Eurasien-Ticker

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Muslime über die westlich-muslimischen Beziehungen · Neue Klimadaten aus dem ewigen Eis · Veränderungen der chinesischen Ernährungsgewohnheiten: Brezn statt Reis · RTL sondiert TV-Geschäft in China · Wieder einmal das Aus für die Do 728 · Bremens Bürgermeister Scherf schlägt deutsch-türkisches Fernsehen vor

Von EM Redaktion

EM – In einem Report des Stuttgarter Instituts für Auslandsbeziehungen (IfA) beleuchten sechs muslimische Intellektuelle den Stand der Beziehungen zwischen der islamischen Welt und dem Westen. Vor dem Hintergrund der Anschläge des 11. Septembers, der US-amerikanischen Invasionen nach Afghanistan und in den Irak, sowie der Terrorakte in Madrid, Istanbul und andernorts werden die Kernprobleme benannt, die das Verhältnis zwischen westlicher und islamischer Welt prägen. Ihre Sicht der Dinge legen dar: Salwa Bakr (Ägypten), Basem Ezbidi (Palästinensische Gebiete), Dato' Mohammed Jawhar Hassan (Malaysia), Fikret Karcic (Bosnien und Herzegowina), Hanan Kassab-Hassan (Syrien) und Mazhar Zaidi (Pakistan). Sie geben außerdem Empfehlungen für eine gemeinsame Gestaltung der Zukunft und zeigen Ansätze für die Überwindung von Haß und Terror.

Der 92seitige Report „ Der Westen und die islamische Welt. Eine muslimische Position“ kann kostenlos im Netz heruntergeladen werden. Neben Deutsch ist er auch in englischer und arabischer Sprache verfügbar. Hier geht’s zum Report.

Neue Klimadaten aus dem ewigen Eis

EM – In der Ost-Antarktis bohren Wissenschaftler und Techniker aus zehn europäischen Ländern nach den Klimadaten der vergangenen Jahrtausende. Im Rahmen eines seit acht Jahren laufenden Projektes haben sie einen drei Kilometer tiefen Bohrkern aus der fast vier Kilometer dicken Schicht des arktischen Eises gewonnen. Laboranalysen dieses Eiskerns zeigen, wie sich in der Vergangenheit die Temperaturen geändert haben und wie sich die Zusammensetzung der Atmosphäre gewandelt hat. Der Eiskern enthält - soweit bisher analysiert - Schneefälle aus mindestens 740.000 Jahren. Damit stellt er die längste kontinuierliche Klimaaufzeichnung dar, die je aus Eiskernen gewonnen wurde.

Erste Ergebnisse ergaben, daß die Erde während der letzten 740.000 Jahre acht Eiszeiten (Glaziale) erlebt hat, in denen das Klima erheblich kälter war als heute. Daneben gab es auch acht wärmere Perioden (Interglaziale). In den letzten 400.000 Jahren waren diese Perioden durch Temperaturen gekennzeichnet, die den heutigen Werten ähneln. Vor dieser Zeit war es in den warmen Perioden kälter als heute. Zugleich dauerten die Warmzeiten länger.

Aus dem Vergleich dieser charakteristischen Klimaänderungen in der Vergangenheit mit Daten zu den derzeitigen globalen Umweltbedingungen schließen die Wissenschaftler, daß die gegenwärtige Warmzeit ohne menschlichen Einfluß noch mindestens 15.000 Jahre andauern wird.

In einem nächsten Schritt werden die Wissenschaftler die Luft der Vergangenheit, die in winzigen Bläschen im Eis eingeschlossen ist, analysieren um herauszufinden, wie sich die Zusammensetzung der Atmosphäre verändert hat. Vorläufige Analysen zeigten, daß die gegenwärtige Konzentration von Kohlendioxid in der Atmosphäre den höchsten Wert der letzten 500.000 Jahre erreicht hat.

Die Bohrung in der Ost-Antarktis ist Teil des European Project for Ice Coring in Antarctica (EPICA). Das Bohrteam arbeitete an „Dome C“, wie das Gebiet genannt wird, bei Temperaturen bis unter minus 40 °C. Die Region ist über tausend Kilometer von der nächsten Forschungsstation entfernt. Das EPICA-Konsortium wird die Bohrung Anfang Dezember 2004 fortsetzen und hofft, in der nächsten Bohraktion den Felsuntergrund zu erreichen. Lediglich einhundert Meter sind noch zu bohren. Dieser letzte Eiskern wird die Klimaaufzeichnungen auf über 900.000 Jahre in die Vergangenheit hinein verlängern.

