13.09.2015

Russland übt für den Atomkrieg

EM 13.09.2015 Die Strategische Raketentruppen wollen mit kürzlichen Militärübungen in Russland die verbreitete These widerlegen, dass es im Falle eines Atomkriegs keinen Sieger geben kann. Die Operationen sollen beweisen, dass die russischen Streitkräfte einen plötzlichen globalen Erstschlag durchaus überstehen können.

Militärübungen der Raketentruppen in Russland

Präsident Vladimir Putin hatte den Befehl erteilt, die Strategischen Raketentruppen bei den Übungen in Russland Anfang September auf ihre Einsatzbereitschaft zu testen. Bei den Übungen wurden Interkontinentalraketen vom Typ „Topol-M“, „RS-24 Jars“ und gepanzerte Kampfwagen „Taifun“ eingesetzt. Auch behaupten Experten, dass die amerikanischen Abwehrsysteme „Patriot“ gegen die russischen „Iskander“ keinen Schutz bieten (Tehnowar.ru).

Laut russischen Medienberichten fanden Anfang September 2015 groß angelegte Militärübungen der russischen Raketentruppen in 20 Regionen statt, d.h. in einem riesigen Gebiet im russischen Raum. Die Titel zu den Berichten lauten provokativ, dass „Russland sich auf einen Sieg in einem Atomkrieg vorbereite“. Nach Ansicht von Analytikern dienen die Meldungen – wie z.B. in der Ausgabe der „Nesawisimaja gaseta“ (Unabhängige Zeitung) vom 7. September - offensichtlich in erster Linie dazu, den Westen einzuschüchtern, jedoch handele es sich in der jetzigen gespannten Situation um eine gefährliche Eskalation der Rhetorik wie auch der militärischen Aktion (so der Russland-Experte Paul Goble).

„Schuss aus dem Grab“: Ein Erstschlag schützt nicht vor dem Gegenschlag des Gegners

Mit diesen Übungen wollen die russischen Kommandeure offensichtlich beweisen, dass die Behauptung nicht mehr gilt, dass ein Atomkrieg unvermeidlich das Ende der Menschheit bedeute. Das Ausmaß der Militärübungen, die 20 Regionen Russlands abdecken, und ihr Fokus auf die Kriegführung in - mit ABC-Waffen kontaminierten - Gebieten lässt vermuten, dass die Kommandeure der Strategischen Streitkräfte Russlands glauben, selbst nach dem Erstschlag des Feindes (gemeint sind vermutlich die USA) einen nuklearen Krieg führen und gewinnen zu können. Nach Ansicht von Militärexperten trage die Möglichkeit zu einem „Schuss aus dem Grab“ („vystrel is mogily“), d.h. einem Gegenschlag nach einem vernichtenden nuklearen Angriff, entscheidend zur Abschreckung gegen einen Erstschlag bei, da dieser vermutlich in jedem Fall einen Gegenschlag des Gegners zur Folge habe bzw. diesen nicht verhindern könne.

China holt auf: nukleare Abschreckungsstrategie

Parallel zu Russland baut auch China, das an keine vertraglichen Beschränkungen gebunden ist, sein Raketenarsenal aus, um seine Ansprüche gegenüber seinen Nachbarn (Inselexpansion) zu unterstreichen und gegen die Vormacht der USA zu kontern (Stratfor Think Tank, USA). Während die USA sich auf globale Auseinandersetzungen mit zwei großen Konkurrenten Russland und China wappnen müssen, tut sich Europa schwer, mit begrenzten Krisen in seiner Nähe, dem Konflikt in der Ukraine und der Flüchtlingsinvasion, angemessen umzugehen.

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