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Genf: Kontrolle des Biowaffen-Verbots an den USA gescheitert · Warschau: Antideutsche Parolen beim EU-Beitrittskandidaten Polen · Maastricht: Seminar für Übersetzer im Dolmetscherdienst · Peking: Letzte Ruhestätte Internet · Genf: Die Volkswirtschaften Eurasiens liegen international gut im Rennen · Delhi: Bestätigen Satelliten-Bilder das hinduistische Ramayana-Epos? · Cottbuser Festival des Osteuropäischen Films mit neuem Besucherrekord ·

Von EM Redaktion

Genf: Kontrolle des Biowaffen-Verbots an den USA gescheitert

EM – Die Delegation der Vereinigten Staaten von Amerika hat Mitte November in Genf den Entwurf für ein Kontrollverfahren des Biowaffen-Verbots scheitern lassen. Sie verweigerte den in sechsjährigen Verhandlungen erarbeiteten Inspektionsrichtlinien der UNO-Abrüstungskommission ihre Zustimmung. Damit ist es der UNO verwehrt, die Einhaltung der Verbotskonvention von 1972, die von 146 Staaten unterzeichnet wurde, international zu beobachten und zu überprüfen.

Die USA betreiben seit Mitte der neunziger Jahre ein Programm für die Herstellung und den Einsatz von biologischen Waffen wie Krankheits- und Seuchenerreger. Nach Meldungen amerikanischer Medien wird auch an einer Flugzeugbombe für die Verbreitung dieser gefährlichen Massenvernichtungsmittel gearbeitet. Nach dem Scheitern der Genfer Verhandlungen über eine internationale Überwachung zur Einhaltung des B-Waffenverbots können die Vereinigten Staaten diese Entwicklung todbringender Erreger auch weiterhin unter Ausschluß internationaler Beobachter betreiben.

Dem Irak wird von Washington weiterhin vorgeworfen, gegen das B-Waffen-Verbot zu verstoßen. Sollten in den kommenden Wochen und Monaten durch die UNO-Inspektoren entsprechende Belege gefunden werden, muß der Irak damit rechnen, von Amerika bombardiert und besetzt zu werden.

Warschau: Antideutsche Parolen beim EU-Beitrittskandidaten Polen

EM – Im polnischen Parlament Sejm kam es Anfang November zu tumultartigen antideutschen Szenen. Grund: Der deutsche Energiekonzern RWE hatte den Zuschlag für die Privatisierung des Warschauer Stromversorgers STOEN erhalten. Ein solch skandalöses Spektakel um eine ausländische Investition hätte es im polnischen Parlament noch nie gegeben, berichtete der Korrespondent der in Berlin erscheinende Tageszeitung taz.

Der Abgeordnete Zygmunt Wdrzodak von der national-katholischen „Liga der polnischen Familien“ (LPR) habe vor laufenden Kameras erklärt: „Die Polen wollen nicht den Deutschen, sondern dem polnischen Staat für die verbrauchte Energie zahlen. Diese schändliche Privatisierung ist nicht im Interesse der polnischen Nation und des polnischen Staates.“
Das polnische Nachrichtenmagazin „Wprost“ erschien kürzlich mit der Schlagzeile: „Die Deutschen kolonisieren den Osten!“ Illustriert war der Beitrag mit dem Bild eines alten Bayern in Lederhose und Socken in den deutschen Nationalfarben, ein Bier in der Hand. Die „zunehmend antideutsche Stimmung in Polen“ (taz) bedeute für die Zukunft der Beziehungen beider Länder nichts Gutes. – Und für Europa auch nicht.

Maastricht: Seminar für Übersetzer im Dolmetscherdienst

EM – Das europäische Institut für öffentliche Verwaltung kümmert sich um die Ausbildung von Übersetzern in der EU. In einem Seminar vom 09. bis 11. Dezember in Maastricht werden die Dolmetscher für ihre vielfältigen Aufgaben geschult. Dazu gehören längst auch gezielte Recherchen über wichtige Informationen der Union.

