Eurasien-Ticker

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Region Swerdlowsk wirbt um Rückkehr von Rußlanddeutschen · Von den USA vergessen: Afghanistan fällt zurück in Not und Hoffnungslosigkeit · Rußlands Armee will mehr weibliche Rekruten anheuern · Die virtuelle Bibliothek der EU-Kommission: Ein riesiges Linkverzeichnis · EU-Kommission will Dominanz der US-Rüstungsfirmen stoppen · Spaniens Sonne heizt neue Solartechnik an · Im Irak bewaffnet sich das Volk

Von EM Redaktion

EM – Der Gouverneur der russischen Region Swerdlosk (mittlerer Ural), Eduard Rossel, will ausgewanderte Rußlanddeutsche zurückholen. „Wir laden alle ein, die ihre russische Heimat verlassen haben, zurück nach Swerdlowsk zu kommen“, sagte Rossel in einem Interview mit der „Financial Times Deutschland“. Bei der Regionalregierung in Jekaterinburg wurde bereits eine Arbeitsgruppe zur Beratung der Rückkehrwilligen gebildet. Rossel stellt den Rußlanddeutschen kostenlose Grundstücke und preiswertes Baumaterial in Aussicht.

In Swerdlowsk können derzeit fast 50.000 Arbeitsplätze nicht besetzt werden. Es herrscht vor allem ein Mangel an Computerspezialisten, Ingenieuren und Landwirten. Rossel hofft, daß ein Teil dieser Stellen von zurückkehrenden Rußlanddeutschen übernommen werden.

Die Region Ural hat knapp fünf Millionen Einwohner und ist halb so groß wie Deutschland. Sie gehört zu den wohlhabendsten Gebieten Rußlands. Während des Zweiten Weltkriegs war das Gebiet zu einem industriellen Zentrum ausgebaut worden. Jetzt soll die Hauptstadt Jekaterinburg ein Transportdrehkreuz werden mit Autobahnanbindung bis nach Berlin.

Von den USA vergessen: Afghanistan fällt zurück in Not und Hoffnungslosigkeit

EM – „Statt sich, wie von den USA versprochen, zum Musterstaat für eine Region zu entwickeln, fällt das neue Afghanistan in alte Not und Wirren zurück.“ Das berichtet Daniel Kestenholz für die Tageszeitung „Die Welt“. Am Hindukusch, so der Korrespondent, formierten sich gegenwärtig von neuem die Taliban. Kestenholz: „Unruhe springt auf immer mehr Provinzen über, und der schwächlichen Zentralregierung in Kabul fehlt es an Einfluß und Geld, um Afghanistans Rückfall in Anarchie und Banditentum aufzuhalten.“

Die Ankündigungen der USA, ein freies, starkes Afghanistan zu errichten, würden mit jeder Woche, die ins Land ginge, unwahrscheinlicher. Der Hindukusch verschwinde aus dem Bewußtsein der USA. Der afghanische Präsident Hamid Karsai habe kürzlich bei seinem Besuch in Washington höflich darauf hingewiesen, daß die zugesagte Wiederaufbauhilfe für sein Land im US-Haushalt glatt „vergessen“ worden sei.

Die Hauptstadt Kabul, die unter deutschem und niederländischen Militärkommando der Isaf-Schutztruppe steht, bleibe, so der Welt-Korrepondent, eine Insel inmitten um sich greifender Unruhe. „Hatten die harschen Taliban etwa das wilde Treiben von Banditen und Drogenhandel weitgehend ausgelöscht, leidet Afghanistan mittlerweile wieder an denselben Übeln, die den Taliban 1996 zur Macht verholfen hatten“, schreibt Kestenholz.

(Siehe dazu auch EM 01/03 „Afghanistan: Nachrichten aus einem befreiten Land“ - Vor einem Jahr wurde das Regime der Taliban militärisch besiegt und gestürzt – Amerikaner, Briten und „Nordallianz“ sahen sich als Befreier – eine Zwischenbilanz).

Rußlands Armee will mehr weibliche Rekruten anheuern

EM – Weil es immer weniger Männer gibt, die in der russischen Armee dienen wollen, umwerben die Streitkräfte jetzt vor allem die jungen Frauen des Landes. Mit einer ganz besonderen Propagandaaktion versuchte ihnen die Truppe kürzlich den Dienst an der Waffe schmackhaft zu machen. Die Aktion lief unter dem Titel „Schönheiten mit Schulterklappen“. Dazu hatte die Armee 16 Angehörige aus ihren Reihen für einen dreitägigen Wettbewerb ausgewählt, in dem es laut „Moscow Times“ um „Schönheit und Tapferkeit“ ging.

Die Soldatinnen mußten am ersten Tag bei eisiger Kälte Schießübungen, Handgranatenwurf und Häuserkampf absolvieren. Am zweiten Tag waren ihre Kochkünste gefragt. Und den Abschluß bildete am dritten Tag die Präsentation russischer Uniformen auf dem Laufsteg im Moskauer „Theater der Sowjetarmee“. Das Motto lautete: „Wir schmücken die Streitkräfte“.

In Zukunft sollen solche Aktionen häufiger durchgeführt werden, um verstärkt für weiblichen Nachwuchs in der Armee zu werben. Derzeit sind von den 1,1 Millionen Soldaten der russischen Armee etwa 100.000 Frauen. 3.500 von ihnen bekleiden einen Offiziersrang, 150 haben es bislang schon zum Oberst gebracht. Die meisten russischen Frauen in Uniform arbeiten als Sanitäterinnen oder in der Verwaltung. Etwa 800 dienen in der kämpfenden Truppe und haben auch schon an Einsätzen teilgenommen. Zum Beispiel auch als Kampfpilotinnen. 200 wurden mit Tapferkeitsmedaillen für ihren Einsatz in Tschetschenien ausgezeichnet.

