Persien und die Perser: Geschichte, Kultur und HintergründeEURASIEN HISTORISCH

Die Perser - Geschichte und Kultur

Persien und die Perser: Geschichte, Kultur und Hintergründe

Indoeuropäische Stämme grundeten Jahrhunderte vor Beginn der Zeitrechnung das erste Weltreich der Antike und gaben ihm den Namen „Eran-sahr“, was soviel heißt wie „Land der Iranier“ oder „Land der Arier“. In späterer Zeit, als der Stamm der „Parsen“ zur bestimmenden Macht wurde, nannten diese ihr Reich „Persien“. Erst 1935 wurde von Schah Reza Pahlavi I. der Name Persien offiziell wieder durch Iran abgelöst – damit nennt sich das Land am Persischen Golf wieder nach seinen Vorfahren, die es einst besiedelten.

Von Hans Wagner | 01.05.2020

Die Perser kamen aus den Tiefländern Turans, einer Ebene, die sich am unteren Lauf des Flusses Amudar‘ya ausbreitet, im heutigen Gebiet von Usbekistan/Turkmenistan. Von hier aus drangen die indoeuropäischen bzw. indogermanischen Stämme im Verlauf der Geschichte bis nach Indien vor. Auf dem von schroffen Gebirgen eingerahmten Hochland des damilgen Persiens, des heutigen Irans spalteten sich Teile der einwandernden Völkerschaften ab, die sich in ihrer indoarischen Sprache als Arier bezeichneten (arya = Edle). Vieles in ihrer Kampfesweise und in ihren Kulten verband die Perser noch über Jahrhunderte mit den nach Indien weiterziehenden Stämmen.

Vermutlich vollzog sich die Besiedlung des Landes zwischen Kaspischem Meer und Persischem Golf durch die Iranier zwischen 1500 und 1000 v. Chr. Aus dieser Zeit sind keine eigenen historischen Quellen aus der Region und von den hier einwandernden Völkern überliefert. Deshalb werden vor allem altindische Schriften (Veden) herangezogen, um etwas über das Wesen der verwandten indoiranischen Stämme zu erfahren. Die Veden sind kultische Hymnen, in die auch geschichtliche Ereignisse in der Art von Sagen eingeflossen sind. Die ältesten Teile, Rgveda und frühe Atharthaveda, reichen in die Zeit der Eroberung des Industals und des Pandschabs durch die indoeuropäischen Stämme zurück.

Die Vorbevölkerung der besiedelten Gebiete wurde von den Indoariern gewaltsam zurückgedrängt. Sie bezeichneten die vertriebenen Stämme als „daysu“, was Unholde oder Barbaren bedeutet. Bei der Eroberung fochten der Überlieferung nach die arischen Adligen auf ihren Streitwagen vor den Haufen des Fußvolks.

Der Adel stand auch in der zivilen Bevölkerungshierarchie an der Spitze der Stände. Darunter war die Priesterschaft angesiedelt. Dann kam das Volk, das aus Hirten und Wanderbauern bestand. Ganz unten rangierten die Hörigen.

Die Könige der Indoiranier besaßen keine unbeschränkte Macht. Sie wurden ursprünglich gewählt, erst später erhielten sie das Recht, ihre Herrschaft auch zu vererben. Aus den Ursprungsgegenden brachten die Arier ihre indogermanischen Götter mit, vor allem Dyaus pita (griechisch: Zeuspater, lateinisch: Jupiter), den Wettergott. Der Kriegsheld Indra war der Hauptgott. Die Götter bewegten sich frei im Weltall, entsprechend der unsteten Lebensweise der Arier: nicht gebunden an Tempel und Plätze. Über allem stand das Weltengesetz Rta, das man mit „Herrschaft der ewigen Wahrheit“ übersetzen kann.

Die königliche Grabinschrift von Dareios verweist stolz auf seine „arische Abstammung“

Die beiden erfolgreichsten Stammesgruppen der Iranier in den neu besiedelten Gebieten waren von Anfang an die Meder, die im Norden siedelten und die Perser (Parsen), die sich im Süden niedergelassen hatten. Zunächst übten die Meder die Vorherrschaft im Iran aus. Doch die im Südwestiran beheimateten Perser setzten sich schließlich im gesamten Land durch. Um 550 v.Chr. eroberte der Perserkönig Kyros II., später der Große genannt., das Mederreich, das sich südlich des Orumije-Sees ausdehnte. Er nahm deren Hauptstadt Ekbatana ein, das heutige Hamadan (340 km südwestlich von Teheran).

