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EURASIEN HISTORISCH
Von Hans Wagner | 07.02.2016
Werden Hunnen versuchen einen Vorstoß auf den Sitz des Europaparlaments in Straßburg zu unternehmen? 625 von ihnen sind dazu offenbar wild entschlossen. Sie wollen in Ungarn als eigene Ethnie anerkannt werden und andernfalls, so ihr Anführer Josua Imre Novák, vor den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) ziehen und dort einfordern, was ihnen ihre Heimat bislang verweigert: die Anerkennung als rechtmäßige Nachfahren des einst in ganz Eurasien gefürchteten Volkes der hunnischen Steppenreiter.
Die Hunnen wollen als geschützte Minderheit innerhalb des ungarischen Staates eigene verbriefte Rechte erlangen. Das haben sie kürzlich in einer dem Parlament in Budapest zugeleiteten Petition gefordert.
Sechshundertfünfundzwanzig Mann – so viele bekennen sich in Ungarn zum Hunnentum. Ein verschwindendes Häuflein, das nicht einmal mehr die Bedingungen der Republik für die Anerkennung als ethnische Minderheit erfüllen kann. Dafür müsste, ungarischen Gesetzen zufolge, eine Gemeinschaft von mindestens tausend Personen existieren, die sich mittels eigener Kultur und Sprache von der Mehrheitsbevölkerung unterscheidet. Weder Politiker noch Minderheitenexperten sehen diese Voraussetzungen für die Hunnen erfüllt. Fachleute bestreiten schlichtweg die Existenz einer hunnischen Kultur in der Donaurepublik, auch wenn viele von den 625 Petitionsunterzeichnern den Namen des legendären Hunnenkönigs Attila (395 bis 453 n. Chr.) tragen.
Experten halten die Wiederentdeckung des Hunnenreichs für eine Art Modeerscheinung, die man auch in der Türkei beobachten könne. Der Bonner Archäologe und Hunnenspezialist Dr. Michael Schmauder sagt: „Die Ungarn haben mit den Hunnen nichts gemein. Sie gehören zu den finno-ugurischen Völkern. Sind also eher noch mit den Finnen verwandt.“
Das Hunnenreich zur Zeit seiner größten Ausdehnung im Jahr 453 unter dem legendären König Attila
Die Ablehnung als eigene Ethnie im noch jungen 21. Jahrhundert nach Christus könnte zur letzten Niederlage eines hunnischen „Verbandes“ in Eurasien werden. Die erste bekanntgewordene Niederlage erlitten die Hunnen im Jahre 2637 v. Chr. gegen ein Heer des Kaisers von China. So jedenfalls steht es in der Zeittafel, die Thomas Mielke seiner gediegenen Romanbiographie von 1998, „Attila, König der Hunnen“, angefügt hat.
Dadurch, dass die siegreichen Chinesen ihren Triumph niedergeschrieben hätten, sei das Reitervolk vor rund 5000 Jahren bereits in die Annalen der chinesischen Geschichtsschreiber aufgenommen und erstmals bekannt geworden. Auch der Name der Hunnen ginge zurück auf eine chinesische Benennung. Die Chinesen hätten als eine „Sammelbezeichnung für mehrere nomadisierende Hirtenvölker“ den Namen Hiung-nu oder Hsiung-nu gebraucht. Vor „mehr als 5000 Jahren“ sollen diese die weiten Ebenen Innerasiens bevölkert haben. In ihrem eignen Idiom würden sich die Hsiung-nu selbst als „Hun“ bezeichnet haben - das Wort ihrer Sprache für „Mensch“ oder auch „Volk“. Daraus sei dann schließlich der Name „Hunnen“ geworden.
Hsiung-nu heißt zu deutsch: „Schreckliche Sklaven“. Was die Chinesen damit gemeint haben, kann ein Schreiben verdeutlichen, das im frühen 4. Jh. v. Chr. ein Händler aus China an seinen Herrn in die Stadt Samarkand an der Seidenstraße richtete: „Herr, der letzte Kaiser floh, wie sie sagen aus Saragh (eine alte Kaiserstadt, heißt heute Luoyang) vor der Hungersnot. Seine befestigte Residenz und die feste Stadt wurden dem Feuer übergeben. Weiterhin wurde der Kaiser zum Gefangenen gemacht und in die Gefangenschaft der Hunnen geführt. Und sie [...] plünderten das Land - diese Hunnen, die gestern noch das Eigentum des Kaisers waren.“
Darstellung von Attila dem Hunnenkönig
Die neuere Forschung zweifelt das von Mielke genannte Datum der hunnischen Niederlage von 2637 v. Chr. an und damit auch den Zeitpunkt des ersten Auftauchens der Hunnen. Aber eine andere verläßliche Datierung zu ihrer Herkunft und zum Alter des Reitervolkes kann auch sie nicht bieten. Wieder einmal heißt es, wie bei so vielen historischen Völkern in Eurasien, ihre Geschichte liege „im Dunkeln“. Die meisten Historiker gehen aber davon aus, dass der Begriff Hunnen eine Sammelbezeichnung ist für eine ganze Gruppe zentralasiatischer Völkerschaften. Als Herkunftsraum hat die Geschichtswissenschaft das Gebiet zwischen dem riesigen Issyk-Kul in Kirgisien, dem mit 706 Metern tiefsten Gebirgssee der Welt, und Ulan-Bator, der heutigen Hauptstadt der Mongolei ausgemacht.
