Albin Kurti: Mit wohlbekannten Methoden auf dem Weg nach Groß-AlbanienKOSOVO

Albin Kurti: Mit wohlbekannten Methoden auf dem Weg nach Groß-Albanien

Albin Kurti: Mit wohlbekannten Methoden auf dem Weg nach Groß-Albanien

Er hat es vom Studentenführer in Prishtina zum Chef der terroristischen „Vetevensdosje“ gebracht. Diese Organisation bläst nun im Kosovo zum letzten Gefecht für einen völlig souveränen und serbenfreien Albanerstaat. Es gibt bereits Evakuierungspläne für 70.000 noch im Kosovo lebende Serben. Fernziel für Kurti und seine Mitstreiter ist die Ausdehnung Albaniens weit in die Territorien seiner Nachbarländer hinein und die Bildung eines ethnisch reinen Groß-Albaniens..

Von Wolf Oschlies

Motto des Albaner-Pogroms gegen Serben im März 2004 im südkosovarischen Prizren: „Tod den Serben“.  
Motto des Albaner-Pogroms gegen Serben im März 2004 im südkosovarischen Prizren: „Tod den Serben“.  

I m März 2004 steckten Albaner im südkosovarischen Prizren die serbische Kathedrale „Heiliger Georg“ an, albanische Kinder stahlen aus der Ruine, was sie gebrauchen konnten – alles unter dem groß aufgesprayten Motto „Tod den Serben“. Dieses Bild ging damals um die Welt

Ein offenkundig von der Kosovo-Regierung „orchestrierter“ albanischer Mob veranstaltete seinerzeit ein mehrtägiges Pogrom gegen Serben und andere nicht-albanische Minderheiten im Kosovo, das mindestens 19 Todesopfer forderte – nach anderen Berichten über 30, darunter sechs KFOR-Soldaten. Rund 900 Verwundete waren zu beklagen. Außerdem wurden etwa 700 Häuser zerstört und über 4.500 Menschen aus ihren Wohnstätten vertrieben.

Seit über sieben Jahren ist das Kosovo ein Protektorat der Vereinten Nationen

Bereits vor diesen Ereignissen hatten Albaner seit 1999 über 1.300 Serben hinterrücks getötet und rund 140 serbische Kirchen und Klöster zerstört. Speziell diesen Vandalismus gegen serbische Gotteshäuser hatte schon Monate vor dem Pogrom vom März 2004 eine UN-Kommission unter deutscher Leitung dokumentiert. Laut UN-Resolution 1244 vom 10. Juni 1999 sollten längst serbische Polizei und Armee ins Kosovo zurückgekehrt sein, um dort „serbische Heiligtümer zu schützen“. Wer erinnert sich daran noch? Seit über sieben Jahren ist das Kosovo ein Protektorat der internationalen Gemeinschaft. Die zivile Herrschaft wird von der UN-Übergangsverwaltung „United Nations Interim Administration Mission in Kosovo“ (UNMIK) ausgeübt. Militärisch ist die KFOR-Truppe zuständig. Die Präsenz dieser beiden Organisationen hat bislang kaum etwas zu einem ordnenden und aufbauenden „nation building“ in dieser serbischen Präsenz beigetragen.

Graffiti in Prizren, zweiter Teil: „Nieder mit UNMIK!“  
Graffiti in Prizren, zweiter Teil: „Nieder mit UNMIK!“  

Das Bild aus dem 2004 verwüsteten Prizren wurde in aller Regel nur unvollständig veröffentlicht. Der Graffito „Tod den Serben“ fand nämlich an der Wand rechts vom Tor seine Fortsetzung: „Nieder mit UNMIK!“ Seit Januar 2006 wird dieser Zusatz immer häufiger auf kosovarische Wände gesprayt – in der etwas modifizierten Form „Fund UNMIKU“ (Ende für UNMIK). Anderswo wird der Name „dechiffriert“: Unë Nuk Merrem me Interesa të Kosovës (Die Interessen des Kosovo sind mir völlig egal) oder man erweitert die Aufschrift UN auf internationalen Fahrzeugen um zwei Buchstaben zu „FUND“ (Ende). Mit anderen Buchstaben wird aus UN „TUNG“ (Tschüss), was wohl dasselbe meint. Hinter all dem steckt die neue Terrororganisation „Vetëvendosje“ (Selbstverwaltung), die sich eigenen Angaben zufolge, im ganzen Kosovo und über halb Europa ausgebreitet hat. Natürlich hat sie auch in Deutschland ihren Sitz: Bashkim Osmanaj, bosmanaj@hotmail.com,  ++49/ 17627195459, Dortmund. 

