Eurasien-Ticker August/September 2012

Eurasien-Ticker August/September 2012

Fit für das Russlandgeschäft · Was Russlands WTO-Mitgliedschaft bedeutet · An Asienerfahrung führt kein Weg vorbei · Unerwünschte Urlaubssouvenirs vermeiden · Vietnam: Beitritt zur Zollunion von Moskau, Minsk und Astana? · Neues EU-Kartellverfahren gegen Microsoft · Chinas Nachfrage nach Industriemetallen sinkt · Montenegro schützt Zugvogelrastplatz an der Adria-Ostküste

Von EM Redaktion

Fit für das Russlandgeschäft

EM – Die russische Regierung lädt Führungskräfte aus deutschen Unternehmen zur Fortbildung vom 14. bis 27. Oktober 2012 nach Zentralrussland (Woronesch, Kaluga, Moskauer Gebiet, Belgorod, Orjol) und vom 21. Oktober bis 3. November 2012 in die Wolgaregion (Kazan, Samara) ein.

Während ihres Aufenthaltes in Russland haben die Teilnehmer Gelegenheit, sich vor Ort ein Bild von den geschäftlichen Möglichkeiten zu machen und Gespräche mit Entscheidungsträgern und einheimischen Unternehmen zu führen.

Die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH koordiniert das Projekt im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie in Deutschland.
Bewerbungen sind noch bis zum 15. August 2012 für Zentralrussland und bis 30. August für die Wolgaregion möglich.

Weitere Informationen und Veranstaltungen: www.gc21.de/mp

Was Russlands WTO-Mitgliedschaft bedeutet

EM - Als neues WTO-Mitglied wendet Russland ab September 2012 sämtliche Vorgaben und Regeln der Welthandelsorganisation an. Dazu zählen unter anderem eine schrittweise Senkung von Einfuhrzöllen sowie die rechtliche Gleichstellung zwischen ausländischen und inländischen Unternehmen. Dies kurbelt den Wettbewerb an und führt zu zahlreichen Modernisierungsvorhaben, die auch die Chancen für deutsche Unternehmen steigen lassen. 

Dass der WTO-Beitritt Russlands für nahezu alle deutschen Branchen interessant sein kann, steht für Ullrich Umann, den Repräsentanten von Germany Trade & Invest in Moskau, fest: „Der Investitionsbedarf ist in vielen Industriezweigen erkennbar, so zum Beispiel bei der Erzeugung von Metallen, im Bergbau, in der Strom- und Gaswirtschaft, im Maschinen- und Anlagenbau oder der Fahrzeugindustrie. Aber auch in der Bauwirtschaft und der Chemiebranche gibt es viel Potenzial.“

Im 1.Quartal 2012 haben deutsche Hersteller ihre Lieferungen bereits signifikant steigern können. Die daraus entstandene Dynamik sollte nach Anschauungen von Umann durch den russischen WTO-Beitritt sogar noch an Schwung gewinnen. So legten beispielsweise von Januar bis einschließlich März 2012 die Lieferungen von Fahrzeugen im Vergleich zum gleichen Vorjahreszeitraum um 33 Prozent, von Maschinen und Anlagen um 22 Prozent und von elektrotechnischen Erzeugnissen um 15 Prozent zu.

Beim Blick auf Russlands Handelsbilanz wird das Fehlen weltmarktfähiger Ausfuhrgüter deutlich: „2011 wurden verarbeitete Waren im Wert von 32 Milliarden US-Dollar in das Ausland geliefert, im Gegenzug aber für 152 Milliarden US-Dollar importiert. Dieses Defizit wird derzeit aber immer noch durch die enormen Rohstoffvorkommen und die damit verbundenen Exporte von Bodenschätzen und Energieträgern ausgeglichen,“ so Umann weiter.

An Asienerfahrung führt kein Weg vorbei

EM - Erste Berufserfahrungen da sammeln, wo die Wirschaft große Dynamik entfaltet - in Asien. Zum 20. Mal bietet die Deutsche Gsellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH jungen Berufstätigen, Absolventen und Studierenden die Möglichkeit, sich praxisorientiert im internationlen Geschäft zu qualifizieren. Das sechsmonatige Praktikum in acht asiatischen Ländern ermöglicht ihnen Einblicke in die fremden Wirtschafts- und Bildungssysteme und trägt zu globalem Denken und zur Mobilität bei. Rund 50 junge Deutsche können auch im nächsten Jahr wieder  in China, Indien, Indonesien, Japan, Malaysia, Südkrea, Vietnam oder Taiwan diese wertvollen Qualifikationen als Nachwuchsfürungskräfte erwerben.

