Eurasien-Ticker

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Neuwahlen in Kasachstan am 18. August · Wie China die Europäische Union sieht · Galileo und GPS im Gleichschritt? · Russen interessieren sich für Deutsche-Bahn-Aktie · Universität Wien: Internationale Konferenz zu Alter Musik · Go-Europameister in Villach gekürt

Von EM Redaktion

Neuwahlen in Kasachstan am 18. August

EM - Die politischen Parteien in Kasachstan hatten bis zum 17. Juli Zeit, um ihre Listen zur kommenden Wahl einzureichen. Die Anzahl der Abgeordneten im Mashilis (Unterhaus) wurden von 77 auf 107 erhöht.

Auf Wunsch der kasachischen Abgeordneten, die die Parlamentsreformen so schnell wie möglich umsetzen wollten, löste Präsident Nursultan Nasarbajew das Parlament vorzeitig auf (das offizielle Ende der Legislaturperiode wäre erst 2009 gewesen). Die nächsten Wahlen finden nun am 18. August statt.

98 Sitze im Mashilis werden über Parteilisten nach dem Verhältniswahlrecht verteilt. Die Parteien, die über die Sieben-Prozent-Hürde kommen, bestimmen auf dieser Grundlage die Kandidaten, die sie im Parlament vertreten. Die übrigen neun Sitze sind für Vertreter der Versammlung der Völker Kasachstans reserviert.

Allgemein wird angenommen, dass die Partei Nur-Otan, die vom Präsidenten Nursultan Nasarbajew angeführt wird, die Mehrheit der Sitze gewinnen wird. Der kasachische Politikexperte Daniyar Ashimbayev rechnet damit, dass die Partei Nur-Otan zwischen 65 und 70 Prozent der Stimmen auf sich vereinen wird.

Wie China die Europäische Union sieht

EM – „Nach der Veröffentlichung der Europäischen Sicherheitsstrategie im Jahr 2003 waren die Erwartungen in China gegenüber der EU hoch, sowohl in Bezug auf die Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik (GASP) und die internationale Rolle Europas, wie auch die bilateralen Beziehungen. Angesichts der Probleme der EU, Erweiterung und Vertiefung gleichzeitig voranzubringen, hat sich unter chinesischen Beobachtern mittlerweile Ernüchterung eingestellt. Wenn Europa in der wissenschaftlichen Debatte in chinesischen Fachzeitschriften auch kein so prominentes Thema ist wie die USA, so werden doch die Entwicklungen der Europäischen Union sehr aufmerksam verfolgt.“ – Eine Analyse von Gudrun Wacker und Frederike Wesner aus chinesischen Fachzeitschriften der Jahre 2006 und 2007. Erschienen in der Zeitschriftenschau der Stiftung Wissenschaft und Politik.

http://swp-berlin.org/de/produkte/swp_zeitschriftenschau_detail.php?id=7861

Galileo und GPS im Gleichschritt?

EM – Was einst als harte Konkurrenz zum US-amerikanischen Ortungssystem GPS gedacht war, gerät nun zu einer Umarmung des großen Bruders: Die EU und die USA haben sich auf eine Zusammenarbeit bei ihren Satelliten-Ortungssystemen Galileo und GPS geeinigt. Europa und die Vereinigten Staaten haben ihre Zusammenarbeit offiziell bestätigt.

Demnach werden die Systeme die gleiche Frequenz benutzen, damit Empfangsgeräte die Signale kombinieren können, hieß es in einer gemeinsamen Erklärung. Die EU-Kommission hofft, dass sich mit dem Abkommen die Akzeptanz des geplanten europäischen Systems erhöhen wird.

Unter der Bezeichnung Global Navigation Satellite System (GNSS) werden zukünftig GPS- und Galileo-Signale von Geräten und Service-Providern nutzbar sein. Die Vereinbarung umfasst nur die kommerzielle, zivile Nutzung.

Welche Vereinbarungen für die militärische Nutzung getroffen wurden, ist bislang nicht bekannt. Die USA wollen bei militärischen Konflikten die Genauigkeit des Signals in bestimmten Regionen senken oder ganz ausschalten können. Vermutet wurde, dass den USA im Falle eines Krieges Zugriffsrechte auch auf das Galileo-Signal gewährt worden sein könnten.

Das US-amerikanische GPS-System umfasst 30 Satelliten. Die EU will bis 2010 genauso viele in die Umlaufbahn gebracht und Galileo bis 2012 einsatzbereit haben. Da die Privatwirtschaft die Kosten für Galileo scheut, müssen 2,4 Milliarden Euro vom europäischen Steuerzahler getragen werden.

Russen interessieren sich für Deutsche-Bahn-Aktie

EM – Die Russischen Eisenbahnen (RZD) haben Interesse an der Aktie der Deutschen Bahn AG bei deren Börsengang 2008 angemeldet. Das meldet die Tageszeitung DIE WELT unter Berufung auf russische Medienberichte.