Jahrhundertelang haben sich in der Zeit v. Chr verschiedene Stämme aus dieser Region blutige Kämpfe mit dem benachbarten chinesischen Kaiserreich geliefert. Die große chinesische Mauer verdankt diesen Auseinandersetzungen ihre Entstehung. Begonnen wurde sie in der zweiten Hälfte des fünften Jahrhunderts v. Chr. und danach immer weiter ausgebaut, bis zu einer Gesamtlänge von 6.350 Kilometern. Sie ist damit das größte Bauwerk der Welt und zeugt von den immensen Gefahren, denen sich das Reich der Mitte durch die angriffslustigen Nomadenvölker aus dem Norden ausgesetzt sah.
In seiner Romanbiographie Attilas lässt Mielke einen hunnischen Schamanen zu Wort kommen, der einem Römer gegenüber dieses Bauwerk mit dem Schutzwall des römischen Limes gegen die Germanen vergleicht: „Gegen die chinesische Mauer ist euer Limes mit seinen hölzernen Palisaden und eingeigelten Castellen nicht mehr als ein Gartenzaun! Bei den Chinesen konnten die Kampfwagen auf der Mauer fahren, nicht nur davor oder dahinter.“
Die Mauer wurde für die Völkerschaften der Hunnen unüberwindbar. Der Weg nach Süden war versperrt. Wieder erklärt der Schamane, was das bedeutete. Diesmal mit dramatischen Worten, die viel darüber aussagen, was die Hunnen geprägt und zum härtesten Reitervolk der Erde gemacht hatte: „Vor dreihundert Jahren fanden auch unsere Herden kein Gras mehr. Vor hundert Jahren erfror das Vieh auf allen Weiden im fernen Osten. Wir mußten um alles kämpfen – um jeden Grashalm im starr gefrorenen Boden, um jeden Vogel im Eisnebel, und selbst um erfrorenes Wild mußten wir mit den letzten Raubtieren in der Kälte streiten. Dies ist der eigentliche Grund für unsere von Krieg und verzweifelter Gnadenlosigkeit begleitete Flucht nach Westen. Wir kamen aus dem Gebiet zwischen dem tiefsten See der Welt und dem Altaigebirge. Dort stießen andere zu uns, denen es nicht besser ging. Wir konnten nur überleben, wenn wir die Überlebenden und Stärksten unserer Völker und Sippen vermischten. Nur weil wir niemals stehenblieben und dem eisigen Tod an keiner Stelle Gelegenheit gaben, uns festzufrieren, und auch im Sommer nie versuchten, mit dem Boden zu verwurzeln, haben wir all diese furchtbaren Jahrzehnte überlebt.“
Es war die Flucht vor dem Hungertod, die den Völkerschaften der Hunnen den Weg nach Westen wies. Darüber ist sich heute die Wissenschaft weitgehend einig. Der plötzliche Hunnensturm war kein Raubzug aus Mordlust und Habgier, sondern geschah aus Not und Verzweiflung.
Für das Jahr 36 auf 35 v. Chr. berichten chinesische Quellen von der Vernichtung eines Nomadenreiches. Ob es sich dabei um das der Hsing-Nu handelte, ist nicht völlig geklärt.
Die Besiegten wurden aus Turkestan und der Dzungarei nach Rußland vertrieben. Da die Hunnen selbst ihre Geschichte mangels einer Schrift nicht niederschreiben konnten, wird über die Identität der Vertriebenen immer noch gerätselt. Viele Forscher halten es aber für wahrscheinlich, dass es sich dabei um die Hunnen handelte.
Attila in der ZDF-Dokumentation - hervorragender Politiker statt naiver Barbar
Das Hsiung-Reich, das den Chinesen so viel Ärger bereitet hatte, war um das Jahr 35 n. Chr. zerbrochen und in ein Nord- und Südreich aufgeteilt worden. Etwa 100 Jahre später zogen die Hunnen chinesischen Quellen zufolge dann endgültig aus ihren angestammten Gebieten ab. Über Ost-Turkestan und das Altaigebiet (südlich von Nowosibirsk) gelangten sie in die nördlich des Aralsees gelegenen Steppen des westlichen Kasachstans
Der junge Attila erinnerte sich später an Erzählungen seiner Väter über die chinesische Mauer. Das war, als er im Jahr 410 n. Chr. als 15jährige Geisel in Rom weilte. Geiseln auszutauschen war damals zwischen verschiedenen Völkern üblich. Man wählte die Söhne hochgeborener Adeliger. Sie wurden an den Höfen fast wie eigene Söhne gehalten, wuchsen oft auch zusammen mit den Sprößlingen des dortigen Königs auf. Sinn und Zweck des Geiselaustausches war es, den Frieden abzusichern und plötzliche Angriffe auszuschließen, die zum Tode der Geisel hätte führen können. Im Austausch mit Attila hatten die Römer Aetius, den fünf Jahre älteren Sproß aus dem Kaisergeschlecht der Flavier zu den Hunnen abgestellt.
