Eurasien-Ticker 02-2010

Eurasien-Ticker 02-2010

Rückgabe von Kulturgütern an den Irak · Brüssel zapft Energiequelle Irak an · Ausschreibung für den n-ost Reportagepreis 2010 · Journalistenpreis des EU-Parlaments für 2010 · Mehr als eine halbe Milliarde Europäer · Stare schon in den Startlöchern · Urahn des Menschen war vom Aussterben bedroht · Holger Fach wird Trainer in Kasachstan · Tipp: Geopark Mecklenburgische Eiszeitlandschaft

Von EM Redaktion

Rückgabe von Kulturgütern an den Irak

EM – Das Land Hessen hat 22 antike Stücke aus Raubgrabungen im Land zwischen Euphrat und Tigris an den Irak zurückgegeben. Die altorientalischen Gegenstände waren 2007 im Wetteraukreis bei einer Hausdurchsuchung wegen Hehlerei-Verdachts sichergestellt worden. Die hessische Wissenschaftsministerin Eva Kühne-Hörmann (CDU) hat die Kulturgüter an den irakischen Botschafter in Deutschland, Alaa Al-Hashimy übergeben. Es handelt sich um Keilschrifttafeln, Tonbriefe und Rollsiegel die  nicht aus dem Land hätten ausgeführt werden dürfen. Das wissenschaftlich wertvollste Stück sei ein fast 4000 Jahre alter so genannter Tonnagel mit Inschrift.

Wie Kunstgegenstände im Irak geraubt wurden, lesen Sie in EM 04-03

Brüssel zapft Energiequelle Irak an

EM - Um die Abhängigkeit von Energieimporten aus Russland zu reduzieren, hat die Europäische Union eine engere strategische Partnerschaft mit dem Irak angekündigt. Wie die Kommission mitteilt, werden die Beziehungen in dem Bereich ausgebaut. Energiekommissar Andris Piebalgs hat dazu eine Absichtserklärung mit dem irakischen Ölminister Hussein Al-Schahristani unterzeichnet. So werde die Rolle des Iraks als Öl- und Gaslieferant nach Europa gestärkt. Der Aufbau langfristiger Beziehungen soll für beide Seiten vorteilhaft sein. Angesichts der nach wie vor bedenklichen Lage im Irak ist das Land aber alles andere als ein sicherer Lieferant.

„Die Situation im Irak ist gerade im Norden, wo derzeit die Förderrechte vieler Ölfelder vergeben werden, noch recht instabil“, erklärt Sintje Diek, Analystin bei der HSH Nordbank laut pressetext. Der Irak verfügt über die drittgrößten nachgewiesenen Erdölreserven der Welt und ist bereits jetzt ein wichtiges Lieferland von Rohöl. In Zukunft soll dem kriegsgeplagten Land auch bei Erdgasimporten nach Europa eine tragende Rolle zukommen.

Bereits vor knapp zwei Jahren hat die EU den Irak als künftigen Erdgaslieferanten gewonnen. Ab 2011 sollen rund fünf Milliarden Kubikmeter importiert werden. Das Partnerschafts- und Kooperationsabkommen zwischen dem Irak und der EU bilde zudem die Grundlage für den weiteren Ausbau der Beziehungen „in einer großen Zahl von Bereichen“. In der Entwicklung einer Energiepolitik für die irakische Bevölkerung, der Versorgungssicherheit bei Lieferungen des Iraks in die EU, im Bereich Erneuerbarer Energien und bei Maßnahmen zur Erhöhung der Energieeffizienz würden die Union und der Irak nunmehr enger zusammenarbeiten.

Ausschreibung für den n-ost Reportagepreis 2010

EM – Bis zum 15. April 2010 (Datum des Poststempels) können noch Arbeiten für den Journalistenpreis des Korrespondenten-Netzwerks n-ost eingereicht werden. Ausgezeichnet werden Journalisten, die genau beobachten, gründlich recherchieren und einfühlsam beschreiben. Prämiert werden inhaltlich und sprachlich herausragende Reportagen aus osteuropäischen Ländern, die zwischen dem 1. April 2009 und dem 31. März 2010 in deutschsprachigen Medien erschienen sind. Der Preis ist mit 2.000 Euro (1. Preis), 1.000 Euro (2. Preis) und 500 Euro (3. Preis) dotiert. Die Preisträger nehmen im Oktober 2010 an der n-ost Medienkonferenz im ungarischen Pécs teil. Neben eigenen Reportagen können auch Texte anderer Journalisten vorgeschlagen werden.

