Eurasien-Ticker

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Sonderausstellung in Frankfurt: Das Kriegsschiff aus dem Opfermoor · Wiederkehr der Syphilis in China – die Krankheit galt schon als ausgerottet · Schluss mit „Nazi Goreng“ in China · 2006 war ein Rekordjahr für das asiatische Kino · Gälisch, Bulgarisch, Rumänisch: Der EU fehlen Übersetzer · Automatische Übersetzungssysteme aus dem Saarland

Von EM Redaktion

Sonderausstellung in Frankfurt: Das Kriegsschiff aus dem Opfermoor

EM - Nach der Ausstellung „Burgen und Basare der Kreuzfahrerzeit“ (EM 01-06) kommt vom 3. März bis 24 Juni 2007 eine neue, spannende Sonderausstellung ins Archäologische Museum Frankfurt: in Zusammenarbeit mit dem Dänischen Nationalmuseum und dem Verein „Hjortspringbådens Laug“ werden der Nachbau eines 18 Meter langen und zwei Meter breiten Bootes aus der Eisenzeit (350 v. Chr.) gezeigt. Dazu zahlreiche Waffen und Geräte vom Opfermoor Hjortspring auf der Insel Alsen.

1921 – 22 wurden im Hjortspring-Moor auf der dänischen Insel Alsen die Reste eines 18 Meter langen Bootes ausgegraben, zusammen mit Waffen und Geräten. Dieser Fundkomplex aus der Mitte des 4. Jahrhunderts v.Chr. ist das älteste Kriegsbeuteopfer des Nordens, und er spiegelt dessen frühe maritime Kriegsführung wider. Das aus Lindenholzplanken „genähte“ und mit schnabelartigen Steven versehene Boot wurde durch Paddel angetrieben und steht in der bronzezeitlichen Schiffsbautradition Skandinaviens. Seine Besatzung bestand aus 18 „gemeinen“ Soldaten und vier Offizieren.

Das antike Schiff wurde in siebenjähriger Arbeit vom Alsener  Verein „Hjortspringbådens Laug“ und zahlreichen Fachleuten originalgetreu nachgebaut und zu Wasser erprobt. Das
prachtvolle, seetüchtige Schiff ist das Prunkstück der Sonderausstellung.. Begleitet wird die Schau von einer Dokumentation der Werkstattarbeit, von Filmen und Informationen zum Schiffsbau und Seewesen im Norden, zu den germanischen Kriegsbeuteopfern und zur maritimen Kriegsführung im Norden.
Informationen: www.archaeologisches-museum.frankfurt.de

Wiederkehr der Syphilis in China – die Krankheit galt schon als ausgerottet

EM – Die Gesundheit der Chinesen wird von einer rasanten Ausbreitung der Geschlechtskrankheit Syphilis heimgesucht. Veränderte soziale und medizinische Verhältnisse erleichtern der Seuche die Verbreitung. Die Zahl der Neugeborenen, die bereits mit der Krankheit auf die Welt kommt, ist ebenfalls rapid gestiegen.

Während die rigide Gesundheitspolitik der Kommunistischen Partei die Geschlechtskrankheit in den 60er Jahren effektiv zurückgedrängt habe, sei die Seuche seit einigen Jahren wieder auf dem Vormarsch. Das berichten chinesische Wissenschaftler vom Nationalen Zentrum für Geschlechtskrankheiten im Medizinjournal „The Lancet“. Die Wissenschaftler stützen sich dabei auf Daten der Gesundheitsbehörden in den 31 chinesischen Provinzen.

In den Jahren von 1989 bis 1993 hat es in China jeweils maximal zwei Syphilis-Fälle pro einer Million Einwohner gegeben. Von 2000 bis 2005 ist diese Zahl auf 51 Fälle angestiegen. Einen dramatischen Anstieg gab es bei Kindern, die als Ungeborene im Mutterleib infiziert und bereits mit Syphilis auf die Welt kamen. Die Erkrankungsrate der Neugeborenen-Syphilis  ist  zwischen 1991 bis 2005 um fast 72 Prozent gestiegen.

Syphilis ist eine ansteckende Geschlechtskrankheit, die von dem Bakterium Treponema pallidum verursacht wird. Sie wird beim Sex durch Schleimhautkontakt übertragen. Symptome sind unter anderem Geschwüre, Ekzeme, sowie Schädigung des zentralen Nervensystems. Die Wissenschaftler vermuten, dass eine Zunahme der Prostitution, die neue Klassengesellschaft, das schlechter werdende Gesundheitssystem, sowie mangelnde Massenimmunität zur Ausbreitung geführt haben.

Jahrhundertelang hatte es gegen die Lustseuche kein Mittel der Bekämpfung gegeben.  Erst mit der Entdeckung des Penicillins konnte die sexuell übertragbare, bakterielle Erkrankung (Erreger Treponema pallidum), effektiv bekämpft werden.