Sprachkurse in Deutschland und im Zielland, sowie interkulturelle Seminare bereiten auf das Praktikum vor. Aus Mitteln der Heinz Nixdorf Stiftung erhalten die Teilnehmer zusätzlich ein Stipendium zur Finanzierung ihrer Lebenshaltungskosten im Gastland. Interessenten mit einer technischen oder kaufmännischen Hochschulbildung können sich online bis zum 30. September 2012 bewerben.

Kontakt: www.giz.de/hnp

Unerwünschte Urlaubssouvenirs vermeiden

EM - Bis zu 50 Prozent aller Reisenden in tropischen oder subtropischen Ländern ziehen sich während ihres Urlaubs eine Durchfallerkrankung zu. Besonders häufig sind Touristen in Afrika, Südasien, Süd- und Mittelamerika betroffen. Aber auch in einigen Ländern Süd- und Osteuropas kommt es – aufgrund fehlender Hygienestandards – häufig zu Reiseinfektionen. Urlauber können sich durch das Einhalten einiger Vorsichtsmaßnahmen schützen, erklärt die Deutsche Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS).

„Durchfallinfektionen gehen in der Regel von verunreinigten Lebensmitteln oder Getränken aus“, erklärt DGVS-Experte Professor Dr. med. Ansgar Lohse, Direktor der I. Medizinischen Klinik und Poliklinik am Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf, zu der auch die für Tropenmedizin zuständige Bernhard-Nocht-Klinik gehört. Häufigste Auslöser seien verwandte des EHEC-Erregers, sogenannte enterotoxinbildende Escherichia coli-Stämme, kurz ETEC. Aber auch Campylobacter, Salmonellen, Shigellen und bestimmte Virenarten können Durchfälle auslösen. Probleme tauchen insbesondere dann auf, wenn Essen und Getränke nicht kühl gelagert werden: „Die meisten Bakterien wachsen bei Temperaturen zwischen 10 und 60 Grad“, so der Infektionsmediziner. Durch Erhitzen auf mindestens 60 Grad würden die Keime abgetötet.

Generell gilt: Halten Sie sich an die bewährte Regel „Boil it, cook it, peel it or forget it“, zu deutsch: „Koch es, schäl es oder vergiss es“. Auf rohe Milch- und Eierspeisen, wie Speiseeis, Pudding oder Mayonnaise und Rohkostprodukte, wie Salate sollte am besten ganz verzichtet werden. Von schälbarem Obst hingegen geht keine Gefahr aus. Gemüse, Fleisch, Fisch und Meeresfrüchte sind frei von Erregern, wenn sie ausreichend erhitzt wurden. Wichtig ist es, auch beim Trinken achtsam zu sein. „Verzichten Sie auf Fruchtsäfte und Eiswürfel, trinken Sie nur aus originalverschlossenen Flaschen und kochen Sie Wasser ab, bevor sie es trinken“, rät Lohse.

Vietnam: Beitritt zur Zollunion von Moskau, Minsk und Astana?

EM - Vietnam erwägt laut Präsident Truong Tan Sang einen Beitritt zur Zollunion Russlands, Weißrusslands und Kasachstans. Dies meldet die russische Nachrichtenagentur RIA Nowosti. „Wir haben eine Beschleunigung der Aufnahme von Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen“, habe der Präsident bei einer Pressekonferenz in Narjan, der Hauptstadt des Autonomen Kreises der Nenzen im Nordwesten Russlands gesagt. Der Meldung zufolge wurde bereits vereinbart, dass die Aufnahme der Verhandlungen darüber beim APEC-Gipfel im September 2012 in Narjan-Mar verkündet wird.“

Die Zollunion Russlands, Weißrusslands und Kasachstans war im August 2006 bei einem informellen Gipfel der Eurasischen Wirtschaftsgemeinschaft gegründet worden. Die Zollunion sieht die Bildung eines einheitlichen Zollraums vor, in dem es keine Zollgebühren und keine wirtschaftlichen Einschränkungen gibt bis auf spezielle Schutz-, Antidumping- und Kompensationsmaßnahmen. Im Rahmen der Zollunion werden ein einheitlicher Zolltarif und andere einheitliche Regulierungsmaßnahmen für den Handel mit Drittländern angewandt.

