Eurasien-Ticker

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Die weltwirtschaftliche Führungsrolle der USA geht zu Ende · Regenwälder zu Biokraftstoff – vom Fluch der Klimahysterie · Deutsche Geisteswissenschaften als Exportschlager · Menschen tragen seit 40.000 Jahren Schuhe an den Füßen · Riesiger Meteorit in der Antarktis entdeckt · Serbien schließt Energiepakt mit Russland · Airbus plant neue Erfolgsmodelle: Die Ökoflieger kommen

Von EM Redaktion

Die weltwirtschaftliche Führungsrolle der USA geht zu Ende

EM – Wenn Amerika niest, bekommt nicht mehr automatisch die ganze Welt Grippe – so lauteten Mitte Januar vielerorts an den Börsen und auf den Führungsetagen der Banken und großen Unternehmen Eurasiens die erleichterten Expertenkommentare. Das war die erfreuliche Erkenntnis aus den Turbulenzen der Börsenkurse im Zusammenhang mit der amerikanischen Hypothekenkrise. Diesmal waren zwar die Banken diesseits des Atlantiks noch heftig involviert, weil Gier und verantwortungslose Spekulationen selbst seriös aussehende Institute in Schieflage gebracht hatten. Aber generell werden die Unternehmen Chinas, Indiens und der EU  immer bedeutender und drängen amerikanische und auch japanische Konzerne zurück in die zweite Reihe.

Dies sind Ergebnisse einer Analyse der weltweit tätigen Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft Ernst & Young (rd. 130.000 Mitarbeiter an 700 Standorten in 140 Ländern), die die Marktkapitalisierung der am höchsten bewerteten Unternehmen der Welt im Jahresvergleich untersucht hat.

Grundsätzlich wird darin festgestellt, dass die Bedeutung der amerikanischen Wirtschaft für die Weltwirtschaft nachlasse, während neue Wachstumszentren vor allem in Eurasien entstünden. Die Bedeutung Chinas für die Weltwirtschaft werde noch weiter steigen.
Im Jahr 2007 hätten weltweit 1.739 Unternehmen den Schritt an die Börse (Initial Public Offering, kurz IPO) gewagt und dabei 255 Milliarden US-Dollar eingesammelt. Damit sei der IPO-Rekord des Jahres 2006 (1.729 IPOs mit 246 Mrd. US-Dollar Emissionserlösen) noch einmal übertroffen worden. Die größten Börsengänge hätten in Russland (WTB Bank) und China (China CITIC Bank Corporation Limited) stattgefunden.

Außerdem hat die Untersuchung ergeben, dass unter den 100 wertvollsten Unternehmen der Welt chinesische Firmen ihren Marktwert mehr als verdoppelt haben (plus 123 Prozent), während die amerikanischen Firmen im vergangenen Jahr eine um 10 Prozent geringere Börsenbewertung hinnehmen mussten. China stellt in diesem Ländervergleich hinter den Vereinigten Staaten und Großbritannien nun bereits die meisten Unternehmen in der Liste.
Herausgefallen aus dieser Statistik der am höchsten bewerteten Unternehmen sind  im vergangenen Jahr zwei amerikanische Unternehmen: die Citigroup und die Bank of America, sowie das japanisches Unternehmen Toyota.

Als einen wichtigen Grund für das schlechte Abschneiden amerikanischer Unternehmen nennt Ernst & Young den schwachen Dollar, der die europäischen Werte schon allein in der Umrechnung steigen lässt. Weitere wichtige Gründe für den Niedergang Amerikas seien die relativ schwache Entwicklung der amerikanischen Wirtschaft und die Immobilienkrise. „Die amerikanische Wirtschaft verliert zunehmend ihre Funktion als Lokomotive der Weltwirtschaft“, resümierte  Ernst&Young-Vorstand Hendrik Hollweg.

Regenwälder zu Biokraftstoff – vom Fluch der Klimahysterie

EM - Trotz internationaler Proteste geht die Rodung des wertvollsten Regenwaldes des Planeten ungehindert weiter: Die brasilianische Regierung hat zugegeben, dass in den vergangenen fünf Monaten 3.235 Quadratkilometer Regenwald gerodet wurden. Satelliten-Auswertungen haben das Ausmaß der gerodeten Gebiete deutlich gemacht, meldet BBC-Online.

Die Flächen werden für den Anbau der weltweit immer begehrteren nachwachsenden Rohstoffe gerodet. Stichwort Biokraftstoff. Damit verschwindet der wichtigste Faktor für den Klimaschutz, nämlich der Regenwald, in Treibstofftanks und Kraftwerken. Eine schizophrene Situation.

