24.09.2013

Iran: Russen übergeben das von Deutschen begonnene AKW Buschehr anTeheran

EM - Am 23. September 2013 erfolgte durch die Russen die Übergabe des ersten Reaktorblocks der Atomanlage in Buschehr am Persischen Golf an die iranischen Behörden. Ursprünglich war das umstrittene Kraftwerk Buschehr ein deutsches Projekt. 1974, noch unter der Regentschaft des Schahs, hatte ein Joint Venture von Deutsche Kraftwerk Union, Siemens-Konzern und AEG-Telefunken unter Beteiligung von ThyssenKrupp, mit dem Bau des Kraftwerks begonnen. Es entstand eine Kolonie von über 5.000 deutschen Mitarbeitern und Familien, einer eigenen Schule, einem Krankenhaus und einem Fernsehstudio. Es war eine der größten deutschen Auslandsbaustellen, die es je gab. Als im Januar/Februar 1979 nach der iranischen Revolution ein antiwestliches Mullah-Regime unter Ajatollah Chomeini an die Macht kam, zog sich wenige Monate später im Juli des Jahres die Kraftwerk Union - nicht zuletzt aus Sicherheitsgründen - aus dem Projekt zurück.

1990 begann der Iran nach Partnern zur Vollendung des Kraftwerks zu suchen. Russland fand sich bereit und schloss 1992 ein erstes Kooperationsabkommen. Im Januar 1995 schlossen dann beide Länder einen Vertrag über den Fertigbau des AKW Buschehr. 1998 folgte ein Vertrag mit dem russischen Konzern Atomstroiexport über den Bau eines 1000-Megawatt-Reaktors im AKW Buschehr. Der Reaktor sollte nach Lieferung russischer Brennstäbe bereits Anfang 2011 ans Netz gehen. Ende August 2012 erreichte der Reaktor seine volle Kapazität von 1000 Megawatt.

Nach der nun erfolgten Übergabe soll das Werk noch zwei Jahre unter russischer Garantie weiterlaufen, in der Zeit werden weiterhin russische Spezialisten dort tätig sein, erklärte der Leiter der Iranischen Atombehörde Ali Akbar Salehi. Der Bau eines zweiten Atomkraftwerks in Kooperation mit Russland sei geplant. Während der Iran auf sein Recht auf Nutzung der Kernenergie pocht, hegt die internationale Gemeinschaft, insbesondere die USA, die EU und Israel, Bedenken wegen einer etwaigen militärischen Verwendung des Reaktors. Der neue iranische Präsident Hassan Rohani kündigte seine Bereitschaft zu Verhandlungen über das umstrittene Atomprogramm an.

Federführend beim Bau von Buschehr ist die Gesellschaft „Atomenergoprojekt“, ein Subunternehmen des russischen Staatskonzerns ROSATOM, der von Ex-Premier Sergei Kirienko geleitet wird. Atomstroiexport hat die meisten Atomkraftwerke in Russland, Osteuropa und den Ländern der GUS sowie im „ferneren“ Ausland erbaut, darunter das hier beschriebene AKW „Buschehr“ im Iran, das AKW „Kudankulam“ an der Südspitze Indiens und das AKW „Belene“ an der Donaugrenze zu Rumänien im EU-und NATO-Mitgliedsland Bulgarien. Einige Kraftwerke mussten wegen der hohen Risiken für die Umwelt bereits abgeschaltet oder nachgerüstet werden.

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