Eurasien-Ticker

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Wien: Europäischer Verband der Donau-Journalisten gegründet · Armenien tritt als 145. Staat der WTO bei · Rumänien: Software aus Temeswar für Daimler-Chrysler · Unterhaltungsfilme aus Deutschland: Neue Konkurrenz für Hollywood · Aufklärungs-Offensive der EU: Tag des „europäischen Frühlings“ an Schulen · Großbritannien: Ausländische Firmen drängen London zum Euro · Industrie-Verband: Türkei wird zum Wachstumsmotor für die EU · Fünf Länder am Golf besitzen fast zwei Drittel der weltweiten Erdölvorräte: Saudi-Arabien, der Irak, die Arabischen Emirate, Kuwait und der Iran · Irak-Krieg: Reaktion auf ein internationales Sicherheitsrisiko? · Letzte Meldung: Bagdad kündigt Ölvertrag mit Rußland

Von EM Redaktion

Wien: Europäischer Verband der Donau-Journalisten gegründet

EM - Journalisten aus sieben Staaten haben vor wenigen Tagen in Baden bei Wien einen "Europäischen Verband der Donau-Journalisten" (EVDJ) gegründet. Er hat seinen Sitz in Wien. Die Tätigkeit des Verbandes soll sich auf alle Länder der Donau-Region erstrecken. Als Hauptziel wurde bei der Gründung genannt: der „intensive Kontakte von Medienmitarbeitern dieser Länder in der politischen, wirtschaftlichen, kulturellen, sozialen, wissenschaftlichen und sportlichen Berichterstattung“. Außerdem gehe es den Verbandsgründern um die Wahrung der Medienfreiheit und den Schutz des Redaktionsgeheimnisses. Erreicht werden sollen diese Ziele durch jährliche Journalisten-Kongresse begleitend zur Konferenz der Regierungschefs der „Kooperation“ resp. der "Arbeitsgemeinschaft Donauländer" (Vgl. EM 02/02, Eurasienticker, „Kooperation im Donauraum“).Es seien zudem Fortbildungsprogramme zur Förderung junger Medienmitarbeiter, Austauschprogramme zwischen den Medien der einzelnen Länder und die Herausgabe eines internationalen Presseausweises vorgesehen.

Zum Präsidenten des Verbandes der Donau-Journalisten wurde Peter W. Surovic (Presseclub Baden) gewählt, zum Generalsekretär Michael Kress. Vizepräsidenten sind Zofia Miklovicova (slowakischer Rundfunk), Fred Turnheim (ORF) und Erich Geretschläger (ÖJC). Dem Vorstand gehören außerdem an: Dagmar Keberlova (Radio Prag), Rastislav Durman (Serbien), Kirill Kalev (Bulgarien), Manfred Eulert (Deutschland), Erkki Karjalainen, Uwe Fischer-Wickenburg (Der Standard, Wien), Ivan Zupa (ORF) und Thomas Linzbauer (Gewerkschaft KMSfB)

Die politische und damit auch die journalistische Kraft, die sich durch die kommende EU-Erweiterung "im historisch eng verbundenen Raum von Mitteleuropa ergibt", werde "ähnlich der Kraftentwicklung einer Kernfusion" sein, nannte der neugewählte Präsident Surovic indirekt die Motivation zur Verbandsgründung. Auch im journalistischen Bereich müßten deshalb Versäumnisse in der Kenntnis der Sprachen wettgemacht werden. Bei der Pressefreiheit gelte es, in den "neuen Partnerländern. in kollegialer Weise das Verständnis für die weitreichende Pressefreiheit nach westlichem Standard zu entwickeln und nach besten Kräften zu fördern" anstatt "hochnäsige Kolonialisierungs-Manieren" an den Tag zu legen. Ziel müsse sein, "miteinander einen gemeinsamen Weg in eine mitteleuropäische, journalistische Zukunft im dritten Jahrtausend gehen zu können.

Anfragen und Informationen: Michael Kress, Tel: ++43/1/894 35 44/11, ++43/664/201 70 45;
E-Post: m.kress.profis@aon.at

Armenien tritt als 145. Staat der WTO bei

EM – Armenien ist 145. Mitgliedsstaat der Welthandelsorganisation (WTO) geworden. Ministerpräsident Margaryan unterzeichnete am 10. Dezember im Hauptsitz der WTO in Genf das Beitrittsabkommen. Fast zehn Jahre nach dem Beitrittsgesuch der armenischen Regierung konnten die Verhandlungen damit erfolgreich abgeschlossen werden. Endgültig vollzogen ist der Beitritt jedoch erst, wenn das Abkommen vom Parlament in Jerewan ratifiziert wurde.