Informationen: reportagepreis@n-ost.de

Journalistenpreis des EU-Parlaments für 2010

EM - Das Europäische Parlament ruft zum dritten Mal seinen Journalistenpreis aus. Ausgezeichnet werden Journalisten, die durch ihre Arbeit zu einem besseren Verständnis aktueller europäischer Themen, sowie der Funktionsweise und Politik der EU beitragen. Der Preis wird in vier Kategorien verliehen (Print, Radio, Fernsehen, Online) und ist jeweils mit einem Preisgeld von 5.000 Euro dotiert. Die Beiträge müssen in einer der offiziellen EU-Sprachen verfasst und im Zeitraum zwischen 1. Mai 2009 und 31. März 2010 veröffentlicht worden sein. Die Preisverleihung findet am 15. Oktober 2010 statt. Frist für das Einreichen der Beiträge: 15.1. bis 31.3. 2010.
 
Information: http://www.eppj.eu/view/de/introduction.html

Mehr als eine halbe Milliarde Europäer

In der EU leben zum ersten Mal mehr als eine halbe Milliarde Menschen. Zum Stichtag 1. Januar 2010 habe es in allen 27 EU-Staaten zusammen 501,26 Millionen Einwohner gegeben, teilte die Statistik-Behörde der EU Eurostat mit. Ein Jahr zuvor waren es noch 499,7 Millionen. Die Statistiker verwiesen darauf, dass die Bevölkerung in Frankreich, Großbritannien, Irland und Spanien seit Jahren zunehme, während sie in Osteuropa und in Deutschland zurückgehe.  

Stare schon in den Startlöchern

EM - Während der Winter Deutschland noch im Griff hat, sitzen Zugvögel in der Mittelmeerregion bereits in den Startlöchern. Arten wie Star, Graureiher, Waldschnepfe oder Kiebitz warten nur darauf, dass es bei uns milder wird und sie in ihre Brutgebiete zurückkehren können. „Es ist unverantwortlich, dass die Vogeljagd in Ländern wie Kroatien, Bosnien-Herzegowina, Montenegro und Albanien im Januar und Februar, teilweise auch bis in den März hinein, auf Hochtouren läuft“, sagt Gabriel Schwaderer, Geschäftsführer der Naturschutzstiftung EuroNatur in Radolfzell. Durch die Jagd werden die wichtigsten Überwinterungs- und Rastgebiete an der Adria entwertet und verwandeln sich stattdessen in Todesfallen für unsere Brutvögel.

Die Jagdzeiten sind zu lang und die Wilderei wird offen geduldet. Der Abschuss geschützter Arten wie Kranich oder Moorente steht in den Balkanländern auf der Tagesordnung. Zugvögel werden abgeschossen und können so nicht mehr für den Erhalt ihrer Brutbestände sorgen. Die EU-Vogelschutzrichtlinie verbietet die Bejagung während des Rückzugs in die Brutgebiete strengstens. „Doch die Jäger in den Ländern entlang der östlichen Adria nehmen den Rückgang seltener Arten in unseren Breiten verantwortungslos in Kauf. Solange die Rastplätze auf den Zugrouten nicht sicher sind, können auch die aufwändigsten Schutzmaßnahmen in den Brutgebieten keinen langfristigen Erfolg bewirken“, warnt Schwaderer. EuroNatur fordert, dass die Jagdsaison auch in sämtlichen Balkanländern spätestens mit dem 15. Januar eingestellt wird.

Hintergrundinformationen:  Kampagne „Tatort Adria - Vogeljagd auf dem Balkan“ www.euronatur.org/vogeljagd

Urahn des Menschen war vom Aussterben bedroht

EM - Das Überleben des Homo sapiens hing lange Zeit am seidenen Faden. Könnte man mit einer Zeitmaschine 1,2 Millionen Jahre in die Vergangenheit reisen, stünden die Chancen äußerst gering, dabei einen Vertreter des damals lebenden Homo erectus zu finden. Humangenetiker der University von Utah (http://www.utah.edu) berichten einer Veröffentlichung von pressetext zufolge im Fachmedium „Proceedings of the National Academy of Science“, dass es in dieser Zeit nur rund 20.000 Frühmenschen gegeben haben dürfte, wenngleich sie sich damals bereits über Afrika, Asien und Europa verbreitet hatten.