Es wäre denkbar, dass Russland strategischer Investor nach der Privatisierung der Deutschen Bahn werde, sagte demnach ein RZD-Vertreter der Moskauer Wirtschaftszeitung „Vedomosti“. Falls das Geschäft für „uns von Vorteil sein sollte und vom Staat genehmigt wird, werden wir jedenfalls mit Begeisterung daran teilnehmen.“

Besonders die Äußerung von Verkehrsminister Wolfgang Tiefensee, man suche institutionelle Anleger, um die „Bahn im internationalen Wettbewerb stärker“ zu machen, scheint den Kreml elektrisiert zu haben. „Wir hätten nichts gegen eine solche Allianz einzuwenden“, heißt es denn auch bei dem Staatskonzern Russische Eisenbahnen.

Russlands Eisenbahnpräsident Wladimir Jakunin, ein Vertrauter von Präsident Wladimir Putin, und Bahnchef Hartmut Mehdorn hatten kürzlich in Moskau Verträge zur Gründung eines Joint Venture unterzeichnet, das noch in diesem Jahr den Gütertransport zwischen den EU-Staaten nach Russland und weiter bis nach China organisieren soll. Die Bahnen wollen damit dem Gütertransport auf dem Seeweg zwischen Europa und Asien Marktanteile abjagen.
Die Russischen Eisenbahnen sind eine Aktiengesellschaft, die 2003 aus dem Eisenbahnministerium hervorging und sich zu 100 Prozent im Staatseigentum befindet. Lediglich ein Teil des Güterverkehrs ist privatisiert.

Universität Wien: Internationale Konferenz zu Alter Musik

Vom 7. bis 11. August 2007 findet die „International Medieval & Renaissance Music Conference“ erstmals in Österreich statt. Es handelt sich dabei um die weltweit größte Konferenz über Alte Musik für den Zeitraum vom 9. bis zum 16. Jahrhundert. Im Rahmen der Konferenz finden auch zwei öffentliche Konzerte statt.

Einen inhaltlichen Schwerpunkt bilden Quellen aus Wiener bzw. österreichischen Bibliotheken und Archiven, sowie die Rezeption mittelalterlicher Musik im Wien des frühen 20. Jahrhunderts. Auf diese Weise wird eine Brücke zwischen dem Tagungsort und dessen reicher musikgeschichtlicher Vergangenheit geschlagen. Weitere Themen sind musikalische Rhetorik, zeitgenössische Instrumente und Musizierformen sowie Musik in der Liturgie.

Bis Ende der 1990er Jahre wurde die Tagung ausschließlich im englischsprachigen Raum abgehalten, seit 2001 auch in Kontinentaleuropa. Gastgeber der erstmals in Österreich stattfindenden Konferenz ist das Institut für Musikwissenschaft der Universität Wien. Es werden rund 150 Musikwissenschaftler aus über 20 Ländern erwartet.

Weitere Informationen: http://www.univie.ac.at/musikwissenschaft/medren2007 - Programm und Anmeldung.

Go-Europameister in Villach gekürt

EM - Europameister 2007 im Strategiespiel „Go“ wurde der 17-jährige Ilya Shikshin aus Russland. Dem knappen Sieg nach Punkten ging ein spannender Finalkampf voraus. Der zweitplatzierte Alexander Dinershtein, ebenfalls Russland, musste sich nur knapp seinem Kontrahenten geschlagen geben. Ilya Shikshin ist der jüngere Bruder der bisherigen Titelträgerin Svetlana Shikshina, die aufgrund der Geburt ihres Sohnes nicht persönlich ihren Titel in Villach verteidigen konnte.

Der Europäische Go Kongress mit internationalen Meisterschaftsspielen fand von 14.-28. Juli im Congress Center Villach statt. Nach Prag und Rom in den Vorjahren wurde diese Großveranstaltung 2007 erstmals nach 17 Jahren wieder in Österreich veranstaltet. Rund 800 aktive Teilnehmer aus ganz Europa und Fernost konnten zu dieser Meisterschaft begrüßt werden. Neben der Generalversammlung der European Go Federation bot der Kongress auch Anfängerkurse für Besucher, sowie Vorlesungen zu asiatischer Kultur.

Go spielt man mit weißen und schwarzen Steinen auf einem 19x19 Linien großen Spielbrett. Das Strategiespiel wurde vor etwa 4000 Jahren in China erfunden und ist somit das älteste dokumentierte Brettspiel der Menschheit. Anders als bei Schach und ähnlichen Taktikspielen sind bei Go die Regeln so einfach, dass sie in wenigen Minuten verstanden werden können. Trotzdem ist es gleichzeitig der strategisch komplexeste Mentalsport und Schach weit überlegen, so dass kein aktuelles Computerprogramm einen fortgeschrittenen Hobbyspieler besiegen kann.

Siehe dazu auch EM 02-05 Go – das eurasische Spiel.

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