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Neues Mißtrauen in Rußland gegen die Nato-Osterweiterung · Arbeitsplätze in der Informationstechnologie nach Asien verlagert · Odessa ist Europas Aids-Hauptstadt · Deutschland in Japan 2005/2006 · Tokio ist die teuerste Stadt der Welt

Von EM Redaktion

EM – Russische Politiker und Generale sprechen nicht mehr so häufig über das Thema wie vor einigen Jahren, aber von seiner Brisanz hat es deshalb nichts verloren: die Erweiterung der Nordatlantischen Allianz bis an die westlichen Grenzen Rußlands und der GUS. Dieser Tage war es Rußlands Verteidigungsminister Sergei Iwanow, der die Position des Kremls wieder einmal klarlegte. Auf einer Pressekonferenz im sibirischen Omsk erklärte er, die „Annäherung absolut jeder militärischen Infrastruktur der Nato an unsere Grenzen wird entsprechende Reaktionen Rußlands hervorrufen.“ Hier könne man „nicht den Dummkopf spielen und den Kopf in den Sand stecken“.

Auch wenn die amerikanische Militärführung versprochen hat, Rußland über die mögliche Verlegung von Stützpunkten nach Polen oder Rumänien zu konsultieren, herrscht nach wie vor tiefes Mißtrauen, vor allem bei der russischen Armee. Hier wird immer wieder daran erinnert, was der einstige Präsident George Bush senior dem letzten sowjetischen Präsidenten Michail Gorbatschow versprochen hat: Nato-Truppen würden niemals die Oder-Neiße-Linie überschreiten. Daß dies damals nicht schriftlich fixiert wurde, gilt als eines der größten Versäumnisse des damaligen Kreml-Chefs.

Arbeitsplätze in der Informationstechnologie nach Asien verlagert

EM – Ende des Jahres gab der US-Branchenriese IBM bekannt, daß er 4730 Stellen von Programmierern aus den Vereinigten Staaten nach Asien verlagern werde. Sie würden nach Indien, China und weitere Länder Süd- und Südostasiens verschoben. Als Grund für diese Maßnahme werden die konkurrenzlos niedrigen Löhne an Standorten wie dem indischen Bangalore oder dem chinesischen Shanghai angegeben. In der Informations- und Telekommunikationsindustrie (IT) herrscht weltweit ein enormer Wettbewerb, der die Firmen zu immer neuen Einsparungen zwingt.

Auch der von Deutschland aus agierende internationale Konzern „Systeme, Applikationen, Produkte in der Datenverarbeitung“, kurz SAP, mit Sitz in Walldorf bei Heidelberg, will verstärkt in Indien programmieren lassen (Siehe Eurasien-Ticker EM 05-03). Geplant ist ein großes Zentrum zur Entwicklung von Computerprogrammen in Bangalor. Dort sollen 2004 1.500 indische Fachkräfte beschäftigt werden. Insgesamt will SAP seine Belegschaft in Indien in den nächsten beiden Jahren auf 2000 erhöhen.

In den letzten zehn Jahren wurden indische Arbeitskräfte vor allem dafür angeworben, in den westlichen Industrieländern zu arbeiten (Green Card). Für Dienstleistungen im IT-Bereich waren sie aus Kostengründen unverzichtbar. Um noch günstiger produzieren zu können, werden jetzt nicht mehr nur ausländische Fachleute für Tätigkeiten im Westen angeworben, sondern gleich die Arbeitsplätze dafür nach Asien verlagert.

Odessa ist Europas Aids-Hauptstadt

EM – Nach der offiziellen Statistik der Stadtverwaltung leben in Odessa 8.000 HIV-Infizierte. Doch die Schätzungen von Experten belaufen sich auf das Zehnfache: 80.000 Aidskranke soll es hier nach den Unterlagen der Vereinten Nationen geben.

Als in den 80er Jahren die Perestroika begann, war Odessa im kriminellen Sumpfversunken. Arbeitslose Matrosen ohne Aussicht auf Zukunft marodierten im Suffdurch die Straßen. Immobilien wurden verschleudert, Kinder einfach aufdie Straße gesetzt. Eine umfangreiche Drogenszene wuchert in der 2,5Millionen Einwohner zählenden Küstenstadt am Schwarzen Meer – gegründet1794 von Katharina der Großen. Ein Schuß kostet drei Euro. Spritzenkreisen wie Wodkaflaschen. Über Aids redet man nicht. Die Behördensind machtlos bis gleichgültig.

In der gesamten Ukraine soll es laut offizieller Statistik 92 000 HIV-Infektionengeben. Nach Schätzungen der Vereinten Nationen liegt die Zahl bei rundeiner halben Million. Gemessen an seinen 50 Millionen Einwohnern hat die Ukrainedamit die europaweit höchste HIV-Rate.

Deutschland in Japan 2005/2006

EM - Ein ganzes Jahr lang, von April 2005 bis zum Frühjahr 2006, präsentiert sich Deutschland in Japan als aktiver Wirtschaftspartner, als traditionsreiches Kulturland und als moderner Bildungs-, Forschungs- und Investitionsstandort. Ähnlich wie bei den „Deutsch-Russischen Kulturbegegnungen 2003/2004“ finden auch bei „Deutschland in Japan“ zahlreiche Großveranstaltungen deutscher Einrichtungen statt. Sie bilden „das Profil dieser Veranstaltung“, wie das Auswärtige Amt in Berlin mitteilt. Dazu gehören Konzerte der Bayerischen Staatsoper und der Staatskapelle Berlin, Ausstellungen, Filme, Festivals und Messen. Außerdem „Deutsche Wochen“ in japanischen Kaufhäusern und gemeinsame Sportveranstaltungen, die auch für die WM 2006 in Deutschland werben sollen.

Zusätzliche Informationen gibt es hier.

Tokio ist die teuerste Stadt der Welt

EM – Nach den jüngsten Berechnungen der „Economist Intelligence Unit“ befinden sich Lebenshaltungskosten in Tokio auf dem weltweit höchsten Niveau. An zweiter Stelle rangiert Moskau, gefolgt von Osaka, Hongkong und Peking. Die teuersten westeuropäischen Städte sind Genf auf Platz sechs und London auf Platz sieben. Paris rangiert auf Position 23. Auf den weiteren Plätzen folgen Wien (34), Rom (41), Berlin (58), München (62) und Frankfurt (65).

Die Preise in Tokio liegen nach dieser Erhebung beispielsweise um 20 Prozent über denen in London und 30 Prozent über den Preisen in New York. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes in Wiesbaden hat in der japanischen Hauptstadt, verglichen mit Deutschland, ein Euro die Kaufkraft von 59 Cent.

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