Eurasien-Ticker 04-2012

Eurasien-Ticker 04-2012

Beschwerde gegen Handelsbeschränkung mit Seltenen Erden · Weltbank: Armut sinkt trotz Finanzkrise · Deutsche Forscher wollen heim · Besserer Schutz bei Auslandseinsätzen von Arbeitnehmern · Mehr Luxushotels in China · Zerstört Kroatien seinen schönsten Donauabschnitt? · Russland plant Skikurort im UNESCO Weltnaturerbe

Von EM Redaktion

Beschwerde gegen Handelsbeschränkung mit Seltenen Erden

EM - Die Europäische Union hat gemeinsam mit den USA und Japan bei der Welthandelsorganisation WTO Beschwerde gegen Chinas Exportbeschränkungen bei Seltenen Erden und weiteren Rohstoffen eingereicht. Im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie (BMWi) analysiert die Deutsche Rohstoffagentur (DERA) in der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) für die deutsche Wirtschaft die Versorgungslage bei Energie- und mineralischen Rohstoffen. „Exportbeschränkungen bei den Seltenen Erden verzerren den Wettbewerb. Das kann zu Versorgungsengpässen und Arbeitsplatzverlusten in Industrienationen führen“, erklärt DERA-Rohstoffexperte Dr. Peter Buchholz.

Aufgrund der chinesischen Exportbeschränkungen und Preissteigerungen bei den Seltenen Erden ist weltweit ein „Goldrausch“ auf der Suche nach neuen Vorkommen dieser Rohstoffe ausgebrochen. Derzeit laufen derzeit über 400 Explorationskampagnen in 36 Ländern.

Weitere Informationen: http://www.bgr.bund.de

Weltbank: Armut sinkt trotz Finanzkrise

EM - Entgegen Erwartungen von Wirtschaftsexperten hat die globale Rezession nicht dazu geführt, dass die Armut in den Entwicklungsländern weiter anwächst. Im Gegenteil: Wie aus einem aktuellen Bericht der Weltbank (http://web.worldbank.org)  hervorgeht, sei der Anteil der Menschen, die in extremer Armut leben und ein Einkommen von weniger als 1,25 Dollar (rund 0,95 Euro) pro Tag zur Verfügung haben, in den vergangenen Jahren weltweit gesehen kontinuierlich zurückgegangen. Im Vergleich zum entsprechenden Wert von 1990 habe sich die Armenquote sogar halbiert.

„Zum ersten Mal seit dem Beginn unserer Aufzeichnungen zeigen die Daten einen Rückgang sowohl bei der Armutsrate als auch bei den absoluten Zahlen der Armen in allen sechs Regionen der Entwicklungsländer“, heißt es in dem Weltbank-Bericht. Demnach waren es 1981 noch 52 Prozent (1,94 Milliarden Menschen), die ihr Dasein in einem Land der sogenannten Dritten Welt in absoluter Armut fristen mussten. Bis zum Jahr 2008 habe sich dieser Wert auf 22 Prozent (1,29 Milliarden Menschen) reduziert.

Dass die Armut trotz der allgemeinen wirtschaftlichen Krisenstimmung im Laufe der vergangenen Jahre deutlich zurückgedrängt werden konnte, haben die Entwicklungsländer der Weltbank zufolge vor allem den aufstrebenden Märkten in Brasilien, Indien und China zu verdanken. Speziell das „Reich der Mitte“ war offensichtlich sehr erfolgreich damit, die Armut innerhalb der eigenen Landesgrenzen zu bekämpfen: 1981 lebten dort noch 84 Prozent der Bevölkerung in extremer Armut, bis 2008 sei dieser Anteil auf nur mehr 13 Prozent gesunken.

Deutsche Forscher wollen heim

EM - Spiegel-Korrespondentin Christine Mattauch berichtet aus New York von einer Art Zeitenwende: Immer mehr Spitzenleute, die den Verlockungen Amerikas gefolgt waren und höherer Gehälter und besserer Arbeitsbedingungen  wegen ihre heimischen Universitäten verließen, kehren nun zurück. Mattauch: „Tausende Wissenschaftler arbeiten in den Staaten. Doch trotz aller Kritik kehren immer mehr deutsche Spitzenleute zurück - aus handfesten Motiven.“ Auf einer jährlichen Veranstaltung für Rückkehrwillige des German Academic International Network (GAIN) hätten sich 2011 über 300 Wissenschaftler eingefunden - dreimal so viel wie vor zehn Jahren.

