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MEDICI-AUSSTELLUNG
Von Eberhart Wagenknecht
s war einmal eine Zeit, da gab es in Italien noch stabile Verhältnisse, wenn auch nicht gerade demokratische. Zumindest gilt das für die Toskana während der mehr als dreieinhalb Jahrhunderte, in der die Familie der Medici in Florenz herrschte. Ihr Aufstieg begann mit Giovanni di Bicci de Medici (1360-1429), der als Händler und Bankier in Florenz den Grundstock für Macht und Reichtum legte. Er war unter anderem der Bankier des Papstes. Durch geschickte Geschäftsbeziehungen und große Skrupellosigkeit hatte er es geschafft, ein riesiges Vermögen anzuhäufen.
Bald wurden die Medici zu einer der mächtigsten Familien der damaligen Zeit in Europa, mit Handelsniederlassungen in einer ganzen Reihe von Metropolen. Die Ausstellung „Die Medici - Menschen, Macht und Leidenschaft“ in den Mannheimer Reiss-Engelhorn-Museen blickt erstmals hinter die Kulissen einer der berühmtesten Familien der Welt. Ihr Name ist eng verbunden mit Renaissance, Macht, Reichtum und Förderung der Künste. Über dreieinhalb Jahrhunderte prägten die Medici Florenz und Europa. Die Ausstellung, die am 18. Februar eröffnet wurde, läuft noch bis zum 28. Juli.
Plakat zur Ausstellung „Die Medici. Menschen, Macht und Leidenschaft“ in den Reiss-Engelhorn-Museen, Mannheim, noch bis 28. Juli. Foto: Pressebild rem |
Die Medici waren als Bankiers und als Politiker gleichermaßen machthungrig und rücksichtslos. Aber sie waren eben auch bedeutende Kunstmäzene: Keine andere Familie hat in Florenz so viele Spuren hinterlassen wie die der Medici. Sie bestimmten die Geschicke ihrer Stadt und sie förderten berühmte Künstler wie etwa Michelangelo, der berühmte Grabstätten der Medici gestaltete, ließen grandiose Bauwerke errichten und wurden schon zu Lebzeiten zum Mythos.
Die Mannheimer Schau zeigt die Medici nicht nur anhand ihrer bedeutenden Kunstschätze. Im Mittelpunkt stehen die Menschen mit oft widersprüchlichen Persönlichkeiten, unerwarteten Charakteren, außergewöhnlichen Leidenschaften und folgenschweren Krankheitsgeschichten. Schriftliche Quellen, bedeutende Kunstwerke, prachtvolle Gewänder und ungewöhnliche Alltagsgegenstände fügen sich in der Ausstellung zu einem vielfältigen Bild zusammen. Sterbliche Überreste enthüllen Geheimnisse der Medici.
Die Särge von achtundzwanzig Mitgliedern der Familie wurden in den letzten Jahren geöffnet, um Knochen und andere Überreste zu untersuchen und zu identifizieren. Denn natürlich hatte es immer wieder Intrigen im Machtgeflecht der Medicis gegeben. Und der eine oder andere Medici soll gar von der ruchlosen Hand eines Verwandten ins Jenseits befördert worden sein, um einem neuen Medici Platz zu machen.
Die Ausstellung widmet sich außerdem anhand der Überreste mit den Krankengeschichten der Medici. In dem mächtigen Clan gab es nicht nur Päpste, Fürsten, Kardinäle und unvorstellbaren Reichtum, sondern eben auch Gicht und schiefe Becken, zertrümmerte Kiefer und durch Gewalt lädierte Schädel. Guilano de Medici wurde 1478 im Dom von Florenz ermordet, und die Spuren der Hiebe, die ihn trafen, kann man heute in der Ausstellung auf Video sehen. Zu den Ausstellungsstücken gehören auch mehrere Totenschädel der Medici.