„Vetevensdosje“ - blasen zum letzten Gefecht

„Vetëvendosje“ hat zwei Feindbilder, wie sie in ihren aggressiven Parolen vernehmen lässt: „Schlagt die Serben, rettet das Kosovo“ und „Freiheit, keine Standards“. Letztere richtet sich gegen die UN, die seit Jahren versucht, im Kosovo gewisse „Standards“ – Rechtsstaat, Sicherheit, Menschenrechte etc. – durchzusetzen, bevor man über den „finalen Status des Kosovo“ reden will. Dieser finale Status ist längst in der Resolution 1244 festgeschrieben, nämlich eine „substantielle Autonomie“ innerhalb Serbiens. Weniger als die „Souveränität des Kosovo“ wollen die Albaner jedoch nicht akzeptieren und mit „Vetëvendosje“ scheinen sie jetzt zum letzten Gefecht in „UNMIKISTAN“ zu blasen.

Kosovo-Kurti ist der Führer

Albin Kurti, Führer der serbenfeindlichen Organisation „Vetëvendosje“.  
Albin Kurti, Führer der serbenfeindlichen Organisation „Vetëvendosje“.  

Führer von „Vetëvendosje“ ist Albin Kurti, geboren am 24. März 1975 in Prishtina. 1993 begann er angeblich ein Studium an der Elektrotechnischen Fakultät der Universität Prishtina – die es für Albaner damals gar nicht gab. Der Literaturkritiker Ibrahim Rugova, „Präsident“ der selbstproklamierten „Republik Kosova“, hatte alle „serbischen“ Schulen, Krankenhäuser etc. mit einem Boykott belegt und die gesamte albanische Schuljugend in schulische „Parallelstrukturen“ geschickt: In irgendwelchen Privatunterunterkünften wurde ihnen Unterricht erteilt – was letztlich nur einen enormen Anstieg des Analphabetismus, der im Kosovo immer sehr hoch war, zur Folge hatte. Bis heute werden Zeugnisse, ausgestellt im Kosovo, nur in Albanien anerkannt, sonst nirgendwo.

Kurti interessierte die akademische Welt nur als Resonanzboden für seine antiserbischen Hasstiraden. Er schwang sich zum Führer der „Unabhängigen Studentenunion der Universität Prishtina“ (SIUUP) auf und organisierte lärmende Demonstrationen. 1997 schloss sich Kurti der terroristischen Untergrundorganisation UÇK an – offiziell als Übersetzer, in Wirklichkeit  als deren internationaler Repräsentant. In dieser Funktion wurde er in der ganzen westlichen Welt als „charismatischer Studentenführer“ herumgereicht, vom Europaparlament und von zahlreichen Prominenten hofiert, unter anderem vom deutschen Ex-Außenminister Klaus Kinkel.

Im April 1999 verhaftete ihn die serbische Polizei in Prishtina. Das Bezirksgericht von Nis verurteilte ihn im März 2000 als Terroristen zu 15 Jahren Haft - nachdem sich Kurti vor den Richtern mit bemerkenswerter Arroganz zu seinen politischen Ansichten und Taten bekannt hatte. Ein Aufschrei „Freiheit für Albin Kurti“ ging durch Westeuropa: Er war der neue Liebling der Medien, die ihn so ans Herz drückten wie vordem die „armen Dissidenten“ Vojislav Seselj, Vladimir Shirinowski und andere, die man schleunigst aus dem Gedächtnis strich, nachdem sie sich als rechte Radikale und Terroristen entpuppt hatten. Kurti betrachtete und stilisierte sich als „Kriegsopfer“. Dass die serbischen Sieger über den Diktator Slobodan Milosevic ihn bald freiließen, hat er nie erwähnt: Für ihn sind alle Serben verhasste Feinde.

Ideen- und Geldgeber im Hintergrund

Hinweise auf Analphabetismus: Die Anhänger der „Vetëvendosje“ haben Probleme damit, den eigenen Vereinsnamen orthographisch korrekt an die Wand zu sprühen.  
Hinweise auf Analphabetismus: Die Anhänger der „Vetëvendosje“ haben Probleme damit, den eigenen Vereinsnamen orthographisch korrekt an die Wand zu sprühen.  

