Eurasien-Ticker

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Sarkozy will den französischen Auslandsrundfunk umstrukturieren · Der Urahn aller blauäugigen Menschen lebte am Schwarzen Meer · Hochsommerliches Yoga-Spektakel in Berlin · Europa startet mit dem ATV „Jules Verne“ ein unbemanntes Raumschiff · Europa will eine führende Rolle in der Wasserstoff-Forschung einnehmen · Go, das eurasische Spiel auf der Leipziger Buchmesse

Von EM Redaktion

Sarkozy will den französischen Auslandsrundfunk umstrukturieren

EM – Monsieur Sarkozy und die Medien – ein schillerndes Kapitel. Wochenlang beherrschte der französische Staatspräsident mit seinem Privatleben die bunten Blätter und die Klatschsendungen. Erst war es die Trennung von seiner zweiten Frau Cécilia, dann kurz darauf die Hochzeit mit der italienisch-französischen Sängerin Carla Bruni. Ende Februar zeigte das Fernsehen hautnah das andere Gesicht Sarkozys. Weil ihm ein Besucher bei der Landwirtschaftsmesse nicht die Hand schütteln wollte, giftete er ihn mit den Worten an: „Dann hau doch ab, du Idiot.“ Ähnlich ausfallend hatte er auch vergangenen November reagiert, als er sich von einem bretonischen Fischer provoziert fühlte.

Nun will er in die Struktur der französischen Auslandsmedien eingreifen und sie verändern. Der französische Nachrichtenkanals France 24 des Radiosenders Radio France Internationale und des frankophonen Fernsehkanals TV5 Monde sollen unter das Dach einer neu zu gründenden gemeinsamen Holding gebracht werden. Vorgeblich um Kosten zu sparen.  Doch bei den am Sender TV5 beteiligten Partnern Schweiz, Belgien und der kanadischen Provinz Quebec fürchtet man um die publizistische Unabhängigkeit des gemeinschaftlich finanzierten französischsprachigen Auslandssenders.

Für die auf den Namen „France Monde“ getaufte Gesellschaft, in der die Sender zusammengefasst werden sollen, ist Christine Ockrent, die Lebensgefährtin des französischen Außenministers, als Nachrichtenchefin vorgesehen. Die prominente Fernsehjournalistin gilt zwar als fachlich unbestritten, ihre persönliche Nähe zum Präsidenten ließ jedoch den Vorwurf der Vetternwirtschaft laut werden. Sarkozy wies wie üblich alle Kritik weit von sich.

Siehe dazu auch EM 11-06: „Europäischer Nachrichtenkanal France 24 als Konkurrenz zu CNN“.

Der Urahn aller blauäugigen Menschen lebte am Schwarzen Meer

EM – Sie ist am Schwarzen Meer entstanden, nicht in den Nordländern: die helle Iris, die für die Blauäugigkeit verantwortlich ist. Das haben dänische Wissenschaftler jetzt nach zwölf Jahren intensiver Forschung herausgefunden. Analysiert wurde das Erbgut von Menschen in unterschiedlichen Ländern wie Dänemark, der Türkei, Jordanien und Indien.

Dabei hat sich herausgestellt, dass blaue Augen menschheitsgeschichtlich betrachtet eine sehr junge Entwicklung sind. Erst seit etwa 6.000 bis 10.000 Jahren gibt es blauäugige Menschen. Alle stammen nach den Erkenntnissen der dänischen Forscher, (veröffentlicht im Journal „Human Genetics“) von einem gemeinsamen Urahn ab, der in der Jungsteinzeit im nordwestlichen Schwarzmeergebiet gelebt hat. – Es ist das Siedlungsgebiet der legendären Skythen. (Siehe EM 01-07: „Die frühen Bewohner Asiens waren Europäer“).

„Unsere früheren Urahnen hatten offenbar alle braune Augen“, erklärte der Leiter der dänischen Forschergruppe, Hans Eiberg, von der Universität Kopenhagen. Dann kam es im Schwarzmeerraum zu einer Mutation. Das für die braunen Augen verantwortliche Augen-Gen OCA2 veränderte sich. Diese Mutation senkte die Produktion von Melanin im Auge, einem Pigmentstoff, der u. a. auch für die Bräunung der Hautverantwortlich ist. OCA2 legt jedoch die Produktion des Melanins nicht völlig lahm, sondern es reguliert sie in unterschiedlicher Intensität herunter. Entsprechend werden die ursprünglich braunen Augen zu blauen „aufgehellt“. Je weniger Melanin, desto heller blau. Umgekehrt ändert sich die Augenfarbe mit steigendem Melanin-Anteil von blau über grau und grün bis hin zu braun oder sogar fast schwarz. 