„Mit dem Beitritt Armeniens kommt die WTO ihrem Ziel, alle Nationen zu vereinen, die am internationalen Handel partizipieren, einen großen Schritt näher,“ kommentierte WTO-Generalsekretär Supachai Panitchpakdi. Armenien ist der siebte Nachfolgestaat der Sowjetunion, welcher der WTO beitritt. Seit 1998 wurden bereits Kirgisien, Lettland, Estland, Georgien, Litauen und zuletzt Moldawien Mitglied der internationalen Organisation. Mit Ausnahme von Turkmenistan und Tadschikistan haben auch die restlichen Länder auf dem Gebiet der ehemaligen UdSSR die Aufnahme in die WTO beantragt. Weltweit stehen derzeit 25 Staaten mit der WTO in Verhandlungen.

Rumänien: Software aus Temeswar für Daimler-Chrysler

EM – Rumänien wird neuerdings nicht nur wegen seiner niedrigen Löhne von Westfirmen als Standort gewählt, sondern auch wegen einer Schicht hervorragend ausgebildeter Informatiker. So arbeitet zum Beispiel die schwäbische Softwareschmiede Caatoosee seit drei Jahren in Rumänien. Sie hält engen Kontakt mit der Universität der bislang vor allem als Touristenziel bekannten Stadt Temeswar. Von dort kommen „hervorragend ausgebildete und hochmotivierte Leute“, schwärmt Firmenchef Guido Alt.

Das Leonberger Unternehmen habe sich in Rumänien niedergelassen, „um die Kosten im Entwicklungsbereich zu senken“, sagt Alt, und die Rechnung sei voll aufgegangen. Heute würden die 30 Mitarbeiter des jungen Unternehmens hochwertige Softwarelösungen für Weltfirmen wie Daimler-Chrysler, Bertelsmann oder SAP zu besonders günstigen Konditionen entwickeln und anbieten können.

Unterhaltungsfilme aus Deutschland: Neue Konkurrenz für Hollywood

EM – Die größte Filmindustrie der Welt mit jährlich bis zu 900 produzierten Filmen befindet sich am Ganges (EM 01/02). Der erfolgreichste Fernseh-Kommissar der Welt kommt fast vom anderen Ende des Kontinents: aus Deutschland. Horst Tappert als „Derrick“ flimmert in mehr als 160 Ländern der Erde über den Bildschirm. Jetzt hat sich sein vierbeiniger Kollege Rex auf die Fährte des beliebten Kommissars gesetzt. Der intelligente deutsche Schäferhund, der Ganoven am laufenden Band zur Strecke bringt, ist in China genau so bekannt wie in Frankreich oder in Skandinavien. In insgesamt 100 Ländern ermittelt Rex bereits. Und die Nachfrage steigt immer noch. Sogar in Südkorea, wo Hunde ansonsten süßsauer und hübsch angerichtet auf den Tisch kommen, wird Rex mit seinem guten Riecher demnächst die kniffligsten Fälle lösen.

Zum chinesischen Neujahrsfest im vergangenen Februar hatte die Volksrepublik China einen echten Straßenfeger im Programm: „Prinzessin Sissi“. Eine Milliarde Chinesen ließen sich vom Schicksal der jungen Kaiserin in Gestalt der blutjungen Romy Schneider rühren. Seit Jahrzehnten werden deutsche Volkslieder in China zur Unterhaltung gespielt – nun also auch deutsche Filme.

Marktführer im Außenhandel mit Streifen aus Germania ist die Beta-Film in Ismaning bei München. Geschäftsführer Jens Richter sagt nicht ohne Stolz: „Wir verkaufen heute in 165 Länder der Erde. Die Klassiker und Serien waren zunächst Türöffner. Inzwischen haben wir uns mit modernen Produktionen international einen Ruf erworben, der dem von Hollywood in nichts nachsteht. Deutsche TV-Filme haben Weltniveau.“

Eines der Geheimnisse, warum die Streifen aus Deutschland vor allem in Asien gut ankommen, liege in ihrer moralischen Struktur. „In Asien“, so Richter, „muß immer das Gute siegen. Da darf es keine Zwischentöne geben.“ Außerdem seien die Asiaten daran interessiert, „schöne Menschen in luxuriöser Umgebung und sonnigen Landschaften“ zu sehen, „eben einfach Traumwelten“. Und die böten deutsche Produzenten eben inzwischen mindestens so erfolgreich an, wie Hollywood.