Beunruhigt über den schnellen Machtzuwachs der Perser zog der König der Lydier gegen Kyros zu Felde. Das Königreich Lydien lag im Westen der heutigen Türkei. Kroisos (deutsch Krösus) hatte die dort lebenden Griechen unterworfen. Im Jahre 547 v.Chr. trat er gegen Kyros an. Doch Krösus hatte die Perser wohl unterschätzt. Die schwere Kavallerie von Kyros‘ Armee zog mit ihren mit Sicheln bestückten Streitwagen durch die Reihen der Lydier, gefolgt von der gepanzerten persischen Infanterie. Kyros schlug mit seinen Kriegern und den unterworfenen medischen Truppen die Lydier vernichtend und nahm ihre Hauptstadt ein, das berühmte Sardeis, (heute Sart, ca. 60 km ostwärts von Izmir). Durch die Stadt soll sich der Legende nach ein Silber und Gold führender Fluß gezogen haben. König Kroisos habe daraus die ersten Münzen der Geschichte prägen lassen – er gilt mithin als der Erfinder des Münzgeldes. Und er ist Synonym für sagenhaften Reichtum – noch heute gilt die Redewendung, man sei „schließlich kein Krösus“, wenn es um hohe Summen gehen soll.

Mit der Unterwerfung Lydiens gehörte nun ganz Kleinasien zum persischen Reich. Doch dieser Feldzug ähnelte keiner der früheren Eroberungszüge der Geschichte. Die Besiegten wurden nicht gedemütigt, ihre Heiligtümer nicht entehrt und ihre Städte nicht zerstört; viel mehr, so die Überlieferung, wurde die Bevölkerung verschont und ihre Religion geachtet.

Persien - die Geburtsstunde eines bis dahin noch nie gesehenen Imperiums

Der Sieg über Kroisos war die Geburtsstunde eines Imperiums, wie es die Welt bis dahin noch nicht gesehen hatte. Das kampferprobte und sieggewohnte persische Heer wandte sich nach der Eroberung Kleinasiens dem Osten Irans zu. In einem achtjährigen Krieg erweiterte Kyros die Grenzen seines Reiches bis nach Indien und Zentralasien, bevor er seine Eroberungen im Westen wieder fortsetzte. Bei Opis schlug er 539 v. Chr. auch das babylonische Heer und eroberte die Hauptstadt Babylon am Euphrat im heutigen Irak. Wenig später verleibte er seinem Reich außerdem die südlichen Gebiete des heutigen Turkmenistan, Usbekistan und Tadschikistan ein, sowie ganz Syrien und Palästina.

Wieder, wie schon nach der Niederwerfung der Lydier, überraschte Kyros die Welt mit seiner Milde und Großzügigkeit. Er verschonte die Babylonier und ehrte ihre Götter sogar mit Opfergaben. Das jüdische Volk entließ der Perserkönig aus der babylonischen Gefangenschaft, was ihm auch einen ehrenvollen Platz im Alten Testament der Bibel eintrug. (Esra 1; Jes.41; 25; 45; 1; Jer.25; 11-12; 29; 10).

Persien erstreckte sich einst von der Ägäis bis nach Zentralasien und von Indien bis nach Israel

Nach seinen glänzenden Siegen ordnete Kyros das immens vergrößerte Persische Reich im Innern. Er straffte dessen Verwaltungsstruktur, befestigte die Grenzen. Danach brach er erneut zu einem Kriegs- und Eroberungszug auf. Diesmal führte er ein großes Heer gegen die Nomadenstämme in Zentralasien.