Neues EU-Kartellverfahren gegen Microsoft

EM - Im Kartellstreit des US-Softwarekonzerns Microsoft mit der EU-Kommission um die Browsernutzung hat Wettbewerbskommissar Joaquín Almunia ein neues Verfahren  angekündigt, da Microsoft sich nicht an seine 2009 gegebenen Zusagen gehalten habe, den Nutzern des Windows-Betriebssystems im Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) die Wahl zwischen verschiedenen Webbrowsern zu lassen. „Sollte sich der Verdacht bestätigen, wird das ernste Folgen haben“, sagte Almunia. Es sei ein einmaliger Vorgang im EU-Wettbewerbsrecht, dass ein Unternehmen sich nicht an seine Verpflichtungen hält, fügte er hinzu. Microsoft muss mit Bußgeldern in Höhe von bis zu zehn Prozent des jährlichen Umsatzes rechnen. In einem langwierigen Kartellverfahren um die Vermarktung des Microsoft-Browsers „Internet Explorer“ zusammen mit dem dominanten Betriebssystem Windows hatte Microsoft 2009 rechtlich verbindlich zugesagt, es bis 2014 allen Windows-Nutzern im EWR zu ermöglichen, den Browser ihrer Wahl herunterzuladen. Ein entsprechendes Auswahlfester stand ab März 2010 zur Verfügung. Seit einem Windows-7-Update im Februar 2011 sei dieses Auswahlfenster aber verschwunden, kritisierte Almunia. Die gleichen Vorwürfe gebe es in Bezug auf die geplanten neuen Versionen Windows 8 und Windows RT. Almunia sagte, die Kommission werde prüfen, ob Microsoft – wie versprochen – allen Wettbewerbern die nötigen Informationen gibt, um Browser auch für diese Betriebssysteme zu entwickeln.

Chinas Nachfrage nach Industriemetallen sinkt

EM - Der Rohstoffverbrauch in den BRIC-Staaten (Brasilien, Russland, Indien und China) wird in Zukunft nicht mehr so stark zunehmen wie im vergangenen Jahrzehnt. Vor allem in China wird die Nachfrage nach wichtigen Industriemetallen im Vergleich zu den vergangenen Jahren langsamer wachsen als die Volkswirtschaft insgesamt. Das ist das Ergebnis der am 31.07.2012 veröffentlichten Studie „Der Einfluss des Wirtschaftswachstums aufstrebender Industrienationen auf die Märkte mineralischer Rohstoffe“, die die Deutsche Rohstoffagentur (DERA) in der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) beim Institut für Internationale Wirtschaftspolitik an der Universität Bonn in Auftrag gegeben hatte.

Um Rückschlüsse auf die zukünftige Nachfrageentwicklung nach mineralischen Rohstoffen aus den sogenannten BRIC-Staaten ziehen zu können, wurde von den Autoren die historische Entwicklung des Verbrauchs von Aluminium, Kupfer, Stahl, Zink und Zinn in den etablierten Industriestaaten analysiert. „Dabei haben wir festgestellt, dass alle untersuchten Industriestaaten den Höhepunkt der Materialintensität kurz vor oder nach dem Zeitpunkt erreicht haben, an dem sie den Höhepunkt ihrer Industrieproduktion erreichten und die Schwelle vom mittleren zum hohen durchschnittlichen Pro-Kopf-Einkommen überschritten haben“, sagt, Dr. Peter Buchholz, Leiter der DERA.

Die Studie zeigt, dass Chinas Materialintensität bei allen untersuchten Rohstoffen – mit Ausnahme von Aluminium – bereits nahe an den historischen Vergleichswerten liegt oder sie sogar schon überschritten hat. Das bedeutet, dass in China die Industrialisierung soweit fortgeschritten ist, dass der Rohstoffverbrauch nicht mehr so stark wachsen wird wie in den vergangenen Jahren. Der Einfluss der drei BRIC-Staaten Brasilien, Indien und Russland auf die globale Rohstoffnachfrage hingegen ist relativ gering und dies wird voraussichtlich auch in den kommenden Jahren so bleiben. Da Indien derzeit weit von den historischen Höhepunkten der Materialintensität entfernt ist und der Anteil des Landes am Weltverbrauch noch niedrig ist, wird auch im kommenden Jahrzehnt nicht mit einem wesentlichen Einfluss auf die Rohstoffnachfrage zu rechnen sein. Brasilien und Russland weisen sowohl eine sinkende Materialintensität als auch einen relativ geringen Anteil am Weltverbrauch auf. Brasilien, Indien und Russland werden als wichtige Bergbauländer in den kommenden Jahren somit eher das Angebot als die Nachfrage nach mineralischen Rohstoffen beeinflussen.

