Eurasien-Ticker 02-09

Eurasien-Ticker 02-09

Putin erhielt in Dresden den Orden „Kampf für das Gute“ · Neue Erkenntnisse über Ötzis letzte Tage · Zehn Jahre neue Währung - Stilles Jubiläum für den Euro · Russland plant Flottenstützpunkte in Afrika, Nahost und Abchasien · Eurocopter baut unbemannte Hubschrauber · Obama verkommt weltweit zum Werbemaskottchen

Von EM Redaktion

Putin erhielt in Dresden den Orden „Kampf für das Gute“

EM – Beim 4. Dresdner Semper-Opernball am 16. Januar wurde der russische Ministerpräsident Wladimir Putin für seine Verdienste um den deutsch-russischen Kulturaustausch geehrt. Er erhielt einen Orden, der umgangssprachlich als Auszeichnung im „Kampf für das Gute“ bezeichnet wird. Diesen massivgoldenen Orden (18 Karat) erhalten Persönlichkeiten, die sich „unbeirrt und voller Mut für Gegenwart und Zukunft des Landes Sachsen und für Deutschland engagieren“, so die Begründung. Er ist eine Nachbildung  aus dem Grünen Gewölbe, dem Dresdner Schatzmuseum und zeigt den Heiligen Georg zu Pferd, der das Böse besiegt. „Adverso Flumine“ steht auf der handgefertigten Goldschmiedearbeit. Das heißt „Gegen den Strom“.

Der russische Ministerpräsident, der fließend Deutsch spricht, weilte auf Einladung der Landesregierung an seinem früheren Wirkungsort. Putin kennt die Elbestadt aus seiner Zeit als Agent des sowjetischen Geheimdienstes KGB. Von 1985 bis 1990 lebte er mit seiner Familie in Dresden, wo auch seine jüngere Tochter zu Welt kam.

Sachsens Ministerpräsidenten Stanislaw Tillich sagte bei der Verleihung, der russische Premier habe sich auf „bemerkenswerte Weise auch für die kulturellen Beziehungen zwischen Sachsen und Russland stark gemacht“. Putin bedankte sich auf Deutsch für die Auszeichnung. In seiner Rede plauderte er über Dostojewskij, ein bisschen über Peter den Großen, der im 18. Jahrhundert beste Kontakte, auch kulturelle, zum Königreich Sachsen gepflegt habe.

2000 Gäste waren zum Ball gekommen. Auf der Gästeliste fanden sich u. a. Schauspieler Ben Becker, Starkoch Tim Mälzer und Die Prinzen. Wie bereits im vorherigen Jahr wurde das ganze Programm live via Großbildleinwand für die Gäste des „SemperOpenairballs“ übertragen, die draußen bleiben mussten.

Neue Erkenntnisse über Ötzis letzte Tage

EM- Der Gletschermann vom Südtiroler Hauslabjoch wurde möglicherweise zweimal attackiert. Dieses weitere Kapitel in einem mehr als 5.000 Jahre alten Mordfall haben neue Untersuchungen eines Forscherteams der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) in  Zusammenarbeit mit einem Bozener Kollegen ergeben. Sie rekonstruieren die Chronologie der Verletzungen, die sich der als Eismumie konservierte Gletschermann Ötzi in seinen letzten Tagen zugezogen hat. So überlebte er den Pfeilschuss in seinen Rücken tatsächlich nur für sehr kurze Zeit - wenige Minuten bis höchstens einige Stunden -, erlitt wohl kurz vor seinem Tod aber auch einen Schlag mit einem stumpfen Gegenstand auf den Rücken.
Eine Schnittwunde an seiner Hand ist dagegen einige Tage älter. „Wir können jetzt erstmals Informationen über das Alter und den Zeitverlauf der Verletzungen liefern“, berichtet Professor Andreas Nerlich, Leiter der Studie. „Damit ist klar, dass Ötzi mindestens zwei Verletzungsereignisse in seinen letzten Tagen erlebt hat, was möglicherweise auf zwei getrennte Attacken schließen lässt.“

Ötzi ist die älteste Eismumie, die je gefunden wurde. Und obwohl die Überreste des Mannes aus der Jungsteinzeit, schon vielfach untersucht worden sind, gibt es immer noch neue Ergebnisse.

