Eurasien-Ticker

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Schäden des Gifteinsatzes der USA in Vietnams Mangrovenwäldern werden behoben · „Stadtschreiber“ zwischen dem Nahen Osten und Deutschland · Fährtenleser der Navajo-Indianer schulen polnische Grenzschützer · Touristikkonzern TUI steigt bei russischem Reiseunternehmen Mos Travel ein · Spanien nutzt Sonnenwärme für Kraftwerk zur Stromerzeugung · US-Forschung gerät gegenüber Eurasien ins Hintertreffen · Istanbuler Sängerwettstreit: Landkarte der Sympathien unter den Völkern Europas · Netzdebatte mit EU-Erweiterungskommissar Verheugen

Von EM Redaktion

EM - Über 40 Millionen Liter des Herbizids „AgentOrange“ versprühte die US-Armee während des Vietnam-Krieges überSüdostasien. Die Wälder sollten entlaubt werden, um gegnerische Stellungenzu enttarnen und Ernten zu zerstören. Noch heute leidet Vietnam schwerunter den Folgen des dioxinhaltigen Mittels. Betroffen ist auch der üppigeMangrovengürtel, der die Küsten des Landes säumt. Die Regierungin Hanoi hat jetzt ein Programm zur Wiederaufforstung ins Leben gerufen. Daranbeteiligt sich die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG). Unter Leitung desZentrums für Marine Tropenökologie (ZMT) in Bremen soll mit vietnamesischenPartnern vor Ort untersucht werden, wie die Gesundung der schwer geschädigtentropischen Flora am erfolgreichsten durchgeführt werden kann.

Der Gifteinsatz der USA hat rund 50 Millionen Kubikmeter Mangrovengehölzezerstört. Eine Folge davon sind immense Landverluste, unter denen Vietnamseither zu leiden hat. Die undurchdringlichen Wurzelgeflechte der Pflanzensind abgestorben. Dadurch verlieren die Mangroven den Halt im lockeren Untergrundder Flußmündungen und der Zonen zwischen Ebbe und Flut, in denensie normalerweise gedeihen. Während der Ebbe ragen sie weit aus dem Wasserempor, bei Flut sind oft nur noch die Baumkronen sichtbar. Wenn die Pflanzenabsterben, werden sie ins Meer gerissen und mit ihnen auch das fruchtbare Land.Die Bremer Spezialisten sollen nun vor allem untersuchen, ob die wieder aufgeforstetenMonokulturen in ihrer ökologischen Bedeutung vergleichbar sind mit dennatürlichen Mischwäldern.

Mangroven zählen neben tropischen Regenwäldern und Korallenriffenzu den produktivsten Ökosystemen der Erde. Sie sind die Kinderstube vielerFischarten. Ohne diese Aufwuchsgebiete wird ihnen die Lebensgrundlage entzogen.Mit dem Wald fällt zudem der natürliche Schutzgürtel gegen Stürme,Flutwellen und Erosion für die angrenzende Küste. Die Regierung inHanoi hofft, einen Teil dieser von den Amerikanern verursachten Kriegsschädenmit deutscher Hilfe beheben zu können. Die DFG unterstützt das Projektmit 300.000 Euro. Wissenschaftler des ZMT arbeiten dabei mit der UniversitätKiel und der National-Universität von Vietnam zusammen.

„Stadtschreiber“ zwischen dem Nahen Osten und Deutschland

EM – Steffen Kopetzky in Rabat, Michael Lentz in Amman,Ulla Lenze in Damaskus, Norman Ohler in Rammalah, José Oliver in Kairound Silke Scheuermann in Beirut - dies sind die Namen der sechs deutschen Stadtschreiber.Noch bis Oktober werden sie das Leben arabischer Großstädte porträtieren.Erste literarische Berichte, in deutscher und in arabischer Sprache, findensich bereits hier.

Ab September werden den Orient-Berichten sechs Beiträge von arabischenSchriftstellern aus Stuttgart, München, Frankfurt, Köln, Hamburgund Berlin gegenübergestellt. Auf der Frankfurter Buchmesse, auf der diesesJahr die arabische Welt zu Gast ist, werden die deutschen und arabischen Stadtschreiberihre Texte und Erfahrungen als Flaneure in einer fremden Welt vorstellen.