Da sich Chinas Industriewachstum nicht in dem Maße wiederholen wird und sich das Angebot durch neue Bergwerke ausgeweitet hat, wird das zukünftige Wachstum in China längst nicht mehr einen so starken Einfluss auf die Rohstoffpreise haben wie in der Vergangenheit. „Der Nachfragedruck aus China lässt allmählich nach und aus den anderen großen Schwellenländern Brasilien, Russland und Indien kommen nicht die Nachfrageimpulse, die das ausgleichen könnten“, so Martin Stürmer, Autor der Studie von der Universität Bonn. Die aktuelle Wirtschaftskrise wird einen weiteren dämpfenden Effekt auf die Rohstoffnachfrage haben.

Zur Studie: http://www.bgr.bund.de/DE/Gemeinsames/Produkte/Downloads/DERA_Rohstoffinformationen/rohstoffinformationen-11.pdf?__blob=publicationFile&v=2

Montenegro schützt Zugvogelrastplatz an der Adria-Ostküste

EM - „Das ist ein wichtiger Etappensieg auf dem Weg, die Saline Ulcinj als wichtigsten Zugvogelrastplatz an der östlichen Adria zu erhalten“, kommentiert Gabriel Schwaderer, Geschäftsführer der europaweit tätigen Naturschutzstiftung EuroNatur, die Entscheidung des montenegrinischen Parlaments, die Saline Ulcinj als Vorranggebiet für die Natur auszuweisen. Bereits im Juni 2012 hatte das montenegrinische Ministerium für Tourismus und nachhaltige Entwicklung entschieden, dass das 1.500 Hektar große, wertvolle Feuchtgebiet mit Ausnahme der Kristallisationsbecken und Gebäude unter Naturschutz gestellt werden soll. Mit der Verabschiedung des nationalen Raumplans durch das Parlament wurde dieser Beschluss Ende Juli bestätigt.

Noch vor wenigen Monaten deutete alles darauf hin, dass Montenegro das einzigartige Naturjuwel für den Massentourismus ausbauen wollte. Die Saline Ulcinj sollte für mindestens 257,8 Millionen Euro als Bauland versteigert werden. Nachdem das Vorhaben der montenegrinischen Regierung im Dezember 2011 bekannt wurde, kam es europaweit zu massiven Protesten, die von EuroNatur unterstützt und in Montenegro vom langjährigen EuroNatur-Projektpartner „Zentrum für Vogelforschung und Beobachtung“ (CZIP) organisiert wurden. Mit Erfolg: Infolge des internationalen Drucks beschloss die montenegrinische Regierung im April 2012, die Saline nicht als Bauland auszuweisen und den damals gültigen Raumplan entsprechend zu ändern.

„Mit der Verabschiedung des Raumplans hat das Parlament nun den Ball an die Gemeinde Ulcinj weitergegeben. Diese muss die nationalen Vorgaben nun in ihrem Flächennutzungsplan umsetzen“, erklärt Gabriel Schwaderer. Der Gemeinde sind dabei enge Grenzen gesetzt. Denn der überwiegende Teil des global bedeutenden Feuchtgebiets muss künftig im Sinne des Naturschutzes genutzt werden. Um dies zu gewährleisten,
empfiehlt der Raumplan ausdrücklich, das Gelände im Flächennutzungsplan der Gemeinde als Naturschutzgebiet auszuweisen und die Salzproduktion fortzusetzen. „Wir begrüßen diese Empfehlung des Parlaments. Denn der Salinenbetrieb steht nicht im Widerspruch mit dem Naturschutz. Im Gegenteil: Damit wäre auch in Zukunft die Wasserzirkulation in der Saline gewährleistet“, betont Gabriel Schwaderer.

Informationen im Netz: www.euronatur.org,

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