Während der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts war China von einer der größten Syphilis-Epidemien der menschlichen Geschichte heimgesucht worden. Die Einführung von Massenuntersuchungen, einer freien medizinischen Behandlung, sowie die Schließung der Bordelle führte in den 1960er Jahren quasi zur Ausrottung der Syphilis und anderer sexuell übertragener Krankheiten. China hat damit bereits einmal aufgezeigt, dass eine Kontrolle der Syphilis möglich ist. Die Wissenschaftler raten dringend zu einer neuen nationalen Kampagne, sowie einer bezahlbaren Syphilisuntersuchung und -behandlung.

Schluss mit „Nazi Goreng“ in China

EM - Peking lässt ein verbindliches Übersetzungshandbuch für die Restaurants der Stadt erstellen, um Gerichte wie „Regierungsmissbrauchshühnchen“ und „Pockennarben Damentofu“ von der Speisekarte zu verbannen. Dies berichtete Anfang Januar der Korrespondent der „Financial Times Deutschland“ (FTD), Justus Krüger.

„Bitte nutzen Sie die Zimmermädchen aus“, fordere der Prospekt eines Hotels in der chinesischen Stadt Xi’an seine ausländischen Gäste höflich auf Englisch auf: „Please take advantage of the chamber maids.“

Solche Beispiele für die Tücken der Übersetzung vom Chinesischen ins Englische sollen nun bald der Vergangenheit angehören. „Peking setzt jetzt entschlossen zum Vernichtungsschlag gegen eine der kurzweiligsten Touristenattraktionen im Reich der Mitte an: Chinglish oder China-Englisch, dessen weite Verbreitung selbst dem griesgrämigsten Reisenden ein paar Lacher abtrotzt.“

Die Pekinger Stadtregierung fürchte, sich bei den Olympischen Spielen 2008 unter der geballten globalen Medienaufmerksamkeit zum Gespött zu machen. „Viele Restaurants in unserer Stadt haben in jüngster Zeit englischsprachige Speisekarten herausgegeben“, sorgt sich ein Sprecher der Stadtregierung. „Doch zahlreiche grammatische Fehler führen dazu, dass die Bezeichnungen unsere ausländischen Gäste verwirren.“

Peking habe nun  ein Team von heimischen und internationalen Linguisten beauftragt, berichtet die FTD, ein Übersetzungshandbuch für mehr als 1000 Gerichte und Getränke zu erstellen. Seit Anfang 2007 liege ein Entwurf vor, momentan sammle die Stadt Rückmeldungen, spätestens Ende des Jahres sollen die Regeln verbindlich gelten. Geht alles nach Plan, habe die Stadt bis zu den Sommerspielen 2008 mit obskuren Bezeichnungen wie „Nazi Goreng“ und „Government abuse chicken“ („Regierungsmissbrauchshühnchen“) den Surrealismus von Pekings Speisekarten verbannt.

Nach Einschätzung des Korrespondenten  dürfte es schwer werden, den neuen Speisekartenstandard durchzusetzen. Grund: Weltweit könne sich in punkto Restaurantdichte kaum eine Stadt mit Peking messen. So könnten verheißungsvolle Gerichte wie „Slip Away the Chicken Slice“ („Schlüpf das Hühnchenstück fort“) und „The Temple Explodes the Shrimp“ („Der Tempel detoniert die Krabbe)“ durchaus noch länger ihren Beitrag zur Erheiterung ausländischer Touristen leisten. Außer der Stadtregierung störe sich ohnehin kaum jemand an dem harmlosen Vergnügen: „Manchmal lachen die Touristen, wenn sie die Bestellung aufgeben“, sagt die Bedienung in einem Restaurant im Pekinger Stadtzentrum. Aber ein Problem gebe es nicht, man habe zur Sicherheit schließlich auch Fotos aller Gerichte auf der Speisekarte. 

2006 war ein Rekordjahr für das asiatische Kino

Chinas Kinokassen haben im vergangenen Jahr einen Einnahmerekord von 336 Millionen Dollar verzeichnet. Gleichzeitig konnte dank staatlicher Schutzauflagen und Förderungen die Dominanz von Hollywoodproduktionen am chinesischen Markt erstmals gebrochen werden. Auch Produktionen in Südkorea und Japan haben im vergangenen Jahr Hollywoodfilme erstmals von der Spitzenposition verdrängt, berichtet das New Yorker „Wall Street Journal“. 2006 gilt somit als Durchbruchsjahr für den Kinobesuch im asiatischen Raum

Die Rekordzahlen in China kommen nicht von ungefähr. 82 Kinos haben im vergangenen Jahr eröffnet und die Lust am Kinobesuch belebt. „Die Qualität heimischer Filme hat sich verbessert“, begründet Zhang Pimin, stellvertretender Chef der Filmabteilung der staatlichen Rundfunkbehörde Chinas, die Entwicklung. Der Kassenschlager 2006, „The Curse of the Golden Flower“, gilt mit einem Budget von 45Millionen Dollar als die teuerste chinesische Filmproduktion aller Zeiten.

