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Tschetschenische Separatisten agitieren von Litauen aus im Internet · EU – Türkei: Eine politische Bestandsaufnahme · Weltwunder von Messina: Bau der längsten Hängebrücke der Welt

Von EM Redaktion

Tschetschenische Separatisten agitieren von Litauen aus im Internet

EM - Die Behörden Litauens lassen ein Internetforum von litauischem Staatsgebiet aus agieren, das von Moskau der antirussischen Propaganda beschuldigt wird. Die Netzseite KavkazCenter.com (dt. Kaukasus-Zentrum) sympathisiere offen mit den tschetschenischen Separatisten und stehe den Anhängern des ehemaligen tschetschensichen Präsidenten Mascharadow nahe. Angeboten wird KavkazCenter von einem litauischen Internetbetreiber. Das Portal berichtet aus Sicht der Aufständischen und verweist auf zahlreiche muslimische und islamistische Netzseiten.

Im September hatte Moskau sehr nachdrücklich eine Schließung der Seite verlangt. Litauische Geschäftsleute berichteten von Anzeichen eines russischen Wirtschaftsboykotts. Als KavkazCenter.com in vollem Wortlaut das Bekennerschreiben veröffentlichte, in dem sich der tschetschenische Terrorist Shamil Salmanovich Bassajew zur Geiselnahme in Beslan bekannte, wurde das Internetportal durch die litauischen Behörden aus dem Netz genommen.

Kurz vor ihrer Schließung hatte die Netzseite der tschetschenischen Separatisten noch einen Aufruf veröffentlicht, im dem eine Belohnung von zwanzig Millionen Dollar für die Hilfe bei der Verhaftung des russischen Präsidenten Putin ausgelobt wurde. Der Kremlchef war darin „des Mordes an mehreren Hunderttausend tschetschenischen Zivilisten“ bezichtigt worden. Das Kopfgeld auf den russischen Präsidenten war eine Reaktion auf die zehn Millionen Dollar, die der Kreml für die Gefangennahme des tschetschenischen Terroristen Bassajew ausgesetzt hatte.

Damals erklärte der litauische Regierungschef Algirdas Brazauskas, daß die Netzseite KavkazCenter.com aus dem Netz zu nehmen sei. Auf ihr werde zu „ethnischem und religiösem Haß“ angestiftet. Schließlich beschloß der Litauische Verteidigungsrat, die Seite zu schließen. Es wurde allerdings nur die technische Übertragung unterbrochen. Gegen den Betreiber, einen in Vilnius lebenden ehemaligen sowjetischen Dissidenten und politischen Gefangenen, wurde nicht vorgegangen.

Das Internetportal wanderte kurzzeitig auf einen Zentralrechner (Server) nach Schweden und Finnland. Ende November wurde es jedoch wieder in Litauen gespeichert. Möglich wurde dies durch das Urteil eines litauischen Gerichts, aufgrund dessen die litauische Telekom-Gesellschaft den Internetzugang für KavkazCenter wieder freischaltete. Das Gericht erklärte die Entscheidung des litauischen Sicherheitsministeriums für ungültig, bei dem es um eine Abwägung von Außenpolitik und Staatssicherheit gegangen sei und weniger um die Meinungsfreiheit.

EU – Türkei: Eine politische Bestandsaufnahme

EM – Anläßlich der Sitzung des Europäischen Rates hat das Deutsche Orient-Institut Hamburg (DOI) Mitte Dezember einen kostenlosen DOI-Focus (Nr. 17, November 2004) veröffentlicht. Er trägt folgenden Titel: „Die Europäische Union und die Türkei. Eine politische Bestandsaufnahme“. Die 36seitige Analyse ist kostenlos im Netz abrufbar.

Die Publikation gibt einen Überblick über die lange Geschichte der Annäherung der Türkei an die EU und die Bemühungen Ankaras, den Forderungen der Europäer gerecht zu werden. Erklärtes Ziel der Veröffentlichung ist es, einen Beitrag zur Versachlichung der Debatte um einen EU-Beitritt der Türkei zu leisten. Die Verfasser, zu denen u.a. DOI-Direktor Udo Steinbach gehört, resümieren, es sei „nicht unrealistisch, daß die Türkei auch den Rest des Weges nach Europa zurücklegt, der vor 200 Jahren begonnen wurde.“

Weltwunder von Messina: Bau der längsten Hängebrücke der Welt

EM – Im Januar beginnt die Ausschreibungsphase für eine Brückenverbindung, die in einigen Jahren die italienische Insel Sizilien mit dem Mutterland verbinden soll. Am nördlichen Eingang der Straße von Messina wird laut Plan bis zum Jahr 2012 die größte Hängebrücke der Welt entstehen. Die 3.300 Meter lange Konstruktion gilt bereits heute als eine Art Weltwunder.

Die Betreibergesellschaft Stretto di Messina S.p.A. und die italienische Regierung stellen derzeit das Projekt zur Ausschreibung vor. Am 25. Januar 2005 gibt es dazu eine Informations- und Diskussionsveranstaltung an der Technischen Universität von Berlin: „Die Brücke von Messina als technische Herausforderung“. Außerdem wird im Lichthof des TU-Hauptgebäudes eine Ausstellung dazu gezeigt. Die Dokumentation, die an der TU Berlin vorgestellt wird, zeigt in Computeranimationen das geplante Bauwerk. Planer und Verantwortliche diskutieren mit Baufachleuten das Für und Wider des gewaltigen Projekts.

Nach Jahren heftiger inneritalienischer Diskussionen soll im nächsten Jahr mit dem ehrgeizigen Vorhaben begonnen werden. Für die Einweihung ist - wenn alles planmäßig verläuft – das Jahr 2012 vorgesehen.

Die Entscheidung über den Start des Unternehmens durch die Regierung Berlusconi hat die Kritiker indes nicht verstummen lassen: Der geplante Brückenbau liegt in einer extrem gefährdeten Erdbebenzone. Zudem befürchten die zahlreichen Fährschiffer das Aus für ihr lukratives Geschäft. Doch Sizilien verspricht sich von der Straßen- und Eisenbahnbrücke zum Festland neuen wirtschaftlichen Aufschwung. Nicht nur durch den Tourismus, sondern auch durch den ungehinderten Güterverkehr.

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