Eurasien-Ticker

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Das Netzwerk für Osteuropa-Berichterstattung „n-ost“ feiert großen Erfolg · „Gemetzel und Verzweiflung. Der Irak fünf Jahre später“ · 6000 Milliarden Dollar – das kostet der US-Krieg im Irak · Sanitäre Versorgungskrise bedroht Trinkwasserressourcen in Entwicklungsländern

Von EM Redaktion

Das Netzwerk für Osteuropa-Berichterstattung „n-ost“ feiert großen Erfolg

EM - Das Netzwerk für Osteuropa-Berichterstattung n-ost hat den Auftrag für die von der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) neu ausgeschriebene europäische Presseschau eurotopics erhalten. n-ost hat sich bei der europaweiten Ausschreibung gegen mehrere Mitbewerber durchgesetzt. eurotopics trägt zur Entstehung einer europäischen Öffentlichkeit bei, indem die Online-Plattform Debatten, die sonst nur auf nationaler Ebene geführt werden, europaweit zugänglich macht.

„Wir freuen uns sehr, dass wir die bpb mit unserem Angebot überzeugt und den Zuschlag erhalten haben“, sagt Christina Hebel, die stellvertretende n-ost-Vorsitzende. Für n-ost sind Projekte wie eurotopics, die den gesamt-europäischen Diskurs fördern, von großer Bedeutung. „Wir glauben, dass wir mit unserer nachgewiesenen Kompetenz als Mittler zwischen dem östlichen und westlichen Europa dafür einen wichtigen Beitrag leisten können“, ergänzt n-ost-Geschäftsführer Matthias Echterhagen.

Ab 2. Mai 2008 wird n-ost die Presseschau eurotopics für die bpb erstellen. Der Auftrag läuft über drei Jahre. eurotopics gibt von Montag bis Freitag einen Überblick über die politischen und kulturellen Diskussionen in europäischen Zeitungen und Onlinemedien in Deutsch, Englisch und Französisch. Die Inhalte werden auch als kostenloser Newsletter verschickt. Weitere Hintergrundtexte erscheinen auf den Magazin-Seiten der Homepage www.eurotopics.net. In Berlin wird eine neue eurotopics-Redaktion das redaktionelle Angebot, sowie das Korrespondentennetz in den EU-Ländern einschließlich der Schweiz betreuen.

„Das Angebot von n-ost hat uns hinsichtlich Qualität und Preis überzeugt“", erklärt der Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung, Thomas Krüger, der die Presseschau künftig weiterentwickeln möchte: „Wir sind sicher, dass die Bedeutung der europäischen Debatten zunehmen wird und eurotopics dabei eine wichtige Rolle spielen kann.“

Das Netzwerk für Osteuropa-Berichterstattung n-ost führt mehr als 200 Journalisten und Medieninitiativen aus bisher 20 europäischen Ländern zusammen. Der Verein setzt sich seit 2002 für eine bessere Berichterstattung aus und über Mittel- und Osteuropa in deutschsprachigen Medien ein. Die n-ost-Mitglieder engagieren sich für eine Stärkung der Medienfreiheit und gegen Begrenzungen und Einschränkungen der journalistischen Recherche - als Voraussetzung der demokratischen Entwicklung.

Kontakt: www.n-ost.de

„Gemetzel und Verzweiflung. Der Irak fünf Jahre später“

EM – Fünf Jahre Irakkrieg – fünf Jahre Tod, Verzweiflung und keine Hilfe in Sicht.  In der Nacht vom 19. auf den 20. März 2003 begannen die US-Streitkräfte mit der Bombardierung von Bagdad. Das uralte Kulturzentrum im Zweistromland versank in Schutt und Asche. Saddam Hussein wurde gestürzt und später gehenkt. Aber es geht den Menschen in der Stadt am Tigris und in den Provinzen nicht besser deshalb. Im Gegenteil

Die Menschenrechtsorganisation „amnesty international (ai) hat dieser Tage einen Bericht über diese fünf Jahre des Grauens herausgegeben. Er trägt den entsetzlichen Titel: „Gemetzel und Hoffnungslosigkeit“.