Gälisch, Bulgarisch, Rumänisch: Der EU fehlen Übersetzer

Die Europäische Union (EU) hat zu wenige Übersetzer für die neuen Amtssprachen Bulgarisch, Rumänisch und Gälisch. Das berichtet der Korrespondent Christoph B. Schiltz in der Tageszeitung „Die Welt“.

Vor allem die Einführung des Gälischen als 23. offizielle EU-Sprache mache Brüssel zu schaffen. Auf EU-Initiative habe die Londoner Westminster-Universität zwar einen neuen Studiengang für gälische Übersetzungen eingerichtet. Die ersten Absolventen würden aber erst in einigen Jahren fertig sein.

Um das Problem zu entschärfen, werden bis 2010 nur solche Gesetze ins Gälische übersetzt, die von den EU-Mitgliedsstaaten und dem Europäischen Parlament gemeinsam verabschiedet worden sind. Sollten Beamte und Politiker während der EU-Sitzungen in Brüssel Gälisch sprechen wollen, so muss die Regierung in Dublin zuvor einen Antrag stellen. Übersetzungen der Sitzungen ins Gälische soll es grundsätzlich nicht geben.

 Dennoch bleibe die Einführung des Gälischen als offizielle EU-Sprache in Brüssel umstritten.  Die „Welt“ zitiert Inge Gräßle, CDU-Haushaltsexpertin im Europäischen Parlament: „Das ist eine Perversion der europäischen Sprachenpolitik. Sprache ist ein Verständigungsmittel und kein politisches Prestigeobjekt“, erklärt sie. Selbst in Irland sprächen nur knapp 30.000 der insgesamt vier Millionen Einwohner Gälisch, und nur fünf der 13 irischen Europaabgeordneten verstünden die alte Sprache ihrer Heimat überhaupt noch.

Die Kosten für die Übersetzungen in der EU werden wohl weiter steigen. Laut aktuellen Zahlen des Europäischen Rechnungshofes kosteten die Übersetzungsdienste schon 2003 mehr als 414 Millionen Euro im Jahr. Die Durchschnittskosten pro Seite betragen 166 Euro; im Jahr 2005 übersetzten 2660 Dolmetscher insgesamt 2,9 Millionen Seiten.

Automatische Übersetzungssysteme aus dem Saarland

EM - Das neue europäische Projekt „EuroMatrix“ entwickelt automatische Übersetzungssysteme für alle Amtssprachen der EU. Die Führung des Konsortiums liegt bei der Universität des Saarlandes. In diesem Forschungsprojekt, das im sechsten Rahmenprogramm der Europäischen Union mit 2,5 Millionen Euro gefördert wird, sollen technologische Durchbrüche in der automatischen Übersetzung erzielt werden: Neue Kombinationen der besten bestehenden Übersetzungsverfahren sollen hierfür getestet und optimiert werden. Das auf 30 Monate angelegte Vorhaben wird Systeme für Übersetzungen zwischen den 23 Amtssprachen der EU-Länder entwickeln. Es wird von Prof. Hans Uszkoreit koordiniert, der an der Saar-Uni Computerlinguistik lehrt.

Von der automatischen Übersetzung erwarten sich viele Experten langfristig die einzige realistische Lösung zur Bewältigung der Kommunikationsprobleme einer multilingualen Weltgesellschaft. Sie wird auch als eine notwendige Voraussetzung für die nachhaltige Bewahrung der mannigfaltigen Sprachen und Kulturen unseres Planeten gesehen. Alle Analysten sind sich über den immensen Bedarf an automatischer Übersetzung einig, jedoch gehen die Meinungen über die Möglichkeiten der automatisierten Übertragung von anspruchsvollen Texten stark auseinander. Während viele Experten noch bezweifeln, dass Maschinen brauchbare Übersetzungen liefern können, erzielen einige Unternehmen durch den Einsatz des Computers bereits erhebliche Kosteneinsparungen.

„Die Wahrheit liegt zwar nicht ganz in der Mitte und doch haben beide Seiten auf ihre Weise recht“, so Professor Hans Uszkoreit. Der Saarbrücker Computerlinguistik-Professor und Wissenschaftliche Direktor am Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) ist Koordinator des EuroMatrix-Projekts. Er betont: „Selbst die völlig veralteten und qualitativ unzureichenden Übersetzungssysteme, die heute sehr begrenzt in Wirtschaft und Verwaltung eingesetzt werden, ermöglichen es bereits in großem Umfang Kosten zu sparen. Der eigentliche Durchbruch der maschinellen Übersetzung steht aber noch bevor.“

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