Leserbriefe

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Reaktionen auf das Interview mit Herrn Dr. Matin Baraki in der Ausgabe 01/04

Von EM Redaktion

Sehr geehrte Redaktion, 04.02.2002

in den folgenden Zeilen möchte ich Ihnen kurz meine Position zu dem in der Januar-Ausgabe veröffentlichten Interview mit Herrn Dr. Baraki schildern. Ich bin selbst Afghane, deshalb liegt mir das Thema besonders am Herzen.

Sicherlich stimme ich Herrn Baraki zu, daß die US-Kriegspläne bereits vor dem 11. September geschmiedet waren. Auch daß die neue afghanische Staatsführung unter Hamid Karsai eine von außen installierte Marionettenregierung ist, die von der Bevölkerung abgelehnt wird, sehe ich so.

Was ich allerdings absolut nicht akzeptieren kann, ist, daß Herr Baraki die Bezeichnung Afghanistans als „Islamische Republik“ als Unheil anprangert. Schließlich gehören die Bewohner Afghanistans zu fast 100 Prozent dem islamischen Glauben an. Bedeutet eine nicht-islamische Republik und die Nichtbeachtung der Scharia gleich die Verheißung einer demokratischen Zukunft für Afghanistan? Muß Demokratisierung immer mit dem Import von thailändischen Prostituierten und der Eröffnung von Kneipen mit allen Sorten von alkoholischen Getränken verknüpft sein? Ist es für die Demokratisierung Afghanistans notwendig Pay-TV inklusive sämtlicher Pornokanäle freizugeben?

Ein parlamentarisches Regierungssystem, wie es Herr Baraki fordert, hätte den Kriegsfürsten der Nordallianz zu noch mehr Macht und Einfluß verholfen. Die Nordallianz ist jedoch wegen ihrer Kooperation mit Moskau nach der Invasion der sowjetischen Truppen 1979 bei einem Großteil der afghanischen Bevölkerung in Verruf. Ein wirkliches Unheil wäre es gewesen, wenn die Nordallianz innerhalb eines parlamentarischen Regierungssystems den Großteil der Bevölkerung, die Paschtunen, terrorisiert hätte.

Egal welches Regierungssystem Afghanistan hat, von einer echten Demokratisierung ist das Land noch weitere 50 Jahre entfernt. Im Moment brauchen die Afghanen eine Diktatur, aber keine von außen installierte! Die starke Regierung soll Ordnung schaffen, das Land entmilitarisiern und Recht und Ordnung herstellen. Nur so ist zu bewerkstelligen, daß die kommende Generation sich nicht mehr mit Krieg und Drogenanbau, sondern mit Bildung beschäftigt.

Nicht's für ungut!

Farid S.

***

Es ist wirklich Schade... 10.02.2004

daß die Zahl der Pseudo-Wissenschaftler und Möchtegern-Afghanistan-Experten immer weiter zunimmt. Was Herr Baraki in diesem Interview so von sich gibt, ist der Gipfel an Schwachsinn und Zeugnis von geistiger Orientierungslosigkleit. Es ist einfach nur beleidenswert, wenn solche „Lehrbeauftragte“ noch Nischen finden, wo sie ihre längst überholten kommunistischen Ideologien ausbreiten können. Schade, daß auch Ihre Zeitschrift hierfür eine Plattform bietet.

Es wirft leider ein schwaches Bild auf die Afghanen in Deutschland ab, wenn inkompetente Menschen Analysen/ Interviews abgeben. Ich denke, es sind genügend fähige Wissenschaftler in Deutschland, die glasklare Analysen und objektive, mit wissenschaftlicher Methodik ausgeführte Analysen abliefern können. Leider werden diese unzureichend wahrgenommen.

Ich habe die Dissertation von Herrn Baraki mir mal angesehen: Ein etlich langes Buch über das deutsch-afghanische Verhältnis. So interessant das Thema auch sein mag, so überdimensional lang sind die Ausführungen des Verfassers. Heutzutage würde so eine wissenschaftliche Arbeit bereits an Formalitäten scheitern (es wird grundsätzlich Begrenzung der Seitenzahlen vorgegeben).

Es würde viel zu viel Aufwand bedeuten, hier allen Punkten, die Herr Baraki in seinem Interview von sich gibt, zu widersprechen. Es lohnt sich einfach nicht, weil ich es als so absurd betrachte, daß es da schon besser ist, einen objektiven Artikel detailliert zu kommentieren.

Ich bitte Sie um Verständnis für meine scharfe Kritik und meine Empörung. Aber genau durch solche unseriösen Interviews, wo Behauptungen über Behauptungen, gefärbt mit der kommunistischen Sichtweise dargestellt werden, ohne daß annähernd konkrete Beweise dafür angetreten werden, wird die Öffentlichkeit in die Gefahr der Manipulation gebracht. Gut, es ist Meinungsfreiheit in Deutschland. Aber ich bitte Sie auch diesen Artikel, als Lesermeinung zu veröffentlichen, damit hier nicht der Anschein erweckt wird, daß alle Afghanen in Deutschland diese Sichtweise eines „Lehrbeauftragten“ teilen.

Mit freundlichen Grüßen

NOOR

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