Das Projekt „Stadtschreiber“ wird von den Goethe-Instituten derRegion Nahost/Nordafrika und dem Netzwerk der Literaturhäuser „literaturhaeuser.net“ durchgeführt.Es ist Bestandteil des deutsch-arabischen Internet-Literaturforums MIDAD.Das Literaturforum will dazu beitragen, die literarischen Begegnungen zwischenDeutschland, Europa und der arabischen Welt zu intensivieren und neue Perspektivenauf fremde Gesellschaften zu eröffnen.

Fährtenleser der Navajo-Indianer schulen polnische Grenzschützer

EM – Sie können erkennen, wie alt Spuren im niedergetretenenGras sind, weil sie wissen, wie lange es dauert, bis sich Gras wieder aufrichtet.Die Beamten im Schulungszentrum des polnischen Grenzschutzes im masurischenKetrzyn (Rastenburg) staunen nicht wenig über die Fähigkeiten vonvier Indianern der Navajos, die ihnen zur Zeit das Fährtenlesen beibringen.Die Mitarbeiter der amerikanischen Grenzpolizei aus Arizona zeigen den polnischenKollegen, wie sie anhand abgebrochener Äste und des Verhaltens der Vögelerkennen können, wo illegale Grenzgänger versuchen, sich Zutrittin das neue EU-Land zu verschaffen. Durch verbessertes Fährtenlesen solldie Aufdeckung unerlaubter Grenzübertritte und des Menschenschmuggelsverbessert werden. Die US-Botschaft in Warschau hatte diese Fortbildungsmaßnahmeangeboten.

Normalerweise sind die Indianer an der Grenze Arizonas zu Mexiko eingesetzt,wo sie in wüstenartigem Gelände vor allem einzeln zu ihren mehrtägigenPatrouillengängen aufbrechen. Sie sind dabei auf sich allein gestelltund ihr Erfolg ist abhängig von einer extrem guten Beobachtungsgabe. Diesezu erlernen, soll den polnischen Grenzschützern helfen, die rapid steigendenZahlen illegaler Grenzüberquerer wieder einzudämmen. Im Jahr 2002wurden an Polens Ostgrenze 661 Grenzverletzer festgenommen, 2003 waren es bereits1041. Darunter befanden sich 100 Inder, gefolgt von Ukrainern, Vietnamesen,Chinesen und Afghanen. Daneben versuchen auch immer wieder Russen und tschetschenischeFlüchtlinge in die EU zu gelangen.

Die Illegalen sind keineswegs Habenichtse. 2003 wurden an der polnischenGrenze, die jetzt auch die Ostgrenze der EU ist, beachtliche Mengen an Schmuggelwarebeschlagnahmt: neben 1140 Fahrzeugen waren dies 122 Ikonen, 3034 Schuß Munition,sowie Rauschgift im Wert von fast einer Milliarde Euro.

Touristikkonzern TUI steigt bei russischem Reiseunternehmen Mos Travel ein

EM – Europas größter TouristikkonzernTUI will nun auch auf dem russischen Markt Fuß fassen. Er steigt beimMoskauer Reiseveranstalter „Mos Travel“ ein. Dieser gehörtzu den fünf größten Reiseanbietern in Rußland. In dennächsten Wochen werde eine ausbaufähige Beteiligung an dem touristischenUnternehmen übernommen, sagte TUI-Chef Michael Frenzel. Damit habe TUIeine mehrjährige Partnersuche für einen Einstieg in den russischenReisemarkt erfolgreich abgeschlossen. Wie Frenzel weiter ankündigte, hatTUI zugleich die Märkte in den neu der EU beigetretenen Ländern Polen,Ungarn und Slowenien im Blick. Auch dort wolle TUI nun verstärkt Reisenverkaufen.

Noch im vorigen Jahr hatte TUI seine seit längerem bestehenden Plänefür den Einstieg in Rußlands Reisemarkt erst einmal auf Eis gelegt.Einer der Gründe: Der russische Touristikmarkt ist noch von vielen kleinenAnbietern geprägt. Bei bisherigen Expansionen, beispielsweise in Großbritannienund Frankreich, hatte TUI stets Marktführer aufgekauft.