Er überschritt den Fluß Jaxartes (heute Syrdarya) in Mittelasien, der über 2.212 km von Usbekistan bis zum Aralsee fließt und betrat das Reich von Tomyris, der Königin der Massageten (Skythenstamm). Um einen Krieg zu verhindern, hielt er zuerst um ihre Hand an. Doch dies wurde als eine List abgewiesen. Tomyris forderte Kyros zum Kampf heraus. Im Vorfeld des Krieges gelang es dem Perserkönig zwar, ein Drittel des Massageten-Heeres in eine Falle zu locken und aufzureiben. Doch in der darauffolgenden Schlacht - nach dem griechischen Geschichtsschreiber Herodot „die Größte, die die Perser je geführt hatten“ – wurde das überlegene persische Heer von den Kriegern der Skythen, unter denen viele Frauen gewesen sein sollen, vernichtet. Kyros d. Gr. fiel in der Schlacht. Er wurde von den Skythen erschlagen.

Bei seinem Tod im Jahre 530 v. Chr. erstreckte sich das persische Reich von der Ägäis bis nach Zentralasien, und von Indien bis nach Israel. Der Perserkönig gilt als eine der bedeutendsten Persönlichkeiten der Weltgeschichte, als Sinnbild für militärisches und staatsmännisches Geschick, mit Weitblick und der Fähigkeit, ehemalige Feinde als Bündnispartner zu gewinnen.

Mit Kyros d. Gr. begann die geschriebene Geschichte der Perser, aufgezeichnet fast ausschließlich von griechischen Historikern und Dichtern. Das Geschlecht der Achaimeniden, dem Kyros entstammt, bestimmte die Geschicke Persiens in den kommenden 250 Jahren.

Mit Ägypten besiegten die Perser die letzte verbliebene Großmacht in Vorderasien

Zur Zeit von Kyros d.Gr. war Ägypten die einzige Großmacht in Vorderasien, die neben Persien noch bestehen konnte. Zwar hatte der mächtige Perserkönig auch die Einnahme des Pharaonenreiches bereits ins Auge gefaßt, aber sein Tod in der Schlacht gegen die Massageten hatte diese Pläne durchkreuzt.

Kyros Sohn Kambyses setzte aber schließlich die Pläne seines Vaters um. Es kam zum Krieg mit Ägypten. Die Perser siegten im Jahre 525 v. Chr. bei Pelusion (arab.Tell Fàrama) östlich des Suezkanals nahe Port Said. Pelusion war die ägyptische Grenzfestung gegen Asien. Als sie gefallen war, eroberten die Perser auch die damalige ägyptische Hauptstadt Memphis an der Südspitze des Nildeltas, die Krönungsstadt der Pharaonen.

Unter den nachfolgenden Achaimeniden-Königen Dareios I. (bis 486 v. Chr.) und Xerxes (485-465 v. Chr.) erreichte das Perserreich seine erste große Blüte. Dareios ordnete die Verwaltung, baute großzügige Straßen, und er vollendete den ersten Suezkanal. Die Verbindung zwischen dem Nil und dem Roten Meer war schon im 13. Jahrhundert v. Chr. von Pharao Ramses II. begonnen und im 6. Jahrhundert v. Chr. von Pharao Necho II. fortgeführt worden.

Das persische Reich verfügte über zwei Hauptstädte: Susa und Parsa. Susa war der Verwaltungssitz. Die Stadt lag beim heutigen Dorf Schusch im Südwestiran, Prov. Khusistan, 100 km nördlich von Ahwas. Dort wurden in unserer Zeit mehrere Ruinenhügel ausgegraben.

In Parsa dagegen wurde vor allem das geistige Leben geprägt. In den Berichten der Griechen wird Parsa als „Persepolis“ bezeichnet. Die Stadt bestand aus einem riesigen, atemberaubend schönen Palastkomplex, der ab etwa 512 v.Chr. errichtet und in den folgenden 150 Jahren fertig gestellt wurde. Persepolis, heute eine ausgegrabene Ruinenstadt und ein Touristenziel, liegt 57 km von Shiraz entfernt an der Straße nach Isfahan.