Als Attila in Rom weilte, hatte der Westgotenkönig Alarich mit seinen Kriegern die Stadt belagert. Mielke schildert, wie weitgehend verhungerte und vertierte römische Handwerker und Tagelöhner versuchten, den jungen Hunnen und zwei weitere Geiseln zu ermorden und ihren Hunger an ihnen zu stillen. Die beiden anderen waren der Germane Geiserich und der Gepide Laudarich. Die drei Halbwüchsigen hörten wie außerhalb der Mauern die Krieger der Westgoten ihr Kampfgeschrei erhoben, das sogenannte Baritus. Mit vor den Kopf gehaltenen Schildwölbungen verstärkten sie es zu grausamem Dröhnen.
Die drei jungen „Barbaren“, wie sie von den Römern genannt wurden, konnten entkommen. Und in dieser dramatischen Situation auf Leben und Tod hatte sich Attila dem Trauma der Herkunft seines Volkes entsonnen. Als er in Gefahr war, lässt Mielke die Bilder vor ihm auftauchen, wie die Väter gerade mal gut 30 Jahre vorher auf ihren kleinen schnellen Pferden aus dem Osten herangestürmt waren - aus purer Not, nicht aus Lust an Krieg und Feindschaft. Dass eine romanhafte Schilderung das ferne Geschehen nicht präzise wiedergeben kann, ist einleuchtend. Aber dass Attila, der selbst in wenigen Jahren König werden sollte, sich gerade während seiner Zeit als römische Geisel Gedanken über seine Herkunft machte, ist doch sehr wahrscheinlich. Seine Vorfahren hatten Weidegründe gesucht, für ihre Pferde, Futter für die Herden, Nahrung für Mensch und Vieh. Das sieht heute auch die Geschichtsforschung so. Doch von den christlichen Schreibern Roms wurden sie zu Barbaren erklärt, zu Bestien in Menschengestalt stilisiert und zu einer Art neuer biblischer Plage.
Es scheint, als seien die Hunnen des Jahres 374 nach Christi aus dem Nichts gekommen. In der Geschichte gab es bis zu ihrem Heranstürmen aus den Steppen keinen Bericht über ein Volk, das so urpötzlich auftauchte wie sie. Und kein Volk ist kaum hundert Jahre später, so nahezu spurlos wieder im Nichts verschwunden. Die geheimnisvollen hunnischen Reiterscharen haben die Menschen in Eurasien mehr beeindruckt als alles bisher Dagewesene.
Alles an ihnen war neu und fremd. Die Schnelligkeit und die Grausamkeit, mit der sie nach Europa vordrangen. Ihr ungewohntes Aussehen: klein, zäh, anscheinend mit ihren Pferden zu einer Einheit verwachsen. Die flache Gesichtsform und die gelbliche bis dunkle Hautfarbe. Ihre Art zu leben.
In Ermangelung einer eigenen Geschichtsschreibung, gibt es nur Texte über sie, die von Gegnern und Feinden verfaßt wurden und entsprechend gefärbt sind. Die zeitgenössischen Geschichtsschreiber, allen voran die des sich ausbreitenden Christentums, zeichneten sie als unkultivierte Barbaren, als teuflische Dämonen und Bestien. Für Attila kam später die Bezeichnung „Geißel Gottes“ in Mode. Der römische Geschichtsschreiber Ammianus Marcellinus schreibt über das fremde Volk: „Sie alle haben kompakte, feste Glieder einen breiten Nacken und sind von so monströser und ungestalter Häßlichkeit, dass man sie für zweibeinige Bestien halten könnte.“
Hunne mit Pferdefleisch - die Tiere dienten als Milch- und Fleichquelle ebenso wie zum Reiten
In anderen Berichten heißt es, bei den Hunnen sei es Sitte gewesen, den männlichen Kleinkindern die Gesichter zu zerschneiden, um den späteren Bartwuchs zu verhindern. Die Krieger hätten sich Schwarzerde in die Kampfwunden geschmiert, damit sich dort dickhäutige Narben bildeten. Der griechische Geschichtsschreiber Herodot (485 bis 425 v. Chr.) hat über die Sitte der hunnischen Kopfumformung berichtet. Durch Drücken und Binden im frühesten Kindesalter hätte man Langschädel geformt, die als besonders edel galten. Der Oberkopf sei bei den Hunnen als äußeres Zeichen ihrer Unterwerfung kahlgeschoren worden, nur der als „Khagan“ bezeichnete Hordenführer habe das Recht besessen, langes Haupthaar zu tragen.
