Eurasien-Ticker 05-09

Eurasien-Ticker 05-09

Als der Ostblock Geschichte wurde · Seidenstraßen-Rallye führt durch Kasachstan · Russen können Parlament ab 2011 per Handy wählen · China bricht sein Verlagsmonopol auf · Tibet ist der unwirtlichste Ort der Erde · EU ist führend in visionärer Forschung · Auslandsstudien und Praktika in der EU immer beliebter · Rätsel um die Domestikation des Pferdes ist gelöst · Ferner Bote der physikalischen Evolution im Universum entdeckt ·

Von EM Redaktion

Als der Ostblock Geschichte wurde

EM - 20 Jahre nach dem Fall des Eisernen Vorhangs blickt ARTE in der fünfteiligen Dokumentationsreihe „Als der Ostblock Geschichte wurde“ auf die Ereignisse von 1989 zurück und lässt Menschen zu Wort kommen, die damals in vorderster Reihe standen. Den Auftakt macht eine Reportage über den Fotografen Alexander Tschumitschow, der mit seiner Kamera die Zeiten des Umbruchs (Perestroika unter Gorbatschow) unzensiert festgehalten hat. Es folgen Dokumentationen aus Polen, Ungarn, Rumänien und Litauen. Ausstrahlung auf ab 06.Mai 21.00 Uhr.

Seidenstraßen-Rallye führt durch Kasachstan

EM - Anfang September wird auf den historischen Routen der zentralasiatischen Seidenstraße ein Autorennen stattfinden, das über eine Strecke von 4000 Kilometern durch Zentralasien führt. Die Seidenstraßen-Rallye wird in der russischen Stadt Kazan starten, durch die Hauptstadt der Republik Tatarstan, durch das kasachische Zhanaozen führen und in der turkmenischen Hauptstadt Aschkhabad enden.

Am zentralasiatischen Pendant zur Dakar-Rallye werden Rennfahrer aus 31 Staaten teilnehmen, darunter Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien, Portugal, USA, Brasilien, Chile und Großbritannien. Die Teams von Volkswagen und BMW haben ihre Teilnahme bereits angekündigt. In der LKW-Klasse haben sich das KAMAZ-TEAM, das MAN-Rallye-Team (die Gewinner der Trans Orientale Rallye von 2008), TATRA und das Team DeRooy angemeldet.

Russen können Parlament ab 2011 per Handy wählen
 
EM - Die Zentrale Wahlkommission in Russland hat bekannt gegeben, dass Russen bei der Parlamentswahl 2011 ihre Stimme auch per Mobiltelefon abgeben können. Das berichtet der Nachrichtendienst RIA Novosti. Vladimir Churov, Chef der Wahlkommission, betonte bei der Ankündigung, dass hierfür ein technisch durchschnittlich ausgestattetes Handy genügen würde, um die Stimme abzugeben. Einzige Voraussetzung sei, dass das Gerät Java-Applikationen unterstütze.

Um an der Wahl per Handy teilzunehmen, muss der Wahlberechtigte eine Telefonnummer bekannt geben. Am Wahltag wird ihm ein spezielles Java-Programm auf das Telefon zugesandt. Diese Software ermöglicht es dem Wähler, seine Stimme abzugeben. Die Applikation kann nur einmal benutzt werden, danach wird sie blockiert.

Als erster Staat führte Estland die Wahl per Mobiltelefon ein. Im Dezember beschloss das estnische Parlament, dass ebenfalls 2011 die Stimmabgabe per Handy erlaubt ist. Das Wahrnehmen des Stimmrechts per Internet erlaubte Estland bereits 2005 bei Regional- und 2007 bei der Parlamentswahl. In Westeuropa stößt diese Form der Abstimmung nach wie vor auf Skepsis. Vor allem Argumente betreffend der mangelnden Sicherheit, beziehungsweise der Manipulierbarkeit werden hier ins Feld geführt.

