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Erster Eurasier lebte im heutigen Georgien · Verein Deutsche Sprache ehrt Gattin des russischen Präsidenten · Was will die USA im Irak? – Eine Analyse von Michail Gorbatschow · Chinesische Kinder sind die eifrigsten Klavierspieler der Welt · Keine Sonderrechte mehr für US-Radio in Rußland · Orientalische Genüsse in Fünf-Sterne-Hotels an der türkischen Riviera · Russische Meinungen über Putin, über sich selbst und über andere · Ausstellung: Mare Balticum – 1000 Jahre Mythos, Geschichte, Kunst

Von EM Redaktion

Erster Eurasier lebte im heutigen Georgien

EM - In Georgien haben französische und einheimische Forscher den bislang ältesten Einwohner des eurasischen Kontinents entdeckt. Sie fanden 1,9 Millionen Jahre alte Knochen eines Steinzeitmenschen, der einer bisher völlig unbekannten Hominidenart angehört. Dies geht aus einem Bericht der Französischen Akademie der Wissenschaften hervor, der am 10.Oktober veröffentlicht wurde. Der Fund deutet nach Angaben der Experten darauf hin, daß Eurasien viel früher von Menschen bevölkert war als bisher angenommen wurde. Die ältesten Spuren von Menschen, die man bislang entdeckt hatte, waren etwa 400 000 bis
800 000 Jahre alt.

Nach seinem Fundort im heutigen Georgien erhielt der Urahn aller Eurasier den Namen „Homo Georgicus“. Die Stätte, wo man ihn ausgegraben hat, liegt bei Dmanissi im Südwesten der georgischen Hauptstadt Tiflis.

Der Ur-Eurasier war nur 150 Zentimeter groß. Auffallend sind seine mächtigen Beißwerkzeuge. Das Gehirn, das er besaß, hat nur etwa die halbe Größe wie das heutiger Menschen.
Die ältesten bisher außerhalb Afrikas entdeckten Knochen eines Menschen fand man in Israel. Sie wurden auf ein Alter von 1,5 Millionen Jahre datiert. In Afrika entdeckte man bisher die ältesten menschlichen Spuren überhaupt. Sie wurden auf weit über zwei Millionen Jahre datiert. Afrika gilt deshalb als „Wiege der Menschheit“.


Verein Deutsche Sprache ehrt Gattin des russischen Präsidenten

EM – Ludmilla Putina, Gattin des russischen Präsidenten, ist am 19. Oktober in Kassel mit dem Jacob-Grimm-Preis des Vereins Deutsche Sprache geehrt worden. Der Jacob-Grimm-Preis ist mit 35.000 Euro die höchstdotierte Sprachauszeichnung in Deutschland. Frau Putina ist nach Rolf Hochhuth, der die Ehrung im vergangenen Jahr erstmals verliehen bekam, die zweite Jacob-Grimm-Preisträgerin.

Grund der Auszeichnung ist nach einer Erklärung der Jury das Engagement von Frau Putina für die deutsche Sprache in Rußland. Insbesondere die Schüler- und Studentenwettbewerbe „Gemeinsam ins 21. Jahrhundert“, die von ihr zusammen mit Kanzler-Gattin Doris Schröder-Köpf ins Leben gerufen wurden, hätten das Interesse für die deutsche Sprache in Rußland weiter vergrößert. Aber auch den Einsatz von Frau Putina für die Pflege der russischen Sprache in und außerhalb Rußlands würdigte die Jury. Ludmilla Putina, die selbst fließend deutsch, französisch und spanisch spricht, habe damit einen Beitrag zu einer vielsprachigen Welt geleistet.

Der Verein Deutsche Sprache mit Sitz in Dortmund wurde vor fünf Jahren gegründet und verfügt nach eigenen Angaben inzwischen über 14.000 Mitglieder in mehr als 30 Ländern. Außer dem Jacob-Grimm-Preis vergibt der Verein u.a. die Negativauszeichnungen „Sprachhunzer des Monats“ und „Sprachpanscher des Jahres“. Diese erhalten prominente Menschen im deutschsprachigen Raum, deren mit Anglizismen gespickte Ausdrucksweise der Verein als „Denglisch“ anprangert.

Auf der Netzseite (www.vds-ev.de) des Vereins heißt es: „Wir wollen der Anglisierung der deutschen Sprache entgegentreten und die Menschen in Deutschland an den Wert und die Schönheit ihrer Muttersprache erinnern.“ Die Vorliebe vieler Deutschen für alles Amerikanische ginge einher mit Desinteresse für andere Nationen und Kulturen. Was man heute unter „multi-kulti“ verstehe, sei nichts anderes als „kultureller Kahlschlag“ zu Ungunsten alles Nichtamerikanischen.