Als der Auftritt der Hunnen im westlichen Teil Eurasiens begann, schrieb man also das Jahr 374 n.Chr. Urplötzlich fegten ihre Reiter aus den russischen und kasachischen Steppen über die in der Nähe des Schwarzen Meeres lebenden Alanen hinweg, selbst ein kriegerischer Nomadenstamm, und unterwarfen sie. Nur ein Jahr später griffen die Hunnen auch das Volk der Ostgoten an, das an der Schwarzmeerküste und auf der Krim siedelte. Die Stämme der unterworfenen Alanen waren zu der Zeit bereits in das hunnische Reiterheer integriert worden und kämpften mit gegen die Goten. (Siehe dazu EM Ausgabe 05-02 DIE GOTEN)
Das Ostgotenreich stand zu dieser Zeit unter der Herrschaft des greisen Königs Ermanarich, eines legendären und mächtigen Herrschers aus dem Hause der Amaler. Dieses Geschlecht, das sich auf einen mythischen Ursprung zurückführte, lenkte die Geschicke der Ostgoten bereits in der zehnten Generation. Ihm entstammte auch der spätere König Theoderich der Große, der Ravenna und Italien eroberte.
Für die Ostgoten kam die Wucht des Hunnensturms nach Westen ebenso überraschend wie vorher für die Alanen. Obwohl das Gotenreich sehr ausgedehnt war, über befestigte Orte und ein starkes Heer von Kriegern verfügte, war es diesem Anrennen nicht gewachsen. Der greise Ermanarich, der angeblich mittlerweile 110 Jahre alt war, beging einer Legende zufolge angesichts der Unbesiegbarkeit der Hunnen Selbstmord. Ob er dies aus Furcht vor der unberechenbaren Gefahr tat, die mit den Steppenreitern sein Reich heimsuchte, oder nur um einem jungen, dynamischeren Herrscher, der den Hunnen gewachsen sein könnte, Platz zu machen, ist unbekannt. Vielleicht wurde er auch in Wahrheit im Verlauf der Kämpfe von einem Hunnen erschlagen. Auf jeden Fall wurden die Ostgoten besiegt und genau wie die Alanen zur Heeresfolge gezwungen.
Mit Germanen und Hunnen waren die gefürchtetsten Krieger der damals bekannten Welt aufeinander getroffen. Den ungestümen Hunnen, die von ihren Pferden aus kämpften und rasend schnelle Angriffe führten, waren die germanischen Goten jedoch nicht gewachsen. Ebenso wie Alanen und Ostgoten mußte sich kurze Zeit später auch das Volk der mit den Goten verwandten ostgermanischen Gepiden geschlagen geben und in hunnischen Verbänden Heeresfolge leisten.
Unter ihrem Anführer Balamir oder Balamber zogen die Reiterscharen der Hunnen und ihrer neuen Hilfstruppen weiter nach Westen bis zur Donau. Wenn man von den Hunnen spricht, meint man heute vor allem die „schwarzen“ oder „europäischen“ Hunnen, die wohl wegen ihrer dunklen Gesichtsfarbe so genannt wurden. Ihre Verwandten, die „weißen Hunnen“, hatten sich als Volksstamm schon früher von ihnen getrennt und sich am Fuße des Kaukasus an den Grenzen des alten persischen Reiches niedergelassen.
Das Zeitalter der Hunnen dauert nicht einmal hundert Jahre - eine Chronologie ihrer Schicksalsschlachten und Eroberungen im westlichen Eurasien
In den Jahren und Jahrzehnten nach ihrem ersten Auftreten im Westen im Jahr 374 n. Chr. bedrohen die Hunnen wiederholt das morsche römische Imperium und bringen es zusammen mit germanischen Stämmen an den Rand des Unterganges.
401 entsteht dann ein erstes Bündnis zwischen Hunnen und Römern, nachdem Hunnenkönig Uldin den Kopf des gotischen Fürsten Gaina am 3. Januar als Neujahrsgeschenk an den oströmischen Kaiser Arkadios nach Konstantinopel schickt. In der Folgezeit verbessert sich das Verhältnis auch zwischen Westrom und Hunnen. Es kommt sogar zum Austausch von herrschaftlichen Geiseln.
415 wird Attilas Vater Mundschuk König der Hunnen. Sein Nachfolger Ruga vereinigt seine schwarzen Hunnen und viele Germanenstämme zu einem Großreich zwischen Rhein, Donau und Schwarzem Meer.
Im Jahr 430 greifen die Hunnen das am Rhein gelegene Königreich Burgund an. Der Feldzug mißlingt. Bei der Totenfeier für den umgekommenen Burgunderkönig Otkar werden 10.000 gefangene Hunnen niedergemetzelt.
Römische Tributzahlungen an die Hunnen erreichen astronomische Summen
Die weströmische Herrschaft umfaßt zu der Zeit nur noch das mittlere Gallien, Italien und die Alpenprovinzen. Das oströmische Reich zahlt bereits hohe Tribute an die Hunnen. Im Jahre 430 zum Beispiel 175 Kilogramm Gold, drei Jahre später steigt der Tribut auf 350 Kilo.
Im Jahr 434 teilt der hunnische Großkönig Ruga sein Reich auf seine Neffen Bleda und Attila auf. Die Tributzahlung Ostroms an die Hunnen wird auf 700 Kilo verdoppelt. 436 zerschlagen die Hunnen das Burgunderreich am Mittelrhein.
