Eurasien-Ticker

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E-Post mit Kennung .eu bis Jahresende · Online-Fernstudiengang zu Osteuropa – Anmeldung noch bis Ende Juni · Balkan: Die Russen gehen nach Hause · London: Die Russen kommen · Die Weltmacht entzieht sich mit Erpressung dem Recht · Deutscher Sprachrat gegründet · Chinas größter Konzern für Computernetzwerke macht Westfirmen Konkurrenz · Kartenverkauf für die Olympischen Spiele 2004 in Athen hat begonnen · Vorläufer einer dritten Hochkultur der Frühzeit wird in Pakistan ausgegraben

Von EM Redaktion

EM – Über eine Million Registrierungen erwartet die europäische Organisation EURID im ersten Jahr für die neue Kennung „.eu“. EURID steht für „European Registry for Internet-Domains“ und vergibt die sogenannte „Top-Level-Domains“ . Der Startschuß für die Einrichtung von .eu-Adressen wird laut EURID voraussichtlich im November fallen. Die Möglichkeit, Adressen bereits vorher reservieren zu lassen, besteht der Organisation zufolge nicht.
Informationen: www.eurid.org

Online-Fernstudiengang zu Osteuropa – Anmeldung noch bis Ende Juni

EM - Das Osteuropa-Institut der Freien Universität Berlin bietet erstmals einen Online-Fernstudiengang an. Im zweijährigen Masterprogramm „East European Studies“ werden die Inhalte hauptsächlich über das Internet vermittelt. Zusätzlich finden pro Semester vier einwöchige Präsenzphasen in Berlin statt, wie die Universität mitteilt.

Die Studenten beschäftigen sich während des Studiums mit den Entwicklungen Osteuropas aus politk-, wirtschafts- und rechtswissenschaftlicher Sicht. Bewerbungsschluß für die 30 Studienplätze des Pilotprojekts ist am 30. Juni 2003. Die Studiengebühr beträgt etwa 500 Euro pro Jahr.

Ebenfalls neu am Osteuropa-Institut ist der deutschsprachige Master-Studiengang „Osteuropastudien“ im Präsenzstudium. Er beginnt zum Wintersemester und geht über zwei Jahre. Auch er baut auf einem ersten berufsqualifizierenden Studienabschluß auf und bietet Studierenden die Möglichkeit, ihre Fachrichtung osteuropabezogen zu vertiefen.

Weitere Informationen:
www.ees-online.org
http://userpage.fu-berlin.de/~segbers
www.oei.fu-berlin.de

Balkan: Die Russen gehen nach Hause

EM – Bis zum ersten August sollen alle in Bosnien-Hercegovina und im Kosovo stationierten russischen Truppen wieder in ihrer Heimat sein. Das verlautete Anfang Juni aus der Präsidialverwaltung des Moskauer Kremls. Die Vorbereitungen für den Abzug wurden Mitte Juni abgeschlossen. Nun kehren die Russen dem Balkan den Rücken.

Rußland hatte zuletzt noch gut 300 der insgesamt 12.000 Soldaten der Sfor-Truppe in Bosnien-Hercegovina gestellt. Sie waren in der Republika Srpska, der serbisch dominierten „Entität“ Bosniens stationiert und der von den USA geführten multinationalen Brigade Nord unterstellt. Im Kosovo trugen 650 Mann der insgesamt 30.000 Soldaten der Kfor-Truppe russische Uniformen.

Als Grund für den Abzug aus dem Kosovo führte ein ranghoher Mitarbeiter im russischen Verteidigungsministerium einem Bericht der Frankfurter Allgemeinen Zeitung zufolge an, die ursprünglichen Ziele des russischen Militäreinsatzes seien dort nicht mehr zu verwirklichen. Rußland sei 1999 zum Schutz der serbischen Minderheit in das Kosovo gekommen. Nun aber lebten dort kaum noch Serben. Die von den Vereinten Nationen verwaltete Provinz drohe wie Tschetschenien zu einem Zentrum des Terrorismusses und des Rauschgifthandels zu werden, und dafür wolle man keine Verantwortung übernehmen. Außerdem bestehe auf dem Balkan keine Kriegsgefahr mehr. Die 23 Millionen Euro, die der Einsatz den russischen Staat koste, wolle man daher für die Reform der Armee einsetzen.

