Alte Hausmittel gegen VerstopfungMEDIZIN

Eurasische Geheimrezepte und Hausmittel gegen Verstopfung

Alte Hausmittel gegen Verstopfung

Seit Jahrtausenden gibt es bewährte Hausmittel und Wege, um eine Verstopfung zu lösen die Verdauung wieder in Schwung zu bringen.

Von EM Redaktion | 08.12.2017

In ganz Eurasien, von Sibirien im Osten bis zur portugiesischen Estremadura im Westen wächst der Holunderstrauch. Seine Blüten, Beeren, Wurzeln und die Rinde werden in der Volksmedizin seit Jahrtausenden zur Verdauungsförderung genutzt. Wer an Verstopfung leidet findet im Holunder eine außerordentlich wertvolle Medizin.

Abführ-Tee aus Holunderblüten: Die Blüten von vier bis sechs frischen Blütendolden des Holunders mit einem Liter zuerst abgekochtem, dann wieder auf lauwarm abgekühltem Wasser übergießen. Dazu einen halben Teelöffel Weinsteinsäure  (aus der Apotheke) geben. Alles ca. 24 Stunden ziehen lassen. Jeden Morgen vor dem Frühstück eine Tasse von dem Blütentee trinken.
Da frische Blüten nur im Frühling zur Verfügung stehen, können für den Tee auch vier bis sechs Esslöffel getrocknete Blüten verwendet werden, die es in Reformhäusern, Apotheken oder im Versandhandel zu kaufen gibt.

Zwiebelwodka gegen VerstopfungHolunder gilt seit Jahrtausenden als Geheimrezept gegen Verstopfung

Holunderrinde – ein eurasisches Geheimrezept

Der Eurasische Arzt Hippokrates von Kos (460 bis 370 v. Chr.), dessen Arztgelöbnis (Hippokratischer Eid) Mediziner bis auf den heutigen Tag befolgen, berichtete bereits von der abführenden Wirkung des Holunders. Er empfahl seinen Patienten gesottene Holunderwurzel, wenn der Stuhlgang Probleme machte. Die etwas mühsame Gewinnung der Wurzeln mag der Grund sein, warum heute eher auf andere Anteile des Holunderbusches zurückgegriffen wird, die wohl ebenso wirksam sind.

Abführ-Tee aus Holunderrinde: Im Kräuterhandel, in Apotheken oder bei Versandhändlern kann Holunderrinde gekauft werden. Daraus haben die Völker Eurasiens seit eh und je Tees zubereitet, die abführend, schweißtreibend und antirheumatisch wirken.

50 g Holunderrinde in einen halben Liter kaltes Wasser einlegen. Kurz aufkochen und anschließend eine halbe Stunde zugedeckt köcheln lassen. Dann abgießen und auskühlen lassen. Morgens und abends einen Achtel- bis einen Viertelliter vor dem Essen trinken.
Diesen Tee gibt es auch als Fertigtee in Apotheken und manchen Reformhäusern.

Holundersirup: Bis heute gilt in einigen östlichen Ländern Eurasiens, von Tschechien bis Sibirien ein Sirup aus Holunderblüten als Geheimrezept und wirksames Hausmittel gegen Verstopfung. Holundersirup kann man fertig kaufen oder zur Blütezeit nach folgendem Rezept zubereiten: Zwölf Holunderblüten, 800 Milliliter Wasser, 800 Gramm Zucker, 3 Bio-Zitronen oder 20 Milliliter Zitronensäure. Wasser, Zucker und die in Scheiben geschnittenen Zitronen oder die Zitronensäure in einen Topf geben und vermengen. Die Holunderblüten untermischen. Abdecken und bei Zimmertemperatur vier Tage ziehen lassen. Gelegentlich umrühren. Nach vier Tagen einmal aufkochen und etwa fünf Minuten weiter köcheln lassen. Abgießen und im Topf noch einmal aufkochen. In kleine sterile Fläschchen oder Gläser füllen. Täglich morgens und abends vor dem Essen einen Teelöffel voll einnehmen.

