Eurasien-Ticker 10-2011

Eurasien-Ticker 10-2011

Libyen hat die größten Erdölreserven Afrikas · Gewinner des n-ost Reportagepreis 2011 · BGR unterstützt Rohstoffwirtschaft der Mongolei · Erdöl und Erdgas aus Syrien · Bergwisent-Bestände im Westkaukasus wachsen weiter · Automatischer Notruf im Autoverkehr · Fotografische Streifzüge durch Osteuropa · Hightech trifft Felsbilder - Eine Art „Urzeitkino“ in den Alpen

Von EM Redaktion

Libyen hat die größten Erdölreserven Afrikas

EM - Libyen ist für Deutschland ein wichtiger Lieferant für Erdöl und Erdgas. Schon seit den 1950er Jahren engagieren sich deutsche Firmen in dem nordafrikanischen Land aktiv in der Auffindung und Produktion von Erdöl und Erdgas. Noch Anfang des Jahres unterhielten die Unternehmen Wintershall AG und RWE Dea AG verschiedene Projekte, die aufgrund der derzeitigen Situation unterbrochen sind.

Nach Angaben der Deutschen Rohstoffagentur (DERA) in der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) bilden die Vorräte des Landes an Energierohstoffen
das Rückgrat der libyschen Wirtschaft. Sie hätten in den vergangenen Jahren etwa 97 Prozent der Gesamtexporte ausgemacht  und 92 Prozent der staatlichen Einnahmen in die Kassen gespült.

Libyen hat demnach rund sechs Milliarden Tonnen (Ende 2009) Erdölreserven. Das seien die größten bekannten Vorräte ganz Afrikas. Libyen stehe damit weltweit an siebter Stelle der Länder mit Erdöllagerstätten. Etwa 80 Prozent der Erdölreserven wurden bisher im Sirte Becken nachgewiesen. Insgesamt gilt Libyen aber keineswegs als ausexploriert. Sanktionen und strenge Vertragsbedingungen für Ölfirmen haben die Explorations- und Fördertätigkeiten in der Vergangenheit stark eingeschränkt.

Libyen war 2009 mit rund 77 Millionen Tonnen hinter Nigeria, Angola und Algerien der viertgrößte Erdölproduzent Afrikas. Seit Aufhebung der Wirtschaftssanktionen 2004 sind die Fördermengen insgesamt angestiegen, sie liegen aber noch weit unter den Werten der frühen 1970er Jahre mit rund 150 Millionen Tonnen pro Jahr. 2009 wurden nach DERA-Angaben etwa 59 Millionen Tonnen Rohöl exportiert. Die Exporte erfolgten vorwiegend in den europäischen Raum, seit 2005 auch wieder in die USA. Deutschland habe 2009 gut sieben Millionen Tonnen Rohöl aus Libyen bezogen, also fast acht Prozent seiner gesamten Importe. Damit ist Libyen der fünftwichtigste Rohöllieferant Deutschlands hinter Russland, Großbritannien, Norwegen und Kasachstan.

Weitere Informationen: http://bit.ly/rp2hek

Gewinner des n-ost Reportagepreis 2011

EM - Der n-ost Reportagepreis ist am 15. September 2011 in Berlin zum fünften Mal verliehen worden. Ein erster Platz wurde in diesem Jahr nicht vergeben, dafür erhielten zwei Reportagen den zweiten Preis: Die Gewinner sind Wolfgang Luef (Süddeutsche Zeitung Magazin, 2. Platz), Katja Reimann (Der Tagesspiegel, ebenfalls 2. Platz) und Kilian Kirchgeßner (freier Korrespondent, 3. Platz).

Vor mehr als 100 Gästen aus Medien, Kultur und Wirtschaft übergaben die Jurymitglieder und Laudatoren Werner D’Inka (Herausgeber F.A.Z.), Prof. Horst Pöttker (Universität Dortmund) und Christian Böhme (Chefredakteur Jüdische Allgemeine) den Preis im Grünen Salon der Volksbühne Berlin. Durch den Abend führte Moderatorin Anja Heyde (ZDF-Morgenmagazin), Schauspieler Ulrich Matthes las Auszüge aus den drei prämierten Reportagen.

BGR unterstützt Rohstoffwirtschaft der Mongolei

EM - Die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) unterstützt die Agentur für Mineralische Rohstoffe der Mongolei bei der Erhebung von rohstoffwirtschaftlichen Daten. Das haben Vertreter der mongolischen Regierung und des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) in Ulan-Bator beschlossen.