Die hochverschuldeten USA hätten einfach weniger Mittel zur Verfügung und nicht mehr so viel zu bieten wie noch vor Jahren. Außerdem sei Deutschland aufgewacht und werbe aktiv um die Auslandselite. Diese sei „begehrt, weil sie mit einem Zuwachs an fachlichem Wissen und kulturellem Verständnis ebenso wie mit internationalen Kontakten aufwarten“ könne. Auf 5400 Hochqualifizierte schätze das Institute of International Education die Zahl der promovierten Deutschen an US-Hochschulen, hinzu kämen Hunderte an privaten Forschungseinrichtungen und Labors. Auch in Unternehmen würden Tausende potenzielle Rückkehrer arbeiten.

Die Korrespondentin Mattauch: „In New York existiert ein engmaschiges Netz, um die ausgebüxten Akademiker wieder einzufangen. Verbindungsbüros einzelner Hochschulen, Ländervertreter und Repräsentanten von Forschungseinrichtungen belegen im Deutschen Haus in Manhattan, das auch das Generalkonsulat beherbergt, die komplette 15. Etage. Hinzu kommen Initiativen wie das vor zwei Jahren gegründete German Center for Research & Innovation (GCRI), das atlantikübergreifende Diskussionsforen organisiert.“

Weitere Informationen: http://www.spiegel.de/karriere/ausland/0,1518,817869,00.html

Besserer Schutz bei Auslandseinsätzen von Arbeitnehmern

EM - Die sozialen Rechte von Arbeitnehmern, die von ihrer Firma befristet ins EU-Ausland geschickt werden, sollen künftig besser geschützt sein, ohne dass dies den Unternehmen ihre Arbeit wesentlich erschwert. Das will die EU-Kommission durch zwei neue Gesetze erreichen. Eines davon soll die Vorschriften der EU-Entsenderichtlinie von 1996 - etwa über Mindestlohn und Sicherheit am Arbeitsplatz - präzisieren und für ihre einheitliche Anwendung in der ganzen EU sorgen. Das andere soll das Recht auf Streik sowie gewerkschaftliche Aktionen und das Recht auf Dienstleistungsfreiheit in ein besseres Gleichgewicht bringen. Die Kommission strebt etwa eine einheitlichere Auslegung des Begriffs „Entsendung“ an, um die Ausbreitung von Briefkastenfirmen zu unterbinden. Durch die Einführung einer gesamtschuldnerischen Haftung will sie die Haftung für Löhne und Gehälter im Baugewerbe verbessern. Die neue Durchführungsrichtlinie soll aber auch regeln, wie nationale Behörden grenzüberschreitend bei der Überwachung der Vorschriften kooperieren müssen und in welchen Fällen sie zusätzliche Kontrollrechte im eigenen Land haben. Jedes Jahr schicken Unternehmen laut Kommission rund eine Million Arbeitnehmer in andere EU-Staaten. Deutschland gehört zu den größten Entsendeländern. 

Weitere Informationen: http://ec.europa.eu/social/main.jsp?catId=471&langId=de

Mehr Luxushotels in China

EM - China hat sich in den letzten Jahren zu einem Reiseziel entwickelt, das voll im Trend liegt. Der Tourismus in der Volksrepublik boomt. Mit der Zahl der Touristen steigt auch gleichzeitig die Nachfrage nach neuen Luxushotels. Nun möchte China die Zahl der Luxushotels in den nächsten fünf Jahren von derzeit 660 auf 1.160 fast verdoppeln. Dabei soll nicht nur in den größten Metropolen, sondern auch in weniger großen Städten gebaut werden.
 
Einen Schwerpunkt für den Ausbau der Luxushotels bildet das Badeparadies Hainan, im Süden von China. Dort existieren Pläne zum Bau von 40 neuen 5-Sternehotels in den nächsten fünf Jahren entlang einem 19 Kilometer langen Abschnitt der Haitang-Bucht bei Sanya. 
 
Nach Angaben der UN Welttourismusorganisation (UNWTO) wird China die USA bis zum Jahr 2025 als größtem Hotelmarkt einholen. Bis dahin soll China über 6,1 Millionen Hotelzimmer verfügen – gleich viele wie die USA dann haben werden.

Zerstört Kroatien seinen schönsten Donauabschnitt?

EM - Die Entscheidung über die Zukunft einer der wertvollsten Auenlandschaften an der Donau steht unmittelbar bevor. Die Schifffahrt plant, die Donau entlang eines 53 Kilometer langen Abschnitts an der Grenze zwischen Kroatien und Serbien zu regulieren. Die international tätige Naturschutzstiftung EuroNatur lehnt die Kanalisierungspläne entschieden ab, denn diese würden das Aus für die natürlichen, dynamischen Auwälder an den Ufern der Donau bedeuten.