Die innere Ordnung des Perserreiches war mustergültig für die Antike

Das persische Imperium, das erste große Indogermanische Reich der Geschichte, wird bis heute zu den am besten geführten und organisierten Staaten der Antike gezählt. Auch das Römerreich nahm sich vieles davon zum Vorbild. Das persische Königreich war in 20 „Satrapien“ unterteilt, Provinzen, die von persischen Adligen verwaltet wurden. Sie wurden als „Satrapen“ bezeichnet und waren Statthalter des Königs, nur ihm verantwortlich. Sie regierten im Prinzip wie unabhängige Vizekönige

Das persische Königshaus verordnete sich selbst einen hohen Gerechtigkeitsstandard im Umgang mit seinen Völkerschaften. Dafür wurde ein sehr ausgewogenes Rechtssystem entwickelt. König Dareios ließ dazu erklären: „Nach dem Willen Ahuramazdas (in der Lehre des Zarathustra der „Hochgott“) bin ich so geartet, daß ich das Recht liebe, das Unrecht hasse. Ich will nicht haben, daß der Schwache des Starken wegen Unrecht leide; aber ich will auch nicht haben, daß der Starke des Schwachen wegen Unrecht erleide. Was Recht ist, daran habe ich gefallen. Einem Lügenknecht bin ich nicht Freund.“

Eine wesentliche Säule im Staat der Perser war die Treue der Untertanen zum König. Eine Tugend, die von den Griechen kritisiert, bei den Persern aber sehr hoch gehalten wurde. Die Griechen interpretierten diese nahezu bedingungslose Treue der Perser zu ihrem König als einen Akt der Versklavung, wohingegen die Perser darin eine große Ehre sahen. Im sogenannten Königsbuch des Dareois wurde ein Untertan mit den Worten zitiert: „Weder Deinen Zorn fürchte ich, noch brauche ich Deine Gnade. Gehorsam diene ich Dir aus Treue.“

Über das religiöse Leben und die Gebräuche der Perser schrieb der griechische Historiker Herodot (ca. 484-425 v. Chr.): „Es ist nicht Sitte bei ihnen, Götterbilder, Tempel und Altäre zu errichten. Offenbar stellen sie sich die Götter nicht wie die Hellenen als menschenähnliche Wesen vor. Dem Zeus pflegen sie oben auf den Gipfeln der Berge zu opfern, und zwar bezeichnen sie mit dem Namen Zeus das ganze Himmelsgewölbe. Sie opfern auch der Sonne, dem Mond, der Erde, dem Feuer, dem Wasser und den Winden. Als höchsten Festtag feiert jeder Perser den Tag, an dem er geboren ist. An diesem Tage will er ein reichlicheres Mahl einnehmen als sonst und seinen Gästen jeweils ein Geschenk machen. Den Wein lieben sie sehr. Sie pflegen im Rausch die wichtigsten Angelegenheiten zu verhandeln. Den Beschluß, den man so gefaßt hat, trägt der Hausherr, in dessen Hause die Beratung stattfindet, am nächsten Tage, wenn die Beratenden nüchtern sind, noch einmal vor. Ist man auch jetzt damit einverstanden, so führt man das Beschlossene aus. Auch ein Gegenstand, den sie nüchtern vorberaten haben, wird in der Trunkenheit noch einmal erwogen.“

Herodot berichtete über weitere Beispiele persischer Mentalität, etwa der Erziehung und der Wahrheitsliebe: „Ihre Haupttugend ist Tapferkeit. Ferner gilt es als ein Verdienst, viele Söhne zu haben. Sie unterweisen die Knaben vom fünften bis zum zwanzigsten Jahre; aber nur drei Dinge lernen sie: Reiten, Bogenschießen und die Wahrheit zu sagen. Diese Sitte lobe ich, ebenso die andere, daß nicht einmal der König einen Menschen wegen eines Vergehens erschlagen darf; überhaupt kein Perser an seinem Knecht aus einem bestimmten Anlaß eine tödliche Strafe vollziehen darf. Eine Bestrafung ist nur nach sorgfältiger Abwägung möglich. Das Entehrendste ist bei ihnen das Lügen. An zweiter Stelle steht das Schuldenmachen, weil ihrer Meinung nach ein Schuldner notwendigerweise in die Lage kommt zu lügen.“

Die Griechen trotzten der persischen Eroberungslust

Im Jahre 515 v. Chr. überschritt das persische Heer unter Dareios den Hellespont (Bosporus), die Meerenge zwischen Europa und Asien. Die Perser eroberten Makedonien und Thrakien (heute Rumänien und Bulgarien). Sie überquerten die Donau und marschierten wieder einmal ins Land der nomadischen Skythen ein, die seinerzeit Kyros erschlagen hatten, zogen sich aber nach einigen Monaten wieder zurück.

