Eurasien-Ticker

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Unruhen und erste Kämpfe in Abchasien und Georgien · Verkauf russischer Kampfflugzeuge an Venezuela ärgert die USA · Chinesen bauen den Rover MG -Sportwagen in den USA · Amerikaner fürchten sich vor trojanischem Mikrochip aus China · Finnland hat die EU-Ratspräsidentschaft übernommen · In Andalusien entsteht das größte Sonnenkraftwerk der Welt · Die Iren sind die reichsten Europäer

Von EM Redaktion

Unruhen und erste Kämpfe in Abchasien und Georgien

EM - In Georgien sind einem Fernsehbericht zufolge Kämpfe zwischen Regierungstruppen und Aufständischen ausgebrochen. Der unabhängige Sender Rustawi-2 in Tiflis meldete, dass georgische Soldaten in der Kodori-Schlucht gegen den Rebellenführer Emsar Kwitsiani und seine Anhänger vorgehen. Kwitsiani ist der ehemalige Gouverneur des Gebiets und dort beheimatet. Er hatte am 23. Juli die Autonomie der Region ausgerufen. Daraufhin verlegte die georgische Regierung Truppen in die Schlucht, die in die Bergregion Abchasiens führt. Die Kodori-Schlucht ist der einzige Teil des abtrünnigen Abchasiens, der bislang unter georgischer Verwaltung stand.

Abchasien und Südossetien hatten sich bald nach dem Zerfall der Sowjetunion (1991) von Georgien losgesagt. Es kam zu Bürgerkriegen, die von den Aufständischen gewonnen wurden. Hunderttausende von Georgiern wurden in das Kernland vertrieben. Abchasien wird von Russland unterstützt. Die meisten Abchasen haben russische Pässe. Rebellengruppen in Abchasien befürchten nun, dass die georgische Regierung mit dem Einsatz in der Kodori-Schlucht einen Einmarsch nach Abchasien vorbereitet.

Georgiens Präsident Michail Saakaschwili hat sich zum Ziel gesetzt, die Gebiete Abchasien und Südossetien wieder in den Staatsverbund zurückzuführen. Russland verweist dagegen auf ein Selbstbestimmungsrecht der Menschen in Abchasien und Südossetien. Der Chef der georgischen Präsidialverwaltung Georgi Arweladse erklärte unterdessen, die Zentralmacht in Tiflis sei fest entschlossen, das betroffene Kodori-Tal in allernächster Zeit „von Banditen zu befreien“. Deshalb verlege man weitere Truppen dorthin.

Michail Saakaschwili, durch eine „Rosenrevolution“ und tatkräftige amerikanische Mithilfe ins Präsidentenamt von Tiflis gelangt, drängt in letzter Zeit immer nachdrücklicher auf die Rückkehr der Abchasen und Südosseten in das Mutterland Georgien. Er hat es seinen Wählern versprochen und will nun bald beide Separatistenstaaten heimführen.

Mit ihrem Vorstoß zur Kodori-Schlucht sind die Georgier in die von Friedenstruppen kontrollierte, entmilitarisierte Sicherheitszone eingedrungen. Die russische Führung äußerte sich besorgt über die angespannte Lage an der innergeorgischen Grenze. Sie beschuldigt Georgien, die aus dem Jahr 1994 stammende Vereinbarung über die Feuereinstellung und die Trennung beider Seiten zu verletzen und machte gleichzeitig klar, dass Russland sich direkt involviert fühle. Das betroffene Gebiet grenze an die Russische Föderation, und Truppenkonzentrationen in dieser Region bedrohten unmittelbar dessen Sicherheit Sowohl die von Russland angeführten GUS-Friedenstruppen wie auch die UNO-Mission in Georgien hatten die Konfliktparteien zu Gesprächen aufgerufen, was aber von der Regierung in Tiflis bisher strikt abgelehnt wurde.

Lesen Sie dazu auch das Interview in EM 05-05 „Das Konfliktpotential mit den USA wächst“ und den Kommentar von Andrea Jeska in dieser Ausgabe: „Abchasien – Plattform für Separatisten“.

Verkauf russischer Kampfflugzeuge an Venezuela ärgert die USA

EM - Russland liefert an Venezuela 24 Kampfflugzeuge des Typs Su-30 MK2. Ein entsprechender Vertrag wurde zwischen den Regierungen in Caracas und Moskau abgeschlossen. Der Auftragswert beträgt über eine Milliarde Dollar. Venezuelas Staatschef
Hugo Chavez äußerte sich in Moskau sehr zufrieden über diese Großlieferung von modernen russischen Militärmaschinen. Nachdem die USA Venezuela die technische Wartung der ihnen in den 80er Jahren verkauften F-16-Jagdflugzeuge verweigert und ein Embargo über die Lieferung von Küstenschutzschiffen und Flugzeugen aus Spanien beschlossen hatten, erklärte Chavez bereits mehrmals, er würde russische Flugzeuge kaufen.

