09.08.2023 13:11:56
GELESEN
Von Hans Wagner
„Der Lebenscode des Universums – Quantenphänomene und die Unsterblichkeit der Seele“ von Rolf Froböse |
llein die verständliche und überzeugende Darstellung der drei verschiedenen Arten von Evolutionen, hat etwas Erhellendes. Denn auch im Darwinjahr verstummen nicht die berechtigten Fragen, was denn nun am Anfang war, lange vor der Entstehung der Arten.
Es hat zunächst eine physikalische Evolution gegeben mit der Geburt unserer Sonne und der Kernverschmelzung. „Dieser Prozess läuft noch heute auf der Sonne ab, und ohne ihn gäbe es auf der Erde kein Licht, keine Wärme und damit auch kein Leben“, schreibt Froböse.
Die „Urväter unserer heutigen Planeten“ entstanden. Auf der Erde bildeten sich die Urkontinente. Und damit war es Zeit für die zweite, die „chemische Evolution“, die erste organische Verbindungen hervorbrachte. Und dann erst war die biologische Evolution möglich, die Darwin entdeckt hatte.
„Aber die Annahme, alles sei von selbst entstanden, ist wissenschaftlich nicht haltbar“, schreibt Froböse. Er geht von einem wie immer auch gearteten Schöpfungsakt aus. Im Interview mit dem Eurasischen Magazin sagt Froböse, ähnlich wie eine Ei- oder Samenzelle einen riesigen Informationspool enthält, der das aus der Vereinigung resultierende Leben unwiderruflich prägt, muss es vor dem Urknall einen Vorläufer des Universums gegeben haben mit sämtlichen Daten, auf denen das heutige Weltall basiert. Und: Es ist alles auf „Leben“ ausgerichtet. Daher ist nach Überzeugung des Autors das Universum auch „erfüllt“ davon.
Dass das Universum aus dem Nichts entstanden sei, verneint der Autor also vehement. Zufall schließt er aus. Aber wie es genau gewesen ist, wird Physiker, Biologen, Anthropologen, Evolutionsforscher, aber auch Theologen noch sehr lange beschäftigen – falls es jemals ans Tageslicht kommt. Immerhin schicken wir uns an zu begreifen, dass einfache Erklärungen nicht ausreichen werden.
Besonders faszinierend ist die Darstellung Froböses, dass und wie alles mit allem zusammenhängt – auf der Erde und im Universum. „Nichtlokalität“ und „Verschränkung“ sind die Termini, die diese Phänomene beschreiben. Die Dualität, Teilchen und Welle zugleich zu sein, ist das Prinzip eines Quants. Gedanken sind auf dieser Ebene so real wie Atome. Und dass Geist, Bewusstsein, Seele Realitäten sind, die vor dem Urknall bestanden haben müssen, oder ihn hervorgebracht haben, wird immer deutlicher, je weiter die Lektüre fortschreitet. Ein Bewusstsein bestimmt das Sein. „Gedanken“ waren vor der Materie da. Froböse legt es darauf an, dieses Prinzip herauszuarbeiten: das Organisationsprinzip, das den Kosmos und die Welt „im Innersten zusammenhält“ (Goethe) und steuert.
Der Autor ist selbst promovierter Naturwissenschaftler und versteht es, anhand der jüngsten Forschungsergebnisse die Prinzipien der Quantenphysik auch für den Laien verständlich zu übersetzen. Dabei erfährt man unter anderem, wie sich das Schwarmverhalten von Tieren erklärt und sogar, was es mit der einen oder anderen „paranormalen“ Erscheinung auf sich hat.
Kritiker werfen Froböse gerade dies vor, dass er diesen paranormalen Bereich, das Gebiet der Esoterik tangiere. Dabei macht gerade die Tatsache, dass er diesen Grenzbereich eben nicht unerwähnt lässt, das Buch „rund“. Schließlich ist der im August 2008 erfolgte experimentelle Nachweis, dass der Informationsaustausch zwischen verschränkten Teilchen mit unendlich hoher Geschwindigkeit stattfindet, eine Sensation, die jegliche esoterische Verstiegenheit noch in den Schatten stellt. Verschränkte Teilchen im Bereich des gesamten unendlichen Universums „sind das Bizarrste, was die moderne Physik zu bieten hat“, sagt Froböse. Und dass es gedachte Gedanken waren, in denen sich in den Labors diese Erkenntnisse manifestieren konnten, ist nicht weniger sensationell.
Das erkannte Verschränkungsprinzip besagt, dass zwischen zwei Teilchen, die einmal zusammengehörten, völlig unabhängig von der Entfernung simultan Informationen ausgetauscht werden, selbst wenn die Teilchen Lichtjahre voneinander entfernt sind. Da wackeln Relativitätstheorie und Darwinsche Evolutionshypothesen. Beziehungsweise sie werden in einen Zusammenhang gestellt, der sie auffängt. Viele der neuen Erkenntnisse waren bislang aber in der Schulwissenschaft verschrien, während Esoteriker immerhin darüber jubeln konnten.
Geist und Bewusstsein, die Software des Unendlichen, das nähert auch Religion und Wissenschaft einander an. Denn Religion ist, wie die Esoterik, geprägt vom Staunen und von einer unendlichen Gläubigkeit. In den Religionen dieser Erde sind die Ahnungen der Menschheit versammelt. Jetzt kümmert sich die Wissenschaft mit viel Mut und unendlicher Neugier um diese letzten großen Rätsel.
Ob es damit allerdings gelingt, auch das Potenzial für die religiösen Konflikte dieser Welt zu bannen, wie Froböse es sich erhofft, darf bezweifelt werden. Denn es gibt im Universum eben nicht nur das so genannte Gute.
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Rezension zu: „Der Lebenscode des Universums“ von Rolf Froböse, Verlag Lotos, 2009, 160 Seiten, 14,95 Euro, ISBN 978-3778782118.
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Siehe auch: EM-Interview „Wir bestehen alle nur aus Sternenstaub“
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