Während der Vorbereitung eines weiteren Feldzuges starb Dareios. Sein Sohn Xerxes wurde zum neuen König der Perser gekrönt. Er schlug Aufstände in Ägypten nieder und traf umfangreiche Vorbereitungen für einen Europafeldzug. Phönizische Werften bekamen den Auftrag für den Bau der größten Flotte der damaligen Welt. Mit mehr als 1.200 Kriegsschiffen rückten die Perser aus. Ihre See- und Landstreitkräfte überquerten den Bosporus und stießen auf Athen vor.

Den Griechen drohte nach kurzer Zeit eine vollständige Einkesselung ihrer Armee. Aber durch die legendäre Tapferkeit des spartanischen Elitekorps unter ihrem König Leonidas wurde dies verhindert. Diese Tat ging als „Schlacht an den Thermopylen“ in die Geschichtsbücher ein. Den Griechen gelang es unter schweren Verlusten, das Schlachtfeld zu räumen und so einen Teil ihrer Truppen zu retten. Xerxes eroberte nach weiteren Kämpfen Athen, ließ die Tempel in Brand setzen, und überführte zahlreiche griechische Statuen als Trophäen nach Persien.

Unterdessen stand die griechische Flotte in Salamis (Insel, etwa 20 Kilometer westlich von Athen) vor der Auflösung. Nur dem Geschick des Athener Generals und Politikers Themistokles war es zu verdanken, daß sich die Griechen geschlossen zum Kampf stellten. Die gesamte griechische Flotte griff daraufhin die noch zersplitterten persischen Flotteneinheiten in der Meerenge vor Salamis an und besiegte sie.

Die endgültige Entscheidung im Griechenlandfeldzug der Perser fiel zu Beginn des nächsten Jahres bei Platäa (in der Landschaft Böotien, Mittelgriechenland). Die Eroberer hatten bereits den Sieg vor Augen und trieben die Griechen vor sich her. Da fiel der persische Feldherr Mardonios. Die Spartaner nutzten die Verwirrung und drehten die Schlacht noch einmal um. Die Perser wurden schließlich geschlagen und zogen sich nach Asien zurück. Der Mythos von der Unbesiegbarkeit der Perser war damit gebrochen.

465 v. Chr. wurden Xerxes und sein älterer Sohn Dareios bei einer Palastrevolte in Susa getötet. Xerxes' jüngerer Sohn Artaxerxes wurde neuer König. Er bemühte sich um einen dauerhaften Frieden mit den Griechen. Die Niederlage bei Platäa hatte das Perserreich stark geschwächt. Die alten griechischen Autoren des 4. Jahrhundert v. Chr. behaupteten, bereits mit Xerxes habe ein unumkehrbarer Prozeß des Niedergangs der Persermacht begonnen.

Der Kampf des Xerxes gegen die Griechen und seine schwere Niederlage beflügelten in späterer Zeit den Komponisten Georg Friedrich Händel zu seiner Oper über den Perserkönig. Das Werk trägt den Titel „Xerxes“. Das „Largo“ zu Beginn gilt als eine der bekanntesten Opernmelodien überhaupt.

Der griechische Dichter Aischylos widmete sich den geschlagenen Feinden und ihrem König Xerxes in einem Stück mit dem Titel „Die Perser“. Es steht als erste vollständig überlieferte Tragödie am Anfang der westlichen Dramengeschichte. „Die Perser“ gelten als ein Lehrstück über den Krieg, das bis heute, bis ins 21. Jahrhundert hinein, immer noch hochaktuell ist.

Alexander der Große versetzte der Achaimeniden-Dynastie den Todesstoß

Der Niedergang Persiens, von dem die Griechen sprachen, setzte sich ab 424 v. Chr. verstärkt fort. Als Artaxerxes starb, kam es zu Thronwirren und Aufständen. Artaxerxes' Sohn und Nachfolger Xerxes II. wurde nach nur 45 Tagen von seinem Halbbruder Sogdianos ermordet. Die Herrschaft von Dareios II. (423-404) war von Korruption und Intrigen gekennzeichnet und beschleunigte den Niedergang des Persischen Reiches weiter. Den Todesstoß versetzte ihm der Makedonier Alexander der Große. Er eroberte ab 336 v. Chr. in raschem Siegeszug fast das gesamte Großreich der Achaimeniden. Die Hauptstadt Parsa wurde 330 eingenommen und zerstört. Als Ruinenstadt wurde sie von nun an nur noch griechisch bezeichnet und heißt bis zum heutigen Tag Persepolis.