In dem im Mittelalter verfaßten Nibelungenlied über König Gunter, Brünhilde, Krimhild, Siegfried, Hagen etc. wird der Name Attila zu Etzel. 435 n. Chr. wird der Hunnenkönig Bleda ermordet – angeblich ist Attila der Auftraggeber. Attila wird Alleinherrscher der Hunnen. Drei Jahre später zahlt Ostrom die sagenhafte Summe von über einer Tonne Gold als Tribut an die Hunnen.
451 bricht Attila zu seiner Schicksalsschlacht nach Gallien auf. Er kommt bis Orleans. Dort endet die „Schlacht auf den Katalaunischen Feldern“ mit einem Patt zwischen Hunnen, Römern und Germanen. Die Germanen, nicht die Hunnen erleiden die höchsten Verluste. Auf dem Höhepunkt der Schlacht wird der Westgotenkönig Theoderich erschlagen - wohl von einem Gepiden, wie die Geschichtsforschung vermutet, nicht von einem Hunnen.
Mit dem Tod Attilas endet die Hunnenherrschaft in Europa
Attilas Nimbus eines unbesiegbaren Feldherren ist mit dem Unentschieden von Orleans auf jeden Fall dahin, obwohl er mit einem Rest des Heeres abziehen kann und der völligen Vernichtung entgeht. Die Hunnen reiten nach Italien. Von Papst Leo werden sie dazu überredet, Rom nicht anzugreifen. Er bietet ihnen stattdessen alle oberitalienischen Städte zur Plünderung.
Ein Jahr später heiratet Attila die junge Germanin Hildiko. In der Hochzeitsnacht stirbt er an einem Blutsturz. Sein Nachfolger Ellac wird 455 mit seinen Kriegern von einer vereinten Streitmacht der Ostgoten, Gepiden und Rugier am Fluß Nedao geschlagen. Bei dem Gewässer handelt es sich wahrscheinlich um die heutige Leitha im österreichischen Burgenland, das damals die römische Provinz Pannonien bildete. Das Hunnenreich in Europa ist damit zu Ende. Die Hunnen verschwinden in alle Winde zerstreut wieder im Dunkel der Geschichte.
Der Sturm der Hunnen in den Westen löste einen gewaltigen Flüchtlingsstrom aus. Heute spricht man von einer „Völkerwanderung“, was jedoch nach Ansicht vieler Historiker reichlich verharmlosend klingt. Völker seien niemals „gewandert“, sondern stets auf der Flucht gewesen, entweder vor dem Hunger – was auch der Grund für den Hunnensturm gewesen ist – oder vor übermächtigen Feinden.
Als die hunnischen Steppenreiter Ende des 4. Jahrhunderts nach Christus das Gebiet an der unteren Donau erreichten, hatte das Römische Reich bereits seinen Zenit überschritten. Den Soldaten gelang es kaum noch, die Grenzen zu sichern. Auch innenpolitisch gab es keine Einheit mehr. Das Imperium war in zwei Hälften zerfallen. Zwei schwache Kaiser, einer in Ravenna, einer in Byzanz, dem späteren Konstantinopel, lenkten die Geschicke des bröckelnden Imperiums Romanum.
Die Kriegführung der Hunnen hat ihre Gegner im westlichen Eurasien zunächst völlig überrascht und vor nahezu unlösbare Probleme gestellt: Zwar kannten auch die meisten europäischen Völker bereits den Einsatz von Reitern im Gefecht, doch sie bevorzugten vor allem den Kampf Mann gegen Mann. Damit war der Schwerpunkt der Europäer auf das Fußvolk gesetzt. Die vorrückenden Reiternomaden hingegen kämpften ausschließlich vom Rücken ihrer Pferde aus, Infanterie war ihnen unbekannt. Sie waren hervorragende Reiter und konnten aus ihren Sätteln heraus gezielte Pfeilhagel auf den Feind niedergehen lassen. Und das sowohl in der Vorwärtsbewegung über Kopf und Hals des Pferdes zielend, als auch nach einer Kehrtwendung über Kruppe und Schweif des Tieres rückwärts.
Die Hunnen schossen ihre Pfeile von einem Kompositreflexbogen ab.
Ihre „Feuerkraft“ war allen anderen Völkern ihrer Zeit überlegen. Und zwar nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ. Die Hunnen schossen ihre Pfeile von einem Kompositreflexbogen ab. Dieser Bogen ist in anderer Weise gekrümmt als ein normaler Bogen. Das Holzstück ist so bearbeitet, dass es die Form auf keinen Fall wieder verliert. Kleine Knochenstücke unterstützen die Spannung. Das Besondere an der Form dieses Reflexbogens ist, dass man selbst bei einem leichten Zug eine enorme Kraftentwicklung erreicht. So braucht man nicht mit weit auseinanderstehenden Beinen auf der Erde stehen, um eine hohe Durchschlagswucht zu erreichen - man kann vom Pferderücken aus elegant schießen und dennoch die feindlichen Schilde durchbohren. Keine der damals üblichen Schildpanzerungen hielt einem hunnischen Pfeilschuß stand.
