Eurasien-Ticker

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Erdöl: Kasachstan wirbt um US-Investitionen · Schüleraustausch mit China, Thailand, Indonesien oder Malaysia · Erfolgsgeschichte einmal anders: Britischer Staubsauger die Nummer 1 in Japan · Großauftrag für Röhren zum Bau der Ostseepipeline soll an Salzgitter gehen · Osteuropäische Arbeiter in der Schweiz und Großbritannien willkommen · Anleitung zum Umsturz von der Bertelsmann-Stiftung · Ein chinesischer Verlag bringt die Werke Friedrich Schillers heraus

Von EM Redaktion

Erdöl: Kasachstan wirbt um US-Investitionen

EM – Kasachstan will den Umfang seiner Erdöl- und Gasförderung bis zum Jahr 2015 mehr als verdoppeln. Dies sagte der kasachische Energieminister Wladimir Schkolnik Anfang September auf einer Investorenkonferenz in San Diego, Kalifornien. Nach Angaben des Ministers sollen noch im Jahr 2005 die Fördermengen auf folgende Werte angehoben werden: 1,3 Millionen Barrel Öl pro Tag und 28,7 Milliarden Kubikmeter Erdgas pro Jahr. Im Jahr 2015 sollen in dem zentralasiatischen Staat dann 3 Millionen Barrel Öl pro Tag und 79,4 Milliarden Kubikmeter Erdgas pro Jahr gefördert werden.

Um die kasachischen Produktionskapazitäten in diesem Maße anheben und die Infrastruktur für den Öl- und Gastransport ausbauen zu können, warb Schkolnik in den USA um verstärkte Auslandsinvestitionen. „Wir müssen unsere Kapazitäten weiter verbessern, um mehr Öl vom Kaspischen Meer auf den Weltmarkt zu bringen. Deshalb benötigen wir mehr ausländische Investitionen in diese Infrastruktur.“

Für seine Ölexporte ist Kasachstan noch immer weitgehend vom russischen Leitungssystem abhängig und sucht daher nach alternativen Exportrouten. Die Regierung in Astana schloß kürzlich ein Abkommen mit Aserbaidschan ab. Es wurde vereinbart, daß das kasachische Erdöl über die Ende Mai eingeweihte BTC Pipeline zum türkischen Mittelmeerhafen Ceyhan geleitet wird. Eine weitere Erdölleitung vom kasachischen Aktau am Kaspischen Meer führt ins chinesische Alaschanko (Provinz Xinjang) und soll im Dezember in Betrieb gehen. Beide Exportleitungen umgehen russisches Territorium, weshalb ihnen von den USA und China große strategische Bedeutung beigemessen wird.

Schüleraustausch mit China, Thailand, Indonesien oder Malaysia

EM – Schüler, die ein Austauschjahr in China, Thailand, Indonesien oder Malaysia verbringen möchten, können sich bis zum 15. Oktober bei afs Interkulturelle Begegnungen e.V. bewerben. Zur Finanzierung des Austauschjahres hat die Stiftung Mercator GmbH Stipendien ausgeschrieben.

Die Stipendiaten verbringen elf Monate in einer Gastfamilie, besuchen eine weiterführende Schule und leben wie einheimische Jugendliche. Sie erhalten so die Möglichkeit, sich mit einer anderen Kultur vertraut zu machen und eine ungewöhnliche Fremdsprache zu erlernen. Bewerber sollten zwischen Juli 1988 und Juli 1990 geboren sein. Sprachkenntnisse werden nicht vorausgesetzt.

Organisiert wird das Austauschjahr von afs Interkulturelle Begegnungen. Der Hamburger Verein ist nach eigenen Angaben die größte und älteste Jugendaustauschorganisation weltweit. Das Kürzel afs steht für „American Field Service“, da die Austauschorganisation auf eine Gruppe amerikanischer Sanitäter zurückgeht, die während der beiden Weltkriege freiwillige Verletztentransporte durchführten. Der Verein bietet in über 40 Ländern Schüleraustausch- und Gastfamilienprogramme an und organisiert Freiwilligendienste. Nähere Infos im Netz: www.afs.de.