Aufklärungs-Offensive der EU: Tag des „europäischen Frühlings“ an Schulen

EM – Der 21. März 2003 wurde von der EU zum Start einer Aufklärungsinitiaive an den Schulen aller Mitgliedsländer ausgewählt. Für den Frühlingsanfang haben der EU-Rat für Bildung und der EU-Konvent die Bildungsanstalten europaweit aufgefordert mit einer engagierten Diskussion über die Zukunft der EU zu beginnen. Es soll um die Fragen gehen, „wie Europa funktioniert und wohin es sich entwickelt“, erklärte EU-Kommissar Michel Barnier.

Über ein neues Internetportal können Schulen vorab Hintergrundinformationen abrufen und bereits Meinungen austauschen. Es ist erreichbar unter:
http://www.eun.org2/eun/de/index_spring.cfm

Großbritannien: Ausländische Firmen drängen London zum Euro

EM – In Autos japanischer und amerikanischer Firmen, die in England gebaut werden, stecken nur noch 20 Prozent Zulieferteile von der britischen Insel. Den Großteil der benötigten Komponenten und Bauteile kaufen die Unternehmen auf dem europäischen Festland. Vor einigen Jahren lag der britische Anteil noch bei 30 Prozent. Den Grund für das schwindende Interesse ausländischer Autobauer an britischen Zulieferteilen, nannte kürzlich Nissan-Chef Carlos Ghosn. Bei der Eröffnung der Produktion des neuen Kleinwagens „Micra“ im nordenglischen Sunderland, rechnete er dem zur Feier des Tages angereisten Premier Tony Blair schonungslos die Fakten vor: das hochbewertete britische Pfund sei schuld. Dadurch würden Einkäufe auf der Insel für die Autobauer unbezahlbar. Großbritannien, so Ghosn, müsse endlich der europäischen Währungsunion beitreten, ansonsten sei der Standort England für die ausländischen Unternehmen auf Dauer nicht zu halten.

Ein Rückgriff auf britische Zulieferer werde in der Autobranche Großbritanniens künftig immer mehr zur Ausnahme denn zur Regel werden, prophezeite Nissan-Chef Ghosn dem Londoner Regierungschef. Außerdem seien auch geplante Werksvergrößerungen in Frage gestellt, wenn England nicht bald der Währungsunion beitrete. Der französische Autohersteller Peugeot, stieß ins gleiche Horn. Er verkündete unlängst, daß der vorgesehene Ausbau der Produktion in der Nähe von Coventry durch die Währungsrisiken mit dem britischen Pfund zu sehr belastet sei, um realisiert zu werden. Die endgültige Entscheidung, ob Peugeot weitere 100 Millionen Pfund (158 Millionen Euro) in die Renovierung von Lackieranlage und Fertigungsstraße stecke, falle im Frühjahr 2003. Die Chancen für diese Investition stünden denkbar schlecht.

Die Manager der anderen japanischen Autofirmen in England beurteilen die Situation ähnlich wie Nissan-Chef Ghosn. Toyota und Honda kaufen ebenfalls immer weniger britische Teile für ihre Produktion. In den Chor der Beschwerdeführer reihte sich wenige Tage nach Ghosns Philippika an Tony Blair auch Fords Topmanager Nick Scheele ein. Die Währungsnachteile, die Produzenten auf der britischen Insel zu verkraften hätten, kämen einer zusätzlichen Steuerlast von 25 Prozent gleich, rechnete er vor.

Ford hat sich im Zuge eines Konzernumbaus bereits aus der Massenproduktion von Fahrzeugen in Großbritannien zurückgezogen. Zum Beginn des Jahres 2002 hatte das Unternehmen sein Werk in Dagenham geschlossen. Seitdem ist Ford nur noch mit Fertigungsstätten für seine britischen Tochtergesellschaften Jaguar, Land Rover und Aston Martin im Land präsent.

Industrie-Verband: Türkei wird zum Wachstumsmotor für die EU

EM - Wenn die Türkei den Reformkurs halte, könne es in der türkischen Wirtschaft bald zu überdurchschnittlichen Wachstumsraten kommen. Bei einem Beitritt werde die Türkei so zum „Wachstumsmotor für die gesamte Europäische Union.“

Dies erklärte Mitte Dezember der Chef des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI) Michael Rogowski. Er stellte ein Positionspapier des BDI vor, indem die Organisation dafür plädiert, „so bald wie möglich“ Beitrittsverhandlungen mit Ankara zu beginnen. Ziel müsse es sein, das Land am Bosporus möglichst rasch in den gemeinsamen Markt zu integrieren. Bereits jetzt gebe es zwischen dem Schwarzen Meer und dem Mittelmeer über 1000 Firmen mit deutscher Kapitalbeteiligung. Aus Deutschland kämen 40 Prozent der Auslandsinvestitionen in der Türkei.