Warum sich blaue Augen gerade in Nordeuropa so weit verbreitet haben, darüber gibt es bislang nur Spekulationen. Eine davon lautet, dass die blaue Farbe in dunklen Wintern oder aber an langen, hellen Sommertagen irgendeinen Vorteil bieten könnte. Aber genau so denkbar ist, dass die Menschen im Norden Geschlechtspartner mit blauen Augen einfach attraktiver fanden, als andere. Blau ist heute weltweit die beliebteste Augenfarbe, und das nicht nur im Norden. Auch in Hollywood z. B. sind die Helden immer blauäugig.

Hochsommerliches Yoga-Spektakel in Berlin

EM – Ein in ganz Europa einmaliges Programm versprechen die Veranstalter des 4. Yogafestivals in Berlin, das vom 4. bis 6. Juli 2008 im Shanti-Park am Hauptbahnhof stattfindet.  Um alle Gäste und Mitwirkenden zu einer Aktion zusammen zu bringen und damit ein Gefühl der Gemeinsamkeit zu erzeugen, soll ein Rekordversuch für das Guinnessbuch gestartet werden: Am Samstagnachmittag dem 5. Juli, wird das größte Blumen-Mandala der Welt gelegt. Dazu bringen die Festival-Gäste Tausende Blumentöpfe mit, auch Steine, Wurzeln oder ähnliches können gelegt werden. Auf das Bild, das daraus entsteht, wird man im höchsten Maße gespannt sein dürfen.

Außerdem finden Praxis-Stunden mit international anerkannten Größen der Yoga-Szene statt, die aus Indien, den USA und ganz Europa angereist kommen.  Besonders für Einsteiger und Neugierige hat das Programm viel zu bieten. Jeder, der etwas über Yoga erfahren möchte, hat hier die Chance, die Vielfalt des Yogas kennen zu lernen. Circa 30 internationale Gastsprecher vermitteln ihr Wissen und ihre Erfahrungen im Yoga. Unter den Referenten findet man gleichermaßen „exotische“ Yogalehrer aus Indien, wie auch Ärzte, Musiker und Künstler. 

Weitere Informationen zum Yogafestival: http://www.yogafestival.de/

Europa startet mit dem ATV „Jules Verne“ ein unbemanntes Raumschiff

EM – Der Termin steht. Am 8. März um 5.23 Uhr deutscher Zeit soll vom Weltraumbahnhof Kourou im französischen Überseedépartement Französisch-Guayana das erste europäische  Automatische Transferfahrzeug (ATV) zur Internationalen Raumstation ISS starten. Das hat die ESA in der letzten Februarwoche bekannt gegeben. Als weltweit erster Raumtransporter wird sich das ATV auf seiner Reise durchs All komplett selbst steuern. Auch das heikle Andockmanöver an der Internationalen Raumstation ISS geschieht vollautomatisch.

Das auf den Namen „Jules Verne“ getaufte Frachtmodul wird als Teil der Versorgungsflotte, Geräte, Ersatzteile und Nahrung zur Raumstation bringen. Es ist nach dem französischen Autor von Romanen wie „In 80 Tagen um die Welt“ und „20.000 Meilen unter dem Meer“ benannt. Der vom Unternehmen EADS-Astrium gefertigte Transporter hat die Größe eines Doppeldeckerbusses und ist laut ESA das bisher leistungsstärkste Raumfahrzeug der Welt. Es kann bis zu neun Tonnen Fracht zur 400 Kilometer über der Erde fliegenden ISS bringen - dreimal so viel wie ein russisches „Sojus“-Raumschiff.

