09.08.2023 13:11:56
EURASISCHE SPIRITUALITÄT
Von Hans Wagner
ie bunt betupften Steine aus der Höhle „Hohle Fels“ bei Schelklingen auf der Schwäbischen Alb waren möglicherweise Schamanen-Utensilien. Aber genau weiß es (bislang) niemand. Die Steine wurden vor rund 15.000 Jahren mit parallelen Reihen roter Punkte bemalt. Es sind die ältesten Funde eiszeitlicher Malerei in Mitteleuropa.
Die neuen Funde aus der „Hohle Fels“ Höhle stehen im Mittelpunkt einer Sonderausstellung im Museum der Universität Tübingen (MUT) auf Schloss Hohentübingen. Titel der Schau: „Bemalte Steine – das Ende der Eiszeitkunst auf der Schwäbischen Alb“. Die Ausstellung wird seit dem 10. November 2011 und noch bis zum 29. Januar 2012 gezeigt. Sie präsentiert die neuen Funde und zeigt auch bedeutende Vergleichsgegenstände von derselben Fundstelle und von anderen Ausgrabungen der Universität Tübingen.
Die „Doppelreihen roter Punkte auf Kalksteingeröllen“, wie sie von Nicholas Conard, dem Archäologen und Chef-Ausgräber der Universität Tübingen, genannt werden, geben noch viele Rätsel auf. Vermutet wird nicht nur, dass es sich um Schamanenzauber gehandelt haben könnte, sondern auch dass Steinzeitmenschen möglicherweise so ihre Jagdbeute gezählt haben. Für jedes Mammut oder jeden Hirsch ein Punkt oder so. Andere Überlegung gehen in Richtung Kalender. Vielleicht, so die Theorie, hätten die Punkte für Tage oder Jahre gestanden. Sogar die Idee, es sei vielleicht ein Menstruationskalender gewesen, ist schon aufgetaucht.
In einem Punkt gibt sich Nicholas Conard absolut sicher: „Diese Punkte sind gewollt, und sie haben einen relevanten Inhalt.“ Es sei als keineswegs ein Zufall, dass diese Steine punktiert seien. Sogar die Farbquelle der Maler aus der „Hohle Fels“ Höhle wurde entdeckt: Die Eiszeitmenschen hätten eine Mischung aus Hämatit und Rötel mit kalkhaltigen Wassertropfen aus den Höhlen angerührt, erläuterte die Grabungstechnikerin Maria Malina nach einer Untersuchung der gefundenen Materialien. Damit habe man die rotbraunen Punkte erzielt. Sie haben jeweils einen Durchmesser von etwa vier bis sieben Millimeter. Das Kunstwerk gibt den Forschern weiter Rätsel auf.
Der Tübinger Archäologe Conard hat in der idyllisch gelegenen Höhle „Hohle Fels“ im Aachtal schon eine ganze Reihe spektakulärer Entdeckungen gemacht. „Egal, wo wir graben“ sagt Conard, „in dieser Höhle machen wir immer fantastische Funde. So wurde im „Hohle Fels“ bei früheren Grabungen bereits die „Venus vom Hohle Fels“ zutage gefördert. Dabei handelt es sich um eine Miniatur-Plastik aus Elfenbein, die eine sechs Zentimeter große Frauenfigur darstellt und rund 35.000 Jahre alt ist. Sie gilt als die älteste Menschendarstellung weltweit. Außerdem gruben die Archäologen in der Karsthöhle eine mehr als 35.000 Jahre alte Flöte aus dem Knochen eines Gänsegeiers aus. Die Flöte ist das bisher älteste Musikinstrument der Welt.
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