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China lockert Ein-Kind-Politik für Erdbebenopfer · China beginnt mit der Entwicklung eigener Großraumflugzeuge · Türkei verlangt mehr Rechte am Pipeline-Projekt Nabucco · Grönland wird ein eigener Staat · Kommt jetzt die Brücke nach Sizilien?

Von EM Redaktion

China lockert Ein-Kind-Politik für Erdbebenopfer

EM - Die chinesischen Behörden haben auf die Verzweiflung vieler Eltern, die Kinder bei dem verheerenden Erdbeben verloren haben, jetzt mit der Lockerung der Ein-Kind-Vorschrift reagiert. Diese Vorschrift, nur ein Kind zu haben, wird für Familien, deren einziges Kind bei dem Beben umgekommen ist, nun aufgehoben. Allerdings müssen sie sich dafür eine Erlaubnis einholen.

Unter den rund 65.000 Todesopfern bei dem Erdbeben am Pfingstmontag waren mehrere tausend Kinder. Rund 23.000 Menschen werden noch vermisst. Viele Kinder starben unter den Trümmern ihrer Schulen.
 
Um das Bevölkerungswachstum in China zu stoppen, hatte die Regierung vor fast 30 Jahren die Ein-Kind-Politik eingeführt. China ist mit 1,3 Milliarden Menschen das bevölkerungsreichste Land der Erde.

China beginnt mit der Entwicklung eigener Großraumflugzeuge

EM – Die Zeitung „China Daily“ berichtete Mitte Mai, dass China nun auch eigene Großraumflugzeuge bauen wird, und damit eines der letzten Bollwerke westlicher Hochtechnologie knacken möchte.

Ein Unternehmen für Projektierung und Montage von Großraumflugzeugen sei dazu bereits gegründet worden. Sein Grundkapital betrage 2,7 Milliarden US-Dollar. 31,5 Prozent der Aktien gehören dem Staat.

Das neue Projekt soll die Abhängigkeit des chinesischen Flugzeugmarktes von westlichen Produzenten beenden. Zurzeit nimmt Boeing etwa 50 Prozent des chinesischen Flugzeugmarktes ein. Laut den eigenen chinesischen Prognosen wird China in den nächsten 20 Jahren zur Deckung der wachsenden Bedürfnisse an Lufttransporten mindestens 2600 Flugzeuge in einem Wert von über 200 Milliarden US-Dollar brauchen.

China hat bereits das kleine Passagierflugzeug ARJ-21 entwickelt. Es ist für Inlandslufttransporte bestimmt. Das erste Flugzeug dieser Baureihe verließ das Fließband im Dezember 2007. Diese Maschinen, die 90 Passagiere befördern können, werden ab Herbst 2008 Inlandslinien befliegen.

Siehe dazu auch EM 01-08 „Parchim International Airport und Chinas aufstrebender Flugzeugbau – eine Perspektive?“.

Türkei verlangt mehr Rechte am Pipeline-Projekt Nabucco

EM - Die Türkei hat ihre Zustimmung für das Gaspipeline-Projekt Nabucco an neue Forderungen geknüpft. Bei der fünf Milliarden Euro teuren Erdgaspipeline, an der sich unter anderem der Essener Energiekonzern RWE beteiligt, zeichnen sich dadurch größere Probleme ab. Die Türkei, eines der sechs Teilnehmerländer, will nun über den Handel mit dem transportierten Gas bestimmen. Die Türken wollen einen Gutteil des aus Zentralasien nach Westeuropa durch die Pipeline geleiteten  Gases selbst für Kunden in Europa vermarkten. Dafür soll in Ankara eine zentrale Verteilungsstelle entstehen. Dies stößt aber bei den europäischen Partnern des Projektes auf Widerstand. Die Türkei will außerdem Garantien für die eigene Versorgung, sollte es bei der Zulieferung zu Engpässen kommen. Hierüber zeigen sich die anderen am Projekt beteiligten Europäer gesprächsbereit.

