Waschnüsse aus Indien sind billig und umweltfreundlichINDIEN

Waschnüsse - Wo die Seife auf den Bäumen wächst

Waschnüsse nennt man sie oder „Soapnuts“ und davon abgeleitet bezeichnet man den Baum auf dem sie wachsen als Seifenbaum. In Indien reinigen die Menschen mit seinen Früchten seit Menschengedenken ihre Wäsche. Im Westen wurden Waschnüsse bisher vor allem von Fabrikanten geschätzt, die daraus Waschmittel und Seifen herstellen. Jetzt können Umweltbewußte unverarbeitete Waschnüsse im Reformhaus kaufen. Jeder Waschvorgang wird dadurch um die Hälfte billiger – die Umwelt atmet auf.

Von Johann von Arnsberg

Waschnüsse enthalten Saponine  
Waschnüsse enthalten Saponine  

A m Saume des Himalayas liegt Uttar Pradesh, die Wiege wichtiger Religionen wie des Hinduismus, des Buddhismus und der kleineren Bewegung des Jainismus. Die weißen oder farbigen Gewänder der Gläubigen strahlen Sauberkeit aus und fühlen sich weich an, obwohl sie niemals den „Weißen Riesen“ zu Gesicht bekommen. Das Geheimnis ihrer Reinheit und Weichheit hängt auf Bäumen, die im modernem Hindi als „Ritha“ bezeichnet werden und im Lateinischen als Sapindus mukorossi.

Genauer gesagt sind es die Früchte dieser Bäume, die „Waschnüsse“, um die es geht. Interessant sind allerdings nur ihre Schalen. Denn sie enthalten Saponine. Der Begriff kommt aus dem Lateinischen. Sapo ist die Seife. Tatsächlich wächst sie in Indien auf den Bäumen – weshalb die Früchte von Sapundus mukorossi auch „Soapnut“ heißen, die „Seifennüsse“.

Verbreitet ist der Waschnußbaum nicht nur in Uttar Pradesh, sondern in weiten Teilen Indiens, in Himmachal Pradesh, Haryana, in der Region Kaschmir und auch im indischen Nachbarstaat Nepal. Der Waschnußbaum gehört zur Familie der Seifengewächse (lat. Sapindaceae). Sie wachsen zwar weltweit in subtropischen und tropischen Gebieten, aber die meisten Seifennüsse werden aus Indien nach Europa importiert. Die Nüsse von Sapindus mukorossi sind die wertvollsten. Sie enthalten die größten Anteile an Saponin.

Nur die Schalen der Nüsse sind interessant

Im Frühjahr bildet der Seifenbaum weiße Blüten. Aus diesen entwickeln sich die Waschnüsse, deren Schale das begehrte Saponin enthält. Im September/Oktober ist Erntezeit. Die fast walnußgroßen Nüsse werden in Indien bereits aufgeknackt und vom Kern befreit. (Er enthält kein Saponin). Die Nußschalen verarbeitet man im Land zu Seife, verwendet sie pur zum Waschen oder exportiert sie.

Zum Wäschewaschen in der Waschmaschine gibt man die Waschnüsse in einen kleinen Stoffbeutel. Dieser wird einfach zwischen die Schmutzwäsche gelegt und dann wird wie gewohnt gewaschen. Ein Weichspüler erübrigt sich, denn die Waschnüsse machen die Wäsche seidenweich.

Der Geruch der aus den Nußschalen frei werdenden Naturseife ist neutral. Die Seife gibt auch so gut wie keinen Schaum ab. Reibt man die goldenen bis braunen Schalen mit etwas Wasser in der Hand, bildet sich eine weißliche Seifenflüssigkeit, durch die Hände und Wäsche sauber und vor allem zartweich werden.

Die Hautverträglichkeit ist beeindruckend

Mit Waschnüssen wäscht man natürlich und ohne chemische Zusatzstoffe. Somit sind sie auch bestens geeignet für Allergiker, Neurodermitis-Patienten und Menschen mit sensibler Haut. Die Firma Aromara, die Waschnüsse unter der Bezeichnung SAPDUS in Reformhäusern (neuform) anbietet, weist noch auf einen weiteren Vorteil hin: Man kann etwa die Hälfte der Kosten sparen, die man für herkömmliche, chemische Waschmittel ausgibt. Und auch der Wäsche bekäme das Waschen mit den indischen Seifennüssen ganz ausgezeichnet - die Farben hielten sich länger frisch. Ein Vorteil, den man in den Klöstern Nordindiens seit Urzeiten kennt.

Weißer Wäsche, so wird empfohlen, sollte man etwas Bleichmittel zugeben, zum Beispiel Backpulver. Und bei sehr hartem Wasser täte man gut daran, mit einem Eßlöffel Zitronensäure pro Waschmaschinenfüllung diese Härte zu neutralisieren. Das gleiche gilt für den Einsatz im Geschirrspüler – auch hier sorgen ein paar preiswerte Waschnüsse für sauberes Geschirr, das auch noch einwandfrei glänzt. Die braunen Kullernüsse kommen in das Reinigungsfach oder werden mit einem Säckchen in den Besteckkorb gegeben.

Sogar Haare werden mit Waschnüssen schonend gewaschen - sie bleiben lange fettfrei

Die Umweltredaktionen verschiedener Fernsehsender haben in letzter Zeit mit Waschnüssen experimentiert. Sabine Schütze von der SWR1-Redaktion Umwelt und Ernährung hat den Test gemacht und sich die Haare damit gewaschen. Begeistert berichtete sie in ihrer Sendung: „Ich habe mir dafür einen Sud gemacht, also ein paar Nüsse in wenig Wasser ausgekocht und dann die Haare damit gewaschen. Das Waschgefühl war ziemlich irritierend, weil die Nüsse so gut wie gar nicht schäumen. Also ist das ohne Schaum mehr so ein Art ‚Haare massieren‘. Danach hatte ich heftige Zweifel, ob die Haare schön sauber und fettfrei sind. Und tatsächlich, es hat geklappt. Es war sogar besser. Meine Haare ließen sich zum ersten Mal ohne häßliches Ziepen ganz leicht kämmen, faßten sich kräftiger an und waren vor allem viele Tage lang wie frisch gewaschen.“

Waschen mit Waschnüssen ist umweltfreundlich, denn die Waschlauge ist vollkommen biologisch abbaubar. Die Schalen kommen in den Biomüll oder auf den Komposthaufen, wo sie zu einem wertvollen Dünger heranreifen.

Inzwischen werden auch ganze Waschnußbäume in den Gärtnereien des Westens angeboten. Als Ziersträucher – aber auch als Lieferanten für die begehrten Waschnüsse. Die Pflanzen wachsen baumförmig, sind locker belaubt und vertragen Temperaturen nahe der Frostgrenze. Verwendung finden sie in temperierten und warmen Wintergärten, im Zimmer, auf Balkon und Terrasse. – Ein Hauch von Indien, der zudem auch noch etwas abwirft, im wahrsten Sinne des Wortes.

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