London: Die Russen kommen

EM – Derzeit verhandeln mehrere russische Brokerhäuser mit der London Stock Exchance (LSE) über eine Mitgliedschaft. Das teilte der internationale Finanznachrichtendienst Bloomberg mit. Unter den Interessenten am Zugang zur Londoner Börse ist demnach auch der zweitgrößte russische Wertpapierhändler Troika Dialog. Er und die anderen russischen Aktienhändler wollten von der steigenden Nachfrage internationaler Investoren profitieren, die russische Aktien in London handeln wollen. Bisher seien lediglich die beiden russischen Wertpapierhändler Renaissance Capital und Unified Financial Group Mitglieder der LSE.

Das Handelsvolumen in russischen Aktienzertifikaten (Depositary Receipts), das über das internationale Orderbuch (IOB) der LSE abgewickelt wird, ist laut Bloomberg im vergangenen April um 44 Prozent auf 3,5 Milliarden US-Dollar gestiegen. An den beiden größten russischen Börsen in Moskau habe es zur gleichen Zeit bei 6,4 Milliarden US-Dollar gelegen.

Über das IOB wird der Handel von Aktien abgewickelt, deren Unternehmen zur Zeit noch nicht in London ihre „Hauptnotiz“ haben. Bislang sind Papiere von zwölf russischen Unternehmen über das IOB im Handel, darunter die des Erdgasriesen Gasprom und des sechstgrößten Ölkonzerns der Welt, der Yukos Oil.

Internationale Anleger ziehen laut Bloomberg den Handel am Finanzplatz London dem in Moskau vor. Sie glauben, daß das Abwicklungssystem an russischen Börsen „nicht sicher ist“, wie der Sprecher eines Großanlegers es ausdrücke.

Die Weltmacht entzieht sich mit Erpressung dem Recht

EM – „Die USA versuchen offenbar weiterhin einen Keil in die Europäische Union zu treiben“, schreibt das deutsche Nachrichtenmagazin DER SPIEGEL in seiner Ausgabe 25/2003. Mit Erpressungsmanövern arbeiten US-Diplomaten demnach daran, die Teilnehmer-Länder der EU-Osterweiterung dazu zu bewegen, etwaige Anklagen von US-Bürgern vor dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag in ihrem Land nicht zuzulassen.

Jüngstes Beispiel sei Slowenien. US-Gesandte hätten dem frisch gebackenen EU-Mitglied „mit der Kürzung von acht Millionen Dollar Militärhilfe“ gedroht, falls es sich weiterhin einem bilateralen Abkommen verweigere, das die Auslieferung von US-Bürgern und Soldaten nach Den Haag unterbinde.

Der Spiegel vermutet, dies sei die Antwort auf einen Brief des griechischen EU-Ratspräsidenten, „worin die Kandidaten an bestimmte EU-Richtlinien erinnert werden. Diese schließen bilaterale Abkommen zur Umgehung der Internationalen Strafgerichtsbarkeit aus.“

Vor der Aktion gegen Slowenien hatte US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld gedroht, die Mittel für den Neubau des Nato-Hauptquartiers in Brüssel zu verweigern, falls die Belgier weiterhin ihr Gesetz zur „universellen Kompetenz bei Völkermord und Kriegsverbrechen“ anwenden. Auf amerikanischen Druck hin hatte Belgien dieses Gesetz zwar bereits im April abgeschwächt. Künftig soll demnach jede diesbezügliche Anzeige gegen Bürger eines demokratischen Landes sofort an dessen Behörden übergeben werden. Zuletzt war davon der Irak-Oberbefehlshaber General Tommy Franks betroffen. Eine Anzeige gegen ihn war sofort an die US-Justiz abgegeben worden. Dennoch drohen die USA den Belgiern weiter. Ein US-Natosprecher sagte, die Weltmacht fühle sich auch nach der Novellierung durch das belgische Gesetz „belastet und belästigt“.