Die US-Regierung wolle Moskau dazu bewegen, „dieses Geschäft noch einmal zu überdenken“, erklärte inzwischen der Pressesprecher des amerikanischen Außenministeriums, Tom Casey. Die Verstärkung der venezolanischen Luftwaffe gehe über die Verteidigungsbedürfnisse Venezuelas hinaus und diene nicht der Stabilität in der Region. Das russische Außenministerium wies die US-Kritik mit dem Hinweis zurück, die militärische Zusammenarbeit mit Venezuela stehe „in völliger Übereinstimmung mit den Normen des Völkerrechts, sowie der russischen Gesetzgebung.“

Da die USA in letzter Zeit Russlands Interessen im postsowjetischen Raum nicht anerkennen, fühlt sich Moskau nun offensichtlich berechtigt, Waffen an Staaten zu verkaufen, die zum amerikanischen Interessenbereich der nationalen Sicherheit gehören, wie eben Venezuela.

Chinesen bauen den Rover MG -Sportwagen in den USA

EM - Der chinesische Autohersteller Nanjing Automobile will das MG TF Coupé in einer überarbeiteten Version im Jahre 2008 in den USA auf den Markt bringen. Damit wird das Unternehmen als erster chinesischer Autobauer eine Fabrik in den USA eröffnen. In einem Werk in Oklahoma City wollen die Chinesen künftig Autos der britischen Traditionsmarke MG Rover bauen. Die Chinesen hatten das überschuldete Unternehmen im Juli 2005 für rund zwei Milliarden Euro gekauft.

Mit seinen symbolträchtigen Produktionsplänen in USA könnte Nanjing Automobile größeren chinesischen Autobauern wie Geely Automobile Holdings und Chery Automotive zuvorkommen. Diese wollen durch eine Ausweitung ihrer Aktivitäten auf das Ausland ebenfalls die zurückgehende Nachfrage auf dem chinesischen Markt ausgleichen. Mit dem Bau des MG ist Nanjing der erste auf den US-Markt drängenden China-Hersteller, der nicht nur den Handel, sondern auch die Produktion von Autos in den USA anpackt. Das Werk aus der kommunistischen Volksrepublik China wird im kapitalistischen Amerika durch seine Aktivität rund 500 Arbeitsplätze schaffen.

Amerikaner fürchten sich vor trojanischem Mikrochip aus China

EM – Das US-Verteidigungsministerium sucht nach einem Bericht der Financial Times Deutschland (FTD) nach Methoden, um eventuell versteckte Sabotagefunktionen in den chinesischen Mikrochips aufzuspüren. Die winzigen Bauteile aus dem Reich der Mitte stecken längst auch in Waffensystemen der USA. Die FTD schreibt: „Welche Funktionen in einem Computerchip stecken, ist von außen nicht feststellbar. Auf dem Datenblatt des Herstellers sind natürlich Befehle aufgelistet, die das Bauteil verarbeiten kann – aber die Liste ist nie komplett, für jedes handelsübliche Bauteil gibt es auch Listen mit so genannten undokumentierten Befehlen, die der Chip ohne Murren verarbeitet.“

Die Forschungsagentur des Ministeriums, Defense Advanced Research Projects Agency (Darpa), wolle Geld zur Verfügung stellen, um neue Testmethoden zu entwickeln, die sicherstellen, dass nur  vertrauenswürdige Computerchips ohne geheime Sabotagefunktionen in US-Waffen eingebaut werden. Dieses Problem ist nach Angaben des Blattes wichtig geworden, „weil die Lieferanten des Pentagons ihre Raketen und Fahrzeuge mittlerweile mit Chips aus Asien bestücken. Feinde, so die Befürchtung, könnten die für US-Waffen bestimmten Bauteile manipulieren – zum Beispiel so, dass eine Waffe im Ernstfall versagt.“

Finnland hat die EU-Ratspräsidentschaft übernommen

EM - Am 1. Juli hat Finnland von Österreich für sechs Monate die EU-Ratpräsidentschaft übernommen. Finnland wird über 3.000 Sitzungen in Brüssel leiten und etwa 150 in Finnland. Darunter den EU-Asien-Gipfel ASEM in Helsinki. Die nördlichste Hauptstadt der EU wird die Führung bei diesem wichtigen Treffen inne haben.  Es ist der größte Kongress während der Vorsitzperiode des kleinen nordischen Landes. Er dauert vom 10. bis 11. September und bringt unter dem Motto „Europa trifft Asien“ mehr als 4.000 Teilnehmer nach Helsinki, darunter Delegierte, Journalisten und Sicherheitskräfte.

