Eurasien-Ticker Juni/Juli 2012

Eurasien-Ticker Juni/Juli 2012

Erasmus-Stipendien mit neuem Rekord · Europäische Bürgerinitiativen · Praxissemester im Ausland · Stiftung Weltbevölkerung: „Familienplanung rettet Leben“ · Blauem Herz Europas droht der Infarkt · Kurzsichtigkeit in Asien auf dem Vormarsch · Die Leipziger Notenspur - einzigartiges Wegeleitsystem · Reiseführer zur Fußball-EM

Von EM Redaktion

Erasmus-Stipendien mit neuem Rekord

EM - Die EU hat mit „Erasmus“ das weltweit erfolgreichste Programm für den Austausch von Studierenden. 2011 erhielten mehr als 231.000 Jugendliche ein Stipendium für ein Studium oder ein Praktikum von bis zu einem Jahr im Ausland. Das ist ein neuer Rekord und eine Steigerung um 8,5 Prozent gegenüber 2010. Die für Bildung, Kultur, Mehrsprachigkeit und Jugend zuständige EU-Kommissarin Androulla Vassilliou nannte das seit 25 Jahren bestehende Programm „eine der größten Erfolgsgeschichten“ der EU. „Die Zahlen sprechen für sich und wären noch höher, wenn wir genügend Mittel hätten, um die gesamte Nachfrage zu decken“, sagte sie. Die Studierenden lernen im Ausland nicht nur Sprachen, sondern auch interkulturelle- und Führungskompetenz.

Beliebteste Zielländer waren 2011 Spanien, Frankreich und Großbritannien. Die meisten Studierenden kamen aus Spanien, gefolgt von Deutschland. Immer beliebter werden neben dem Auslandsstudium auch Erasmus-Arbeitsaufenthalte in ausländischen Firmen.

Europäische Bürgerinitiativen

EM - Die EU macht Ernst mit dem Versprechen des Lissabon- Vertrages für mehr Demokratie und Bürgernähe. Seit dem 1. April kann jedermann durch eine Europäische Bürgerinitiative (EBI) die EU-Kommission zu Gesetzesinitiativen auffordern. Es ist weltweit das erste transnationale Instrument der Bürgerbeteiligung. Zur Auftaktveranstaltung in Deutschland diskutierten Podiumsteilnehmer und Gäste, eingeladen von der Vertretung der EU-Kommission und der Europäischen Bewegung, über die Chancen des neuen Instruments. Prof. Dr. Michaele Schreyer, Vizepräsidentin der Europäischen Bewegung Deutschland und bis 2004 EU-Kommissarin, sieht die Demokratie in der EU durch die EBI gestärkt.

Zur Registrierung von Anträgen gibt es eine Webseite der EU-Kommission, auf der auch die Regeln gut verständlich beschrieben werden. Eine Initiative kann nur in die Wege geleitet werden mit mindestens einer Million Unterstützungsbekundungen aus mindestens sieben EU-Mitgliedstaaten. Dann ist die EU-Kommission in der Pflicht, Stellung zu nehmen. Die Begehren werden „nicht in den grauen Bürozimmern der EU verschwinden“, verspricht Bernd Biervert, stellvertretender Kabinettschef von Kommissionsvizepräsident Maroš Šefčovič. Die 27 EU-Kommissare seien verpflichtet, Anträge, die in ihre Kompetenz fallen, zu bearbeiten.

Mehr Informationen: http://ec.europa.eu/citizens-initiative/public/welcome

Praxissemester im Ausland

EM - Studierende, die im Sommersemester 2013 für ein Praxissemester ins Ausland gehen möchten, sollten jetzt handeln: Noch bis zum 15. Juli 2012 können sie sich online unter www.giz.de/fh-praxisweltweit für das seit 30 Jahren erfolgreiche Fortbildungsprogramm bewerben. Die von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH durchgeführte und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung finanzierte Qualifizierung ermöglicht Studierenden, internationale Praxiserfahrung für den globalen Arbeitsmarkt zu erwerben. Sie verbessern ihre Sprachkenntnisse und entwickeln mit Eigeninitiative, Toleranz und Mobilität Sozialkompetenzen, die für angehende Fach- und Führungskräfte immer wichtiger werden.

Nachwuchskräfte, die an einer deutschen Fachhochschule immatrikuliert sind, erhalten neben einem Stipendium als Zuschuss zu den Lebenshaltungskosten eine umfangreiche Vorbereitung, sowie Unterstützung bei der Suche nach einem Praktikumsplatz durch die GIZ.
Das Praxissemester kann weltweit absolviert werden.