„Vetëvendosje“ könnte man als wenig bedeutsame Gruppe halbanalphabetischer Krakeeler ansehen, die nicht einmal in der Lage sind, den eigenen Vereinsnamen orthographisch korrekt an Wände zu sprayen (siehe Foto). Aber hinter diesem Mob stehen gefährliche Ideen- und Geldgeber, allen voran Sali Berisha, Jahrgang1944, Ex-Präsident Albaniens, „Pate“ der kosovarischen UÇK, der er zeitweilig fast ganz Nord-Albanien als Rückzugsraum überantwortete. Seit Ende 2005 ist Berisha albanischer Ministerpräsident. Kurti ist mit ihm in der von Tirana aus gesteuerten „Transnationalen Radikalen Partei“ verbunden, über die ihm beträchtliche Mittel zufließen dürften.

Ein besonders enges Verhältnis unterhält Kurti zu „Oberst“ Avdyl Mushkolaj (siehe Foto), „kryetar“ (Führer) der Organisation der UÇK-Veteranen und einer der Organisatoren des Pogroms vom März 2004. Deswegen war Mushkolaj kurzfristig von der UNMIK-Polizei verhaftet worden, ist aber längst wieder frei – ausweislich seiner ständigen Präsenz bei Aufläufen von „Vetëvendosje“. Deren Sprachrohr ist das von Muhamed Mavraj geleitete Chauvinisten-Blatt „Epoke ere“ (Neues Zeitalter) - insbesondere dessen Kolumnist Reshat Sahitaj, der eigentliche Chefideologe der kosovarischen Serbenfeindschaft. Seit Juli 2005 betreibt  „Vetëvendosje“ zudem den Radiosender „Përballja“ (Konfrontation), über den sie ihre Hetzparolen verbreitet – von ihr selber als „Forum für unabhängige und nonkonformistische Debatten über das Kosovo“ angepriesen. Zum Umfeld der Organisation und den Akteuren im Hintergrund gehören schließlich noch die Veteranen von „Balli Kombëtar“ (Nationale Front), einer terroristischen Organisation aus dem Zweiten Weltkrieg, als das faschistische Italien auf dem West-Balkan sein eigenes „Groß-Albanien“ schuf.

Kampf für ein „ethnisch reines Groß-Albanien“

Hinweise auf Analphabetismus: Die Anhänger der „Vetëvendosje“ haben Probleme damit, den eigenen Vereinsnamen orthographisch korrekt an die Wand zu sprühen.  
Oberst Avdyl Mushkolaj, Führer  der UÇK-Veteranen.  

„Vetëvendosje“ verbreitet ein „Manifesto“, in dem die eigenen Grundsätze und Ziele langatmig ausgeführt werden. Diese lassen sich auf wenige Essentials komprimieren. Zum einen sind für diese Radikalen alle Serben ein riesiges Übel – je mehr Schaden man ihnen zufügt, desto besser für die Albaner, für den Balkan, für Europa. Zum zweiten ist die UNMIK „undemokratisch“, „kolonialistisch“, „unerträglich“ – die Kosovaren werden erst aufatmen, wenn sie und alle internationalen „Pseudo-Institutionen“ das Kosovo verlassen. Zum dritten braucht das Kosovo weder „Standards“ noch international geleitete „Status-Verhandlungen“, sondern allein ein „Referendum des Volks von Kosovo“, das der Rest der Welt gefälligst zu respektieren habe. Was dann geschieht, wird nicht erwähnt, ist aber leicht vorstellbar. 

Seit etwa 130 Jahren verfolgen die Albaner ihr großes Ziel, das „ethnisch reine Groß-Albanien“, bestehend aus dem heutigen Albanien, dem Kosovo, den südlichen Regionen Montenegros („Dukagjin“) und Serbiens („Ost-Kosovo“), zwei Dritteln Makedoniens („Ilirida“) und dem ganzen Nordwesten Griechenlands („Camerija“). Fast ebenso lange wird der „internationale Faktor“ gesucht, der den Albanern ihr ersehntes „Groß-Albanien“ als Morgengabe überreicht. Die 1878 entstandene „Liga von Prizren“ erwartete vom Osmanischen Imperium, dass es seine „albanischen Vilajets“ – wie die westbalkanischen Reichsteile bis heute in albanischer Propaganda genannt werden – zu diesem Gebilde zusammenfügen und in die „Freiheit“ entlassen würde. Die Osmanen wurden aber 1912 im Ersten Balkankrieg von den vereinten Balkanvölkern fast völlig aus Europa herausgedrängt. Albaner hatten an dem Krieg nicht teilgenommen, verlangten von der Londoner Friedenskonferenz aber erneut ihr „Groß-Albanien“.