Damit ist der Gipfel die größte jemals in Finnland organisierte politische Versammlung. Die Gäste kommen aus 38 Ländern und, weil der Gipfel dieses Jahr sein zehn-jähriges Bestehen feiert, werden sie auch zahlreich erscheinen. Darauf sind die Organisatoren in Helsinki eingerichtet. Der ASEM wird im Messezentrum Helsinki stattfinden, welches dafür über 60.000 Quadratmeter Platz bietet.

Besonders wichtige Themen für Finnland sind die EU-Verfassung, sowie die Osterweiterung. Die Zusammenarbeit mit Russland soll deutlich verstärkt werden. Außerdem haben die Finnen den Ehrgeiz, die Lissabon-Strategie voranzubringen, welche die Innovationspolitik und Wettbewerbsfähigkeit der EU deutlich steigern soll.

Weitere Informationen: www.europa-digital.de/laender/fin/eu_pol/praes06/

In Andalusien entsteht das größte Sonnenkraftwerk der Welt

EM - In Andalusien wurde am 21. Juli der Grundstein für das Sonnenkraftwerk Andasol 1 gelegt. Die Technik des 300-Millionen-Euro-Projekts, das mit Parabolrinnen arbeitet, kommt zum großen Teil aus Deutschland. Dazu gehören die Solarkollektoren und die Receiver, die mit Fördermitteln des Bundesumweltministeriums entwickelt wurden.

200.000 Parabolspiegel sollen auf einer Grundfläche von fast 300 Fußballfeldern aufgebaut und kontinuierlich auf die Sonne ausgerichtet werden. Damit wird Andasol 1, das weltweit größte Kraftwerk seiner Art sein. Mit den Spiegeln wird die Solarstrahlung auf Receiverrohre konzentriert, die aneinander gereiht 100 km lang sind. Die darin produzierte Wärme wird zur Erzeugung von Dampf genutzt und über eine Dampfturbine in Strom umgewandelt.

Das von der Solar Millennium AG, Erlangen, entwickelte und in Kooperation mit der spanischen ACS Cobra-Gruppe realisierte Projekt soll 200.000 Menschen mit Strom versorgen. Es bildet den Auftakt für zwei weitere Kraftwerke ähnlicher Bauart am gleichen Standort.

Die Iren sind die reichsten Europäer

EM - Die einstmals so armen Iren sind einer Statistik zufolge innerhalb weniger Jahre zu den reichsten Europäern geworden. 30.000 Millionäre leben heute unter den rund vier Millionen Einwohnern auf der grünen Insel. Nach einer in der Londoner „Times“ veröffentlichten Studie der Bank von Irland besitzen sie im Pro-Kopf-Vergleich größere Geld- und Sachvermögen als Bürger aller anderen europäischen Staaten. Die Netto-Vermögenswerte der Iren belaufen sich danach pro Kopf der Bevölkerung auf durchschnittlich 148.130 Euro, heißt es in der Studie. In der weltweiten Vermögens-Tabelle der Bank kommen die Iren damit auf Rang 2 hinter den Japanern (205.675 Euro) und gefolgt von den Briten (137.277 Euro). Die US-Bevölkerung liegt demnach mit einem durchschnittlichen Pro-Kopf-Vermögen von 128 810 Euro auf dem vierten Platz. Die Deutschen schaffen mit 90 462 Euro nur Rang 7 hinter Frankreich und Italien.

Noch im 19. Jahrhundert galt Irland als das Armenhaus Europas. Als zwischen 1846 und 1850 eine Kartoffelfäule um sich griff, überkam eine große Hungersnot das Land, was den Tod von weit über einee Millionen Menschen durch Hunger und Seuchen nach sich zog. Viele Iren emigrierten zu dieser Zeit in die USA, nach Kanada oder Australien.

Als eine Hauptursache der enormen Aufwärtsentwicklung des inzwischen als „keltischer Tiger“ bekannten Landes nannte die Bank die Kapitaltransfers der Europäischen Union zum Aufbau der Infrastruktur. Vor allem aber hätten 1990 eingeführte Reformen der Wirtschafts- und Finanzpolitik, wozu eine Senkung der Unternehmenssteuern auf 12,5 Prozent gehörte, Investoren in großer Zahl angelockt. Heute seien in der Inselrepublik nahezu alle Weltkonzerne unternehmerisch engagiert.

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