Eurasien-Ticker

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Die meisten Stipendiaten aus Vietnam wollen nach Deutschland · Technische Universität Berlin baut Rechnerzentrum in Kabul auf · Weltweit größtes Gammastrahlenteleskop auf der spanischen Insel La Palma eingeweiht · Europäische Handelswege aus der Eisenzeit entdeckt · Umfrage unter Schülern: Wie stark ist die Verbindung mit Europa? · Deutsche Bundeswehr darf durch Rußland rollen · Moskau will Ölpreisnotierung in Euro prüfen · Arabische Länder verlieren den Anschluß an die internationale Wissensgesellschaft · Luft- und Raumfahrtkonzern EADS steigt bei chinesischem Hubschrauber-Hersteller ein

Von EM Redaktion

EM - 2003 haben sich mehr als 80 Stipendiaten aus Vietnam für eine Weiterqualifikation (Master/Promotion) oder einen Forschungsaufenthalt in Deutschland entschieden. Damit liegt Deutschland an der Spitze aller Wunschländer - vor den USA, Australien, Frankreich und Großbritannien. Die Stipendiaten sind Teil eines Programms, das von der vietnamesischen Regierung finanziert wird: Jährlich entsendet Vietnam 400 Nachwuchswissenschaftler, die ihr Gastland frei wählen können.

Zur Intensivierung der wissenschaftlichen Beziehungen zwischen Vietnam und Deutschland wurde Mitte Oktober auch eine Außenstelle des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) in Vietnams Hauptstadt Hanoi eingeweiht. Es ist die 14. DAAD-Außenstelle weltweit.

Mit der Einweihung dieser Filiale knüpft der DAAD an ein besonderes Erbe an: Bis 1989 studierten mehr als 5000 Vietnamesen in der DDR. Das DAAD-Büro wird im „Vietnamesisch-Deutschen Zentrum“ untergebracht sein, das der DAAD und die Technische Universität Hanoi bereits 1999 eröffnet haben. Von dort werden auch Kontakte zu den Nachbarstaaten Kambodscha und Laos gepflegt

Seit 1990 weitet der DAAD seine Aktivität in Südost-Asien kontinuierlich aus: Mittlerweile erhalten jährlich rund 250 Vietnamesen ein DAAD-Stipendium. Mehrere deutsche Hochschulen unterhalten Partnerschaften mit Vietnam. So sind die Universitäten Dresden und Greifswald in Hanoi mit eigenen Studienangeboten vertreten, die der DAAD fördert.

Informationen zum DAAD: www.daad.de

Technische Universität Berlin baut Rechnerzentrum in Kabul auf

EM – Am 15. Oktober wurde ein neues Rechnerzentrum an der Universität Kabul eröffnet, das Studenten der Informatik von der Technischen Universität (TU) Berlin seit dem Sommersemester 2002 entwickelt haben. Es besteht zur Zeit aus 32 Arbeitsplatzcomputern, drei Sprachlabors, sowie Räumen für Server, Konferenzen, Seminare, für einen Administrator und ein Sekretariat. Auch an einen speziellen Frauenraum wurde gedacht, in den sich die Frauen separat für Beratungen zurückziehen können.

Nach der Abkoppelung Afghanistans von der Informationsgesellschaft durch die Taliban soll nun mit der Eröffnung des Rechnerzentrums das Defizit an Informationen an der Universität Kabul behoben werden.

Nach seiner Inbetriebnahme befinden sich stets drei Studenten der TU Berlin vor Ort, die zusammen mit sieben afghanischen Tutoren Schulungen für Studentinnen und Studenten, Dozentinnen und Dozenten sowie Angestellte der Universität durchführen.

Weltweit größtes Gammastrahlenteleskop auf der spanischen Insel La Palma eingeweiht

EM – Das „Major Atmospheric Gamma Imaging Cherenkov“ (MAGIC) wurde am 10. Oktober auf dem Roque de los Muchachos, dem höchsten Berg der spanischen Insel La Palma, in 2.225 Metern Höhe, eingeweiht. Es ist das größte Gammastrahlenteleskop der Welt und soll die energiereiche Strahlung von fernen Galaxien, Quasaren und Supernovae-Resten untersuchen und einige der bisher noch ungelösten Probleme der Astrophysik ergründen. Dazu registriert MAGIC die Lichtblitze von „Luftschauern“, die beim Eindringen kosmischer Gammaquanten in die Erdatmosphäre entstehen. MAGIC hat einen Spiegeldurchmesser von 17 Metern und ist nicht nur das weltweit größte, sondern auch das empfindlichste Instrument seiner Art für den bisher weitgehend unerforschten Energiebereich zwischen 20 und 300 Milliarden Elektronenvolt.