Veränderungen der chinesischen Ernährungsgewohnheiten: Brezn statt Reis

EM - Den Chinesen schmecken nicht nur Reis und Fladenbrot, sondern auch Brezn und Semmeln. Das hat die Münchner Gesellschaft für Handwerksmessen (GHM) ermittelt. Die Umsätze für deutsches und europäisches Backwerk sind in China steil ansteigend. Glaubt man Statistiken, kommen Brot und Semmeln vor allem bei der chinesischen Jugend gut an. Abstand nehmen von der alten Reis-Tradition liegt demnach im Trend. 2003 verzehrten junge Chinesen pro Kopf 5,8 Kilogramm Backwaren, ein Jahr zuvor lag der Pro-Kopf-Verbrauch noch bei 3,2 Kilogramm. Zum Vergleich: Jeder Deutsche ißt rund 80 Kilogramm Backwaren pro Jahr.

RTL sondiert TV-Geschäft in China

EM - Europas größter Fernsehkonzern, die RTL-Gruppe, liebäugelt mit dem Einstieg ins chinesische TV-Geschäft. In den nächsten Monaten solle die Entscheidung fallen, berichtet die „Financial Times Deutschland“. Die Fernsehtochter des Bertelsmann-Konzerns reagiert damit auf die jüngst von den chinesischen Behörden angekündigte Öffnung des Medienmarkts für ausländische Investoren. Internationale Medienkonzerne sollen demnach in Zukunft Minderheitsanteile an TV-Produktionsfirmen erwerben können – was die staatlich stark kontrollierte Medienlandschaft des kommunistischen Landes in den kommenden Jahren erheblich verändern könnte. Allerdings seien die neuen Regeln für ausländische Investoren in China bislang noch nicht rechtlich umgesetzt.

In einem ersten Schritt will RTL in zwei Wochen zunächst einen Kooperationsvertrag mit dem chinesischen Staatsfernsehen China Central Television (CCTV) unterzeichnen. Vereinbart werden soll dabei unter anderem der Austausch von Bildmaterial für die Fernsehnachrichten. Ein ähnliches Abkommen hatte zuletzt auch das öffentlich-rechtliche ZDF geschlossen. Dabei ging es nicht zuletzt um verbesserte Möglichkeiten der Berichterstattung während der Olympischen Spiele 2008 in Peking.

Wieder einmal das Aus für die Do 728

EM – Der Versuch der ersten eurasischen Kooperation im Flugzeugbau (EM 01-04) ist schiefgegangen. Der chinesischen Investorengruppe D’Long ist das Geld ausgegangen. Sie konnte das ehrgeizige Projekt des Regionalflugzeugs Do 728 nicht retten. Die Muttergesellschaft D'Long International aus Shanghai, die mehr als 150 einzelne Firmen besitzt, habe sich bei mehreren Beteiligungen überschuldet, gab vor kurzem die chinesische Börsenaufsicht bekannt. Inzwischen wurde beim Amtsgericht Weilheim ein Insolvenzantrag gestellt.

Die Traditionsfirma Dornier, deren Wurzeln bis ins Jahr 1914 zurückreichen, ist vor zwei Jahren als letzter deutscher Flugzeugbauer Pleite gegangen. Neben D'Long hatten auch die US-Firma Avcraft und der Schweizer Luftfahrtkonzern Ruag Teile aus der Insolvenzmasse herausgekauft. Große Flugzeugbaukonzerne wie Boeing oder Bombardier lehnten dagegen einen Einstieg ab.

Bremens Bürgermeister Scherf schlägt deutsch-türkisches Fernsehen vor

EM - Bremens Bürgermeister Henning Scherf will die Integration von Ausländern in Deutschland durch das Fernsehen fördern. Dazu müsse es nach seinen Worten ein eigenes Programm geben. Es solle sich zunächst an die türkisch-stämmige Bevölkerung richten. Scherf: „Wir müssen die Integrationsangebote verbessern, dazu kann das Fernsehen ganz wesentlich beitragen“. Ein solches Angebot folge auch aus dem Parteienkompromiß zum Zuwanderungsgesetz. Denkbar wäre eine Mischung aus Unterhaltung und Lebenshilfe. Dazu könnten Ratgeber zum Gesundheits- oder Schulsystem zählen. Die Pisa-Studie über die Schulleistungen habe extreme Probleme bei den Kindern aus Migrantenfamilien gezeigt.

Scherf sagte, er denke vorerst an einen zweisprachigen Kanal im öffentlich-rechtlichen Fernsehen. Das Angebot solle von der ARD kommen und sich zunächst auf die hier lebenden türkisch-stämmigen Mitbürger konzentrieren, die die größte Gruppe unter den Ausländern bilden. Zu Beginn schlägt er eine tägliche Sendezeit von zwei bis drei Stunden vor. Scherf möchte für seine Idee die Ministerpräsidenten aller Länder gewinnen. Die Kosten schätzt er auf 20 bis 25 Millionen Euro bei einem geplanten Stab von etwa 50 Mitarbeitern.

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