„Die Mongolei steht, ausgelöst durch einen weltweit steigenden Bedarf an mineralischen Rohstoffen und das Vorhandensein von entsprechenden Lagerstätten, vor einem Wirtschaftsboom“, sagt Franca Schwarz, BGR-Fachbereichsleiterin für Internationale Zusammenarbeit. Im Rahmen des Projektes bewertet die BGR wirtschaftliche Investitionsvorhaben, schätzt deren Rentabilität ab und unterstützt dadurch die mongolische Politik bei rohstoffwirtschaftlichen Entscheidungen. „Das Vorhaben der BGR ist Teil des BMZ-Programms „Integrierte Rohstoffinitiative in der Mongolei“, dessen Ziel eine Verbesserung der institutionellen und ökonomischen Voraussetzungen für ein rohstoffbasiertes Wirtschaftswachstum ist“, so Schwarz.

Vor diesem Hintergrund hat die BGR ein Handbuch über das Potenzial von Industriemineralien und ausgewählte Metallrohstoffe herausgegeben. Das aktuelle, englischsprachige „Investorenhandbuch Mongolei“ ist bei der BGR erhältlich. Von Mai 2008 bis September 2010 haben Geologen der BGR und mongolische Partner im Rahmen von drei Exkursionen die Mongolei bereist. Zur realistischen Bewertung der Bauwürdigkeit der seit vielen Jahrzehnten bekannten Vorkommen wurden auf den insgesamt 14000 zurückgelegten Kilometern zahlreiche geowissenschaftliche und rohstoffwirtschaftliche Informationen für dieses Investorenhandbuch zusammen getragen. Mit diesem Handbuch ergeben sich indirekt auch Synergien für die deutsche Wirtschaft. Die BGR ist bereits seit 1990 in der Mongolei tätig. Sie arbeitet vor allem mit den staatlichen Institutionen des Bergbaus zusammen, die für die Erfassung der nationalen Rohstoffvorkommen und den Abbau der Lagerstätten zuständig sind. Seit 1997 unterstützt die BGR das Geologische Zentrallabor der Mongolei, das sich seitdem zu einem international anerkannten Qualitätslabor für die Rohstoff- und Umweltwirtschaft entwickelt hat.

Weitere Informationen: http://bit.ly/o5Sfhr

Erdöl und Erdgas aus Syrien

EM - Deutschland ist der wichtigste Abnehmer für Erdöl aus Syrien. Deutsche Firmen sind aber nicht in der Produktion von Erdöl und Erdgas in Syrien engagiert. Vor dem Hintergrund der derzeitigen politischen Entwicklung in Syrien gibt die Deutsche Rohstoffagentur (DERA) in der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) Informationen zu Vorräten und Potenzialen von Erdöl und Erdgas, sowie den Energierohstofflieferungen nach Deutsch-land heraus. Demnach betrugen die Erdölreserven Syriens Ende 2009 rund 340 Millionen Tonnen. Die Erdgasreserven Syriens wurden Ende 2009 rund 241 Milliarden Kubikmeter beziffert.

Das bisher etwa 2300 Kilometer lange Gaspipeline-Netz des Landes soll in den kommenden Jahren weiter ausgebaut werden. Die Arab Gaspipeline (AGP) aus Ägypten über Jordanien soll bis 2012 an das türkische und damit europäische Gaspipelinenetz angeschlossen werden. In Homs wurde 2004 ein nationales Gaskoordinierungs- und Verteilungszentrum errichtet. Damit versucht Syrien seine geographische Mittellage zwischen Europa und den öl- und gasreichen Staaten des Nahen Ostens (insbesondere Irak und Ägypten) als „oil and gas hub“ zu nutzen.

Weitere Informationen: http://bit.ly/rp2hek

Bergwisent-Bestände im Westkaukasus wachsen weiter

EM - Die Zahl der letzten in Freiheit lebenden Bergwisente ist im vergangenen Jahr um rund 10 Prozent auf 540 gewachsen. Dieses Ergebnis lieferte die diesjährige Bestandsaufnahme der Schwergewichte im südrussischen Westkaukasus. Die im Jahr 1999 von der UNESCO als Weltnaturerbegebiet anerkannte Bergregion stellt die letzte Zuflucht der einst in Freiheit ausgestorbenen Großsäugetierart dar. Seit Anfang der 90er Jahre setzt sich der Naturschutzbund Deutschland e.V.(NABU) mit einem Schutzprojekt für die Bergwisente und ihre Heimat, die Nordmanntannenwälder, ein und unterstützt die alljährlich stattfindenden Wisentzählungen.
 