Auf dem Programm steht zunächst Grundwissen über die EU und deren Entscheidungsprozesse. Diese werden anhand von Originaltexten vertieft. Im zweiten Teil des Seminars sollen die Teilnehmer in die Rechts- und Terminologiedatenbanken der EU im Internet eingeführt werden. Über praktische Erfahrungen mit der Vielsprachigkeit referiert eine Mitarbeiterin aus dem Dolmetscher- und Konferenzdienst der EU-Kommission.

Die Veranstaltung richtet sich vorrangig an Übersetzer mit Deutsch als Ausgangs- oder Zielsprache.

Informationen über ähnliche Konferenzen und Seminare im Jahr 2003: http://www.eipa.nl

Peking: Letzte Ruhestätte Internet

EM – Für umgerechnet 20 bis 30 Euro bieten virtuelle chinesische Bestattungsunternehmen Grabstätten auf Online-Friedhöfen an. Auch der chinesische Staat stellt auf seinem virtuellen Friedhof „Earth-Village“ letzte Ruhestätten zur Verfügung. Erdbestattungen sind in China wegen Platzmangels seit langem nicht mehr gestattet. Aber auch für die Urnen wird es eng. Auf herkömmlichen Friedhöfen wurden in den letzten Jahrzehnten die sterblichen Überreste von Angehörigen in schwindelerregenden Hochregalen gestapelt. Für die Andacht mußte der Trauernde die Urnennummer vorlegen. Dann wurde ihm das verzierte Gefäß aus der Stapelanlage geholt und auf ein schmales Podest gestellt. So konnte er damit ein paar Minuten allein sein.

Im Online-Zeitalter funktioniert Totenehrung in China immer öfter mit einem Mausklick. Auf dem Bildschirm taucht die Grabstätte je nach Geschmack in sattgrünen oder bunten Landschaften auf. Man kann Räucherstäbchen und Kerzen virtuell entzünden und einen Gruß per E-Post an die Toten richten. Dazu ertönen dann aus dem Rechner ein paar Takte Trauermusik. Die E-Mails und die digitalen Kerzen sind für die ersten zwei Jahre im Preis für das Online-Grab inbegriffen.

Die eigentliche Bestattung der Menschen, die dann nur noch im Netz zu finden sind, geht rein ökonomisch vonstatten: Die Toten werden eingeäschert und die Asche wird im Meer verstreut. Das spart Geld und ist hygienisch, propagiert die staatliche Verwaltung Chinas ganz offiziell diese neuen Entsorgungsverfahren.

Es gibt neben dem staatlichen Netz-Fiedhof Earth-Village schon mehr als ein Dutzend privater Einrichtungen dieser Art. Sie bieten billige Standardgräber ebenso an, wie künstlerisch aufgemachte Luxusgrablegen. Privater Marktführer ist die Firma Netor. Ihre Adresse: www.netor.com

Genf: Die Volkswirtschaften Eurasiens liegen international gut im Rennen

EM – Eine am 12. November vom Genfer Weltwirtschaftsforum (WEF) veröffentlichte Studie schätzt die Aussichten des Wirtschaftswachstums für 80 Länder in den kommenden fünf bis acht Jahren ein. Dazu werden vor allem der Einsatz neuer Technologien, die Qualität öffentlicher Institutionen und das makroökonomische Umfeld beurteilt und verglichen.
Der WEF-Report stützt sich dabei sowohl auf statistische Daten als auch auf Umfragen unter Managern.

Die Aussagekraft der Ranglisten ist nicht unumstritten. Manche Experten zweifeln sowohl die Bewertungskriterien als auch die Vergleichbarkeit von Daten an. Japan zum Beispiel verbesserte sich im Jahresvergleich von Platz 21 auf Platz 13. Den Ausschlag dafür gaben vor allem gestiegene Patentanmeldungen. Viele Ökonomen erwarten für das Land jedoch eine Phase zunehmend geringeren Wachstums in den kommenden Jahren.

Hier die Liste der ersten 15 Plätze mit dem Vergleich zum Vorjahr:

Rangliste 2002 (2001)

1 USA (2)
2 Finnland (1)
3 Taiwan (7)
4 Singapur (4)
5 Schweden (9)
6 Schweiz (15)
7 Australien (5)
8 Kanada (3)
9 Norwegen (6)
10 Dänemark (14)
11 Großbritannien (12)
12 Island (16)
13 Japan (21)
14 Deutschland (17)
15 Niederlande (8)

Quelle: WEF, Genf

Delhi: Bestätigen Satelliten-Bilder das hinduistische Ramayana-Epos?