Die virtuelle Bibliothek der EU-Kommission: Ein riesiges Linkverzeichnis

EM – Die ECLAS-Datenbank der Europäischen Kommission enthält 350.000 Einzeltitel in den elf Amtssprachen. Dazu kommen Dokumente in weiteren 48 Sprachen, die ebenfalls abgerufen werden können. Das Material steht vollständig katalogisiert im Netz zur Verfügung.

Durch Verweise mit knappen Zusammenfassungen zu den Quellen können detaillierte Themenrecherchen durchgeführt werden. Im Suchverzeichnis stehen die Beiträge unter den Kriterien „Autor“, „Titel“ oder „Thema“ zur Verfügung und dazu in der jeweils gewünschten Sprache.

Ein großer Teil der Materialsammlung steht nur in elektronischer Form zur Verfügung. Aber es können auch Unterlagen in verschiedener Form angefordert werden. Auch CD-Roms, Videos und DVDs sind archiviert.

Quelle: http://europa.eu.int/eclas

EU-Kommission will Dominanz der US-Rüstungsfirmen stoppen

EM – Die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Rüstungsfirmen soll nach dem Willen der Europäischen Kommission in den kommenden Jahren stark verbessert werden. Dadurch will Brüssel auch die Behauptung der einheimischen Hersteller auf dem amerikanischen Markt stärken.
Derzeit drohe die Gefahr, daß die meisten nationalen Märkte in Europa für die großen amerikanischen Rüstungskonzerne geöffnet bleiben, während immer weniger europäische Firmen Zugang zum US-Markt fänden.

Weil die EU-Mitgliedsstaaten ihre Rüstungseinkäufe meist nicht koordinierten, sei der Rüstungsmarkt weit weniger effizient als der in den USA. Während Washington mit annähernd 400 Milliarden Dollar pro Jahr doppelt so viel für Verteidigung ausgebe wie die EU, seien die militärischen Fähigkeiten der US-Armee zehn Mal größer als die der europäischen Streitkräfte.

Die EU-Kommision will nun bis Ende 2003 einheitliche Standards für die europaweite Beschaffung von Rüstungsgütern vorlegen. Diese sollen dann künftig zur Grundlage von Rüstungsausschreibungen dienen.

Spaniens Sonne heizt neue Solartechnik an

EM – In der Wüste von Tabernas glüht die Sonne erbarmungslos. 6O Kilometer nördlich der spanischen Mittelmeerstadt Almeria werden die heißesten Sommer Europas gemessen. Nun soll dieser Glutofen aus Ödnis und kahlen Bergen zur Hoffnung für die alternativen Energiegewinnung werden.

Mitten in der Wüste liegt eines der größten Solarforschungszentren der Welt. Ingenieure entwickeln hier hocheffiziente Sonnenkraftwerke. Ihr Wirkungsgrad ist sehr viel höher als bei handelsüblichen Solarzellen.

Bereits ausgereift sind sogenannte Parabolrinnen-Kraftwerke. Im Zentrum dieser Anlagen stehen überdimensionale, mehr als fünf Meter hohe Rinnen, deren Inneres komplett verspiegelt ist. Das Sonnenlicht wird in diesen Rinnen gebündelt und auf ein schwarzes Rohr gelenkt, das mit Spezialöl gefüllt ist. Dieses wird von den Spiegeln auf über 400 Grad Celsius aufgeheizt. Dann läuft das Öl durch einen Wärmetauscher und verdampft Wasser zu Hochdruckdampf. 2004 wird in Andalusien das erste kommerzielle Parabolrinnen-Kraftwerk Europas gebaut.

Ein anderes Konzept, das ebenfalls in der Tabernas-Wüste entwickelt wird, ist der Solarturm. 300 riesige Solarspiegel werfen ihr Licht auf die Turmspitze und konzentrieren es auf das Tausendfache. Ein Wärmetauscher heizt Luft auf, mit ihr wird Wasser verdampft und damit dann eine Turbine angetrieben.

Ziel ist es, in einigen Jahren durch riesige Solarkraftwerke die Wirtschaft von fossilen Energien wie beispielsweise Erdöl immer unabhängiger zu machen. In zehn bis zwanzig Jahren sollen sie kostendeckend arbeiten und Energie zu Marktpreisen liefern können.

Im Irak bewaffnet sich das Volk

EM – Bei den tagelangen Plünderungen im ganzen Land, haben Hunderttausende von Handfeuerwaffen den Besitzer gewechselt. Was die Armee Saddam Husseins weggeworfen und in Depots zurückgelassen hat, ist nun in private Hände gelangt. Selbst Kinder und Jugendliche haben Gewehre und Patronengurte erbeutet. Auf verlassenen Panzern blieben Maschinengewehre zurück, die zum Teil ebenfalls einen privaten Besitzer gefunden haben.

Von einem der neuen Rundfunksender der US-Besatzungsmacht werden Appelle zur Rückgabe der Waffen ausgestrahlt und harte Strafen für alle die angekündigt, die den Aufrufen nicht Folge leisten. Bislang ist das Echo gering. Kaum einer trennt sich wieder von der Kalaschnikow, die er irgendwo versteckt hat. Viele halten eine Waffe für die einzige Versicherung zum Schutz ihres Hab und Guts.

Der irakische Schiitenführer Aajatollah Mohammed Bakir el Hakim hält einen Bürgerkrieg im Lande für möglich. „Die derzeitigen Umstände sprechen dafür“, warnt er. Auch dafür scheint vielen Irakern eine eigene Schußwaffe die beste Überlebensgarantie zu sein.

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