Massaker durch verschiedene bewaffnete Gruppierungen, Folter und Misshandlung durch irakische Regierungstruppen und die fortgesetzte Inhaftierung tausender Verdächtiger durch amerikanische und irakische Streitkräfte haben verheerende Folgen für die gepeinigten Menschen. Der Bericht von Amnesty ist schonungslos.

 „Saddam Husseins Regime war ein Synonym für die Verletzung von Menschenrechten“, sagte Malcolm Smart, Amnesty-Abteilungsleiter für den Nahen Osten. „Aber sein Sturz hat den Irakern keinerlei Erleichterung gebracht“, erklärte er bei der Vorstellung des Berichtes. Im Gegenteil.

Die Menschenrechtsorganisation verweist darauf, dass der Krieg mehr als vier Millionen Iraker zu Flüchtlingen gemacht habe, die zumeist unter elenden Bedingungen leben. Während Millionen Dollar für Sicherheitsvorkehrungen ausgegeben worden seien, hätten heute zwei von drei Irakern keinen Zugang zu sauberem Wasser. Und fast jeder Dritte sei auf Lebensmittel-Nothilfen angewiesen, um zu überleben.

Das Gesundheits- und Bildungssystem stünde vor dem Zusammenbruch, die Gewalt gegen Frauen und Mädchen nehme zu, heißt es in dem 24-seitigen Bericht. Mehr als vier von zehn Irakern lebten von weniger als einem Dollar pro Tag.

Mehr als 60.000 Menschen sitzen laut ai derzeit in irakischer oder US-Haft, viele von ihnen ohne Anklage oder Prozess. Bis Juni 2006 wurden laut einem unlängst veröffentlichten Bericht der Weltgesundheitsorganisation WHO und des irakischen Gesundheitsministeriums 151.000 Menschen im Irak getötet. Andere Schätzungen gehen von bis zu 600.000 Opfern aus. Über 4.000 US-Soldaten fanden den Tod.

Verheerende Folgen eines Krieges, für den sogar der behauptete Grund, er werde wegen der Massenvernichtungswaffen des Iraks zur Sicherheit der Welt geführt, absolut erlogen war. Indes wird in Großbritannien eine Untersuchung über die Kriegspropaganda und über den Grund für die Beteiligung des Landes an der Invasion Bagdads und Basras gefordert. Der britische Premierminister Gordon Brown hat dies abgelehnt. Es sei zu früh.

Der außenpolitische Sprecher der Konservativen Partei, William Hague, fragte den Premier: „Wenn wir so eine Untersuchung nicht jetzt, fünf Jahre nach dem Beginn des Krieges starten, wann dann um Himmels willen?“ Der Vorsitzende der Liberaldemokratischen Partei, Nick Clegg, erklärte, London müsse Lehren aus der „verhängnisvollen Entscheidung ziehen, George W. Bush bei der Invasion des Iraks“ zu unterstützen. „Niemals wieder dürfen wir blind Befehlen aus dem Weißen Haus gehorchen.“

6000 Milliarden Dollar – das kostet der US-Krieg im Irak

Die US-Regierung hat die wahren und dramatisch hohen Kosten des Irakkriegs verschleiert. Kriegsgewinnler sind vor allem private Vertragsunternehmen wie Halliburton. Die Kosten belaufen sich auf 3000 Mrd. $, zuzüglich weiterer 3000 Mrd. $ für die übrige Welt - deutlich mehr als die Prognosen der Bush-Regierung vor dem Krieg. Bushs Mannschaft hat die Welt dabei nicht nur im Vorfeld des Kriegs über die möglichen Kosten getäuscht, sondern auch versucht, die Kostenentwicklung im weiteren Kriegsverlauf zu verschleiern.

Überraschen kann dies nicht. Schließlich hat die Bush-Regierung auch über alles andere gelogen - von Saddam Husseins Massenvernichtungswaffen bis hin zu seinen angeblichen Verbindungen zu al-Kaida. Tatsächlich ist der Irak erst nach der US-geleiteten Invasion zu einer Brutstätte für Terroristen geworden.