Holundersaft: Der dunkle Saft der Holunderbeeren ist überall in Eurasien bekannt als ein verlässliches Mittel gegen Verstopfungen. Im Spätsommer/Herbst, wenn die Holunderbeeren reif sind, kann man selbst Saft pressen und einkochen. Weil der Saft des Holunders aber extrem stark färbt und Flecken kaum mehr rauszukriegen sind, wird heute Holundersaft meist fertig im Reformhaus oder in der Apotheke gekauft.
Anwendung: Bewährt hat sich die Dosis von zwei Gläsern pro Tag zu den Mahlzeiten. Holunderbeerensaft ist reich an Vitaminen (C, B, Provitamin A), Kalium (entwässernd) und dem Radikalenfänger Rutin. Wem der Holundergeschmack nicht zusagt, der kann mit Himbeersaft oder Kirschsaft mischen. Der Zusatz von Mineralwasser mit Kohlensäure verstärkt noch den Anti-Verstopfungs-Effekt.

In der russischen Volksmedizin gibt es einige probate Mittel gegen Verstopfung, die in unseren Breiten so gut wie unbekannt sind. Dazu zählen zum Beispiel Zwiebelwodka, die Mischung aus Sauerkrautsaft und Gurken-Salzlake oder Ebereschensirup.

Zwiebelwodka gegen VerstopfungZwiebelwodka ist ein altes Hausmittel, um eine Verstopfung zu lösen.

Zwiebelwodka gegen Verstopfung

Zwiebelwodka: Dafür füllt man eine möglichst weithalsige Liter Flasche zu zwei Dritteln mit kleingehackten Zwiebeln (ca. 250-300 Gramm) und füllt mit Wodka auf. Die Mischung zehn bis vierzehn Tage bei Zimmertemperatur ziehen lassen, dann abgießen. Um eine Verstopfung zu lösen, empfehlen russische Heiler täglich drei Mal zehn bis zwölf Tropfen vor dem Essen einzunehmen.

Sauerkrautsaft/Gurkensalzlake: Sauerkrautsaft ist im Handel erhältlich, zum Beispiel im Reformhaus aber auch im Internet. Gurkensalzlake bekommt man, wenn man Salzgurken verzehrt. Eine Mischung aus beidem wird in der russischen Volksmedizin bei hartnäckiger Verstopfung empfohlen. Drei Mal täglich soll ein halbes Glas der Mischung vor den Mahlzeiten eingenommen werden. Wenn nur Sauerkrautsaft zur Verfügung steht, ist auch davon die gleiche Dosis empfohlen.

Ebereschensirup: Die roten Beeren der Eberesche werden nach den ersten Frösten gesammelt, gewaschen und nachdem sie etwas abgetrocknet sind in einen Topf gefüllt. Auf ein Kilo Beeren 650 Gramm Zucker streuen und mit einem Liter Wasser übergießen. Danach  aufkochen und ca. eine Stunde weiter köcheln lassen, dabei öfter umrühren.  Anschließend eine Stunde ziehen lassen. Schließlich abseihen und die Früchte im Sieb auspressen. Nochmal aufkochen. Nun im Verhältnis zwanzig zu eins mit Wodka mischen. Dann steril abfüllen. Zur Lösung von Verstopfungen morgens auf nüchternen Magen zwei bis drei Esslöffel einnehmen und kaltes Wasser nachtrinken.

In China schwören viele Ärzte und Patienten bis auf den heutigen Tag auf die Heilmittel der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM). Sie hat ihren Ursprung im 1. Jahrtausend v. d. Ztr. und wurde immer weiter fortentwickelt. Ähnlich wie russische, mongolische und sibirische Heilmethoden ist die TCM oft einfach, manchmal verblüffend in ihrer Anwendung.

Frühlingszwiebel in den After  

Frühlingszwiebel äußerlich: Diese Methode zur Einleitung eines Stuhlgangs wird seit vielen Jahrhunderten überliefert und ist bis heute im Gebrauch. Man schneidet von einer Frühlingszwiebel die oberen, grünen Teile ab und verwendet nur die unteren weißen zehn bis zwölf Zentimeter mit dem Zwiebelansatz. Dieser wird in Honig getaucht und langsam etwa sechs Zentimeter in den After eingeführt. Man penetriert den After mehrmals, indem  man den Stengel ein und ausführt. Spätestens eine halbe Stunde nach der Anwendung soll sich Stuhlgang einstellen. Gegebenfalls wird die Prozedur wiederholt.