Als Alexander d. Gr. am 13. Juni 323 im Alter von nur 33 Jahren in Babylon an Fleckfieber starb, wurden die von ihm eroberten Gebiete zu Streitobjekten zwischen seinen Feldherren, den „Diadochen“ (griechisch „Nachfolger“). Die bedeutendsten von ihnen waren Ptolemaios und Seleukos. Ptolemaios herrschte in Ägypten, Palästina und Syrien. Seleukos übernahm die Macht in Mesopotamien, brachte zusammen mit seinem Sohn Antiochos die persischen Ostgebiete, schließlich auch fast ganz Vorderasien einschließlich Anatolien und die Kaukasusregion, unter seine Kontrolle. Er gründete über 70 Städte, darunter auch Antiochia in Nordwest-Syrien (heute zur Türkei gehörend). Dort ließ er sich als Seleukos I „Nikador“ (griechisch „Sieger“) zum König krönen. Die Stadt wurde Metropole des entstehenden Seleukidenreiches.

Unter Seleukos Nachfolgern zerfiel dieses Reich ab 281 v. Chr. erneut in Teilstaaten. Erst um das Jahr 250 v. Chr. herum übernahmen Herrscher des indoarischen Volkes der Parther die erneute Einigung. Diese Arsakidendynastie, benannt nach dem ersten Partherkönig Arsakes, lieferte sich mit den von Anatolien her vorrückenden Römern blutige Kriege. Die Parther drangen dabei bis nach Jerusalem vor.

In der Sasaniden-Dynastie wurde die Lehre Zarathustras zur Staatsrelgion erhoben

Die Herrschaft der Arsakiden währte rund 480 Jahre. Der letzte Partherkönig Artaban IV. wurde 226 n. Chr. von Ardaschir, dem Abkömmling des schon seit Anfang des dritten Jahrhunderts aufstrebenden Kleinfürstentums der Sasaniden in der Nähe von Persepolis besiegt und getötet. Ardaschir ließ sich zum König krönen. Innerhalb weniger Jahre errichtete er ein zweites persisches Großreich.

Die bisher von den Parthern unterdrückte Lehre des altpersischen Propheten Zarathustra (630-553 v. Chr.; griechisch Zoroaster - daher Zoroastrismus) wurde unter den Sasaniden zur Staatsreligion erklärt. Zarathustra hatte einst zur Weltseele, zum Schöpfergott Ahura Mazda gefleht und um Erschaffung einer göttlichen Macht gebeten, die die Welt retten und regieren sollte. Zarathustra selbst wurde schließlich als Richter und Erlöser bestimmt, weil er der einzige unter den Menschen gewesen sei, der das Gesetz des Ahura angenommen habe. Zarathustra selbst wandte sich daraufhin sich zum Volk und rief ihm zu: „Ihr Menschen, ihr sehet, wie die Gerechtigkeit von der Erde verschwindet, wie die Reinheit befleckt und wie die Herrschaft verknechtet worden ist! Darum gehorchet mir, damit wir die neue Lehre in uns aufnehmen und die Welt erneuern können!“

Zarathustra inspirierte rund 2000 Jahre später den Philosophen Friedrich Nietzsche zu seinem berühmtesten Werk. Er nannte es „Also sprach Zarathustra“.

In den nächsten vier Jahrhunderten konnten die nachfolgenden Sasaniden-Könige das Perserreich erfolgreich gegen sämtliche Eroberungsversuche der Römer verteidigen. Zeitweise gelang es ihnen sogar wieder nach Westen (Syrien, Anatolien) vorzustoßen und Palästina samt Jerusalem zu erobern.

Zur Sasanidenzeit verschwand allmählich der Begriff Iran aus dem Sprachgebrauch und das Reich wurde im Prinzip nur noch mit dem griechischen Wort „Persia“ bezeichnet. Mit dem Untergang der Dynastie (226-651 n.Chr.) ging der Name Iran für lange Zeit vollständig unter. Erst im Reich der Pahlavi-Dynastie, die 1925 an die Macht kam, wurde der alte Name wiederbelebt – nach fast 1300 Jahren.