Erfolgsgeschichte einmal anders: Britischer Staubsauger die Nummer 1 in Japan

EM - Innerhalb eines Jahres hat ein britisches Staubsaugermodell den japanischen Markt erobert und ist zum Spitzenprodukt des Handels geworden. Das von dem Erfinder James Dyson aus dem idyllischen englischen Städtchen Malmesbury konstruierte Gerät mit der Typbezeichnung DC12 ist ein speziell für Japan entwickeltes Modell. Es war so erfolgreich, daß der Umsatz in den vergangenen zwölf Monaten um 400 Prozent auf knapp 40 Millionen Pfund gestiegen ist. Damit hat das EU-Produkt von Dyson seinen Marktanteil um das 24fache ausgebaut und so renommierte japanische Marken wie Sharp, Sanyo und Mitsubishi hinter sich gelassen.

Der DC12 ist auf die kompakten Wohnverhältnisse der Japaner zugeschnitten. Sie haben zum Beispiel im Vergleich zu Amerika, wo die Firma Dyson ebenfalls Marktführer bei Staubsaugern ist, ein Drittel weniger Wohnfläche zur Verfügung. Mit seinem Teleskoprohr und dem um das Gerät gelegten Schlauch ist der DC12 leichter zu tragen und zu verstauen als herkömmliche Staubsauger. Seine Abmessungen betragen nur 350x250x200 Millimeter. Eigens für die empfindlichen Tatami-Matten, die als Bodenbeläge in vielen japanischen Wohnungen zu finden sind, wurde eine neue Bodendüse entwickelt. Dieses sensible Eingehen auf japanische Bedürfnisse hat sich nun in einer unglaublichen Erfolgsgeschichte ausgezahlt.

Großauftrag für Röhren zum Bau der Ostseepipeline soll an Salzgitter gehen

EM - Der Stahlkonzern Salzgitter AG rechnet damit, sich für den Bau der neuen Ostsee-Pipeline von Rußland nach Deutschland einen Großauftrag zu sichern. Vorstandschef Wolfgang Leese sagte der „Financial Times Deutschland“, die offizielle Vergabe der Aufträge werde in Kürze bereits erfolgen. Leese: „Und wir sind sehr zuversichtlich, einen Großteil der Röhren liefern zu können. Außer einem japanischen Anbieter und uns gibt es niemanden, der diese Teile liefern könnte.“

Für die Salzgitter-Tochter Europipe würde der Großauftrag das Wachstum am Röhrenmarkt zusätzlich verstärken. „Der Boom bei Öl und Gas wird noch längere Zeit anhalten“, gab sich Leese optimistisch. Als Folge investierten die Förderländer in neue Pipelines.

Osteuropäische Arbeiter in der Schweiz und Großbritannien willkommen

EM – Die Schweiz ist zwar kein EU-Land, kann aber mit einem Ausländeranteil von etwa 22 Prozent faktisch das europäischste Land in ganz Europa genannt werden. Die Eidgenossen stimmten kürzlich in einem Volksentscheid mehrheitlich für die Freizügigkeit bei der Zuwanderung und öffneten damit den Arbeitsmarkt ihres Landes. Bis 2011 gibt es allerdings noch einige Einschränkungen. Ab 2011 herrscht die volle Freizügigkeit. Dann gilt die mit dem ersten bilateralen Vertragspaket im Jahr 2001 ausgehandelte Öffnung des Schweizer Arbeitsmarktes für die Bürger der alten EU bald auch für die erweiterte Union. Nicht mehr nur Deutsche, Briten oder Franzosen, sondern schrittweise auch Esten, Polen oder Ungarn können in Schweizer Banken, Büros, Betrieben oder Zahnarztpraxen ihr Geld verdienen.