Außerdem waren die Bogen der Hunnen sehr weittragend. Die Steppenreiter konnten ihre Gegner also aus großer Distanz ins Visier nehmen. Sie wurden oft getroffen, bevor sie auch nur einen einzigen Hunnen gesehen hatten. Der Pfeil verfehlte sein Ziel nur selten und traf meist tödlich. Die Hunnen benutzten Steigbügel in Form lederner Schlaufen. Darin konnten sie stehen und wesentlich genauer zielen, als im Sattel sitzend. Steigbügel waren etwa im 3. Jahrhundert v. Chr. von den Skythen erfunden worden und wurden bald darauf auch von den Hunnen übernommen. Nach Europa gelangte er erst viel später. Die Benutzung des Steigbügels war einer der entscheidenden Vorteile, auf den die eurasischen Reiternomaden ihre Überlegenheit zu Pferde gründeten.
Für den Nahkampf verwendeten die Hunnen ein sehr langes zweischneidiges Schwert. Dieses Schwert nahm im Leben der Hunnen einen besonderen Stellenwert ein. Es konnte Untergang oder Sieg bedeuten, wenn der Reiter sich im Schlachtgetümmel bewähren mußte. In hunnischen Gräbern wurden zusammen mit Schwertern goldene Amulette gefunden. Mit den Amuletten versuchten die Hunnen, ihre wichtigste Waffe nach dem Reflexbogen zu schützen. Mit einem Lederband wurde das Amulett an der Schwertscheide befestigt. Es sollte das Schwert schützen und dem Krieger Sicherheit und Kraft verleihen.
Zur Ausrüstung der Hunnen gehörte auch das Lasso, mit dem sie ihre Gegner gekonnt von den Pferden rissen. Nie zuvor hatte man im westlichen Eurasien eine solche Kampfesweise gesehen. Die Hunnen selbst waren nur leicht gerüstet, trugen neben Leder- und Fellkleidung allenfalls Fellmützen oder Spangenhelme.
Zur Überlegenheit der hunnischen Verbände trugen neben dem raffinierten Waffeneinsatz die Schnelligkeit und Wendigkeit bei, mit denen ihre Reiterscharen operierten. Und die spezielle Taktik der Scheinflucht. Roß und Reiter waren plötzlich verschwunden, anstatt sich zum Kampf zu stellen und tauchten dann unvermittelt im Rücken oder an den Flanken des gegnerischen Heeres wieder auf, um ihm empfindliche Verluste zuzufügen.
Die Hunnen kämpften, den Berichten ihrer Feinde zufolge, in kleinen, beweglichen Einheiten von 500 bis 1000 Mann und fielen unter schrecklichem Kriegsgeheul über die geordneten Truppen der Gegner her. Das führte meistens dazu, dass deren Verbände vor Schreck auseinanderspritzten. Ihre versprengten Teile wurden dann von den Hunnen niedergeritten und vernichtet.
Der römische Geschichtsschreiber Ammian berichtete: „Man möchte sie die schrecklichsten aller Krieger nennen, weil sie im Fernkampf mit Pfeilen kämpfen und im Nahkampf mit der Waffe ohne Rücksicht auf sich selbst.“
Die oströmische Bevölkerung belegte die schwarzen Hunnen mit einem Namen, mit dem später alle asiatischen Reitervölker bezeichnet wurden: Tartaros, die Tartaren. Dieses Wort kommt ursprünglich aus dem Griechischen, wo es „Hölle“ oder „Unterwelt“ heißt. Für die Römer hatte es die Bedeutung von „die Teuflischen“.
So avancierten die „Barbaren“ zum Schreckgespenst der sich zunächst durchaus überlegen dünkenden Römer. Es dauerte eine Weile, bis fähige Feldherren Roms erkannt hatten, welche militärischen Vorteile die Steppenreiter durch ihre kleinen zähen Pferde erreichten, auf denen sie auch weite Entfernungen schnell zurücklegen konnten. Sie trachteten schon bald danach, die Hunnen als Verbündete oder als bezahlte Hilfstruppen zu gewinnen.
Das Nomadenleben brachte es mit sich, dass das hunnische Zeltlager oft jeden Tag an anderer Stelle neu errichtet werden mußte. Dann brannten Feuer im weiten Rund, über denen große zylindrische Kupferkessel hingen. In ihnen köchelten Fleischsuppen, mit Zwiebeln und frischen Kräutern.
Die Frauen trugen große Ohrringe. Gemahlinnen besonders vornehmer Hunnen schmückten ihre Stirn mit Bändern aus Gold, verziert mit dem roten Granat-Edelstein Alamdin und Perlmutteinlagen.
Hunnische Gräber sind in der Regel Einzelgräber, die oft in der Nähe von Flüssen angelegt wurden. Hunnische Gräberfelder gibt es nicht. Für Bestattungen reicher Hunnen waren die sogenannten Totenopfer charakteristisch. Sie bestanden meist aus Waffen und Pferdegeschirr. Die Wissenschaft hat keine Erkenntnisse über die Bestattung der einfachen Bevölkerung. Die meisten dürften als Krieger auf dem Schlachtfeld geblieben sein.
