und zwar die englische und albanische, ein vorläufiges Gesamtergebnis mit geringen Unterschieden errechnet hat, nämlich: 991,264 (57,7%) = 84 Sitze für den von den Sozialisten Edi Ramas geführten Block „Allianz für ein europäisches Albanien“ (albanisch kurz: ASHE) und 676,965 (39.4%) = 56 Sitze für den von Präsident Sali Berishas Demokraten geführten Block „Allianz für Arbeit, Wohlfahrt und Integration“ (albanisch kurz: APMI).

Die koalitionsfreien „unabhängigen“ Parteien wie die Partei des ehemaligen Staatspräsidenten Bamir Topi (2007-2012) „Neuer Demokratischer Wind“ (FRD), 1,73%, und die großalbanische „Allianz Rot-Schwarz“ (AK), 0,6%, des Juristen vom Obersten Gerichtshof Kreshnik Spahiu, haben keine Sitze erlangt. Das Parlament hat insgesamt 140 Sitze, was auch der Addition der genannten Sitzverhältnisse entspricht. Im Übrigen war schon am Tag nach der Wahl, also am Montag 24. Juni aufgrund von Umfragen und ersten Trends klar, dass Demokraten die Wahl verloren haben. Beide Kontrahenten haben ihren Sieg bzw. ihre Niederlage auch sofort anerkannt. (Zu den Ergebnissen siehe die Seite der ZWK: Central Election Commission, albanisch: Komisioni Qëndror i Zgjedhjeve http://cec.org.al).

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