Was will die USA im Irak? – Eine Analyse von Michail Gorbatschow

„Ich stelle mir, wie viele andere Analytiker auch, immer öfter die Frage: Kann es nicht sein, daß dieser ganze verschrobene Einfall eines blitzartigen und entschlossenen Angriffs auf den Irak überhaupt nicht damit zusammenhängt, daß vom Irak eine Gefahr für die USA und die Welt ausgeht, sondern daß dies mit etwas ganz anderem zu tun hat? Und da kommt man zu dem Schluß: Kann es nicht sein, daß einer der Gründe für das Streben der amerikanischen Führung, einen Krieg gegen den Irak zu führen und für die Eile, mit der sie versucht, den Beschluß dazu dem eigenen Land und der Welt aufzuzwingen, ernsthafte Probleme der amerikanischen Wirtschaft sind? Es hat sich der Verdacht erhärtet, daß der Krieg gegen den Irak erforderlich ist, um unmittelbare Kontrolle über 115 Milliarden Barrel Erdöl zu erlangen – genau diese Menge lagert auf dem Territorium des Iraks. Der Ausübung einer solchen Kontrolle steht das Regime Saddam Husseins im Wege. Und die USA macht keinen Hehl daraus, dieses stürzen zu wollen. Das Regime, welches man nach der Niederlage des Irak errichten wird, wird den USA gewogen sein und es ihnen erlauben, die Kontrolle über eine der bedeutendsten Erdöllagerstätten zu errichten. Und über die Preispolitik kann sie darüber hinaus einen für sich gewinnbringenden Einfluß auf die Weltwirtschaft nehmen.“

(Auszug eines Beitrages des letzten Generalsekretärs der Sowjetunion, Michail Gorbatschow, in der russischen Tageszeitung „Rossijskaja Gaseta“ vom 10. Oktober 2002)


Chinesische Kinder sind die eifrigsten Klavierspieler der Welt

EM - Nirgendwo sonst in der Welt lernen so viele Kinder Klavierspielen wie in China. Musiklehrer und Pädagogen aus aller Welt seien überrascht von der Begeisterung, dem Können und der großen Zahl von Talenten. Das berichtete der in Hannover lehrende Musikprofessor Arie Vardi nach einem internationalen Klavierwettbewerb in der chinesischen Hauptstadt Peking.
„Überall auf der Welt stagniert der Markt für Klaviere, in China dagegen wächst er“, freut sich Yan Shi, Repräsentant des deutsch-amerikanischen Piano-Unternehmens Steinway in Peking.
Das Klavier sei für viele Eltern zum Statussymbol geworden.

Der Preis für ein chinesisches Klavier beträgt etwa 10 000 Yuan, (1250 Euro). Das sind immerhin einige Monatsgehälter. Aber da Klavierspielen in China als förderlich für die Intelligenzentwicklung gilt, wollen immer mehr Eltern, daß ihre Sprößlinge kleine Pianisten werden. Durch die staatliche Geburtenkontrolle wachsen in den Familien zunehmend Einzelkinder heran. Auf sie setzen nun die Eltern all ihre Hoffnung und ihren Ehrgeiz. Sie sollen die bestmögliche Ausbildung genießen. Und dazu gehört für viele Väter und Mütter inzwischen eben das Klavierspiel. Musikschulen haben Konjunktur. Musiklehrer sind gesucht und werden gut bezahlt.

Die Begeisterung für das Klavierspiel geht einher mit einem wachsenden Interesse an westlicher klassischer Musik. Überall im Land werden neue Konzerthallen gebaut. In der Hauptstadt Peking entsteht sogar ein monumentaler Musiktempel. Er trägt den Namen „Nationales Theater“ und wird hinter dem Platz des Himmlischen Friedens errichtet. Unter seinem Dach werden gleich vier Konzerthallen nebeneinander entstehen.