Dies schreibt der renommierte Ökonomieprofessor der Columbia Universität in einem Kommentar für die „Financial Times Deutschland“ (FTD). Stiglitz war Chefökonom der Weltbank. Gemeinsam mit Linda Bilmes hat er das Buch „The Three Trillion Dollar War: The True Cost of the Iraq Conflict“ geschrieben. www.project-syndicate.org

Die Bush-Regierung habe „erklärt, der Krieg würde 50 Mrd. $ kosten. Diesen Betrag geben die USA im Irak inzwischen alle drei Monate aus. Um diese Zahl ins rechte Licht zu rücken: Für ein Sechstel der Kriegskosten hätten die USA ihr Sozialversicherungssystem für mehr als ein halbes Jahrhundert auf eine solide Basis stellen können, ohne die Leistungen zu senken oder die Beiträge zu erhöhen“, so Stiglitz.

Stiglitz weiter: „Mehr noch: Die Bush-Regierung hat die Steuern für die Reichen bei Kriegseintritt trotz eines auflaufenden Haushaltsdefizits gesenkt. Infolgedessen musste sie den Krieg über Kredite finanzieren, viele davon aus dem Ausland. Dies ist der erste Krieg in der amerikanischen Geschichte, der von den Bürgern keine finanziellen Opfer in Form von Steuererhöhungen verlangt hat; stattdessen werden die Kosten zu 100 Prozent kommenden Generationen aufgebürdet.“

Und auch über diejenigen, die dabei absahnen, lässt der einstige Weltbank-Chefökonom Stiglitz keinen Zweifel: „Gewonnen haben bei diesem Krieg nur zwei: die Ölgesellschaften und private Anbieter von Militärdienstleistungen. Der Aktienkurs von Halliburton, dem früheren Unternehmen von Vizepräsident Dick Cheney, ist rapide gestiegen. Doch obgleich sich die Regierung zunehmend auf Vertragsunternehmer verließ, schränkte sie ihre Kontrollfunktion ein.“ Sein düsteres Resümé: „Die Amerikaner sagen gern, alles habe seinen Preis. Das gilt auch für Kriege. Die USA - und die Welt - werden diesen Preis noch auf Jahre hinweg zahlen müssen.“

Sanitäre Versorgungskrise bedroht Trinkwasserressourcen in Entwicklungsländern

Das Jahr 2008 wurde von den Vereinten Nationen zum Internationalen Jahr der Sanitärversorgung erklärt. Mit diesem Ereignis und dem Weltwassertag am 22. März soll auf die untragbare Situation von 2,6 Milliarden Menschen weltweit aufmerksam gemacht werden, die unter menschenunwürdigen sanitären Bedingungen leben. Wie dramatisch die Situation ist, zeigen auch Untersuchungen der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR). „Wir beobachten seit mehr als 40 Jahren die Grundwassersituation in den Entwicklungsländern. Dabei haben wir festgestellt, dass die fehlende sanitäre Infrastruktur in zunehmendem Maße zu einer massiven Verschmutzung von wertvollem Grundwasser durch versickernde Abwässer führt“, erklärt Dr. Thomas Himmelsbach, bei der BGR zuständig für Grundwasserschutz. Eine Situation, die umso dramatischer sei, da Grundwasser in den trockenen Regionen der Welt häufig die einzige Ressource zur Versorgung der Bevölkerung mit Trinkwasser darstelle.

Wird Grundwasser durch Fäkalien verunreinigt und dennoch als Trinkwasser genutzt, treten verstärkt Durchfallerkrankungen auf, die vor allem für Kinder oft tödlich enden. Jedes Jahr sterben 2,2 Millionen Menschen an den Folgen der sanitären Versorgungskrise. Insofern zeigen die Ergebnisse der BGR sehr deutlich, wie wichtig eine nachhaltige Sanitärversorgung für den Grundwasserschutz und damit auch für den Schutz der Trinkwasservorkommen sei.

Weitere Informationen:
http://www.bgr.bund.de/DE/Themen/Wasser/Beschaffenheit/beschaffenheit__node.html
http://www.bgr.bund.de/EN/symposium2008

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