Eurasien-Ticker

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Polen drängt auf einen Energieverbund innerhalb der EU · Lettland will den „Eiro“ einführen · Stockholm läßt seine Drogensüchtigen in Lettland therapieren · Keiner macht sie mehr an – in China, Kuba, Rußland steht man auf Allgäuer Joghurt · Wie die CIA Teherans Atomprogramm sabotieren wollte · Ukraine-Analysen kostenlos per E-Post · Chinesisch-Deutsche Hochschule offiziell gegründet ·

Von EM Redaktion

Polen drängt auf einen Energieverbund innerhalb der EU

EM – Auf dem EU-Gipfeltreffen im Frühjahr will Polen Antrag auf Gründung eines Energiebündnisses stellen. Wie die Zeitung „Gazeta Wyborcza“ Ende Januar berichtete, schlägt die Regierung in Warschau vor, neue Pipelines oder auch die Erweiterung von bestehenden Leitungen künftig nicht mehr bilateral, sondern nur noch gemeinsam innerhalb der EU zu beschließen. Im polnischen Außenministerium, das neben dem Wirtschaftsministerium die Pläne für einen solchen Antrag erarbeitet, wird von einer „Energie-Nato“ gesprochen, die es zu gründen gelte.

Die Anregung dazu soll vom polnischen Präsidenten Lech Kaczynski ausgehen. Das Konzept sehe unter anderem vor, gemeinsame Gasreserven zu schaffen und sich zum gegenseitigen Beistand zu verpflichten, falls ein Mitgliedsland von seinen Gaszufuhren abgeschnitten werde.

Lettland will den „Eiro“ einführen

EM – Lettland weigert sich, nach Beitritt zur Währungsunion den Euro mit „eu“ zu schreiben. Wenn die Gemeinschaftswährung im Jahr 2008 eingeführt werde, so die Regierung in Riga, wolle man bei der lettischen Schreibwiese mit „ei“ bleiben. Hier bahnt sich ein Konflikt mit der Europäischen Union an. Die EU besteht auf einer einheitlichen Schreibweise, so, wie sie in der Verordnung des Rates der Gemeinschaft am 3. Mai 1998 beschlossen wurde. Danach „muß die einheitliche Währung in allen Amtssprachen der Europäischen Union denselben Namen tragen.“

Der Versuch Lettlands, aus der gemeinsamen Währungssprache auszuscheren und für sich den „Eiro“ einzuführen, stößt sowohl im Europäischen Parlament als auch in der Kommission auf Unverständnis. Es wäre ein Präzedenzfall. Ob dadurch sogar die Euro-Einführung in Lettland gefährdet sein könnte, ist im Augenblick noch offen.

Stockholm läßt seine Drogensüchtigen in Lettland therapieren

EM – Aus Kostengründen will die Stadtverwaltung von Stockholm künftig einen Teil ihrer Sozialarbeit ins Ausland verlagern. Drogenabhängige aus der schwedischen Hauptstadt sollen in Riga behandelt werden. Dafür ist die Eröffnung eines Heims für Suchtkranke in der lettischen Hauptstadt geplant. Nach Berechnung der Stockholmer Behörden lassen sich infolge der niedrigen Löhne für lettische Fachkräfte die Therapiekosten für die schwedischen Drogenopfer erheblich senken. Justus Bergsten vom Stockholmer Sozialdienst erklärte gegenüber der schwedischen Zeitung „Dagens Nyheter“: „Wir rechnen damit, daß sich die Ausgaben pro Therapieplatz  glatt halbieren lassen.“

Geplant ist, daß sich das Betreuungspersonal je zur Hälfte aus schwedischen und lettischen Fachkräften zusammensetzt. Für die Verpflegung und für Reinigungsarbeiten sollen nur lettische Arbeitskräfte eingesetzt werden, die deutlich weniger Lohn verlangen. Auch die Patienten sollen je zur Hälfte aus beiden Ländern kommen. Auf diese Weise bekäme Lettland eine Klinik nach schwedischem Muster und könnte damit seine Drogenhilfe verbessern, heißt es in Stockholm.

Keiner macht sie mehr an – in China, Kuba, Rußland steht man auf Allgäuer Joghurt

EM - „Uns fehlte es an einfachen gesunden Lebensmitteln, wir hatten nicht mal Joghurt“ – so lautete einer der Stoßseufzer der Wendezeit in den 90er Jahren. Inzwischen ist alles ganz anders geworden. Der bekannte Allgäuer Joghurtproduzent und Marktführer in Deutschland – „Ehrmann, keiner macht mich mehr an“ – war sofort nach der Wiedervereinigung in der Konsumlandschaft der DDR präsent. Mit jedem neuen Supermarkt, den die Lebensmittelketten im Osten errichteten, kamen Tausende weiterer Becher in die Regale. Derzeit produziert das Stammwerk im idyllischen Oberschönegg im Allgäu jeden Tag über vier Millionen Becher. Dreißig verschiedene Sorten hat das Molkereiunternehmen im Sortiment.