Keine Sonderrechte mehr für US-Radio in Rußland

EM – Der russische Präsident Wladimir Putin hat dem amerikanischen Sender „Radio Free Europe/Radio Liberty“ (RFE/RL) die ihm bisher gewährten Privilegien entzogen. Er annulierte damit ein Dekret von 1991, das dem vom US-Kongreß finanzierten Rundfunksender eine Reihe von Sonderrechten verliehen hatte. So durfte Radio Liberty nach dem Amtsantritt von Boris Jelzin ein eigenes Moskauer Büro eröffnen, in dem bis heute ein Teil der russischsprachigen Sendungen produziert wird. Außerdem war es der Station erlaubt, auf UKW- und MW-Frequenzen zu senden, die RFE/RL in verschiedenen Gebieten Rußlands zur Verfügung gestellt wurden. Vorher konnten die US-Sender wie alle anderen ausländischen Stationen nur Kurzwellenprogramme ausstrahlen. Nun hat Putin die alte Situation aus der Zeit vor Jelzin wiederhergestellt. Damit sind die Sendungen von RFE/RL von weniger Menschen zu empfangen als bisher. Ein Kremlsprecher kommentierte lakonisch: „Wir haben die amerikanischen Sender lediglich allen anderen ausländischen Medien gleichgestellt.“

Wahrscheinlicher Beweggrund für das Vorgehen des Kreml: die US-Sender interviewten immer wieder steckbrieflich gesuchte Terroristen aus dem Kaukasus und kritisierten die russischen Militäreinsätze in Tschetschenien oft äußerst heftig.

Der Reporter Andrej Babizkij, der für das US-Radio direkt von den Rebellen aus Grosny berichtete, hatte sich bereits den Zorn des Kreml zugezogen. Seine Sympathie für die Terroristen war ziemlich unverhohlen. Im Winter 2000 hatten ihn Beamte des russischen Geheimdienstes FSB verhaftet. Auf rätselhaften Wegen geriet er später in die Gefangenschaft einer Gruppe tschetschenischer Rebellen. Der Reporter galt wochenlang als verschollen, während er sich in Gefangenschaft bei einer Gruppe von Tschetschenen befand. Die Hintergründe dieser Odyssee sind bis heute nicht vollständig geklärt.

In einem Interview mit der Moskauer Deutschen Zeitung vom August dieses Jahres räumten zwei Vertreter von RFE/RL ein, die Menschen in Rußland würden die amerikanischen Sender, die während des Kalten Krieges von Deutschland aus in die Sowjetunion hinein ausgestrahlt hatten „noch immer nicht als freundlich gesinntes Radio ansehen.“ Die Zuhörerschaft habe sich in den letzten fünf Jahren mehr als halbiert.


Orientalische Genüsse in Fünf-Sterne-Hotels an der türkischen Riviera

EM – Obwohl der Wechsel der Jahreszeiten zu Eurasien gehört wie das Brot und der Tee, gibt es überall Menschen, die der bevorstehenden Jahreszeit, dem Winter, nicht viel abgewinnen können. Das trifft natürlich nicht auf die Eisfischer in Moskau zu oder die Skisportler in den Alpen. Aber viele sonnenhungrige Bewohner der großen Metropolen, die schon beim Anblick des grauen Himmels durch geschlossene Fensterscheiben zu frieren beginnen, suchen im Winter nach wohltemperierten Alternativen.

An der türkischen Riviera tragen die Hoteliers diesem Bedürfnis seit langem Rechnung. Nun kommt noch der Modetrend „Wellness“ hinzu. Die „Wohlfühlhotels“ vermehren sich wie andernorts im Sommer die Strandkörbe. Thermalbäder und Badelandschaften locken mit ganzheitlichen Programmen. Thalasso-Therapien, Massagebänke, Spirit-Zentren mit Anwendungen, die noch auf die Zeit des Osmanischen Reiches zurückgehen, werden von Vier- und Fünf-Sterne-Hotels angeboten. Entspannung und Streßabbau stehen auf dem Programm, leichtes Fitnesstraining und dazwischen viel Ruhe.

Eine achttägige Thermal-Tour durch Westanatolien von Istanbul bis Izmir bietet der Reiseveranstalter Öger-Tours inkl. Flug für 425.- Euro. Und es gibt garantiert keinen Schnee. Zumindest für eine Woche. Bei der Rückkehr hilft dann nur noch warm anziehen.


Russische Meinungen über Putin, über sich selbst und über andere

EM – Eine Studie über „Herrschaft und Gesellschaft im Neuen Rußland“ hat es an den Tag gebracht: Präsident Wladimir Putin erntet mit zunehmender Regierungsdauer immer mehr Anerkennung und Sympathie bei der russischen Bevölkerung.