Die günstigste Zeit zur Bestandsaufnahme der Bergwisente ist der August, wenn sich die Tiere zur Paarung in großen Herden versammeln. Dabei konnte die Zählung in diesem Jahr erstmals vom kaukasischen Biosphärenreservat Zapovednik auf den Naturpark Bolschoj Tchatsch ausgeweitet werden, nachdem sich der NABU daran beteiligte, die Naturparkverwaltung, einen Förderverein und geschulte Rangerteams zu gründen. Insgesamt konnten die rund 50 Wissenschaftler und Ranger der Naturparkverwaltung fünf Bergwisentherden mit 540 Tieren lokalisieren. Ein stolzer Erfolg für die Artenschutzarbeit. Vor zehn Jahren gab es im Weltnaturerbegebiet Westkaukasus lediglich 220 Bergwisente.

Der Wisent besiedelte einst einen großen Teil des europäischen Kontinents und wurde in den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts ausgerottet. Der letzte freilebende Bergwisent wurde 1927 im Kaukasus geschossen. Nach jahrzehntelangen Rückzüchtungen aus weltweit nur 48 verbliebenen Wisenten, gelang es, die Tierart vor dem Aussterben zu bewahren. Heute gilt die niedrige genetische Variabilität als eine der wesentlichen Gefahren für das Überleben des „Königs der Wälder“.

Informationen zum Schutzprojekt für Bergwisente im Westkaukasus der NABU International Naturschutzstiftung finden Sie hier: www.NABU-international.de

Automatischer Notruf im Autoverkehr

EM – Ein automatisches Notrufsystem soll ab 2015 Pflicht in Neuwagen werden. Wenn Autofahrer oder Passagiere nach einem Unfall bewusstlos sind oder aus anderen Gründen keinen Rettungsdienst rufen können, soll ihnen künftig das automatische Notrufsystem zu Hilfe kommen. Das so genannte eCall soll nach dem Vorschlag der EU-Kommission ab 2015 in allen neuen Modellen von Pkw oder leichten Nutzfahrzeugen eingebaut werden. Bei einem schweren Unfall wählt eCall automatisch die Notrufnummer 112 und übermittelt einer geeigneten Rettungszentrale den Standort des Fahrzeugs. Auch Unfallzeugen sollen eCall auf Knopfdruck auslösen können. Die Kommission geht davon aus, dass dadurch jedes Jahr hunderte Menschenleben gerettet werden können. Die Kosten für den Einbau des Systems werden auf weniger als 100 Euro pro Neuwagen geschätzt.

Der automatischer eCall-Notruf wird an die einheitliche europäische Notrufnummer gesendet, wenn bei einem Fahrzeug die Airbags ausgelöst werden. Die Autobauer müssen dafür eine SIM-Karte und ein GPS-Modul in die Fahrzeugelektronik integrieren. In der Empfehlung der Kommission werden die Mitgliedstaaten aufgefordert, dafür zu sorgen, dass die Mobilfunkbetreiber die eCall-Anrufe vorrangig weiterleiten und keine Gebühren erheben.

Jährlich sterben Tausende Autofahrer auf Europas Straßen, weil sie nicht schnell genug Hilfe bekommen. Das Weltverkehrsforum der OECD geht davon aus, dass sich die Zahl der Verkehrstoten um zehn Prozent senken lässt, sobald das Notrufsystem flächendeckend funktioniert, denn die Zeit bis zum Eintreffen von Rettungskräften ließe sich damit stark reduzieren.

Fotografische Streifzüge durch Osteuropa

 EM - Nach dem Ende des Kalten Krieges und dem Auseinanderbrechen des Ostblocks stehen die Menschen Osteuropas vor großen Herausforderungen. Fluch und Segen einer sich entwickelnden jungen Demokratie und der Etablierung des kapitalistischen Wirtschaftssystems bekommen sie besonders zu spüren. Der Fotograf Matthias Schumann porträtiert seit über zehn Jahren Menschen aus dem östlichen Teil Europas, welche zwischen der alten und der neuen Welt zu leben scheinen und hält damit gleichzeitig seine eigene fotografische Wandlung fest.