Fünf Länder am Golf besitzen fast zwei Drittel der weltweiten Erdölvorräte: Saudi-Arabien, der Irak, die Arabischen Emirate, Kuwait und der Iran

EM – Über das üppigste Erdölvorkommen der Welt verfügt mit großem Abstand Saudi-Arabien. In der Erde seines Territoriums liegen 261,8 Milliarden Barrel Erdöl, oder anders formuliert: ein Viertel (24,9 Prozent) der weltweiten Erdölbestände. Den zweiten Platz nimmt der Irak ein mit 112,5 (10,7 Prozent) Milliarden Barrel. Gefolgt von den Arabischen Emiraten mit 97,8 (9,3 Prozent) Milliarden Barrel, Kuwait mit 96,5 (9,2 Prozent) Milliarden Barrel und dem Iran mit 89,7 (8,5 Prozent) Milliarden Barrel Erdöl. Zusammen lagern in diesen fünf Ländern damit fast zwei Drittel (62,6 Prozent) des gesamten Erdölvorkommens der Welt. Zum Vergleich: die Russische Föderation besitzt 4,6 Prozent, die USA 2,9 Prozent und Europa 1,8 Prozent der Welterdölreserven. Damit ist Europa die erdölärmste Region der Erde. Die Daten entstammen einer Untersuchung des britischen Energiekonzerns BP. Sie beziehen sich auf den Stand Ende des Jahres 2001.

Irak-Krieg: Reaktion auf ein internationales Sicherheitsrisiko?

EM – Ist der massive politische und militärische Druck, den die USA im Zuge ihres „Kampfes gegen den Internationalen Terrorismus“ auf den Irak ausüben die Folge einer eingehenden Analyse der Bedrohung, die gegenwärtig von dem Regiem Saddam Husseins auf die Welt ausgeht? Ist wirklich das mutmaßliche Arsenal des Iraks an Massenvernichtungswaffen das Motiv für den von den Vereinigten Staaten von Amerika propagierten Krieg? PD Dr. Peter Rudolf von der Berliner Stiftung Wissenschaft und Politik liefert in seiner jüngsten Studie eine klare Antwort auf diese Frage: „Nach allem, was bislang bekannt ist, scheint innerhalb der [US-amerikanischen (d.R.)] Administration die grundsätzliche Entscheidung zum Sturz Saddam Husseins, wenn nötig mit militärischen Mitteln, bereits kurz nach dem 11. September 2001 gefallen zu sein – ohne einen formellen Entscheidungsprozeß, ohne ein „National Intelligence Estimate” über die tatsächliche Bedrohungslage und in einem kleinen Kreis von Akteuren mit weithin übereinstimmenden Ansichten.” (Peter Rudolf, „Krise der deutsch-amerikanischen Beziehungen? Über den Umgang mit den USA“ SWP-Aktuell 51, 11/02)

Letzte Meldung: Bagdad kündigt Ölvertrag mit Rußland

EM – Die größte russische Ölfirma Lukoil hatte mit Bagdad einen Vertrag über die Ausbeutung des Ölfeldes Quarna-West geschlossen. Er umfaßte ein Gesamtvolumen von 3,7 Milliarden US-Dollar und wurde jetzt vom Irak gekündigt.

Branchen-Insider wie der Informationsdienst „Energgy Intelligence Briefing“ gehen davon aus, daß politische Motive für den Schritt Bagdads verantwortlich sind. Saddam Hussein habe eingesehen, daß er im Fall eines US-Angriffs auf sein Land nicht länger auf eine Unterstützung durch Rußland rechnen könne. Bislang war Moskau der engste Verbündete Bagdads im UN-Sicherheitsrat.

Den Grund dafür, daß Rußland sich umorientiert habe, sehen die Branchen-Experten in einer Art Garantie, die US-Präsident Bush seinem Amtskollegen Putin gegeben habe. Sie beinhalte, daß Rußlands wirtschaftliche Interessen im Irak auf jeden Fall gewahrt bleiben würden, auch nach einem Regimewechsel in Bagdad. Für die Wirtschaft der russischen Föderation sei ein stabiler Ölpreis überlebensnotwendig. Das Land erziele einen Großteil seiner Wirtschaftskraft durch Ölexporte. Sollte nach einem Sturz Saddam Husseins billiges irakisches Öl fließen, würde Rußlands Haushalt in eine gewaltige Schieflage geraten.

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