Die Ausstellung zeigt aber auch, wie die Macht der Medici in Florenz und der Welt Wirtschaft und Politik bestimmten, vor allem im Spätmittelalter und in der Renaissance, als das Geld den mächtigen Oligarchen der Medici zu Glanz und Fürstenherrschaft verhalf. Die Medici sind eine der berühmtesten Familien der Welt. Ihr Name ist eng verbunden mit Renaissance, Macht, Reichtum und Kunstförderung. Sie waren erfolgreiche Bankiers und Kaufleute und stiegen schließlich sogar zu Großherzögen der Toskana auf. Über dreieinhalb Jahrhunderte prägten sie Florenz und Europa, praktisch die gesamte damals bekannte Welt. Die Medici waren kluge Strategen, Visionäre und starke Persönlichkeiten.
In ihren aufwendig gestalteten Porträts und den prunkvollen Gewändern konnten die Medici das ein oder andere Geheimnis vertuschen. Ihre sterblichen Überreste enthüllen heute jedoch spannende Details über eine der mächtigsten Familien der Weltgeschichte.
Erstmalig zeigt die Mannheimer Medici-Ausstellung einzigartige CT-Animationen, Skelettfunde und neueste Untersuchungsergebnisse an den exhumierten sterblichen Überresten verschiedener Familienmitglieder.
Die Ausstellung blickt hinter die Kulissen der Macht. Sie präsentiert die Menschen hinter den prunkvollen, oft beschönigenden Porträts. Die Schau zeigt die persönlichen Schicksale einzelner Familienmitglieder, die bis heute faszinieren, aber auch ihre wichtige Rolle als Förderer der Wissenschaft und Kunst.
Die Medici werden nicht nur anhand ihrer bedeutenden Kunstschätze vorgestellt, sondern als Menschen mit oft widersprüchlichen Persönlichkeiten, unerwarteten Charakteren, außergewöhnlichen Leidenschaften und folgenschweren Krankheitsgeschichten. Schriftliche Quellen, bedeutende Kunstwerke aus den weltberühmten Museen in Florenz, prächtige Gewänder, Waffen und Rüstungen sowie ungewöhnliche Alltagsgegenstände fügen sich in der Ausstellung zu einem vielfältigen und nicht selten überraschenden Bild zusammen.
Neben den rund 200 Exponaten zeigt die Mannheimer Präsentation die Ergebnisse neuer forensischer und bioarchäologischer Untersuchungen an den exhumierten sterblichen Überresten verschiedener Familienmitglieder. Spezielle Computeranimationen geben Auskunft darüber, unter welchen Krankheiten die Medici gelitten haben und ob Malaria oder vielleicht auch Arsen ihrem Leben vorzeitig ein Ende gesetzt hat.
Erstmals werden auch die spektakulären Ergebnisse der Exhumierung von Anna Maria Luisa de Medici präsentiert. Diese wurde im Oktober 2012 von einem interdisziplinären Team der Universität Florenz und des German Mummy Project der Reiss-Engelhorn-Museen durchgeführt.
Am Ende des über 350 Jahre gespannten Machtbogens steht eine Frau. Die letzte Medici war Kurfürstin Anna Maria Luisa von der Pfalz (1667-1743), Gemahlin des pfälzischen Kurfürsten Johann Wilhelm. Sie entstammte der alten italienischen Herrscherdynastie und starb kinderlos an Brustkrebs. Ihr Erbe vermachte die letzte Medici der Stadt Florenz.
Die italienische Autorin und Kunsthistorikerin schreibt über „Das Vermächtnis der Medici“ im Begleitband zur Frankfurter Ausstellung: „Florenz wäre nicht zu dem geworden, was es war und ist, nämlich einer Stadt mit einer einmaligen Anziehungskraft sowohl für Experten als auch für das allgemeine Publikum, hätte es nicht die Medici-Familie gegeben, die im 15. Jahrhundert zunächst den Stadtstaat und ab dem 16. Jahrhundert bis zum Erlöschen der Dynastie 1737 über das Herzogtum und später das Großherzogtum regierte – drei Jahrhunderte einer anfangs verdeckten und dann offiziellen Herrschaft.“ – Das war die Zeit, als es in Italien noch stabile Verhältnisse und dauerhafte Regierungen gab, das waren die Jahrhunderte der Medici.
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Das Begleitbuch „Die Medici: Menschen, Macht und Leidenschaft“, Verlag Schnell & Steiner, 2013, 414 Seiten, 28,6 x 24,8 x 3,4 cm, reich bebildert und prachtvoll ausgestattet, 34,95 Euro, ISBN-13: 978-3795426347.
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