Attilas Königssitz - ein Palast aus Holz
Am meisten dokumentiert in der Geschichtsschreibung über die Hunnen sind das Leben und die Taten jenes Mannes, der wie kein anderer hunnische Größe verkörpert: Attila. Er wuchs in seiner Bedeutung über die vor ihm seit 374 regierenden Hunnenkönige Balamir, Uldin, Mundschuk und Ruga weit hinaus. Unter Mundschuk, dem Vater Attilas und Ruga (siehe Kasten) war in der ersten Hälfte des 5. Jh. n. Chr. bereits ein gewaltiges hunnisches Reich entstanden. Es schloß auch viele Germanenstämme ein und erstreckte sich vom Rhein bis zur Donau und bis zum Schwarzen Meer .
Attila wurde 395 oder 396 geboren, rund zwanzig Jahre nachdem der Hunnensturm nach Westen begonnen und bereits die Donau überschritten hatte. Sein Name ist gotischer Herkunft und bedeutet „Väterchen“. Im Jahre 410 n. Chr. wurde der junge Hunne für einige Jahre als Geisel zu den Römern geschickt. Dort lernte er deren Kampfweise, Sitten und Gebräuche kennen und wurde sogar mit dem Titel eines römischen Heerführers („Magister militium“) ausgezeichnet.
Als Hunnenkönig Ruga im Jahr 434 n. Chr. starb, ging die Macht auf seine beiden Neffen Attila und dessen Bruder Bleda über. Kurz nach ihrem Machtantritt ließ Attila seinen Konkurrenten umbringen. Eine gemeinsame Regentschaft hätte traditionell auch eine Teilung des Reiches bedeutet. Dies wollte Attila, so wird vermutet, um jeden Preis verhindern. Außerdem strebte er offensichtlich die Alleinherrschaft über die Hunnen und alle unterworfenen Völker an und wollte dabei mit niemandem teilen. Er forderte von seinem Gefolge einen uneingeschränkten Treueschwur. Mit dieser Bindung der hunnischen Streitmacht allein an seine Person konnte er jede Politik bedingungslos durchsetzen.
Attila und die Hunnen waren zu dieser Zeit auf dem Höhepunkt ihrer Macht. Von der ehemligen römischen Geisel Aetius, der inzwischen zum mächtigsten aller Römer aufgestiegen war, hatten sie ein festes Siedlungsgebiet erhalten und die Goten, Alanen und Gepiden waren ihnen treu ergeben. Die Könige der Ostgoten und Gepiden, Laudarich und Ardarich waren offenbar sogar wichtige Unterfeldherren, Ratgeber und vielleicht sogar Freunde Attilas. Von einem hölzernen Palast aus, zwischen den Flüssen Donau und Theiß gelegen, soll Attila regiert haben, wenn er nicht gerade mit seinem Heer unterwegs war. Dort sei ein Thronsaal eingerichtet gewesen, in dem er auf einer Liege – wie bei den Römern üblich - über den Höflingen lagerte. Das jedenfalls berichteten römische Gesandte in ihren Reiseschilderungen und Protokollen. Doch auch wenn Attila tatsächlich eine solche Residenz eingerichtet und seine Untertanen eine Reihe von Dörfern gebildet hatten, richtig seßhaft wurden die Hunnen nie. Zu groß war ihr Reich und auch zu instabil. Walter Pohl beschreibt in seinem Werk „Die Völkerwanderung“ Attilas Hof als „Knotenpunkt eines Vielvölkerreiches, so dass hier Hunnisch, Gotisch, Latein und andere Sprachen gesprochen wurden.“ Michael Schmauder hält es für möglich, „dass Latein eine Art Verkehrssprache war.“
Was trieb fremde Völker an, sich mit den Hunnen auf Kriegs- und Eroberungszüge zu begeben? Warum wollten sie Teil der Hunnenmacht sein? Dazu Michael Schmauder: „Es war sicher für viele Völker interessant, Teil der Hunnen zu sein, weil die Hunnen in gewisser Weise ein Erfolgsmodell waren. Sie beherrschten enorm große Räume, konnten sich extrem schnell bewegen, sehr leicht an reiche Beute kommen und dies hatte für viele Krieger eine hohe Attraktivität.“ Die Plünderungszüge, der ständige Geldfluß aus den Tributzahlungen und die gute Versorgung in Attilas Reich habe dazu geführt, dass der König der Hunnen von einer ständig wachsenden Zahl von „Freunden“ umgeben war.
Ein Jahr nach der Schlacht auf den Katalunischen Feldern (siehe Kasten) feierten die Hunnen und zahlreiche Gäste die Hochzeit ihres Königs Attila mit der burgundischen Königstochter Hildiko. Attila war bereits 58 Jahre alt und hatte – wie üblich – vorher zahlreiche Frauen gehabt, einen ganzen Harem, wie es gelegentlich in den Quellen heißt. Von vielen soll er nicht einmal die Namen gekannt haben.