Spanien nutzt Sonnenwärme für Kraftwerk zur Stromerzeugung

EM - Im südspanischen Marquesado-Tal soll 2006 daserste solarthermische Kraftwerk Europas ans Netz gehen. Für den Baubeginnsei Ende 2004 vorgesehen, sagte Henner Gladen, Chef der Erlanger ProjektgesellschaftSolar Millennium, der Financial Times Deutschland. Bis auf letzte Finanzierungsdetailsseien alle Verträge unter Dach und Fach.

Solar Millennium plant im Marquesado-Tal zwei Kraftwerke mit jeweils 50 MegawattLeistung. Die zweite Anlage soll 2007 ans Netz gehen. Damit könnte dieSolarbranche in Europa erstmals Strom im industriellen Maßstab liefern.Die Investitionen sollen 500 Millionen Euro betragen.

Wichtigster Partner für Solar Millennium bei dem Projekt ist der spanischeKonzern Cobra. Er gehört zur spanischen ACS-Gruppe. Sie ist mit 10,8 MilliardenEuro Umsatz einer der führenden Bau- und Infrastrukturkonzerne in Europa.Zwischen 20 und 30 Prozent der Gesamtinvestition werden die Projektbetreiberlaut Gladen als Eigenkapital aufbringen, der Rest des Geldes kommt von Bankenwie der HypoVereinsbank und der Europäischen Investment Bank.

Solarthermische Anlagen wandeln im Gegensatz zu Fotovoltaik-Anlagen mit ihrenhäufig auf Hausdächern montierten Solarzellen das Sonnenlicht nichtdirekt in Strom um. Solarthermische Verfahren laufen ähnlich ab, wie jenein konventionellen Kraftwerke. Die Sonnenwärme wird, meist mit Hilfe vonParabolrinnen, aufgefangen und auf eine Rohrleitung konzentriert. Als Leitungsmediumdienen Spezialöle. Diese übertragen die Hitze auf einen Dampferzeuger,der eine Turbine antreibt. Ein Teil der Hitze läßt sich speichern,etwa in speziellem Flüssigsalz. Die Anlage kann damit noch einige Stundennach Sonnenuntergang Strom liefern. Zudem lassen sich solarthermische Kraftwerkeleicht mit konventionellen Gasturbinen verbinden - ein wichtiger Vorteil fürdie Erzeugung stabiler, großer Strommengen.

US-Forschung gerät gegenüber Eurasien ins Hintertreffen

EM – Nach einem Bericht der „New York Times“ istdie Vergabe von Patenten und Forschungspreisen an US-Amerikaner seit geraumerZeit stark rückläufig. In den letzten Jahren sei nur noch jeder zweiteNobelpreis an US-Bürger gegangen. Dies sei eine deutliche Abnahme gegenüberder Glanzzeit amerikanischer Forschung in den Sechziger Jahren. Damals seiendie begehrten internationalen Auszeichnungen schon beinahe automatisch an Wissenschaftleraus den USA verliehen worden. Mittlerweile würden immer häufigerForscher aus Großbritannien, Japan, Rußland, Deutschland, Schweden,der Schweiz oder Neuseeland ausgezeichnet.

Noch dramatischer sei der Rückgang bei den Veröffentlichungen inrenommierten Wissenschaftszeitschriften innerhalb der letzten zwei Jahrzehnteum bis zu 20 Prozent. Das deckt sich in etwa mit einer EU-Studie aus dem Jahr2003. Sie hatte ergeben, daß Europa die USA bereits Mitte der 90er Jahreals bislang weltgrößten Produzenten wissenschaftlicher Aufsätze überholthat. Doch auch Asien habe mächtig aufgeholt.

Der Anteil der an US-Forscher vergebenen Patenten sei mittlerweile auf nurnoch 52 Prozent gesunken, beklagt die „New York Times“. „Wirsind in einer neuen Welt, die zunehmend von anderen Ländern als den USAdominiert wird“, erklärte Denis Simon vom Polytechnic Institutein Renssel gegenüber dem Blatt.