Deutscher Sprachrat gegründet

EM – Wie am 28. Mai bekannt wurde, haben das Goethe-Institut Inter Nationes, die Gesellschaft für deutsche Sprache und das Institut für Deutsche Sprache einen „Deutschen Sprachrat“ gegründet. Auf der Netzseite des Sprachrates heißt es: „Der Deutsche Sprachrat ist eine Gesellschaft mit dem Ziel der Förderung der Sprachkultur im Inland und der Festigung der deutschen Sprache im Ausland.“

Den Vorsitz des Sprachrates übernahm Frau Prof. Dr. Jutta Limbach. Sie war von 1994 bis 2002 Präsidentin des Bundesverfassungsgerichts und wurde im Januar letzten Jahres zur Präsidentin des Goethe-Instituts, dem deutschen Kulturinstitut im Ausland gewählt. Der Deutsche Sprachrat hat seinen Sitz in der Münchner Zentrale des Goethe-Instituts.

Im Netz:

Deutscher Sprachrat
www.deutscher-sprachrat.de

Goethe-Institut Inter Nationes
www.goethe.de

Gesellschaft für deutsche Sprache
www.gfds.de

Institut für Deutsche Sprache
www.ids-mannheim.de

Chinas größter Konzern für Computernetzwerke macht Westfirmen Konkurrenz

EM - Huawei Technologies Co. Ltd. ist der Name von Chinas größtem Hersteller für Ausrüstungen in der Telekommunikationsindustrie. Der Netzwerk-Konzern hat sich praktisch aus dem Nichts in die Topliga der international führenden Hersteller emporgeschwungen. Nicht nur in China hat Huawei 30 Prozent Marktanteil bei Fest- und optischen Netzen. In 32 Ländern ist das Unternehmen bereits vertreten und unterbietet überall die Preise der etablierten Branchengrößen. Zwar beträgt der Umsatz bisher nur ein Siebtel der weltweiten Nummer eins, des amerikanischen Branchenriesen Cisco, doch das chinesische Unternehmen wächst rasch. 2,7 Milliarden US-Dollar setzte es im vergangenen Jahr um. Im Ausland verkauften die Chinesen bereits Produkte im Wert von 500 Millionen US-Dollar, eine gut 60-prozentige Steigerung zum Vorjahr. Bereits 2006 soll ein Drittel des Firmenumsatzes im Ausland gemacht werden. Schon jetzt kommen die Datenleitungen von Moskau nach St. Petersburg ebenso von Huawei wie das optische Zugangsnetz in Ägypten. Auch das modernste Glasfasernetz in Berlin, das der Deutschen Telekom Konkurrenz macht, setzt auf Huawei. In Deutschland nutzen die Chinesen das Vertriebsnetz der mittelständischen Firmengruppe Vierling aus dem fränkischen Ebermannstadt, mit der sie eine Kooperation geschlossen haben.

Die US-amerikanischen Hightech-Exporte dagegen sind in den Jahren 2000 bis 2002 um satte 26 Prozent eingebrochen. China rückte währenddessen auf den ersten Platz unter den Lieferanten elektronischer Ausrüstungen in die USA vor. Das geht aus einer Studie hervor, die im Juni 2003 vom Branchenverband AeA veröffentlicht wurde. Auf dem US-Markt hat China die Länder Japan und Mexico als bisher wichtigste ausländischen Lieferanten elektronischer Güter auf die Ränge zwei und drei verwiesen.

Experten im Pekinger Wirtschaftsministerium sagen für die heimische Elektronikbranche in den nächsten Jahren einen Zuwachs von 20 bis 40 Prozent vorher. Der deutsche „Zentralverband Elektrotechnik und Elektronikindustrie“ (ZVEI) geht davon aus, daß China bis 2005 der drittgrößte Markt der Welt für Mikroelektronik sein wird. Eine Prognose der international agierenden Analysten der Branchendienste von Reed Business sieht die Volksrepublik in Sachen Elektronik bis 2010 sogar an Platz zwei nach den USA.