China bricht sein Verlagsmonopol auf

EM - Die chinesische Regierung hat eine Legalisierung Hunderter privater Verlage angekündigt. Mit dem Vorstoß in das Presse- und Publikationswesen soll die Grundlage für eine wirtschaftlich überlebensfähige Branche gelegt werden. Durch den Aufbruch des Staatsmonopols auf Zeitungen, Verlage und Druckereien, die bisher staatseigenen Unternehmen angehörten, soll den Verlegern erstmals nach 50 Jahren der eigenständige Buchdruck wieder erlaubt werden, wie deutsche Medien unter Berufung auf die chinesische Staatszeitung China Daily berichten. Die Reform der Medienlandschaft werde vornehmlich von marktwirtschaftlichen Motiven zugunsten der Privatwirtschaft vorangetrieben. Ob sie gleichzeitig einen Fortschritt für Presse- und Meinungsfreiheit bedeutet, bleibt hingegen umstritten.

Tibet ist der unwirtlichste Ort der Erde

EM - Wie schlecht erreichbar eine Region ist, entscheidet über den Grad ihrer wirtschaftlichen Benachteiligung. Zu diesem Schluss kommen Geografen an der Forschungsstelle der EU im italienischen Ispra (http://ec.europa.eu/dgs/jrc), die im Auftrag der europäischen Kommission sowie der Weltbank nach Kriterien für Verstädterung gesucht haben. Die von ihnen erstellten Karten zeigen, wie die Verteilung von Menschen ihren Zugang zu Ressourcen wie Bildung und medizinische Versorgung bestimmt. Andererseits werde deutlich, dass wild lebende Tiere immer mehr in unwirtliche Gegenden abgedrängt werden, berichtet das Wissenschaftsmagazin NewScientist.

Das unzugänglichste Gebiet der Erde ist demnach das tibetische Plateau, das neben einer hohen Lage auch eine äußerst unwirtliche Landschaft aufweist. „Von vielen Stellen Tibets braucht man drei Wochen zu den Städten Lhasa oder Korla, nämlich zwanzig Tage zu Fuß und einen Tag im Auto", berichtet Studienautor Andy Nelson. Viele einsame Gebiete der Erde sind der Zivilisation hingegen näher als allgemein angenommen. Im Amazonas-Gebiet etwa ist aufgrund des Netzwerkes an Flüssen und der steigenden Anzahl an Straßen nur mehr ein Fünftel der Landfläche weiter als zwei Tagesreisen von Städten entfernt, wodurch der Grad der Erreichbarkeit derjenigen der kanadischen Provinz Quebec entspricht. Von über 90 Prozent der Erdoberfläche kann eine Stadt hingegen in weniger als zwei Tagen erreicht werden.

EU ist führend in visionärer Forschung

EM - Computer, die das Gehirn nachahmen oder mit Gedanken gesteuerte Rollstühle: Das sind Beispiele visionärer Forschung, die die EU-Kommission fördern will. Sie hat vorgeschlagen, die risikoreiche Forschung auf dem Gebiet der neuen und künftigen Technologien zu verstärken und die Investitionen auf nationaler und europäischer Ebene bis 2015 zu verdoppeln. Dabei wird sie selbst bis 2013 die heutigen Fördermittel von 100 Millionen Euro pro Jahr um 70 Prozent aufstocken. „Europa muss sich gerade in Krisenzeiten einfallsreich und mutig zeigen“, sagte die für Informationsgesellschaft und Medien zuständige EU-Kommissarin Viviane Reding zur Eröffnung der ersten „Europäischen Konferenz über Zukunftstechnologien“ in Prag.

Auslandsstudien und Praktika in der EU immer beliebter

EM - Immer mehr Studierende möchten im Ausland studieren. Die Mehrheit wünscht mehr Zusammenarbeit mit Unternehmen und möchte mehr über die Qualität der Hochschuleinrichtungen wissen. Das ergab eine aktuelle Eurobarometer-Umfrage. Ján Figel‘, der für allgemeine und berufliche Bildung, Kultur und Jugend zuständige EU-Kommissar, sagte: „Die Ergebnisse zeigen, dass Europa mit den Reformen zur Modernisierung seiner 4.000 Hochschuleinrichtungen auf dem richtigen Weg ist.“

Am 28. und 29. April werden die zuständigen Minister aus 46 europäischen Ländern in Leuven und Louvain-la-Neuve in Belgien zusammentreffen, um Prioritäten für das nächste Jahrzehnt zu vereinbaren. Die neueste Bestandsaufnahme kommt zu dem Schluss, dass bei den Bologna-Reformen, also der Schaffung eines einheitlichen europäischen Hochschulraums, gute, wenn auch ungleichmäßige Fortschritte erzielt wurden.