Doch auch die Russen wollten Joghurt. Um den riesigen russischen Markt zu erschließen, baute Ehrmann in Raos bei Moskau eine eigene Produktionsstätte, in der seit März 2000 jährlich 1,2 Milliarden Becher „Ermighurt“ produziert werden. Joghurt für die Weiten Sibiriens, Kasachstans und der Ukraine. „Wir haben in Rußland einen Marktanteil von 34 Prozent“, sagt Christian Ehrmann.

Sogar ins sozialistische Kuba wird Allgäuer Joghurt schon geliefert. Und jetzt soll Asien erschlossen werden. Das aufstrebende China hat den Anfang gemacht. Seit einem halben Jahr unterhält die Firma Ehrmann eine Filiale im Reich der Mitte. Versorgt wird der chinesische Markt derzeit noch von Moskau aus. Die cremige Fracht gelangt über die transsibirische Eisenbahn nach Peking. Wenn alles nach Plan läuft, soll in Kürze ein eigenes Werk in der Volksrepublik errichtet werden. Natürlich gilt auch dort der Slogan: „Ehlmann, keinel macht mich mehl an“.

Wie die CIA Teherans Atomprogramm sabotieren wollte

EM - Im Jahr 2000 ließ Präsident Bill Clinton dem Iran durch den US-Geheimdienst CIA den Schaltplan eines russischen Präzisionszünders für Atombomben zuspielen. Dies enthüllt der „New York Times“-Journalist James Risen in seinem Ende Januar in den USA erschienenen Buch „State of War“. In den Schaltplan seien zuvor in einem US-Laboratorium einige Fehler eingebaut worden. Sie sollten die Funktion des Zünders verhindern. Angeblich wollte die CIA auf diese Weise das iranische Atomprogramm sabotieren. Zudem habe man gehofft, aus den Reaktionen nach einer möglichen Entdeckung des Fehlers Einzelheiten über den Stand der iranischen Atomforschung zu erfahren.

Das Unternehmen „Merlin“, wie der Deckname lautete, ging gründlich schief. Risen enthüllte, die CIA habe für die Übergabe des Zünders an den Iran einen russischen Experten ausgewählt, der in der Sowjetunion einst selbst an solchen Geräten geforscht hatte und nach 1991 in die USA eingebürgert worden war. Der Russe entdeckte den Fehler im Schaltplan und machte aus eigenem Entschluß Teheran darauf aufmerksam. Jetzt glaubt die Internationale Atomenergiebehörde, daß die USA der iranischen Atomforschung durch ihre Geheimdienstaktion sogar geholfen haben könnten.

Ukraine-Analysen kostenlos per E-Post

EM – Westorientierung in Richtung EU oder Ostorientierung nach Rußland – die Ukraine muß in den nächsten Jahren eine Grundentscheidung über ihre politischen Prioritäten treffen. Um bei der Beurteilung dieser Prozesse zu helfen, geben die Forschungsstelle Osteuropa und die Deutsche Gesellschaft für Osteuropakunde ab Februar die „Ukraine-Analysen“ heraus. Sie sollen aktuelle Themen aus Politik, Wirtschaft und Medien des Landes verfügbar machen – ähnlich wie bereits die Rußland-Analysen (www.russlandanalysen.de).

Die Ukraine-Analysen sollen an jedem zweiten und vierten Dienstag im Monat als PDF-Datei erscheinen. Sie können kostenlos per E-Post abonniert werden: fsopr@uni-bremen.de, Betreff: „Subscribe Ukraine-Analysen“.

Chinesisch-Deutsche Hochschule offiziell gegründet

EM – Die Verträge für die Chinesisch-Deutsche Hochschule für Angewandte Wissenschaften (CDHAW) in der chinesischen Metropole Schanghai sind jetzt unterzeichnet. Am 20. Januar trafen sich dazu in der Fachhochschule Eßlingen Vertreter der Schanghaier Tongji-Universität und der beteiligten deutschen Hochschulen (Berlin, Bochum, Brandenburg, Braunschweig/Wolfenbüttel, Erfurt, Jena, Karlsruhe, Köln, München, Wiesbaden, Zittau-Görlitz, Zwickau). Die CDHAW hat bereits im vergangenen Jahr ihren Betrieb aufgenommen, 180 Studenten haben sich inzwischen immatrikuliert.

An der Chinesisch-Deutschen Hochschule können sich chinesische Studenten in drei Bachelor-Studiengängen einschreiben: Mechatronik, Fahrzeugservice/Kundenbetreuung und Versorgungstechnik. Zu Beginn des vierjährigen Studiums wird die deutsche Sprache unterrichtet, die Lehrveranstaltungen finden später zu 50 Prozent in Deutsch statt. Ein einjähriger Aufenthalt an einer deutschen Hochschule bzw. ein praktisches Studiensemester in einem deutschen Unternehmen sind für die Studenten obligatorisch.

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