09.06.2013

Russen-Patriarch Kyrill: Internet, Mobiltelefon und anderes „Teufelswerk“

EM -In der Sonntagsausgabe vom 9. Juni 2013 berichtet die populäre, bestens informierte Internetseite „Kommersant“ über eine Stellungnahme des russisch-orthodoxen Patriarchen Kyrill zur Nutzung des Internets durch kirchliche Würdenträger, Mönche, Priester und Kirchenvolk. So verbot er in einer Sonntagsansprache den russischen Mönchen die Nutzung des Internets, damit sie sich selbst vor Versuchungen des weltlichen Lebens schützen. Heutzutage stelle das Internet eine große Verlockung (kirchlich-russisch: „soblasn“) dar.

Viele Mönche würden mit diesem Instrument völlig unvernünftig umgehen. Einerseits nähmen sie Abschied von allem Weltlichen, um angenehme Bedingungen für ihr Heil (spasenie – eigentlich: Rettung) zu schaffen, andererseits trügen sie ein Mobiltelefon mit sich und suchten Zugang zum Internet, wo bekanntlich viel Sündhaftes und Verführerisches zu finden sei, so der Patriarch laut der russischen Agentur Interfax: „Wenn ein Mönch ein Mobilphone in die Hände nimmt, um ins Internet zu gehen, muss er sich da nicht Gedanken machen, ob er im Kloster am richtigen Platz ist?“

Andererseits hat auch die russisch-orthodoxe Kirche (abgekürzt RPZ) erkannt, welche Vorzüge das Internet zur Verbreitung kirchlicher Auffassungen zum Alltag, zur Politik und Gesellschaft sowie für einen ständigen Kontakt mit den Gläubigen hat. „Das Internet ist ein hervorragender Platz, wo man Menschen fangen kann!“, so heißt es. Und tatsächlich entwickelte das Moskauer Patriarchat zu Jahresbeginn, „eine einheitliche Strategie zur Internetpräsenz des RPZ in den sozialen Medien“. Immerhin existierten bereits vorher in den Netzwerken erbauliche Blogs einzelner Priester - wie etwa der des Protodiakons Andrei Kurajew auf „LiveJournal“. Seit 2010 tritt die RPZ übrigens mit einem offiziellen Kanal im Portal YouTube auf, der täglich von ca. 10.000 Nutzern und seit seinem Bestehen von fast fünf Millionen Interessenten besucht wurde.

Andere Konfessionen haben schon längst die Vorzüge der neuen Medien erkannt. So billigte der römisch-katholische Papst Benedikt XVI. bereits zwei Jahre zuvor im Januar 2011 den Auftritt der Kirche in sozialen Netzwerken, die nach seinen Worten „die Möglichkeit bieten, einen ständigen Dialog mit den Menschen zu führen und neue konstruktive Beziehungen zu entwickeln“. Im Dezember 2012 präsentierte der Vatikan einen Mikroblog in Twitter und innerhalb von kaum zwei Monaten verzeichnete der Blog fast 1,5 Millionen Teilnehmer.

Auch der Islam ist im russischen Netz vertreten: 2012 startete eine Gruppe muslimischer Würdenträger aus Russland, der Türkei, Kasachstan und anderen Ländern mit dem sozialen Netz „Salamworld“, das dem „Rat der Muftis Russland“ untersteht und streng muslimischen Normen folgt.

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