Der Mythos der „Konferenz von Bujan“

Bekommen haben sie zumindest die Hälfte davon, eben den kleinen Staat Albanien, der damals wie heute dieselbe Gestalt aufweist. Etwas mehr Glück hatten sie im Zweiten Weltkrieg, als Mussolini ihnen ein (wörtlich so) „Groß-Albanien“ verschaffte, in dem sie zwar nicht viel zu sagen hatten, aber doch mit Waffen Nicht-Albaner drangsalieren durften. Als Italien 1943 kapitulierte, richteten sich albanische Hoffnungen auf Hitler. Daraus wurde bekanntlich nichts, und so schuf man im Kosovo den Mythos der „Konferenz von Bujan“: Am 31. Dezember 1943 und 1. Januar 1944 soll dort ein „Manifest“ beschlossen worden sein, das den Kosovo-Albanern das „Recht“ zusicherte, „sich mit seiner Mutter Albanien zu vereinigen“. In dem nordalbanischen Dorf Bujan hat niemals eine solche Konferenz stattgefunden, wohl aber im nahen Malesija eine Besprechung von 51 kommunistischen Funktionären aus Albanien, Kosovo, Montenegro und Serbien. Es ging um militärische Fragen des Partisanenkampfs – von einer „Vereinigung mit Albanien“ war nur insofern die Rede, als man dieses Thema zwar nicht ganz den albanischen Nationalisten überlassen dürfe, es aber erst nach Kriegsende aufgreifen solle. - Das war eine Absage an Vereinigungs-Vereinbarungen, die albanische Kommunisten und ihre nominellen Gegner von der „Balli Kombëtar“ Anfang  August 1943 auf der Konferenz von Muka getroffen hatten.

Gegenwärtig erhoffen sich die albanischen Chauvinisten im Kosovo „Groß-Albanien“ von der internationalen Gemeinschaft, allerdings nur mit deren indirekter Hilfe. Natürlich ist es klar, dass außerhalb des Kosovo niemand ein „Groß-Albanien“ will, da ein solches nur durch territoriale Einbußen aller Nachbarländer zu erreichen wäre. Also fangen es dessen kosovarische Adepten behutsam an, fordern „nur“ die Souveränität des Kosovo, halten aber die UÇK-Pläne bereit, in denen die begehrten Nachbarregionen längst als „Kampfzonen“ ausgewiesen sind. Und man ist sich seiner Sache sehr sicher: UNMIK und KFOR haben im Kosovo so gut wie ausgespielt, Montenegro hat sich mit internationaler Förderung von Serbien abgespalten, in Wien werden seit Monaten „Status-Gespräche“ geführt, die gar nicht anders als mit der kosovarischen Souveränität enden können. Also muss man auch nicht mehr konstruktive Kooperation heucheln.

Privatkrieg gegen serbische Kirchen und Klöster im Kosovo

Dass solche Überlegungen die derzeitige Stimmungslage im Kosovo bewegen, bezeugen die in den letzten Monaten wieder stark zunehmenden Gewalttaten: Überfälle auf serbische Häuser, Heckenschützen, Steinwürfe auf UN-Fahrzeuge, Schüsse auf Touristen in serbischen Leihwagen und ähnliches mehr - jeden Tag irgendwo.

„Vetëvendosje“ ist daran führend beteiligt. Mehr noch: Die Organisation führt einen Privatkrieg gegen serbische Kirchen und Klöster im Kosovo, vor allem gegen das Kloster Decani im Westen des Kosovo. Dieses Kloster wurde in den letzten Jahren mehrfach von albanischem Mob schwer beschädigt, weswegen UNMIK-Chef S?ren Jessen-Petersen im Juni 2006 eine Special Zoning Area zu dessen Schutz zog. Das brachte  „Vetëvendosje“ buchstäblich auf die Barrikaden: Erst wurde ultimativ eine Aufhebung der Schutzzone gefordert, dann wurden Drohungen ausgestoßen, man werden UNMIK im ganzen Kosovo bekämpfen, zuletzt gab es lärmende Demonstrationen vor dem Kloster Decani. Jessen-Petersen hat sich davon nicht beeindrucken lassen.