Das Verfahren befindet sich derzeit in einer entscheidenden Phase. EuroNatur ruft die kroatische Ministerin für Umwelt- und Naturschutz, Mirela Holy, auf, sich für den Schutz der Auen und gegen deren Zerstörung einzusetzen. Zu diesem Zweck unterstützt die Stiftung eine gemeinsame Petition mit dem  WWF (www.amazon-of-europe.com/petition-de), die sich an die Ministerin richtet. Wenn das Ausbauprojekt genehmigt wird, wäre der Naturpark  Kopački Rit  an der kroatisch-serbischen Grenze davon schwer betroffen und damit die Kernzone des künftigen Fünf-Länder-Biosphärenreservats Mur-Drau-Donau. Allein 300 verschiedene Vogelarten konnten hier bereits beobachtet werden und in den natürlichen Flüssen kommen 64 Fischarten vor, von denen 22 in Europa besonders geschützt sind. 

„Die Regulierungsmaßnahmen konterkarieren die Ziele der Europäischen Union, den Verlust der Biodiversität in Europa zu stoppen. Mit der Unterzeichnung des EU-Beitrittsvertrages im Oktober 2011 hat sich Kroatien dazu verpflichtet, seine wertvollen Naturgebiete zu schützen. Das Projekt ist schon allein aufgrund dieser EU-Verpflichtungen untragbar“, sagt EuroNatur-Geschäftsführer Gabriel Schwaderer.

Weitere Informationen über das geplante Fünf-Länder-Biosphärenreservat Mur-Drau-Donau unter www.euronatur.org/5-Laender-Biosphaerenreservat.1166.0.html

Russland plant Skikurort im UNESCO Weltnaturerbe

EM - Die russische Regierung hat mit dem Bau von fünf großen Skigebieten im Nordkaukasus begonnen. Ein sechstes soll im UNESCO Weltnaturerbe Westkaukasus entstehen, einem Totalreservat und der Heimat einer einzigartigen Tier- und Pflanzenwelt sowie der letzten in Freiheit lebenden Bergwisente. Der NABU, der im Jahr 1999 wesentlich zur Ernennung des Welterbegebietes beigetragen hat, sieht diese Pläne kritisch: „Wir lehnen den Ausbau touristischer Infrastruktur im nördlichen Kaukasus nicht generell ab, doch ein Skikurort im Reservat bedroht die Natur in dem Gebiet und dessen Status als UNESCO Weltnaturerbe“, sagte NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. Der Verband traf sich daher am Mittwoch mit dem von der russischen Regierung beauftragten Unternehmen „Kurorte des Nordkaukasus AG“, um gemeinsam naturverträgliche Lösungen für die Region zu entwickeln.

Die Skigebiete, die sich nach ihrer Fertigstellung mit den weltberühmten Sportkurorten in Österreich, der Schweiz oder den USA messen lassen sollen, entstehen in den Kaukasusrepubliken Karatschai-Tscherkessien, Kabardino-Balkarien, Nordossetien-Alanien, Inguschetien und Dagestan. Das sechste ist für die Republik Adygea geplant, die Teil des UNSECO Weltnaturerbes Westkaukasus ist. Dieses zählt zu einem der 34 Hotspots für Biodiversität der Welt. Das dazugehörige Hochplateau Lagonaki gilt mit über 36 Prozent endemischer Pflanzenarten sogar als Zentrum des Endemismus. „Ziel des Arbeitstreffen ist es, zusammen mit den Unternehmern einen umweltverträglichen Managementplan für das Gebiet um das Hochplateau Lagonaki zu vereinbaren, bei dem der Natur- und Artenschutz absoluten Vorrang hat“, erklärt der Leiter des NABU-Kaukasusprogramms Vitalij Kovalev.

Der NABU hat bereits jahrzehntelange Erfahrung in der Artenschutzarbeit im Kaukasus. Neben dem Schutz der Bergwisente führt der Verband mit russischen Partnern in dem Gebiet des Weltnaturerbes Westkaukasus ein Klimaschutzprojekt durch, das im Rahmen der Internationalen Klimaschutzinitiative (IKI) des deutschen Bundesumweltministeriums gefördert wird. In einer etwa 80.000 Hektar großen Schutzzone um den nördlichen Teil des Weltnaturerbegebietes herum sollen nachhaltige Formen der Waldbewirtschaftung, Aufforstungen und Renaturierungsmaßnahmen umgesetzt werden. Aber auch die weitere Entwicklung eines nachhaltigen Tourismus in den an das Weltnaturerbe angrenzenden Gebieten spielt eine entscheidende Rolle bei der Sicherung des einzigartigen Naturgebietes.

Weitere Naturschutz-Informationen: www.nabu.de

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