21.04.2014

Chinesische Medizin findet Eingang in tschechischen Hospitälern

EM 20.04.2014 In diesem Winter wurden erstmals in einem tschechischen Universitätskrankenhaus Hradec Králové, zu deutsch Königgrätz in Ostböhmen (der Ort der denkwürdigen Schlacht), Patienten mit chinesischer Medizin behandelt. Während in den USA und einigen westeuropäischen Ländern die Koexistenz westlicher Schulmedizin und östlicher Heilmethoden nicht ungewöhnlich ist, stellt sie in der tschechischen Republik immer noch ein Novum dar.

Pilotprojekt zur Einführung alternativer medizinischer Methoden

Die Einführung alternativer medizinischer Methoden hat starke Befürworter, aber auch entschiedene Kritiker. So fürchtet die tschechische Ärztekammer, dass mit der Einführung alternativer Methoden der Scharlatanerie Tür und Tor geöffnet würden. Laut Vorschriften müssen alle Behandlungen und Anwendungen medizinisch getestet und offiziell zugelassen sein.

In der Universitätsklinik Hradec Králové hingegen wurde auf Wunsch des für Neuerungen offenen Chefarztes ein Pilotprojekt der ergänzenden Behandlung mit chinesischen Heilmethoden gestartet. Die Klinik hatte zudem im jetzigen Gesundheitsminister, der - wie er gestand - seine quälenden Allergien nur mit Akkupunktur lindern konnte, einen starken Verbündeten, der nach dem Experiment in der Universitätsklinik die chinesische Methode auch auf andere Krankenhäuser des Landes ausdehnen.

Staatsbesuch in China

Die plötzliche Wende im tschechischen Medizinsektor begann im August 2013 mit dem Besuch einer Regierungsdelegation mit Präsident Milos Zeman an der Spitze in China. Neben hochpolitischen Themen gehörte auch Kooperation auf dem Gebiet der Medizin zur Tagesordnung. Zu den landeskundlichen Besichtigungen gehörte auch eine Visite in chinesischen Kliniken, wo den Tschechen die Erfolge chinesischer Medizin auch im militärischen Bereich bei Verletzungen und Brüchen vorgeführt wurden. Die unerwartete chinesische Präsentation mündete in einem Kooperationsabkommen zwischen der tschechischen Universitätsklinik Hradec Králové und der Shanghai Universität für traditionelle chinesische Medizin.

Tschechisch-chinesischer Ärzteaustausch

Geplant ist nicht nur ein Import chinesischer Techniken, sondern auch ein Erfahrungsaustausch durch Teilnahme tschechischer Ärzte an Seminaren in China und Einladung zur Tätigkeit in tschechischen Kliniken. Während die chinesischen Offiziellen eine weitere Möglichkeit zum Export ihrer Kultur in ein westliches Land sehen, wittert der tschechische Gesundheitsminister einen neuen Markt. Wie Ungarn z.B. westliche Kunden zu preiswerten Zahnbehandlungen anlockt, könnte Tschechien den Besuch von Patienten aus den Nachbarländern in seine Bäder und neuen alternativen Praxen ankurbeln.

Wie China auf der Suche nach Energieträgern die Ankurbelung der Handelsbeziehungen mit einer Vielzahl von Ländern mit der Werbung für seine konfuzianische Philosophie und traditionelle Medizin verbindet, darüber haben wir ausführlich berichtet: Die Säulen Chinas: Wirtschaft, Konfuzius und die Traditionelle Chinesische Medizin

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