Rätsel um die Domestikation des Pferdes ist gelöst

EM – „Ort und Zeit jetzt bekannt“, so lautet der Titel einer Pressemitteilung des Forschungsverbundes Berlin e.V. Tatsächlich war bislang offen, wo und wann genau die Domestizierung des Pferdes stattgefunden hatte. Mit Hilfe der Analyse von Farbgenen sehr alter DNA- Proben, ist es einem internationalen Wissenschaftlerteam nun gelungen, den Übergang des Pferdes vom Wild- zum Haustier auf das 3. Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung zu datieren. Als Region dieses in seinen kulturgeschichtlichen Auswirkungen geradezu revolutionären Ereignisses, wurde die Ponto- Kaspische- Steppe (heutiges Russland, Kasachstan, Ukraine, Rumänien) ermittelt.

Bereits seit einigen Jahren weisen archäologische Funde und archäozoologische Untersuchungen darauf hin, dass die Domestizierung von Pferden bereits im dritten Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung stattgefunden haben muss. Über die Regionen der ursprünglichen Domestizierung konnte jedoch bislang nur spekuliert werden, obwohl moderne wissenschaftliche Methoden einschließlich der Molekulargenetik ein ganzes Ensemble an Puzzlelteilen zur Frage des Ursprungs unserer Hauspferde ergeben haben. So weiß man, dass unser heutiges Hauspferd ausschließlich vom Wildpferd Equus ferus abstammt. Allerdings ist noch offen, welche der wilden Pferdeformen Urahnen der heutigen Hauspferde waren. Das Przewalski- Pferd (equus ferus przewalski), so belegen die genetischen Untersuchungen, gehört jedenfalls nicht zu den Vorfahrenlinien.

Ferner Bote der physikalischen Evolution im Universum entdeckt

EM - Am Morgen des 23. April 2009 konnte der Nasa-Satellit „Swift“ einen Gammablitz aus dem Sternbild Löwe auffangen, der dort vor 13 Milliarden Jahren durch eine Sternenexplosion ausgelöst wurde. Das Ereignis ist damit nur noch 600 Millionen Jahre vom Urknall entfernt, mit dem die Existenz unseres Universums begann. Die Wissenschaftler gaben ihm den Namen GRB 090423. 

GRB 090423 ist Zeuge und Bote der „physikalischen Evolution“. Sie ist die erste Stufe der evolutionären Entstehung des Universums. Ihr folgte eine Phase der „chemischen Evolution“, in der erste organische Verbindungen entstanden. Erst dadurch konnten das Leben und die Arten entstehen, wie sie Charles Darwin beschrieb. Die „biologische Evolution“ war erst die dritte Stufe. Diese Entwicklung schildert der Autor des Buches „Der Lebenscode des Universums“, Dr. Rolf Froböse im Interview in dieser Ausgabe unter dem Titel „Wir bestehen alle nur aus Sternenstaub.“

Seit dem Urknall sind auf der Ebene der physikalischen Quanten alle Teile des Universums unsichtbar verbunden. Sie sind „verschränkt“. Alle Materie „weiß“ voneinander. „Aber ähnlich wie eine Ei- oder Samenzelle einen riesigen Informationspool enthält, der das aus der Vereinigung resultierende Leben unwiderruflich prägt, müsse es vor dem Urknall einen Vorläufer des Universums gegeben haben mit sämtlichen Daten, auf denen das heutige Weltall basiert.  Dem Autor zufolge hat alles was in fernen Galaxien geschieht, deshalb immer auch Auswirkungen auf uns. Gedanken, Bewusstsein, Geist und Seele seien so real wie Atome, Leben die am höchsten entwickelte Form der Materie.

Eurasien-Ticker

Das könnte Sie auch interessieren

Meistgelesene Artikel

  1. Die Coronakrise aus der Sicht einer russischen Psychiaterin
  2. Kurden - Geschichte, Kultur und Hintergründe
  3. Die Perser - Geschichte und Kultur
  4. Putin: Russland ist kein Land sondern eine eigenständige Ziviisation
  5. Chinesische Frauen: Erotisch, anschmiegsam und sehr erfolgreich

Eurasien-Ticker