Den amerikanischen Universitäten fehlen zudem wegen der restriktivenEinreisepolitik nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 zunehmendhoch qualifizierte Nachwuchskräfte aus dem Ausland. Die Bewerbungen vonausländischen Studenten sind nach Angaben der American Association forthe Advancement of Science (AAAS) nach 2001 um ein Viertel zurückgegangen.Auch die geringere Abwanderung begabter Köpfe aus den Ländern Eurasienshabe dazu geführt, daß diese in der Forschung gewaltig aufholten.

Nach Berechnungen der Wissenschaftlervereinigung AAAS wird die US-Regierungtrotz dieser Entwicklung in den nächsten Jahren aus Spargründen dieEtats von 21 der 24 Bundesbehörden kürzen, die Forschungsvorhabenfördern sollen. Von den Kürzungen ausgenommen seien nur die BereicheRaumfahrt und Sicherheit.

Istanbuler Sängerwettstreit: Landkarte der Sympathien unter den VölkernEuropas

EM - Die Türkei liegt mit ihren Sympathien, die sievergibt, mitten in Westeuropa. Polen ist Rußland emotional näherals der EU, Irlands engste Freundschaft gilt Großbritannien und desseneinstiger Kolonie, der Mittelmeer-Insel Malta. Zu diesem Ergebnis kommt eine „Landkarteder Sympathien“, die von Dr. Benedikt Hell am Lehrstuhl für Psychologieder Universität Hohenheim entwickelt wurde. Grundlage der Sympathiekartesind die Abstimmungsergebnisse des aktuellen „Eurovision Song Contests“ vomMai 2004.

Als „Sympathie“ wertet der Wissenschaftler alle Wahlergebnisse,die einen Beitrag deutlich besser bewerten, „als dieser eigentlich verdient“.Seine Methode „geht davon aus, daß ein Lied objektiv gesehen inetwa so gut ist wie der Durchschnitt aller Bewertungen aus den verschiedenenLändern“, erklärt Hell. „Wenn ein Land ein Lied mit einerPunktzahl bewertet wird, die deutlich über dem Durchschnitt liegt, giltdas als Sympathiebekundung für die Heimat des Interpreten.“

Aus den Ergebnissen hat der Wissenschaftler eine Art Landkarte erstellt, aufder jene Länder besonders nahe beieinander liegen, die sich im IstanbulerSängerwettstreit einen Sympathiebonus eingeräumt haben. Dabei bildenDeutschland, Frankreich, Belgien, die Niederlande und Österreich eineSympathie-Gruppe rund um die Türkei. Polen und die Ukraine favorisierenRußland. Die baltischen Staaten gruppieren sich in alter Freundschaftund direkter Nachbarschaft zur nordischen Sympathiegruppe von Schweden, Norwegenund Island. Spanien paart sich mit Rumänien, Griechenland mit Zypernund Irland kommt zwischen Großbritannien und Malta zu liegen.

Für die Ergebnisse seien verschiedene Faktoren verantwortlich. Dazu zähltHell neben einem gemeinsamen Musikgeschmack auch die ähnlichen kulturellenHintergründe, gemeinsame bzw. verwandte Sprachen, geschichtliche Besonderheitenoder die geographische Nähe. Einfluß hätte natürlich auch,wie groß der Bevölkerungsanteil einer Nationalität an der jeweilsanderen Bevölkerung ist.

Netzdebatte mit EU-Erweiterungskommissar Verheugen

EM – Der EU-Kommissar für Erweiterung GünterVerheugen stellt sich am 16. Juni den Fragen der Europäer. Von 15 bis16 Uhr können auf der Netzseite www.europathemen.de schriftlicheAnfragen direkt an den Politiker gerichtet werden, die von diesem postwendendbeantwortet werden.

Die Netzdebatte ist ein Angebot von Europathemen.de. Die Seite ist im Auftragder Bundeszentrale für politische Bildung vom Zentrum für Medienund Interaktivität (ZMI) der Justus-Liebig-Universität Gießenentwickelt worden. Ziel ist es, die nationale Sicht auf europäische Themenzu überwinden und einen Beitrag zur europäischen Öffentlichkeitzu leisten.

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