Mit der Forderung der Türkei gibt es nun erstmals einen Streit innerhalb des Konsortiums. Es hat derzeit an mehreren Fronten zu kämpfen. Der russische Erdgaskonzern Gazprom setzt alles daran, die EU-Pipeline zu verhindern, und arbeitet mit South Stream an einer Alternativleitung. Umstritten ist auch die Einbindung des Iran, der über die weltweit zweitgrößten Erdgasreserven der Welt verfügt. Nach Ansicht von Experten ist Nabucco ohne Gaslieferungen aus dem Iran, gegen die sich besonders die USA wehren, nur schwer zu betreiben. Der Beschluss für den Bau von Nabucco hätte 2007 erfolgen sollen, wurde aber immer wieder verschoben.

Grönland wird ein eigener Staat

EM – Der 6. Mai ist der Tag, an dem sich Grönland auf den Weg machte, ein eigener Staat zu werden. In Nuuk, der Hauptstadt, wurde ein Vertrag vorgestellt, in dessen Folge Dänemark 98 Prozent seiner Fläche verlieren dürfte: Das Inselreich soll mittelfristig in die Unabhängigkeit entlassen werden. Zu verdanken haben die 57. 000 Grönländer das ihrem jüngst entdeckten Rohstoffreichtum. Subventionen aus Kopenhagen werden bald nicht mehr nötig sein.

Die größte Insel der Welt will jetzt unabhängig werden. Das seit 1721 zu Dänemark gehörende Territorium strebt die Unabhängigkeit an und träumt von großem Reichtum dank Öl und anderen Rohstoffen. Obwohl Dänemark 98 Prozent seiner Fläche verlieren würde, haben dänische und grönländische Politiker fast unbeobachtet von der internationalen Öffentlichkeit einen Plan für eine Loslösung der größten Insel der Welt vom Mutterland entworfen. Heute wird das Dokument gemeinsam vom dänischen Regierungschef Anders Fogh Rasmussen und seinem grönländischen Amtskollegen Hans Enoksen in der grönländischen Hauptstadt Nuuk vorgestellt. Bis Ende des Jahres sollen das grönländische Volk und das dänische Parlament über den Entwurf entscheiden - die Zustimmung beider Seiten ist so gut wie sicher.

Kommt jetzt die Brücke nach Sizilien?

EM - Der italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi will nun eines seiner alten Lieblingsprojekte reaktivieren: den Bau einer Riesenbrücke zwischen Sizilien und dem Festland. Das Projekt habe für ihn „Priorität“, wie der neue Infrastrukturminister Altero Matteoli in einem Schreiben an die Gesellschaft „Stretto di Messina“, die den Auftrag für den Bau der Brücke erteilt hat, bekräftigte.

Die Gesellschaft war 2003 gegründet worden. Sie hatte 2006 der italienischen Baufirma Impregilo nach einem Wettbewerb den Auftrag zum Bau der knapp 3,7 Kilometer langen Brücke über die Straße von Messina gegeben. Im April 2006 hatte der damalige Regierungschef Berlusconi die Parlamentswahlen verloren und sein Nachfolger Romano Prodi hatte auf das kostspielige und seismologisch gesehen nicht unriskante Projekt verzichtet. Nach seinem Wahlsieg bei den Parlamentswahlen im vergangenen April hat Berlusconi die Brücke wieder als vorrangiges Infrastrukturprojekt für sein Mitte-rechts-Kabinett bezeichnet.

Nach den Plänen der Regierung Berlusconi soll die Brücke das wichtigste Bindeglied einer transeuropäischen Fernstraße von Palermo nach München und Berlin werden. Geplant ist, dass die Fahrbahn bis zu 64 Meter über der Meeresoberfläche verläuft. 140.000 Autos sollen täglich über die sechsspurige mautpflichtige Brücke rollen. Nur noch gut drei Minuten würde dann die Fahrt von Kalabrien nach Sizilien dauern - heute müssen Pendler und Touristen mitunter Stunden warten, um einen Platz auf der Fähre zu bekommen.

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