Arabische Liga zu Gast auf der Frankfurter Buchmesse 2004

Arabische Liga zu Gast auf der Frankfurter Buchmesse 2004

Einladung als politisches Signal - Deutsches PEN-Zentrum fordert „kontrastierendes Begleitprogramm“

Von Hartmut Wagner

EM – Die Frankfurter Buchmesse wird sich im kommenden Jahr schwerpunktmäßig den Mitgliedern der Arabischen Liga widmen. In der internationalen Organisation sind folgende 21 Staaten Nordafrikas und des Nahen Ostens vertreten: Ägypten, Algerien, Bahrain, Dschibuti, der Irak, Jemen, Jordanien, Katar, die Komoren, Kuwait, Libanon, Libyen, Marokko, Mauretanien, Oman, Saudi-Arabien, Somalia, Sudan, Syrien, Tunesien und die Vereinigten Arabischen Emirate. Die Palästinensische Befreiungsorganisation PLO ist ebenfalls vollwertiges Mitglied. Um die Zusammenarbeit mit der Frankfurter Buchmesse endgültig zu beschließen, muß im März der Ministerrat der Arabischen Liga noch seine Zustimmung geben. Diese gilt jedoch als Formsache.

Man darf nicht nur eine Stimme hören auf dieser Welt

Die Entscheidung, die Arabische Liga nach Frankfurt einzuladen, bezeichnete der Sprecher der Buchmesse gegenüber dpa als ein politisches Signal. Man wolle zeigen, „daß man auf dieser Welt nicht nur eine Stimme hören darf.“ Angesichts der angespannten politischen Lage möchte man einen kulturellen und literarischen Dialog mit den arabischen Staaten ermöglichen.

Für Johano Strasser, Präsident des deutschen PEN-Zentrums in Darmstadt, ist die Einladung der Arabischen Liga eine „vernünftige Idee“. „Wir wissen viel zu wenig über das geistige Leben in diesen islamischen Ländern. Wir dürfen die arabische Kultur nicht reduzieren auf Fundamentalismus und Terrorismus, wie das manchmal in der simpelsten Weise bei uns geschieht.“ Daß die Frankfurter Buchmesse da eine andere Auffasung habe als die amerikanische Regierung, dürfe ruhig deutlich werden, sagte Strasser gegenüber dpa. Anfang Februar verurteilte der PEN-Präsident in einer offiziellen Erklärung einen erneuten Krieg gegen den Irak.

Medien und Verlage sollen Begleitprogramm gestalten

Strasser warnte, daß sich literarisches Schaffen in der arabischen Region nicht selten an die Richtlinien der politischen Führung zu halten habe. Viele Autoren lebten deshalb heute im Exil und könnten von den ausstellenden Ländern übergangen werden. Der PEN-Präsident, der von den Veranstaltern der Buchmesse gebeten wurde, sich in die Planungsarbeiten miteinzubringen, fordert daher ein „kontrastierendes Begleitprogramm“, um eine einseitige Selbstpräsentation der Länder zu vermeiden. Der iranische Exil-Schriftsteller und ehemalige PEN-Präsident Said schlug vor, ein solches Begleitprogramm den Medien und Verlagen zu überantworten. Es wäre „taktlos“, wenn die Organisatoren der Buchmesse diese Aufgabe übernähmen (Die Welt, 11.02.03). Traditionellerweise wird der Auftritt bei der Buchmesse vom Gastland selbst gestaltet. Die Buchmesse gab inzwischen bekannt, die Arabische Liga habe sich bereit erklärt, auch Exil-Autoren in das Ausstellungsprogramm zu integrieren.

Die Frankfurter Buchmesse ist die größte Buchmesse der Welt und fand in ihrer heutigen Form erstmals 1949 statt. Ihre Geschichte reicht jedoch bis ins 15. Jahrhundert zurück. Auf der nächsten Buchmesse im Oktober dieses Jahres steht die Russische Föderation im Mittelpunkt.

Arabien Deutschland

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