Kartenverkauf für die Olympischen Spiele 2004 in Athen hat begonnen

EM – Wer im nächsten Jahr dabei sein will, wenn in Athen die Olympischen Spiele eröffnet werden, kann jetzt die Eintrittskarten per Internet bestellen. Zwischen Mai und Juli kommenden Jahres werden die Tickets dann mit der Post zugeschickt. Es stehen 5,3 Millionen Eintrittskarten für den Verkauf zur Verfügung. Der Großteil – 3,6 Millionen Karten – wird unter 30 Euro angeboten. Der Durschnittspreis liegt um 34 Prozent niedriger als im Jahr 2000 in Sydney.

Für die Bestellung gelten folgende Regeln:
1. Es kann nur ein Bestell-Antrag pro Person gestellt werden.
2. Ein bereits bestelltes Ticket kann man nicht stornieren oder umtauschen.
3. Der Antrag muß in englischer Sprache ausgefüllt sein, sofern man des Griechischen nicht mächtig ist.

Bestellungen unter: www.tickets.athens2004.com/en/

Vorläufer einer dritten Hochkultur der Frühzeit wird in Pakistan ausgegraben

EM – Die dritte Hochkultur der Frühzeit neben Ägypten und Mesopotamien hatte ihre Blüte von 2600 bis 1900 v. Chr. im Indus-Tal. Sie tauchte scheinbar urplötzlich aus dem Dunkel der Geschichte auf, um 700 Jahre später auf ebenso geheimnisvolle Weise wieder zu verschwinden. Die Indus-Kultur hatte zwei Zentren: die untergegangenen Städte Harappa im nördlichen und Mohenio Daro im südlichen Tal des Indus. Er ist der größte Strom des heutigen Pakistans.

Die Eurasien-Abteilung (gegründet 1995) des Deutschen Archäologischen Instituts (DAI) in Berlin ist dabei, das Rätsel der Indus-Hochkultur zu lösen. Nach Überzeugung von Dr. Ute Franke-Vogt hat es in Belutschistan im westpakistanischen Hochland eine Vorläufer-Kultur der Indus-Hochkultur gegeben. Sie habe sich bereits im 7. Jahrtausend v. Chr. zu entwickeln begonnen. Erst ab 3500 seien die Menschen dieser Kultur Richtung Südosten in die fruchtbare Indus-Ebene hinabgezogen, wo sie ihre Kultur zu einer beispiellosen Blüte entfalteten. Bisher glaubte man, die Indus-Kultur sei ohne Vorbild. Doch Ute Franke-Vogt fand inzwischen immer mehr Spuren und Details in einem riesigen einstmals besiedelten Berg, die belegen, woher die Bewohner Harappas gekommen waren, nämlich aus Belutschistan im Hochland Pakistans.

Im Industal errichteten die Einwanderer aus Belutschistan 600 Kilometer voneinander entfernt ihre beiden großen Zentren Harappa und Mohenio Daro. Es herrschte ein für die damalige Zeit unglaublicher Luxus. Nicht nur wurde erstmals in der Geschichte Baumwolle angebaut und zu prächtigen Gewändern verarbeitet. Alle Häuser besaßen auch Toiletten und Bäder. Rund 250.000 Menschen sollen in jeder der beiden Städte in prachtvollen Wohnvierteln gelebt haben. Landwirtschaft, Handwerk und Handel gediehen prächtig. Pompöse Tempelbauten und Königspaläste gab es hingegen nicht.

Rund 700 Jahre später versandete die Hochkultur am Indus. Schriftliche Zeugnisse von ihr gibt es nur in den Berichten altorientalischer Kulturen von Mesopotamien, zum Beispiel bei den Sumerern. Von der Indus-Kultur selbst sind keine Schriften überliefert.

Nun hofft die Eurasien-Abteilung des DAI im Siedlungshügel von Sohr Damb im westlichen pakistanischen Hochland weitere Einzelheiten zur Lösung der vielen Rätsel von Harappa und Mohenio Daro zu finden.

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