EM – Vor eineinhalb Millionen Jahren, so heißt es im indischen Ramayana-Epos, habe eines sagenhaften Affenkönigs General, mit Namen Hanumann, allein mit seinem Körper eine Brücke über die Palk-Meerenge geschlagen. Die zwischen Indien und Sri Lanka, dem früheren Ceylon, liegenden Gewässer des Indischen Ozeans seien damit an dieser Stelle überbrückt worden.
Das hinduistische Epos schildert das Leben und die Taten Ramas, der als Inkarnation des Gottes Vishnus gilt und in vorbildlicher Weise das Dharma (das hindustische Weltgesetz, vgl. EM 05/2002, Eurasien - Kontinent der Religionen) lebt.

In einer Episode macht Rama sich auf die Suche nach seiner Frau Sita, die von einem Riesen auf die Insel Lanka (Sri Lanka) entführt worden war. Mit Hilfe der „Affenbrücke“ und einer Affenarmee, die darübermarschiert, gelingt es ihm, seine Frau wieder nach Hause zu holen.
Vor wenigen Jahren machten Satelliten der NASA Bilder von der Palk-Straße. Auf ihnen wurden erstmals Spuren einer 18 Kilometer langen Brücke zwischen den beiden Territorien sichtbar. Sie besteht aus Sandbänken, gilt aber wegen der Art ihrer gekrümmten Anlage als von Menschenhand errichtet.

Seither werden die Daten ausgewertet. Die Archäologen suchen darin nach Spuren von frühen Wanderungsbewegungen zwischen Indien und Sri Lanka. Einige Belege sind zwischenzeitlich gefunden worden. Es wird weiter geforscht, und auch das Ramayana-Epos wird herangezogen, um evtl. Angaben über den genauen Verlauf der Brücke zu finden. Die indischen Experten vermuten, daß es die Brücke nicht nur als Legende gegeben hat, sondern als wirkliches Bauwerk. Die sagenhafte Überbrückung der Meerenge durch den langgestreckten Körper des Affengenerals, könnte tatsächlich eine Entsprechung in der Realität gehabt haben, die aus Steinen und Sand bestanden habe.

Unter gläubigen Hindus gibt es allerdings viele Gegner dieses Vorgehens. Sie sehen in der Verwendung des Mythos zur archäologischen Spurensuche eine Störung ihres Glaubens. Immerhin sei Rama eine göttliche Inkarnation und das Epos eine heilige Schrift, die nicht für geographische und geologische Experimente mißbraucht werden dürfe.

Cottbuser Festival des Osteuropäischen Films mit neuem Besucherrekord

EM - Das 12. Festival des Osteuropäischen Films in Cottbus verzeichnete in diesem Jahr erneut einen Besucherrekord (Siehe auch EM 05/02). Insgesamt 12 500 Cineasten besuchten die Filmtage, 15 Prozent mehr als im Vorjahr. Vom 30. Oktober bis 3. November waren 151 Filmbeiträge aus 17 osteuropäischen Ländern zu sehen.

Den mit 12 000 Euro dotierten Hauptpreis des Festivals gewann der Spielfilm „Wilde Bienen“ (Divoké Vcely) von Bohdan Sláma. Das Erstlingswerk des 35-jährigen tschechischen Regisseurs erzählt vom Alltagsleben in einem kleinen nordmährischen Dorf. Der tschechische Film hat bereits in den letzten Jahren, besonders durch das Schaffen von Sverak, Hrebejk, Gedeon und Zelenka, großes Ansehen errungen.

Die Auszeichnung für die beste Regie erhielt der russische Spielfilm „Der Drache“ (Smej) von Alexei Muradow. „Der Drache“ handelt von einem sich ständig zoffenden, jungen Ehepaar, deren Beziehung einzig durch das gemeinsame, schwer behinderte Kind zusammengehalten wird. Muradows Debütfilm wurde auch für den Europäischen Filmpreis 2002 nominiert (Kategorie „Europäische Entdeckung 2002 – Fassbinder-Preis“). Die weltweit vielbeachtete Auszeichnung wird am 7. Dezember in Rom verliehen.

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