Die SPD-nahe Friedrich-Ebert-Stiftung (Deutschland) und die Russische Akademie der Wissenschaften haben in einer repräsentativen Umfrage unter 1750 Personen in ganz Rußland ermittelt: Die Außenpolitik des Präsidenten wird von mehr als 80 Prozent der Russen als „eindeutig positiv“ oder „überwiegend positiv“ bewertet. Die Wahl Putins im März 2000 betrachten heute 73 Prozent der Russen als vorteilhaft für Rußland. Nicht einmal mehr zehn Prozent sehen darin etwas Negatives. Zum Vergleich: Im Jahr 2000 waren rund 50 Prozent positiv eingestellt und zwölf Prozent negativ.

Ihre eigene Lebenssituation betrachten 85 Prozent der Russen als gut bis befriedigend (1994: 75 Prozent). Die Identifikation mit dem eigenen Land hat deutlich zugenommen. 1992 betrachteten sich nur 38 Prozent der Einwohner des Landes als „Bürger Rußlands“, 2001 dagegen 65 Prozent. Und mehr als 85 Prozent gaben an, daß sie stolz auf ihre Nation sind. Das ist ein weit höherer Wert als bei der Frage nach Stolz auf den Beruf oder auf persönliche Errungenschaften.

Bei Fragen zur Beurteilung ihrer selbst charakterisierten sich die Russen als gastfreundlich, gütig, geduldig, mutig, unverbindlich und schlampig. Im Vergleich dazu halten sie die Deutschen für genau, pünktlich, berechnend, gesetzestreu, geschäftig und geizig.

Die Einstellung der Russen zu anderen Ländern hat sich in den sechs Jahren von 1995 bis 2001 zum Teil eklatant verändert. Während 1995 beispielsweise noch fast 80 Prozent der Russen „positive Gefühle“ gegenüber den USA hegten, waren es 2001 nur noch unter 40 Prozent. England büßte 22 Prozent an Sympathie ein, die anderen westlichen Länder im Schnitt um 15 Prozent. Darunter auch Deutschland (von 69 Prozent auf 54 Prozent). Der Bruch kam den Erhebungen der Institute zufolge mit dem Bomben-Einsatz der NATO im früheren Jugoslawien.
Bei der Frage, ob Rußland zu Europa zählt oder den Kern Eurasiens bildet, sind die Russen unentschieden. 41 Prozent halten Rußland für einen Teil Europas, 35 Prozent streben „eine eurasische Zivilisation“ an. Eine deutliche Mehrheit der Russen ist dafür, alles daranzusetzen, in die Europäische Union aufgenommen zu werden.


Ausstellung: Mare Balticum – 1000 Jahre Mythos, Geschichte, Kunst

EM – Der Geschichtsschreiber Adam von Bremen hat die Ostsee im Jahr 1070 erstmals als „Mare Balticum“ bezeichnet. Vom 12. bis zum 17. Jahrhundert erlebten die Länder an ihrer Küste zwischen Nowgorod bis Jütland ihre Blütezeit. Vor allem durch den Kaufmannsbund der Hanse (Hansestädte), der von England bis Rußland reichte.

Im Nationalmuseum Kopenhagen lebt diese Epoche in einer spektakulären Ausstellung wieder auf. Marie-Louise von Plessen, die verantwortliche Kuratorin hat wertvolle Leihgaben aus dem gesamten Ostseeraum zusammengetragen.

Den Rahmen der Ausstellung bilden 28 Burgen und Festungen entlang der Küste. Von Lübeck über Wismar, Stralsund, Arkona, Darlowo, Rügenwalde, Danzig, Marienburg, Kronstadt, Nowgorod, Narva bis hinüber nach Gotland und Kopenhagen reichen die Nachbildungen der mittelalterlichen Anlagen.

Auch Vineta, die verschwundene, sagenumwobene Stadt vor der Insel Usedom, ist zu betrachten. Von hier geht es auf dünnen Metallplatten, die symbolisch für die flachen Ostseegestade ausgelegt sind, zum Rundgang. Den Weg säumen die Ausstellungsvitrinen mit ihrem kostbaren Inhalt. Hauptattraktion ist die sogenannte Lichterkogge, ein ausgegrabenes Wikingerschiff, das vom Danziger Künstler Robert Rumas mit Neonstäben nachgebildet wurde.
Kunst und Kulturhistorie bilden in dieser Ausstellung eine Einheit. Sie ist noch bis zum
26. Januar 2003 in Kopenhagen zu sehen. Die Wahrscheinlichkeit, daß sie auch nach Deutschland kommt, ist gering. Der Ausstellungskatalog ist in Dänisch und Englisch abgefaßt.
Weitere Informationen : www.natmus.dk

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