Der Erfolg von „Jules Verne“ entscheidet auch über die Zukunft der europäischen Ambitionen im Kosmos, erklärte Alan Thirkettle, ISS-Programmleiter bei der europäischen Weltraumbehörde ESA. Nachdem Europa mit dem Labor „Columbus“ erfolgreich an der ISS angedockt hat, ist der Jungfernflug des unbemannten ATV schon die zweite spektakuläre Aktion in kürzester Zeit. Die ESA wird damit endgültig zu einem wichtigen Spieler im Weltall.

Die Astronauten werden das Vehikel in der Zeit in der es an der ISS angedockt bleibt, mit mehr als sechs Tonnen Abfall beladen. Ende August wird das ATV wieder abkoppeln und zurück fliegen. Beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre wird es als unbemanntes Objekt über dem Südpazifik verglühen. Es ist nicht mit einem Hitzeschild ausgestattet.

Siehe auch Interview in EM 01-08: „Unsere Generation wird den Start eines ersten bemannten Raumfahrzeuges der Europäer erleben!“

Europa will eine führende Rolle in der Wasserstoff-Forschung einnehmen

EM - Mehr Wasserstoff, weniger Öl für Straßenfahrzeuge. Die Nutzung von Wasserstoff kann bis 2050 den Erdölverbrauch im Straßenverkehr um 40 Prozent senken. Das ist das Ergebnis einer neuen EU-Studie. Damit könne sich Europa eine führende Rolle auf dem globalen Markt für Wasserstofftechnologien sichern und neue wirtschaftliche Möglichkeiten erschließen. Der Übergang vollziehe sich jedoch nicht von alleine. Dafür müssten erhebliche wirtschaftliche, technische und institutionelle Hemmnisse überwunden werden.

Es wird erwartet, dass die Mitgliedstaaten einer neuen, mit 940 Millionen Euro dotierten öffentlich-privaten Forschungspartnerschaft zur Entwicklung der Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnik zustimmen.
Informationen: http://ec.europa.eu/research/energy/nn/nn_pu/hyways/article_0001_en.htm

Go, das eurasische Spiel auf der Leipziger Buchmesse

EM - Es ist älter als das in Indien erfundene Schach und hat seinen Ursprung ebenfalls in Eurasien: im alten China. Dort soll es schon vor 4.000 bis 5.000 Jahren gespielt worden sein und gilt als ältestes Brettspiel der Menschheit.

In Deutschland ist Go noch wenig bekannt. Wer seine Wissenslücke schließen möchte, erhält auf der Leipziger Buchmesse vom 13. bis 16. März die Gelegenheit dazu. Täglich von 10-18 Uhr kümmern sich zehn Helfer darum, Go möglichst vielen Besuchern nahe zu bringen. Am Messesonntag gibt es ein Go-Turnier in zwei Gruppen (Totalanfänger und Fortgeschrittene) mit vielen Preisen.

Go ist ein Spiel für zwei Personen. Es wird auf einem Brett mit 19 mal 19 Linien gespielt.
Die Spieler setzen abwechselnd einen ihrer Steine (schwarz, bzw. weiß) auf einen Schnittpunkt der Linien. Ziel ist es, soviel freie, unbesetzte Schnittpunkte wie möglich mit seinen Steinen zu umzingeln. Rein theoretisch könnte man 361 Steine platzieren. Im Schnitt werden 200-300 Steine in einem Spiel gesetzt. Es endet entweder durch Aufgabe oder dadurch, dass beide Spieler keine sinnvollen Züge mehr erkennen. In Asien soll es in vielen Unternehmen für Topmanager Pflicht sein, das Jahrtausende alte strategische Spiel Go zu beherrschen. Anders als bei Schach und ähnlichen Taktikspielen sind bei Go die Regeln so einfach, dass sie in wenigen Minuten verstanden werden können. Trotzdem ist es gleichzeitig der strategisch komplexeste Mentalsport und Schach weit überlegen, so dass kein aktuelles Computerprogramm einen fortgeschrittenen Hobbyspieler besiegen kann.

Das Go-Spiel China heißt in Wéiqí, gesprochen etwa „Wei-tsi“, zu Deutsch „Umzingelungsspiel“. In Korea nennt man es Baduk, die Japaner sagen Go. Und da das Spiel via Japan in den Westen gelangt ist, wurde Go außerhalb Chinas sein gebräuchlicher Name.

Siehe auch EM 02-05: Go - das eurasische Spiel.

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