„Wir haben niemals zuvor eine derart hohe Abholzung feststellen müssen wie in diesem Jahr“, erklärt Gilberto Camara vom brasilianischen Institut für Raumforschung INPE (http://www.inpe.br). Die Zahlen hatten auch die Verantwortlichen im brasilianischen Umweltministerium überrascht. Umweltministerin Marina Silva (http://www.mma.gov.br) führt die Tatsache der Regenwaldabholzung auf gestiegene Preise für Grundprodukte wie etwa Soja zurück. Mehr und mehr Bauern würden im Regenwald eine Quelle für billiges Farmland sehen. Schlapper Kommentar der Ministerin: „Die wirtschaftliche Realität der betroffenen Staaten machen deutlich, dass diese Aktivitäten nachhaltige Wirkungen auf den Regenwald haben“.

Die monatliche „Abholzungsrate“ stieg inzwischen von 243 Quadratkilometer im August auf 948 Quadratkilometer im Dezember 2007. Der Bundesstaat Mato Grosso war am stärksten von Waldrodungen betroffen. Hier wurden mit 1.786 Quadratkilometern Fläche mehr als die Hälfte des Waldes gerodet. Experten gehen davon aus, dass sich die Situation noch weit katastrophaler darstellen werde, wenn erst die Satellitenbilder noch genauer ausgewertet sind.

Für Präsident Luiz Inacio Lula da Silva ist das vorläufige Ergebnis bereits eine Katastrophe, wie er gegenüber Medienvertretern erklärte. Der Präsident, der im Vorjahr betonte, alle möglichen Schritte gegen die illegalen Rodungen zu unternehmen, war von Umweltschützern schon im Vorfeld darauf hingewiesen worden, dass mit den vorgeschlagenen Mitteln die Abholzungsrate kaum zu stoppen sei. Weitere Informationen: http://www.rainforestweb.org.

Deutsche Geisteswissenschaften als Exportschlager

Das Kulturwissenschaftliche Institut (KWI) in Essen und das Goethe-Institut laden für den 12.  und 13. Februar ein zur Diskussionsrunde „Made in Germany – Deutsche Geisteswissenschaften im Prozess der Internationalisierung“. Im Zentrum dieser ungewöhnlichen Veranstaltung stehen drei Leitfragen: Wie konnten sich die seit dem frühen 19. Jahrhundert erfolgreich etablierten deutschen Geisteswissenschaften zu einem „Exportschlager“ entwickeln, der die Wissenschaftskulturen in vielen Regionen der Welt beeinflusst hat? Wie haben sich die deutschen Geisteswissenschaften im internationalen Austausch von Themen, Institutionen und Wissenschaftlern verwandelt? Wie sollte sich der wechselseitige wissenschaftliche Austausch vor dem Hintergrund einer beschleunigten kulturellen Globalisierung gestalten und entwickeln?

Eine internationale Runde diskutiert. Mit dabei unter anderem Wissenschaftler der Universitäten Tokio, Kalkutta und Stockholm, aber auch renommierte Journalisten wie Thomas E. Schmidt von der ZEIT und Thomas Steinfeld von der Süddeutschen Zeitung. Die Tagung wird geleitet von Professor Dr. Claus Leggewie, Direktor des KWI, Professor Dr. Hans-Georg Soeffner, Vorsitzender des Beirats Wissenschaft und Zeitgeschehen des Goethe-Instituts und Dr. Christoph Bartmann vom Goethe-Institut.

Kontakt: http://www.volkswagenstiftung.de/service/presse.html?datum=20080128

Menschen tragen seit 40.000 Jahren Schuhe an den Füßen

EM – Knochenfunde in China brachten es an den Tag: seit 40.000 Jahren schützen Menschen bereits ihre Füße durch Schuhwerk. Herausgefunden haben dies die Anthropologen Erik Trinkhaus und Hong Shang. Das Forscherteam hat sich besonders für die Veränderungen der menschlichen Fußknochen im Laufe der Zivilisation interessiert. Anhand von Knochenfunden eines 40.000 Jahre alten Skeletts, das in der Tianyuan-Höhle nahe Beijing gefunden wurde, fanden die Wissenschaftler ihre Hinweise auf das Alter menschlicher Fußbekleidung. Sie haben ihre Erkenntnisse in der jüngsten Ausgabe des Wissenschaftsmagazins Human Evolution veröffentlicht.

Schuhwerk war allerdings den Erkenntnissen der Forscher zufolge in der Steinzeit vor 40.000 Jahren (Mittleres Paläolithikum) noch sehr selten. Erst vor etwa 27.000 Jahren (Jungpaläolithikum) hätten Menschen häufiger Fußbekleidungen getragen.

Riesiger Meteorit in der Antarktis entdeckt

EM - Wissenschaftler der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) haben in der Antarktis einen 31 kg schweren Eisenmeteoriten entdeckt. Dies ist der größte in der Antarktis gefundene Meteorit seit 20 Jahren. Im näheren Umfeld des Meteorits wurden weitere 15 Kleinmeteorite mit einem Gesamtgewicht von 1,45 kg geborgen.

Die BGR wird die gefundenen Meteorite am 6. Februar 2008 erstmalig der Öffentlichkeit präsentieren. Expeditionsleiter Georg Delisle wird mit zahlreichen Bildern von der Expedition QueenMET berichten.