Attila stirbt an einem Blutsturz in der Hochzeitsnacht
Die Hochzeitsnacht mit Hildiko schildert Mielke in seiner Romanbiographie. Man habe den Frühling des Jahres 453 geschrieben. Das große Fest sei auch ein Frühlingstreffen und eine Wiedersehensfeier der verschiedenen Völker und Stämme gewesen, mit Kampfsport und Gelagen. Die ganze Nacht habe man Medos und den süßen Wein der Thraker getrunken. Laute Gesänge, begleitet von Trommeln, Hörnern und rhythmischem Stampfen habe die Nacht durchdrungen. Hunderte von Abordnungen aus allen Teilen des römischen Reiches, von den entferntesten Herrschern aus allen Himmelsrichtungen schickten Attila und seiner germanischen Frau aus dem Geschlecht der Burgunden ihre Glückwünsche. Alle jubelten und wünschten ihnen ein langes Leben.
„Der nächste Morgen blieb sehr lange stumm“, lässt Mielke das eigentliche Drama beginnen. Kein Vogel habe im beginnenden Grau des Tages einen Ton von sich gegeben. Gegen Mittag habe ein Vertrauter des Königs die Schlafgemächer innerhalb des Palastes aufgesucht. „Was er sah, entsetzte ihn mehr als jedes Mordgetümmel auf den Schlachtfeldern, mehr als der alltägliche Tod, selbst wenn er grausam war.“
Der Hunnenkönig lag auf seinem Bett, überall aus Mund und Nase war Blut hervorgequollen, das längst schwarz und verkrustet war. „Auch auf das fast durchsichtige Nachtgewand der Braut, auf ihre schönen Brüste, den Leib, in ihr Gesicht und ihre blonde, strähnig zerzauste Haarpracht“ hatte sich der Blutsturz des Hunnenkönigs Attila ergossen. Im ersten Augenblick wollte der Vertraute Hildiko töten, weil er dachte, die junge Frau hätte den Hunnenkönig aus Rache für den Untergang des Burgunderreiches ermordet. Aber ihre Unschuld stellte sich sofort heraus, als das Wort vom Blutsturz aus dem Mund des Arztes drang. Ein starkes Bluterbrechen, ausgelöst durch plötzlich starke Blutungen aus Lunge, Speiseröhre oder den Bronchien, hatte das Leben des Hunnenkönigs ausgelöscht. Seine trauernden Krieger hüllten ihn in seidene Tücher, legten ihn in einen Sarg aus Gold und Silber. Weder das Grab noch die Beigaben wurden je entdeckt. Die Leichenbestatter, so heißt es, habe man aus Sicherheitsgründen umgebracht.
Mit dem Tod Attilas war auch die persönliche Treue, die die Untergebenen mit Attila verband, aufgelöst. Dies war nach Ansicht von Historikern der Hauptgrund für den schnellen Niedergang der hunnischen Herrschaft. Die Söhne Attilas verstanden es nicht, die Gefolgsleute ihres Vaters auf sich selbst einzuschwören. Schon bald nach Attilas Tod kam es zu einem Aufstand der unterdrückten Völker gegen die Hunnen. Auch unter den Hunnen selbst brachen bürgerkriegsähnliche Kämpfe um Herrschaft und Einfluß aus. Damit war schließlich das Ende der Hunnenmacht besiegelt – den Rest besorgten einst verbündete Goten und Gepiden in zwei finalen Schlachten. Attilas Volk zerstreute sich buchstäblich in alle Winde. Viele der hunnischen Krieger schlossen sich anderen Steppenvölkern an. Als geschlossene Gemeinschaft traten sie nie mehr in Erscheinung. Sie verschwanden im Dunkel der Geschichte, aus dem sie einst gekommen waren.
Literatur:
Die schönste Art Geschichte lebendig werden zu lassen, ist zweifelsohne der historische Roman. Wenn er es auch noch mit den Fakten so genau nimmt, wie Thomas R.P. Mielke in seiner Romanbiographie über das Leben Attilas, wird die Lektüre vollends zum Hochgenuß:
„Attila – König der Hunnen – der Roman seines Lebens“ von Thomas R.P. Mielke, Schneekluth Verlag, München 2000, 892 Seiten, ISBN 3-795-11584-1.
Die faszinierende Zeitreise einer Schulklasse ins Hunnenreich schildert Herwig Wolfram. Sie sei zwar erfundene Fiktion, aber die beschriebenen Lebensumstände der Hunnen und sogar die Schimpfwörter, die Goten und Gepiden einander an den Kopf werfen, könnten allesamt durch archäologische Belege und antike Quellen belegt werden:
„Plötzlich standen wir vor Attila – eine Zeitreise ins Hunnenreich“ von Herwig Wolfram, Ueberreuter Verlag Wien 2002, 155 Seiten, ISBN 3-800-02988-X.
Eine knappe Darstellung der Hunnen findet sich in Walter Pohls „Die Völkerwanderung“. Unter der Kapitelüberschrift „Attila: Ein Steppenreich in Mitteleuropa“ ordnet Pohl die Bedeutung Attilas in die Geschichte der damaligen Zeit ein:
„Die Völkerwanderung – Eroberung und Integration“ von Walter Pohl, Kohlhammer Verlag Stuttgart 2002, 268 Seiten, ISBN 3-170-15566-0.
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