In einer Ausstellung vom 24.Oktober bis zum 14. Dezember 2011 (Vernissage: Freitag 21.Oktober 2011, 19 Uhr) sind Schumanns Arbeiten in der Galerie neuer Osten, Bautzner Straße 49 in Dresden zu sehen. „Schumanns Bilder sind weniger dokumentarisch zu verstehen, wenngleich die festgehaltenen Zustände Zeitdokumente einer sich mehr und mehr auflösenden oder besser sich transformierenden Kultur bleiben werden,“ heißt es in einem Text der Veranstalter. Neben den Klischees, von denen niemand glaube, dass es sie so lebend tatsächlich gebe, interessierten Schumann auch das Nebeneinander von Kulturen und deren Übergänge. „Er findet und belichtet sie auf liebevoll ironische Weise“, heißt es im Einladungsschreiben.
 
In der Galerie soll jungen und unbekannten Fotografinnen und Fotografen aus Ost- und Südosteuropa als auch einheimischen Bildgestaltern, die sich mit Themen aus Osteuropa künstlerisch/dokumentarisch auseinandersetzen, eine Möglichkeit geboten werden, eigene Arbeiten zu präsentieren und damit verschiedene Aspekte des osteuropäischen Lebens in Dresden bekannt zu machen.

Kontakt: matthias_schumann@yahoo.com

Hightech trifft Felsbilder - Eine Art „Urzeitkino“ in den Alpen

EM – Unter diesem Titel veröffentlicht die österreichische Zeitung DER STANDARD einen Bericht darüber, wie britische und österreichische Forscher Medientechnologien einsetzen, „um mysteriösen Felsbildern in den Alpen ihre Geheimnisse zu entlocken.“

Laut Standard sind sie „die seltsamste Attraktion des Valcamonica, eines ausgedehnten Tals in Norditalien. „Auf von Eiszeitgletschern flachgeschliffenen Felsen finden sich dort zahlreiche prähistorische Gravuren, Petroglyphen in der Sprache der Wissenschaftler“, heißt es. „Im regionalen Dialekt würden sie als Pitoti bezeichnet. Der Standard: „Es sind simple Darstellungen von Menschen und Tieren, die wie Strichmännchen ausschauen. Ihr Alter: zwischen sechstausend und gut zweitausend Jahren.“

Die Figuren würden noch viele Geheimnisse bergen. Experten schätzten ihre Anzahl auf mehr als 140.000. Genauer wisse man es nicht, habe der britische Archäologe Christopher Chippindale von der University of Cambridge gegenüber dem STANDARD erklärt. Es sei „die reichste Konzentration solcher Bilder in den Alpen“.

Die damaligen Bewohner des Valcamonica, ein Stamm namens Camunni, hätten vermutlich regelrechte Performances durchgeführt. Die Figuren sähen aus „wie Comiczeichnungen.“ Zwischen den einzelnen Gravuren dürfte es Zusammenhänge geben, die wir heute nicht mehr nachvollziehen können, längst vergessene Geschichten eben, habe der Wissenschaftler erklärt.

Der Begriff „Urzeitkino“ sei „eine Art Metapher“, hätte Christopher Chippindale betont. Natürlich hätten die Künstler vor mehr als zweitausend Jahren noch keine Möglichkeiten gehabt, Bilder in Bewegung zu setzen. Doch möglicherweise hätten die Menschen beim Betrachten der Gravuren diesen fehlenden Aspekt im Kopf ergänzen können. Computeranimationen hätten das diesbezügliche Potenzial der Figuren aufgezeigt. Ihre Wirkung sei äußerst dynamisch.

Derzeit würden die Felsgravuren dreidimensional analysiert, heißt es im Bericht des STANDARD. Bisher habe man die Darstellungen nur zweidimensional betrachtet. Digitale Technik ermögliche es, anhand winziger Details Rückschlüsse auf die ursprüngliche Gestalt und auf die Gravurtechnik zu ziehen. Die Wissenschaftler arbeiten laut Standard nun „an der Entwicklung einer Software, welche ganz subtile Unterschiede in der Textur der Zeichen beschreiben soll.“

„Hightech trifft Felsbilder“ – DER STANDARD-Originalbeitrag:  http://bit.ly/qXEqpr

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