Als stehe man direkt an ihren UfernGEHÖRT

Als stehe man direkt an ihren Ufern

Berlins Konzerthäuser locken zweimal im Jahr mit „Slawischer Romantik“. Mit großem Erfolg. Den Höhepunkt bildete diesmal „Die Moldau“ – oft gehört aber jedes Mal wieder ein großes Erlebnis.

Von Juliane Inozemtsev

A ls der Tscheche Bedřich Smetana 1874 die „Moldau“ komponierte, war er bereits völlig taub. Und so musste er ihr Plätschern, Fließen und Rauschen rein aus der Erinnerung heraus vertonen. Wenn man seine Komposition hört, mag man das kaum glauben, klingt sie doch so lebendig, als stehe man direkt an den Ufern des Flusses.

Die „Moldau“ (Tschechisch: „Vltava“) gehört zu Smetanas sinfonischem Zyklus „Mein Vaterland (Tschechisch: „Má Vlast“). Es ist ein Stück, das die Gedanken beflügelt und viele Menschen bis heute tief berührt. Man könnte auch sagen, es verkörpert jene unbestimmte Sehnsucht, die man in sich trägt, wenn man ein Konzert mit dem Titel „Slawische Romantik“ besucht.
 
Eigentlich ist es eine Konzertreihe, die der Berliner Veranstaltungsservice Otfried Laur bereits seit mehreren Jahren erfolgreich im Programm hat. Zwei Konzerte finden jedes Jahr statt: eines im Herbst in der Berliner Philharmonie und ein zweites jeweils im Frühjahr im Konzerthaus am Gendarmenmarkt. Dabei variiert das Repertoire und auch die Orchester wechseln.

Ein Orchester, das diese Abende regelmäßig gestaltet, ist die Tschechische  Kammerphilharmonie Prag. Auch am 20. November gab sie im Kammermusiksaal der Berliner Philharmonie ein Gastspiel. Es dirigierte Tomás Koutnik, als Solisten waren Martin Kos an der Violine, Vladimir Lejcko am Fagott und der künstlerische Leiter des Orchesters, Adam Zdenek, an der Oboe zu hören.

Ein Potpourri  der berühmtesten slawischen Kompositionen

Eröffnet wurde das Konzert mit der Ouvertüre aus „Ruslan und Ludmilla“ von Michail I. Glinka. Viele bekannte Melodien, darunter „Der Tanz der Schwäne“ aus Pjotr I. Tschaikowskys „Schwanensee“ und „Die kleine Suite“ aus dem „Nussknacker“ folgten.

Es erklangen einige Szenen aus Smetanas „Verkaufter Braut“, darunter der „Tanz der Komödianten“ und „Komm, mein Söhnchen, auf ein Wort“.  Auch der „Hummelflug“ aus dem „Zaren Saltan“ von Nikolaj Rimskij-Korsakoff und Antonín Dvořáks “Slawische Tänze“ Nr. 7 in c-Moll und Nr. 15, in C-Dur gehörten zum Repertoire des Abends.

Die Stücke wurden in loser Reihenfolge gespielt, ein roter Faden war dabei nicht zu erkennen. Selbst jene Stücke, die zu einem Gesamtwerk gehören, wurden an unterschiedlichen Stellen im Programm aufgeführt. So gesehen, war es ein Potpourri  der berühmtesten slawischen Kompositionen, das ein breites Publikum ansprach.   

Die Moldau war dabei ein - vielleicht sogar der Höhepunkt des Abends. Man sah den Flusslauf bildlich vor sich: Zu Beginn ahmten Flöten, eine Harfe und Klarinetten das Plätschern der beiden Quellflüsschen nach. Mit dem Einsetzen der Streicher vereinigen sie sich dann zur Moldau. Als diese an Prag vorbeifließt, hört man, dass sie zu einem breiten Strom geworden ist – es spielt das gesamte Orchester. Und am Ende ihres langen Weges entschwindet sie den Augen des Betrachters und mündet in die Elbe.

Musik Rezension

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