Stiftung Weltbevölkerung: „Familienplanung rettet Leben“

EM - Die Müttersterblichkeit hat sich in den vergangenen 20 Jahren weltweit fast halbiert: Zwischen 1990 und 2010 sank die Zahl der Frauen, die infolge von Komplikationen während der Schwangerschaft oder bei der Geburt starben, von jährlich 543.000 auf 287.000. Von den Todesfällen ereignen sich 99 Prozent in Entwicklungsländern. Das belegen neue Daten, die der Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen (UNFPA), die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und UNICEF heute veröffentlicht haben.

Es gibt große Unterschiede zwischen einzelnen Regionen. Die meisten Länder haben die Müttersterblichkeit deutlich gesenkt, weil sie in freiwillige Familienplanung, in die Ausbildung von Hebammen und anderem Gesundheitspersonal, sowie in die Notfall-Geburtshilfe investiert haben. Beispielsweise ist in Ostasien, das die größten Fortschritte gemacht hat, die Verwendung von Verhütungsmitteln mit 84 Prozent inzwischen besonders hoch. Die neuen Zahlen zeigen zugleich, dass die Müttersterblichkeit in Afrika südlich der Sahara weiterhin dramatisch hoch ist: 85 Prozent aller Fälle von Müttersterblichkeit gehen auf diese Region zurück. Hier ist das Risiko einer Frau, bei der Geburt zu sterben, 1 zu 39. Zum Vergleich: In Industrieländern beträgt das Risiko 1 zu 3.800. In vielen Ländern Afrikas südlich der Sahara ist das Millennium-Entwicklungsziel, die Müttersterblichkeit bis zum Jahr 2015 um drei Viertel zu senken, kaum noch erreichbar, wenn nicht massiv in Familienplanung und in die Gesundheit von Müttern investiert wird.

Blauem Herz Europas droht der Infarkt

EM - „Es besteht die akute Gefahr, dass das „Blaue Herz Europas“ und damit ein über Jahrmillionen gewachsenes, einzigartiges europäisches Naturerbe mit einem Schlag zerstört wird“, warnt Gabriel Schwaderer, Geschäftsführer der europaweit tätigen Naturschutzstiftung EuroNatur. Nirgendwo sonst in Europa gibt es eine vergleichbar große Zahl natürlicher und unzerstörter Flusslandschaften wie auf dem Balkan. Bisher waren diese Naturschätze selbst unter Experten unbekannt. EuroNatur und die österreichische Naturschutzorganisation ECA Watch haben zwei Studien in Auftrag gegeben, welche die ökologische Bedeutung der Flüsse auf dem Balkan erstmals belegen. Zum Untersuchungsgebiet zählten sämtliche Länder des ehemaligen Jugoslawien, Albanien, sowie die grenzübergreifenden Fluss-Einzugsgebiete im Dreiländereck zwischen Bulgarien, Griechenland und der Türkei. Knapp ein Drittel dieser Lebensadern sind noch in einem ursprünglichen Zustand und von Menschen so gut wie nicht verändert. In Albanien und Mazedonien beträgt der Anteil der natürlichen Flüsse sogar zwei Drittel. Zum Vergleich: In Deutschland gelten nur noch zehn Prozent der Flüsse als naturnah, 60 Prozent sind dagegen stark reguliert.

Noch zählt das „Blaue Herz Europas“ zu den Hotspots der Biodiversität. Unter anderem kommen hier mehr als die Hälfte aller in Europa gefährdeten Süßwasser-Mollusken und 28 Prozent sämtlicher in Europa gefährdeten Süßwasser-Fischarten vor – darunter die Adria-Muschel und die Adria-Forelle. Zudem zeichnet die Region eine besonders große Dichte endemischer Fischarten aus: Allein 69 Fischarten gibt es nur auf dem Balkan (südlich der Donau und nördlich von Griechenland). Einige davon kommen dort wiederum nur in wenigen Flüssen vor. Für diese höchst sensiblen Perlen der europäischen Naturschatzkiste können selbst geringfügige Eingriffe in ihren Lebensraum schnell das Aus bedeuten. Doch genau dieser sensiblen und einzigartigen Vielfalt droht jetzt ein Generalangriff der Wasserbaulobby.

Nahezu alle Balkan-Flüsse sollen für die Wasserkraftnutzung ausgebaut werden. Nach Recherchen von EuroNatur und ECA Watch sind derzeit 573 große Wasserkraftwerke (mit mehr als einem Megawatt Leistung) geplant. Hinzu kommt ein Netz aus unzähligen kleineren Anlagen. Selbst hochrangige Schutzgebiete bleiben von den Plänen nicht verschont. So will die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (engl.: EBRD) mitten im zweitältesten und größten Nationalpark Mazedoniens, dem Mavrovo-Nationalpark, den Bau eines großen Staudamms zur Stromgewinnung fördern. Zu den besser bekannten Opfern der Ausbaupläne zählt unter anderem auch die Save und damit eines der letzten natürlichen Flusssysteme Mitteleuropas. Mehr als 100 Wasserkraftwerke und Staustufen sind hier vorgesehen - sowohl am Hauptfluss als auch an den Nebenflüssen. „Wenn diese intakten Flusssysteme einmal zerstört sind, lässt sich der damit verbundene Verlust für die Biodiversität in Europa niemals mehr rückgängig machen, auch nicht durch Ausgleichsmaßnahmen!“, sagt Ulrich Eichelmann, Koordinator von ECA Watch.