Auch in Großbritannien finden immer mehr Menschen aus Osteuropa einen Arbeitsplatz. Anders als in Deutschland und Österreich wächst hier die Wirtschaft. Die Arbeitslosenquote liegt bei 4,7 Prozent. Auf der Insel sind Arbeiter aus dem Osten der EU willkommen.
Ende September legte die Londoner Regierung Zahlen vor, wonach seit der EU-Erweiterung im Mai 2004 232.000 Einwanderer aus den acht neuen osteuropäischen EU-Staaten gekommen sind. Das sind fünfzehnmal mehr, als die Regierung von Tony Blair vorhergesagt hatte. Es kommen vorwiegend junge Leute, die in der Gastronomie, in Fabriken, als Handwerker oder in Privathaushalten gebraucht werden. Nur 50 von ihnen bekamen nach amtlichen Angaben Sozialleistungen.

Irland, Schweden und Großbritannien sind die einzigen der fünfzehn alten EU-Länder, die ihre Grenzen für die neuen Arbeitssuchenden ganz geöffnet haben. Dagegen gab kürzlich die Regierung in Wien bekannt, daß Österreich den Arbeitsmarkt nicht nur bis 2006, wie einmal vorgesehen, sondern bis 2009 für Bürger aus osteuropäischen EU-Ländern geschlossen halten wird. Die Regierung in Wien begründet dies mit steigender Arbeitlosigkeit im Land.

Anleitung zum Umsturz von der Bertelsmann-Stiftung

EM – Die Bertelsmann-Stiftung in Gütersloh hat ein Strategiepapier für den politischen Machtwechsel in Weißrußland vorgelegt. Darüber berichtete Christiane Schulzki-Haddouti in „heise online“ vom März dieses Jahres. (http://www.heise.de/tp/r4/artikel/19/19596/1.html)

Das Papier habe man Anfang Februar auf einem Workshop im litauischen Vilnius erarbeitet. Die Veranstaltung sei zusammen mit dem litauischen Außenministerium vorbereitet worden. Daran teilgenommen hätten neben Vertretern der weißrussischen Opposition auch solche der EU-Kommission und des EU-Rates als „Beobachter“.

Die Autorin schreibt: „In den deutschen Medien wurde das ehrgeizige Papier bislang übersehen“. Lediglich die in Rußland erscheinende deutschsprachige Internetzeitung „russland.ru“ habe sich über die Ambitionen der Gütersloher mokiert.

Anlaß des Papiers ist laut Christiane Schulzki-Haddouti der erfolgreiche Umsturz in der Ukraine durch die orange-farbene Opposition. „Nun hält es die Bertelsmann-Stiftung für eine offensichtliche Notwendigkeit, eine ‚ehrgeizige, schnelle, gut-koordinierte und effektive Strategie‘ zu entwickeln, deren Maßnahmen einen ‚unmittelbaren und direkten Einfluß‘ auf die kommenden Präsidentschaftswahlen in Weißrußland haben sollen, die im nächsten Jahr stattfinden werden.“ – Ein äußerst lesenswerter Beitrag mit vielen Hintergrundinformationen. Wie weit die Umsturzpläne inzwischen gediehen sind, darüber berichtet die „World Socialist Web Site“ in ihrer Ausgabe vom 07. September: http://www.wsws.org/de/2005/sep2005/pole-s07.shtml

Ein chinesischer Verlag bringt die Werke Friedrich Schillers heraus

EM – Wie der Börsenverein des Deutschen Buchhandels meldet, erscheinen die Werke des großen deutschen Dichters Friedrich Schiller nun auch in chinesischer Sprache. Der Verlag für Volksliteratur (Renmin Wenxue) habe zum Schillerjubiläum die erste Ausgabe der „Gesammelten Werke von Friedrich Schiller“ in chinesischer Sprache herausgebracht. Die sechs Bände mit fast allen Gedichten, Stücken, Dramen und vielen Erstübersetzungen wurden zum Auftakt eines viertägigen Schiller-Symposiums in der Pekinger Renmin-Universität vorgestellt. Zhang Yushu, Chinas bedeutendster Übersetzer für deutsche Literatur und Vizepräsident des Germanistenverbandes, verantwortet als Herausgeber die Ausgabe. Der deutsche Klassiker wurde in China erstmals 1907 in einem Aufsatz von Lu Xun erwähnt. Als erstes komplett übersetztes Werk erschien Wilhelm Tell im chinesischen Revolutionsjahr 1911.

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