20.02.2015

Wie Starbucks die Armenier gegen sich aufbrachte

EM, 20.02.2015 - Am Morgen des 18. Februar 2015, einem Mittwoch, trauten die armenisch-amerikanischen Kunden in den Starbucks-Filialen Kaliforniens ihren Augen nicht: da hingen doch in den Fenstern und an den Wänden Werbeplakate mit hübschen Armenierinnen in Volkstracht und über ihnen schwebend Ballons mit dem türkischen Halbmond und Stern. Nach heftigen Protesten der Armenierorganisationen wurden die Plakate von der Firma schnell entfernt, denn in diesem Jahr wird des Genozids der „Türken“ (Osmanen) an den Armeniern vor hundert Jahren gedacht und für Armenier gibt es nichts Beleidigenderes als eine derartige Bildkomposition. Schließlich sollen zwei Millionen Menschen den osmanischen Vernichtungsaktionen zum Opfer gefallen sein.

Missglückte Werbekampagne

Die geringe Sensibilität der US-Amerikaner gegenüber anderen Völkern und Kulturen ist weithin bekannt. So schlug nun auch diese Werbekampagne der Kaffeekette Starbucks in Kalifornien ins Gegenteil um. Immerhin ist Südkalifornien eine Hochburg der Armenier mit etwa einer halben Million Amerikaner armenischer oder teilweise armenischer Herkunft. Mit insgesamt 1,5 Millionen Mitgliedern stellt die armenische Diaspora in den USA eine wichtige Wählergruppe und starke Lobby dar. Auch in den Starbucksfilialen sind die Armenier, die sich dort gerne treffen und chatten, ein wichtiger Kundenkreis. Ein Boykott wäre ein schwerer Schlag gegen Starbucks.

Proteste in den sozialen Netzwerken

Die Poster brachten die armenischen Aktivisten weltweit in Rage. Der Skandal verbreitete sich über Los Angeles hinaus über alle sozialen Medien. Die Starbuckskampagne empfanden die armenischstämmigen Amerikaner wie eine Verhöhnung der armenischen Frauen, die die schwächsten Opfer des Genozids waren, so die Stellungnahme des Armenischen Nationalkomitees von Amerika (ANCA). Immerhin haben etwa 20 Länder, darunter Kanada, Russland und Frankreich die Vernichtungsaktion als „Genozid“ anerkannt. Die Türkei hingegen weigert sich bis heute, das Verbrechen zuzugeben.

Unklar ist, wer diese Kampagne initiiert hat. Man vermutet, es war der kalifornische Designer Tim Rose, der schon zu zahlreichen Werbekampagnen für Starbucks, Coca Cola und Nike beigetragen hat, und ein Foto mit dem umstrittenen Plakatmotiv bereits Ende Januar für kurze Zeit ins Netz gestellt hatte. Die Starbucks-Kette wurde übrigens nicht etwa von Amerikanern „türkisch-osmanischer“ Herkunft mit besonderem Hass gegen Armenier, sondern von amerikanischen Juden gegründet und geleitet. Jetziger Chef ist der amerikanische Milliardär mit „deutschem“ Namen Howard Schultz.

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