„Vor einiger Zeit schon haben wir eine tiefe Schnittwunde an Ötzis Hand nachgewiesen, die er für mindestens ein paar Tage überlebt haben muss“, so Nerlich. „Ein anderes Team hat etwa zeitgleich die Pfeilspitze in Ötzis linker Achsel gefunden. Der Pfeilschaft fehlt, es gibt aber eine Einschussstelle am Rücken.“ So gilt als wahrscheinlich, dass der Mann innerlich verblutet ist, weil eine Hauptschlagader getroffen wurde. Unklar waren aber bislang das Alter und der genaue Zeitverlauf der Verletzungen. Nachdem diese jetzt als gesichert gelten, hat Ötzi die Pfeilwunde tatsächlich nur um eine sehr kurze Zeitspanne, höchstens wenige Stunden, überdauert. Wenige Zentimeter unterhalb des Einschusslochs findet sich zudem eine kleine Verfärbung der Haut, die wahrscheinlich von einem Schlag mit einem stumpfen Gegenstand herrührt. In beiden Fällen konnten die Forscher mit neuen Nachweisverfahren feststellen, dass es sich um Blutungen gehandelt hat.

Zehn Jahre neue Währung - Stilles Jubiläum für den Euro

EM – Zu Beginn des Jahres 1999 wurde in elf Ländern der Euro eingeführt. Aber erst im August 2001 folgten die Euro-Münzen und Scheine. Es wurde nicht viel Aufhebens gemacht, als der Euro nun seinen zehnten Geburtstag feierte. Er hat sich als stabile Währung etabliert. Das ist sein Hauptzweck und sein Hauptverdienst. Emotionen wie mit der D-Mark oder anderen Erfolgswährungen verbanden sich mit ihm von Anfang an nicht. In manchen Ländern war man heilfroh, dass die klebrigen Geldbündel der Vergangenheit angehörten. Etwa in Italien, wo selbst Hunderttausend Lire kaum einen realen Gegenwert hatten

Heute reist man in der EU ganz selbstverständlich mit dem gleichen Geld über kaum mehr vorhandene Grenzen. Der Euro wird inzwischen in einem Gebiet genutzt, das sich von Zypern bis Irland und von Portugal bis Finnland erstreckt. In mehr als der Hälfte der EU-Mitgliedstaaten wurde der Euro bereits eingeführt.

Russland plant Flottenstützpunkte in Afrika, Nahost und Abchasien

EM - Russland will Agenturberichten zufolge innerhalb weniger Jahre mehrere Flottenstützpunkte im Nahen Osten, in Nordafrika und auch in Abchasien errichten. Wie die quasi amtliche Nachrichtenagentur Itar-Tass unter Berufung auf den Führungsstab der russischen Seestreitkräfte mitteilte, sollen die Arbeiten im abchasischen Schwarzmeer-Küstenort Otschamtschira schon in diesem Jahr beginnen.

Der Ort liegt 90 Kilometer von der Hauptstadt der selbsternannten Republik Suchumi und 50 Kilometer von der georgischen Grenze am Fluss Inguri entfernt. Früher waren dort kleine Küstenwachschiffe des sowjetischen Grenzschutzes stationiert. Die Infrastruktur sei noch teilweise erhalten, heißt es. Der Hafen von Otschamtschira soll ausgebaut werden, damit Schiffe aller Klassen, darunter Kreuzer, große Landungsschiffe und sogar U-Boote der Schwarzmeerflotte ihn anlaufen können. Russland und Abchasien würden durch die anhaltende Gefahr von Diversionen seitens Georgiens zu einem schnellstmöglichen Bau eines russischen Marinestützpunktes im abchasischen Schwarzmeerhafen Otschamtschira gedrängt.

Das teilte der abchasische Präsident Sergej Bagapsch am Montag in Suchumi mit. „Wir müssen dieses Problem schnellstmöglich lösen“, sagte Bagapsch nach Angaben seines Sprechers Kristian Bschania.

Auch für die nordafrikanischen Marinestützpunkte der Russen sei die politische Entscheidung bereits gefallen. Geplant seien Stützpunkte in Libyen, dem Jemen und Syrien. Unklar sei noch, wann die Marinestützpunkte einsatzbereit seien. „Aber fraglos wird dies innerhalb weniger Jahre geschehen“, wird ein Sprecher der Agentur zitiert. Da mit den ausländischen Regierungen noch verhandelt werde, sei es noch zu früh, um Häfen zu nennen.

Eurocopter baut unbemannte Hubschrauber

EM - Eurocopter will einem Bericht der Financial Times Deutschland (FTD) zufolge zu einem der weltweit führenden Hersteller von automatisch fliegenden, unbemannten Hubschraubern aufsteigen. Der Konzern hat nach FTD-Informationen bereits im vergangenen Jahr mit einem speziell ausgerüsteten großen Serienmodell EC155 einen vollautomatischen Flug durchgeführt. Eine Konzernsprecherin erklärt. „Wir entwickeln den automatischen Piloten vom Start bis zur Landung. Der kann dann in bemannten oder unbemannten Hubschraubern zur Anwendung kommen. Über das Datum zur Markteinführung mache der Hubschrauberhersteller noch keine Angaben.