Die Araber eroberten Persien und brachten ihre Schrift und den Islam ins Land

Das Ende der Sasaniden kam aus dem Südwesten, von der arabischen Halbinsel. Im Jahre 636 war das durch zahlreiche Kriege und innenpolitische Machtkämpfe geschwächte Sasanidenreich dem Ansturm der islamischen Araber nicht mehr gewachsen: Nachdem Abu Bakr nach dem Tode des Propheten Mohammed zu dessen Nachfolger (Kalif) bestimmt wurde, führte er bereits erste kleinere Feldzüge gegen das Sasanidenreich. Der zweite Kalif Omar I. (Umar ibn Abd al-Chattab) eroberte bis zu seinem Tod im Jahre 644 in seinem „Jihad“ („Heiliger Krieg“/Dschihad) nicht nur die byzantinischen Gebiete Syrien, Palästina und Ägypten, sondern auch das Perserreich. Ab 762 unterstand Persien endgültig der Oberherrschaft des arabisch-islamischen Kalifats von Bagdad.

Die Araber zwangen die Menschen in Persien, den Islam und Allah als einzigen Gott anzuerkennen. Die Religion des Zarathustra wurde mit Gewalt ausgelöscht. (Heute leben wieder um die 20 000 Anhänger Zarathustras im Iran). Mit den Eroberern kam auch die arabische Schrift ins Land. Nur die persische Sprache konnte bewahrt werden, das „Farsi“. Es gehört der indogermanischen Sprachfamilie an, nicht der semitischen, wie das Arabische und Hebräische.

Ab dem 9. Jahrhundert begann das Araberreich zu zerfallen. Aus Zentralasien drangen türkischsprachige und der sunnitischen Glaubensrichtung des Islam zugehörende Seldschuken in Persien ein. Mitte des 13. Jahrhunderts eroberten die Mongolen innerhalb von zwei Jahren ganz Persien. Sie gründeten das knapp ein Jahrhundert bestehende Reich der Ilkhane, deren Herrschaft für Persien eine Zeit wirtschaftlicher und kultureller Blüte brachte. Später verwüsteten die Mongolen Persien ein zweites Mal, ehe Ismail Safawi im März 1502 die Errichtung eines dritten Perserreiches gelang. Er war Führer eines turkmenischen religiös-militanten Ordens und Gründer der Safawiden-Dynastie. Unter ihm wurde Täbriz (ab 1547 Isfahan) Hauptstadt. Als Schah Ismail I. erklärte er den schiitischen Islam zur Staatsreligion. Die Safawiden-Herrschaft endete im Jahre 1709 durch Aufstände afghanischer Stämme, die auch die damalige Hauptstadt Isfahan zerstörten.

Der aus Khorasan, der heutigen Provinz Nordiran, stammende Nomadenführer Nadir unterwarf 1729 die Afghanen und erklärte sich 1736 zum Schah. Ihm gelang es in mehreren Feldzügen, das Perserreich erneut bis nach Indien auszudehnen, wo er 1739 den dort herrschenden Großmogul besiegte und Delhi plünderte. Dabei erbeuteten die persischen Truppen den legendären Pfauenthron und den riesigen Diamanten Kohinoor, dessen Name auf Hindustani „Berg des Lichts“ bedeutet. Es ist ein 108-Karäter, der später von den Briten erbeutet und nach London gebracht wurde.

1788 erklärte Aga Mohammad Khan, Gründer der Kadjaren- Dynastie, Teheran zur Hauptstadt. Der Pfauenthron ging Ende des 18. Jahrhunderts im Iran verloren. Daraufhin wurde in Isfahan der „Thron der Sonne“ hergestellt und später ebenfalls „Pfauenthron“ genannt. Dieser Name war bis zum Sturz des letzten Schahs der Pahlavi-Dynastie im Jahr 1979 (Reza Pahlavi) Synonym für das iranische Herrscherhaus. Unter den Pahlavis wurde der Name des persischen Staates wieder in Iran zurückbenannt. Dabei blieb es auch nach dem Sturz des letzten Schahs im Jahre 1979 durch den Ayatollah Khomeini. Seither ist Iran ein sogenannter muslimischer Gottesstaat.

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