„Nicht nur unsere Spezies Homo sapiens, sondern auch unsere Vorfahren waren über lange Zeit kurz vor dem Aussterben“, erklärt Studienautor Lynn Jorde. Grundlage für diese Aussage ist die extrem geringe genetische Vielfalt des Menschen, vergleicht man ihn mit anderen lebenden Primaten. Ein bisheriges Erklärungsmuster dafür sind Engpässe im Laufe der Geschichte, bei denen ein Großteil unserer Urahnen getötet oder fortpflanzungsunfähig wurde. Solche Ereignisse könnten etwa die Auswanderung aus Afrika oder der Ausbruch des Super-Vulkans Toba in Indonesien darstellen, der vor 70.000 Jahren einen weltweiten nuklearen Winter ausgelöst haben dürfte.

Die aktuelle Forschung spricht allerdings dafür, dass es über Hunderttausende Jahre hinweg eine dauerhaft niedrige Population von vielleicht nur 10.000 fortpflanzungsfähigen Menschen gab. Die Genetiker nutzten dabei so genannte Alu-Sequenzen der DNA, die sich nach dem Zufallsprinzip selbst in das Genom einpflanzen können. Das geschieht zwar äußerst selten, doch bleiben stabile Mutationen zurück. Durch deren Vergleich in zwei komplett sequenzierten Menschengenomen konnte die Diversität und Populationsgröße der Vorfahren bis zum Homo erectus rückberechnet werden.  

Holger Fach wird Trainer in Kasachstan

EM - Zum ersten Mal in seiner Trainerkarriere wechselt der bisherige Bundesligatrainer Holger Fach ins Ausland. Der 47-jährige hat einen Vertrag beim kasachischen Erstligisten FK Lokomotiv Astana unterschrieben. Seit seiner Entlassung beim FC Augsburg im April 2009 war Fach vereinslos. Fach beerbt in Kasachstan den ehemaligen Bundesliga-Stürmer Sergey Yuran (VfL Bochum). In der abgelaufenen Saison, die im November 2009 zu Ende ging, belegte Astana Platz zwei, der zur Teilnahme an der Europa League berechtigt. Fach stand bislang  unter anderem bei Borussia Mönchengladbach, VfL Wolfsburg und SC Paderborn am Spielfeldrand.

Tipp: Geopark Mecklenburgische Eiszeitlandschaft

EM - Schnee und Eis glitzern in diesen Tagen in Mecklenburg-Vorpommern, und aus Schnee und Eis ist das norddeutsche Landschaftsbild auch geboren: Skandinavische Gletscher schoben sich vor 100.000 bis 20.000 Jahren über Meck-Pomm und formten den Boden. Das Eis brachte sogar Mammuts her. Als es geschmolzen war, zeigten sich die Urstromtäler, Moränen und Sander, die bis heute gut sichtbar sind.

Mit den Gletschern kamen auch Findlinge aus dem hohen Norden. Heute präsentieren mehr als zwanzig Findlingsgärten die großen Steine. Der „Bismarck-Stein“ in Altentreptow etwa wiegt 350 Tonnen. Noch fünf Mal größer ist der „Buskam“. Bei ihm handelt es sich um den größten Findling Deutschlands. Er liegt bei Göhren/Rügen vor der Küste und ragt je nach Wasserstand zwischen einem halben und eineinhalb Metern aus der Ostsee. Der Buskam wiegt 1.900 Tonnen, ist 8,5 Meter hoch und sein Gesamtumfang beträgt 40 Meter. Der Name Buskam bedeutet Gottesstein. Aushöhlungen auf der Vorderseite belegen, dass der Findling in der Bronzezeit als Kultstätte genutzt wurde. Im 19. und 20. Jahrhundert diente er als Ort für Hochzeitstänze.

Der Geopark Mecklenburgische Eiszeitlandschaft  nimmt rund ein Fünftel der gesamten Landesfläche ein. Er erstreckt sich von Demmin im Norden bis Neustrelitz und Feldberg im Süden, sowie von Teterow im Westen bis kurz vor Pasewalk im Osten. Das Gebiet beeindruckt durch ein abwechslungsreiches Landschaftsbild und seinen Reichtum an eiszeitgeologischen Besonderheiten. Es bietet auf einer Gesamtstrecke von 666 Kilometern ein einzigartiges Naturerlebnis sowie eine Reise in die Vergangenheit: die Eiszeit. Informative Schautafeln, interessante Findlingsgärten, Museen und Lehrpfade entlang einer Radroute helfen, die Entwicklung der Eiszeitlandschaft zu verstehen.

Information: Auf http://karte.auf-nach-mv.de/?filter=146&poiid=67185 findet man eine interaktive Karte von Mecklenburg-Vorpommern, auf der man Denkmäler und Sehenswürdigkeiten anklicken kann.

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