Unbemannte Fluggeräte (UAVs/Unmanned Aerial Vehicles) würden als zukünftiges Milliardengeschäft der Luftfahrtindustrie gelten. Größere UAV-Fluggeräte seien bislang nur als Militärflugzeuge im Einsatz. Im Hubschraubersektor gäbe es zwar zahlreiche UAV-Projekte, die jedoch eher kleinere Modelle beträfen. Große einsatzfähige UAV-Hubschrauber seien bislang nicht bekannt.

Wie die Eurocopter-Sprecherin bestätigt habe, sei es gelungen, ein kommerzielles Serienmodell EC155 mit fünf Tonnen Gesamtgewicht so auszurüsten, dass ein Hubschrauber im Juni 2008 automatisch vom Start bis zur Landung geflogen sei. An Bord des „EC155 UAV-Demonstrators“ hätten sich zwei Piloten befunden, die jedoch nicht eingriffen hätten. Die Technologie sei von Eurocopter selbst entwickelt und eigenfinanziert worden, sagte die Sprecherin.

Obama verkommt weltweit zum Werbemaskottchen

EM - Das positive Image des neuen US-Präsidenten Barack Obama hat den Marketingabteilungen der Unternehmen rund um den Globus einen neuen Werbeträger geschenkt. Ob Auto-, Möbel- oder Pharmakonzern - quer durch alle Branchen zieht sich der Versuch, Kapital aus dem enormen Werbepotenzial des politischen Hoffnungsträgers zu schlagen. Die verantwortlichen Marketingstrategen scheuen dabei vor keinerlei Tricks zurück, um das Phänomen Obama für die eigenen Zwecke nutzbar zu machen. So hat etwa der US-Getränkehersteller Pepsi der Öffentlichkeit erst kürzlich ein neues Marken-Logo präsentiert, das in den Farben rot, blau und weiß sehr stark an das Motiv erinnert, das Obama während seines Wahlkampfs benutzt hat. Auch die Kernbotschaft der vorgestellten Pepsi-Kampagne fokussiert auf die von dem neuen Präsidenten vertretenen Themen wie Optimismus und Neuanfang.

„Wir haben in der Welt gegenwärtig nur sehr wenig Positives. Obama ist in dieser Hinsicht eine seltene Ausnahme, da er sehr stark positive Werte verkörpert. Dass Unternehmen nun versuchen, etwas von diesem Sonnenschein auf die eigenen Produkte umzulenken, ist deshalb durchaus nachvollziehbar“, stellt Volker Nickel, Pressesprecher des Zentralverbandes der deutschen Werbewirtschaft, im Gespräch mit pressetext fest. In diesem Trend sei aber auch der Versuch der Werbetreibenden zu sehen, den eigenen Bezug zum aktuellen Geschehen stärker herauszustellen. „Werbung muss immer aktuell sein“ meint Nickel.

Der Einsatz der „Lichtgestalt Obama“ könnte aber unter Umständen auch gegenteilige Folgen haben. „Wenn zu stark versucht wird, auf der Sympathiewelle Obamas mitzuschwimmen und der Konsument erkennt, dass seine positive Botschaft offensichtlich nur zu Zwecken der Geldmacherei missbraucht wird, kann dies auch sehr negative Konsequenzen auf die Sympathiewerte des beworbenen Unternehmens oder Produkts haben", erläutert Nickel.

Die Beispiele dafür, wie Unternehmen rund um den Globus versuchen, Kapital aus dem Werbepotenzial Obamas zu schlagen, sind vielfältig. So werden einem Guardian-Bericht zufolge in den USA mittlerweile Eiscreme-Sorten mit einem Slogan beworben, der stark an Obamas „Yes we can“ erinnert, und Spielzeugpuppen produziert, die auf die Namen der beiden Obama-Töchter Sasha und Malia hören. Der Autohersteller Fiat wirbt zudem damit, dass das neueste seiner Modelle am Tag der Inauguration des neuen Präsidenten Geburtstag hat. Doch nicht nur in den USA macht sich dieser Trend bemerkbar. In Indonesien setzt etwa ein Pharma-Unternehmen ein Obama-Double ein, um ein neues Medikament zu bewerben.

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