Informationen: info@euronatur.org, Internet: www.euronatur.org

Kurzsichtigkeit in Asien auf dem Vormarsch

EM - Bis zu 90 Prozent der Schulabgänger in den großen Städten Asiens leiden unter Kurzsichtigkeit. Laut Wissenschaftlern der Australian National University (http://anu.edu.au) ist diese Entwicklung darauf zurückzuführen, dass die Schüler in der Schule hart arbeiten müssen und zu wenig Tageslicht bekommen. Das Team um Ian Morgan schreibt in „The Lancet“ http://thelancet.com, dass bis zu einer von fünf Schülern eine schwere Beeinträchtigung der Sehfähigkeit erleiden oder sogar erblinden könnte. Zum Vergleich: In England sind 20 bis 30 Prozent der Menschen kurzsichtig. Laut Morgan galt dieser Durchschnitt früher auch für die Menschen in Südostasien. Dem Wissenschaftler zufolge deuten alle Beobachtungen darauf hin, dass in Asien in den vergangenen zwei Generationen etwas Außergewöhnliches geschehen sein muss.

„Früher waren rund 20 Prozent der Bevölkerung kurzsichtig, heute sind es mehr als 80 Prozent. Bei jungen Erwachsenen sind es schon fast 90 Prozent.“ Der Wissenschaftler sieht in dieser Entwicklung ein ernstes Gesundheitsproblem. Morgan argumentiert, dass viele Kinder in Südostasien viele Stunden in der Schule und mit den Hausaufgaben verbringen. Das belastet die Augen. Zwei bis drei Stunden Tageslicht wirken dabei als Gegengewicht und helfen die Gesundheit der Augen zu erhalten.

Die Leipziger Notenspur - einzigartiges Wegeleitsystem

EM - Unter dem Motto „Musik bewegt die Stadt“ wurde am 12. Mai 2012 mit einem originellen Musik- und Bürgerfest die „Leipziger Notenspur“ eröffnet. Das einzigartige Wegeleitsystem verbindet auf einem fünf Kilometer langen Rundweg die wichtigsten Wohn- und Wirkungsstätten bedeutender Komponisten wie Johann Sebastian Bach, Edvard Grieg, Felix Mendelssohn Bartholdy, Robert Schumann und Richard Wagner miteinander. Eine Spur aus geschwungenen ebenerdigen Edelstahlintarsien und Informationstafeln zieht sich durch Leipzig und hebt die außergewöhnliche musikalische Tradition im Stadtbild hervor.

Da sich Musik vor allem über ein Hörerlebnis erschließt, wird das Wegeleitsystem durch ein Musikerlebnis-Leitsystem ergänzt. Ein Basispylon informiert auf dem Augustusplatz über das Projekt. Weiterhin befinden sich an allen 23 Stationen Stelen sowie Klanginstallationen. „Ich freue mich, dass wir mit dem Musik- und Bürgerfest zeigen können, dass die Notenspur eine lebendige Klammer für Leipzig bildet, die nicht nur Inspirationsorte der Musikgeschichte und musikalische Epochen miteinander verbindet, sondern auch Menschen, die Musik praktizieren“, äußert sich Prof. Werner Schneider, Leiter der Notenspur-Initiative und Initiator des Projekts.

Mehr: http://www.notenspur-leipzig.de / Video: http://www.youtube.com/watch?v=hA-iSSR8Hrk

Reiseführer zur Fußball-EM

EM – Berlins Trescher Verlag - „Der Spezialist für den Osten“ - offeriert zur Fußball-EM die passenden Reiseführer:

• Posen, Thorn, Bromberg
• Breslau
• Polnische Ostseeküste (mit Kapitel zu Danzig)
• Masuren (mit kurzem Kapitel zu Danzig)
• Ostseestädte (Kreuzfahrtführer; mit kurzem Kapitel zu Danzig)
• Ukraine
• Kiev
• Flusskreuzfahrten auf dem Dnepr (mit Kapitel zu Kiev)
• Lemberg
• Ukraine-Lesebuch

Mehr Informationen: http://www.trescher-verlag.de/presse.html

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