Mit der Einweihung von MAGIC erfolgte zugleich der „Startschuß“ für das Europäische Cherenkov-Observatorium (ECO), das in den kommenden Jahren auf La Palma aufgebaut wird, denn MAGIC ist das erste dieses aus mehreren verbundenen Teleskopen bestehenden Systems. MAGIC wird in internationaler Kooperation betrieben: Nahezu einhundert Wissenschaftler aus Deutschland, Italien, Spanien, Finnland, Polen, der Schweiz, Armenien, Rußland, Südafrika und den USA beteiligen sich an dem Projekt. Deutschland ist durch das Münchner Max-Planck-Institut für Physik, die Universität Siegen und die Universität Würzburg vertreten. Die Max-Planck-Gesellschaft und das Bundesforschungsministerium tragen mehr als die Hälfte der Investitionskosten von 4,5 Millionen Euro.

Informationen: hier

Europäische Handelswege aus der Eisenzeit entdeckt

EM – „Die Menschen der Eisenzeit wußten schon viel mehr voneinander, als wir bisher geglaubt haben“, sagt der britische Archäologe Owen Cambridge nach einem sensationellen Fund auf der nördlichsten Shetlandinsel Unst. Bei Baggerarbeiten wurde kürzlich auf dem Friedhof des Städtchens Norwick ein rund 2.000 Jahre altes Schmuckstück entdeckt, das in Germanien hergestellt worden war. Von der damals durch die Römer besetzten Provinz gelangte es Tausende von Kilometer nach Norden in die Abgeschiedenheit der Atlantik-Insel. Dabei dürfte es nach den Vermutungen der Forscher des öfteren den Besitzer gewechselt haben. Die Handelswege führten offenbar schon damals quer durch Europa bis in die entlegensten Gebiete.

Bei dem Fund handelt es sich um eine aus Bronze gefertigte Brosche von fünf Zentimetern Länge. Sie diente nach Einschätzung der Archäologen dazu, einen Umhang zusammenzuhalten. Die in Norwick gefundene Gewandspange ist das am weitesten im Norden Großbritanniens entdeckte Schmuckstück aus dem römischen Imperium. Es läßt darauf schließen, daß schon damals die Handelsverbindungen in Europa viel ausgedehnter waren, als man bisher annahm.

Umfrage unter Schülern: Wie stark ist die Verbindung mit Europa?

EM – Wie sehr fühlt sich die Jugend in den EU-Ländern mit dem vereinten Europa verbunden? Dieser Frage ging die englischsprachige „International University Bremen“ (IUB) mit verschiedenen Projektpartnern in anderen Ländern nach. Bei telefonischen Umfragen durch das Meinungsforschungsinstitut Emnid wurden 500 Personen im Alter von 18 bis 24 Jahren befragt. Durchgeführt wurde die Aktion in den Städten Wien und Bregenz für Österreich, Chemnitz und Bielefeld für die Bundesrepublik Deutschland, Madrid und Bilbao für Spanien, Prag für die Tschechische Republik, Bratislava für die Slowakische Republik, Manchester und Edinburgh für Großbritannien.

Die wichtigsten Ergebnisse wurden kürzlich von der EU-Kommission veröffentlicht, die das Projekt gefördert hatte. Demnach sind Schul- und Berufsbildung von zentraler Bedeutung für eine europäische Identität der Befragten. Wer Fremdsprachenkenntnisse besitzt, sich mit Freunden über politische Themen unterhält und/oder einen höheren Bildungsabschluß hat, fühlt sich ganz besonders mit Europa verbunden. Kenntnisse über die Institutionen der EU wurden im übrigen nur bei 20 Prozent der Umfrageteilnehmer an den Schulen vermittelt. Auch das kam bei den Interviews zutage.

Wenig überraschend ist, daß Befragte, die längere Zeit im Ausland gelebt haben, ein stärkeres europäisches Zusammengehörigkeitsgefühl entwickelt haben. Verblüffend ist allerdings, daß sich gerade die besonders mit Europa verbunden fühlen, deren Reiseziele außerhalb Europas lagen. 74 Prozent derjenigen, die sich schon einmal länger im nichteuropäischen Ausland aufhielten, vor allem in den USA, finden danach Europa besonders attraktiv.

Auffallend stark identifizieren sich junge Deutsche mit Europa. Spanische und englische Jugendliche läßt der Europagedanke dagegen ziemlich unberührt. Fast zwei Drittel (63 Prozent) aller Befragten aus Deutschland fühlen sich stark bis sehr stark mit Europa verbunden. In den europäischen Vergleichsstädten Manchester, Edinburgh und dem spanischen Bilbao sind es dagegen weniger als ein Drittel.

Ein Leben im EU-Ausland können sich vor allem viele Österreicher vorstellen. Über 30 Prozent der Jugendlichen haben dazu eine positive Meinung. In Deutschland hält es etwa jeder Fünfte (22 Prozent) der befragten Jugendlichen für wahrscheinlich bis sehr wahrscheinlich, in naher Zukunft einmal in einem anderen EU-Staat zu leben und zu arbeiten. Bei den Befragten der übrigen Länder hält sich dieser Wunsch dagegen sehr in Grenzen.