Kontakt: www.bgr.bund.de

Serbien schließt Energiepakt mit Russland

EM - Serbien und Russland haben sich auf gemeinsame Energieprojekte im Umfang von mehreren Milliarden Euro geeinigt meldete die „Financial Times Deutschland“, FTD, Ende Januar. Der Vertrag sieht dem Blat zufolge vor, dass der russische Energiekonzern Gasprom seine geplante Gaspipeline South Stream durch Serbien verlegen und zudem ein Gaslager im nordserbischen Banatski Dvor errichten wird. Im Gegenzug erhalte Gasprom zu einem Vorzugspreis die Mehrheit an dem bisher staatlichen serbischen Erdölkonzern NIS.

Die FTD weiter: „Das Abkommen stärkt Russland in seinem Bemühen, die Kontrolle über die Vertriebswege für Erdgas zwischen Asien und Europa zu erlangen. Bereits in der vergangenen Woche war es Russlands Präsident Wladimir Putin gelungen, mit dem EU-Mitglied Bulgarien einen Vertrag über den Bau von South Stream durch das Land zu schließen. Die Pipeline durch das Schwarze Meer gilt als Konkurrenz für das EU-Projekt Nabucco, mit dem eines Tages Erdgas aus dem kaspischen Raum nach Europa transportiert werden soll.“

Der Verkauf von 51 Prozent an NIS ohne öffentliche Ausschreibung sei in der serbischen Führung lange umstritten gewesen. Nach Angaben aus beteiligten Ministerien habe Gasprom ursprünglich 400 bis 500 Millionen Euro geboten und wollte zudem etwa 500 Millionen Euro für die Modernisierung des Unternehmens ausgeben. Kritiker hätten den Verdacht geäußert, die mehrheitlich staatliche Gasprom erhalte die Beteiligung zu Sonderkonditionen als Gegenleistung für die russische Unterstützung im Konflikt um die drohende Abspaltung der südserbischen Provinz Kosovo.

Wirtschaftsminister Mladjan Dinkic hat laut FTD den Kaufpreis als deutlich zu niedrig bezeichnet. Verhaltene Kritik sei ursprünglich auch von Staatspräsident Boris Tadic gekommen.

Nun hätten auch die Minister von Tadics Demokratischer Partei (DS) für das Abkommen mit Moskau gestimmt. Möglich sei, dass der als russlandfreundlich geltende Premier Vojislav Kostunica eine Empfehlung für Tadic im zweiten Wahlgang von einer Zustimmung der DS zum Energie-Pakt mit Moskau abhängig gemacht habe. Für den Politologen Milan Nikolic sei jedenfalls klar: „Kostunica wird Tadic nur unterstützen, wenn er dafür eine politische Gegenleistung bekommt.“

Airbus plant neue Erfolgsmodelle: Die Ökoflieger kommen

EM – Bei Flugzeugen werden die Verringerung von Fluglärm und ein sparsamer Treibstoffverbrauch immer wichtigere Verkaufsargumente. Denn weltweit verlangen die Behörden umweltfreundlichere Modelle. Wer da nicht an der Spitze fliegt, hat künftig schlechte Karten.

Airbus will ganz vorne mitmischen. Das Unternehmen plant Spritverbrauch und Fluglärm seiner nächsten Flugzeugmodelle drastisch zu senken. „Der Öko-Druck wird zunehmen, Umweltfragen stehen im Zentrum unserer Branche", sagte vor wenigen Tagen Louis Gallois, Chef des Mutterkonzerns EADS. Wenn man es nicht schaffe, ökologische Probleme zu lösen, gefährde man das Wachstum der Luftfahrt.

Deshalb will Airbus Öko-Flugzeuge entwickeln. Die Luftfahrtindustrie hat sich bereits gegenüber der EU verpflichtet, die CO2-Emissionen und den Lärm der Jets bis zum Jahr 2020 um 50 Prozent zu senken. Gallois bekräftigte, dass Airbus das Ziel erreichen werde. Die Flugzeugbauer sollen die Hälfte zu den Einsparungen beitragen, den Rest teilen sich Triebwerkshersteller und die Airlines durch eine bessere Auslastung der Maschinen.

Airbus plant derzeit einen Nachfolger für seinen Mittelstreckenflieger A320. Er soll voraussichtlich 2017 oder 2018 auf den Markt kommen. Ob man beim A320 schon das Ziel von 50 Prozent Kohlendioxid-Reduzierung erreicht, will man bei Airbus noch nicht verbindlich sagen. Gallois verspricht nur, dass einiges bei der neuen Maschine ausprobiert wird. So könne zum Beispiel die Flügelform verändert werden.

Auch sei noch längst nicht ausgemacht, dass Triebwerke weiter an den Tragflächen hängen. Das könne eventuell auch anders gelöst werden. Das Erscheinungsbild des Jets werde sich sehr wahrscheinlich drastisch wandeln, so Gallois.

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