Einige serbische Klöster aus dem Kosovo sind jüngst in die UNESCO-Liste des Welt-Kulturerbes aufgenommen worden. Was bezweckt  „Vetëvendosje“, wenn sie gerade jetzt eine kriegerische Stimmung um diese religiösen Einrichtungen schürt ? Albin Kurti behauptet, es ginge ihm nur um arme albanische Bauern, die durch Jessen-Petersens Zone von ihren Feldern ausgesperrt würden. Diesem „Argument“ hat Bischof Teodosije, Abt von Decani, mehrfach und begründet widersprochen. Das so genannte Argument  ist offenkundig vorgeschoben.

„Unsere wohlbekannten Methoden“

Kurtis „Herold“ Reshat Sahitaj hat schon bei dem Pogrom vom März 2004 immer wieder behauptet, die serbischen Kirchen und Klöster im Kosovo seien Schlupfwinkel für serbische Terroristen und müssten deshalb ausgeräuchert werden. Jetzt hat UÇK-Veteranenchef Mushkolaj noch schriller in dasselbe Horn gestoßen: „Wir fordern die Kriminellen, die sich hinter den schwarzen Vorhängen des Klosters verstecken, wie auch KFOR und UNMIK auf, die Kontrollpunkte zu beseitigen, weil der Zorn des Volks mit jedem Tag größer wird und es so etwas nicht länger hinnehmen will. Sollte das nicht geschehen, werden die Kriegsinvaliden und die Familien unserer Märtyrer, sowie auch die UÇK-Veteranen scharf reagieren und dabei unsere wohlbekannten Methoden anwenden“.

*

Postskriptum:

UNMIK-Chef Jessen-Petersen hat im Sommer 2006 seinen Dienst im Kosovo vorzeitig beendet – wie noch jeder UNMIK-Chef vor ihm. Im Februar 2006 wurde der Pole Marek Nowicki, seit 2000 Ombudsman im Kosovo, gezwungen, seine Tätigkeit zu beenden. Nowicki hat in Dutzenden Berichten beschrieben, was das Kosovo in den Jahren internationaler Präsenz wurde – ein UÇK-Territorium, in dem tagtäglich und unter den Augen von UNMIK und KFOR gemordet, gebrandschatzt und geraubt wird, das wichtigste Teilstück des internationalen organisierten Verbrechens, durch das die Hauptrouten des illegalen Menschen-, Drogen- und Waffenhandels führen, ein Paradies für Verbrecher, die hier alle Untaten risikolos und straffrei begehen dürfen.

Kurz vor seiner Abreise hat Nowicki in einem „Kosovo pro memoria“ noch einmal seine Kritik wiederholt: Das von polit-kriminellen Desperados beherrschte Kosovo verfällt ökonomisch, alle Pläne für ein multiethnisches und befriedetes Kosovo sind nur Rhetorik, weil eine verhetzte Bevölkerung keine ethnischen Minderheiten duldet und die albanischen Politiker unwillig und unfähig zum Frieden sind. Es gibt so gut wie keine Rückkehr von vertriebenen Nicht-Albanern, die ethnische Säuberung geht laufend und verschärft weiter, die allgemeine Sicherheitslage ist mehr als beklagenswert, Gesetze und Rechte stehen nur auf dem Papier – eine Besserung der Lage erscheint ausgeschlossen.

Natürlich hat Nowicki recht, aber was besagt seine Kritik unter dem Aspekt von Organisationen wie „Vetëvendosje“? Drei Dinge sind unverkennbar: Erstens ist „Vetëvendosje“ ein Produkt und ein Profiteur des kosovarischen Chaos. Zweitens treibt ihr die allgemeine Perspektivlosigkeit laufend Anhänger zu, vor allem junge, denn über die Hälfte der Kosovaren sind jünger als 25 Jahre, 40 Prozent jünger als 18 Jahre. Die Jungen laufen solchen Rattenfängern nach, ohne zu sehen, dass deren Ziele und Aktionen ihr Elend nur vertiefen. Drittens sollte die internationale Gemeinschaft einsehen, dass sie dieses Kosovo unmöglich in die Souveränität entlassen kann. Sieht sie das ein? Natürlich nicht! Momentan bastelt UNMIK Evakuierungspläne für 70.000 noch im Kosovo lebende Serben, die in einem souveränen Kosovo gewiss in kollektive Lebensgefahr gerieten. „Vetëvendosje“ hat es ihnen ja oft und deutlich genug prophezeit. 

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