Informationen: www.ed.ac.uk/sociol/youth

Deutsche Bundeswehr darf durch Rußland rollen

EM – Deutschland ist der erste Nato-Staat, mit dem Rußland ein Abkommen für den Truppentransit abgeschlossen hat. Die Vereinbarung gestattet es der Bundeswehr, Ausrüstung und Truppen über russisches Territorium nach Afghanistan zu befördern. Die Übereinkunft wurde am 9. Oktober beim Treffen von Bundeskanzler Schröder und Präsident Putin in Jekaterinburg unterzeichnet. Wenige Tage später hat das Bundeskabinett in Berlin grünes Licht für einen erweiterten Bundeswehr-Einsatz in Afghanistan über die Hauptstadt Kabul hinaus gegeben.

Moskau will Ölpreisnotierung in Euro prüfen

EM – Die russische Regierung prüft derzeit, ob es sein Öl auf dem Weltmarkt künftig in Euro abrechnet und nicht mehr in Dollar. Kremlchef Putin erklärte dazu: „Wir schließen nicht aus, was möglich ist. Das wäre schließlich interessant für unsere europäischen Partner.“

Eine Umstellung von Rußlands Ölexporten auf den Euro hätte weitreichende Konsequenzen auf den Erdöl- und Devisenmärkten. Michael Lewis, Rohstoff-Analyst der Deutschen Bank in Frankfurt sagte: „Wenn Rußland diesen Schritt geht, ist das eine deutliche Umorientierung seiner Wirtschaft in Richtung auf Europa.. Dies würde dem Euro weiteren Auftrieb geben..“

Rußland ist derzeit nach Saudi-Arabien der zweitgrößte Ölproduzent und verfügt über die größten Gasreserven auf der Welt. Für Europa wird das russische Öl immer wichtiger, denn eigene Vorräte in der Nordsee gehen zur Neige. Dazu kommen Unsicherheiten im Nahen Osten und lange Transportwege in die EU. Sie machen russische Lieferungen attraktiv.

Arabische Länder verlieren den Anschluß an die internationale Wissensgesellschaft

EM – Die Länder Arabiens fallen in punkto Bildung und Wissen immer weiter zurück. Zu diesem Ergebnis kommt der zweite „Arabische Bericht zur Menschlichen Entwicklung“, der am 20. Oktober in Amman vorgestellt wurde. Die Autoren sind namhafte Intellektuelle und Experten aus arabischen Ländern. Gesponsert wurde er von der UN-Entwicklungsorganisation (UNDP). Der Bericht ist ein dramatischer Appell an die Welt und an die arabischen Regierungen.

Er kritisiert die nach dem 11. September verhängten Einreisebeschränkungen westlicher Staaten. Jungen Arabern würde systematisch der Zugang zu Bildung verwehrt. In den letzten zwei Jahren sei die Zahl arabischer Studenten in den USA um 30 Prozent zurückgegangen. Damit werde die Behauptung Amerikas, Demokratie und Freiheit in den Nahen Osten zu bringen, ad absurdum geführt.

Aber auch die gängige Behauptung arabischer Regierungen, die Unterentwicklung ihrer Länder beruhe auf dem Konflikt mit Israel und der wirtschaftlichen Dominanz des Westen, wurde vehement kritisiert ( Siehe Interview in EM 08-03 mit Präsident Steinbach vom Orient-Institut Hamburg). Man könne nicht alle Rückständigkeit den USA anlasten. Als größtes Entwicklungshemmnis nannten die Autoren dagegen den Mangel an Freiheit in ihren Ländern, die Benachteiligung der Frauen, den autoritären Erziehungsstil und die mangelhafte Unterstützung der Wissenschaften durch den Staat.

Kurzfassung des Berichts als PDF-Dokument auf der Seite der Deutschen Gesellschaft für die Vereinten Nationen (DGVN): http://www.dgvn.de/publikationen/dgvn-publikationen.htm

Luft- und Raumfahrtkonzern EADS steigt bei chinesischem Hubschrauber-Hersteller ein

EM - Der europäische Luft- und Raumfahrtkonzern European Aeronautic Defence and Space Company (EADS) beteiligt sich mit fünf Prozent an dem chinesischen Luftfahrt- und Automobilunternehmen AviChina Industry & Technology. Dafür investiert EADS rund 30 Millionen Euro. Die Beteiligung des europäischen Konzerns, dem 80 Prozent an Airbus gehören, gilt vor allem der Hubschrauberproduktion von AviChina. Sie macht 20 Prozent der Umsätze des Unternehmens aus, 80 Prozent erzielt es in der Automobilsparte.

Der neue Partner von EADS ist der größte Hubschrauber-Produzent Chinas. Mit der Beteiligung soll die EADS-Tochter Eurocopter, der weltweit größte Hubschrauberkonzern, in die Lage versetzt werden, sein Handels- und Vertriebsnetz in Asien zu erweitern.

Mit dem Einstieg bei dem chinesischen Hubschrauber- und Flugzeugbauer will sich EADS aber vor allem eine führende Position in China sichern. Dort, so habe die Marktforschung ergeben, eröffne sich bei Hubschraubern in den nächsten zehn Jahren ein Marktpotential von 500 Millionen Euro. Im selben Zeitraum plant die EADS-Tochter Airbus außerdem den Absatz von 400 Verkehrsmaschinen auf dem künftig zweitgrößten Luftfahrtmarkt der Welt.

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