Zedernüsse oder Pinienkerne: Seit Jahren kaufen Chinesen ganze Zedernuss-Ernten in manchen Teilen Sibiriens auf, um sie für ihre Heilzwecke zu verwenden. Unter Zedernüssen versteht man in Sibirien die Samen aus den Zapfen der sibirischen Zirbelkiefer. Zur Lösung von Verstopfungen dient in der TCM das folgende Rezept: Zedernüsse, Pinienkerne oder gelegentlich auch Walnüsse werden mit Honig übergossen bis sie bedeckt sind. Dann lässt man die klebrige Mischung einige Tage in einem verschlossenen Gefäß ziehen. Zur Lösung der Verstopfung empfiehlt die TCM täglich drei Mal vor den Mahlzeiten einen Teelöffel voll von dieser Mischung gut gekaut einzunehmen.

Die ungeheure Kraft und Wucht, mit der Dschingis Khan einst Eurasien eroberte, verdankte er auch den rot-orangefarben leuchtenden Beeren des Sanddorns. Ihr Fruchtfleischöl fehlte in keiner Mantel-oder Satteltasche und war das wichtigste Heilmittel der mongolischen Reiter. Das Öl aus dem Fruchtfleisch des Sanddorns (SFF-Öl) heilte Wunden und förderte die Verdauung auf den langen Feldzügen im Sattel. Die Krieger schworen auf das „Herzblut des Kaisers“, wie das rote Öl des Sanddornfruchtfleisches genannt wurde.

SFF-Öl als Mittel gegen Verstopfung: Das Öl ist ein wertvoller Zusatz für Joghurt, Müsli und Salate. Es enthält 30 bis 120 mg Carotinoide (vor allem Provitamin A) und 50-120 mg Tocopherole (Vitamin E) in 100 g Öl. Die wunderschöne orangerote Farbe des SFF-Öls stimmt schon am frühen Morgen ausgesprochen positiv. Die Fettsäuren, Ballaststoffe und das in Sanddorn enthaltene Vitamin C helfen, den Darm ‚zu schmieren‘, wie die Mongolen sagen. Ist der Darmbereich zu trocken, kann es zu Verstopfung kommen. Der regelmäßige Verzehr von Sanddorn kann dem vorbeugen. Die Nachfahren Dschingis Khans schwören auf ihre tägliche Morgengabe: ein bis zwei Teelöffel SFF-Sanddornöl auf nüchternen Magen, um die Verdauung geschmeidig zu machen.

Auch wenn sich in ganz Eurasien die Nachrichten über Bienensterben häufen, bemühen sich andererseits heute noch mehr Imker durch besonders engagierten Einsatz die Honigernte zu sichern. Viele junge Menschen treten in die Fußstapfen erfahrenerer Imker und kümmern sich liebevoll um Bienenvölker. Honig hat eine große Bedeutung in der Volksmedizin, und das gilt selbst in den unwirtlichsten Gebieten des Großkontinents Eurasien. In Sibirien beispielsweise schlagen Waldimker in luftigen Höhen Löcher in Bäume, die dann von Bienen zur Wohnstätte und Honigeinlagerung benutzt werden. Einmal im Jahr werden in zehn bis zwanzig Metern Höhe die Waben mit dem begehrten Waldhonig geerntet.

Natur-Honig vom Imker gegen Verstopfung: Darauf schwören Honigmediziner. Man nimmt ein bis zwei Teelöffel eines nicht behandelten, nicht erhitzten Honigs und löst ihn in einer großen Tasse oder einem Glas mit warmem Wasser auf. Vor jeder Mahlzeit getrunken kann diese Mischung Verstopfungen verhindern und lösen.

Mit Ballaststoffen und Honig gegen Verstopfung: Das folgende Rezept ergibt nicht nur ein wohlschmeckendes Starter-Frühstück für einen gelingenden Tag, sondern ist auch in der Lage schon nach kurzer Anwendung Verstopfungen zu lösen: je einen Teelöffel Leinsamen und Weizenkleie zusammen mit einem Joghurt in das Müslischälchen geben. Ein bis zwei Teelöffel Honig zufügen und als erste Mahlzeit des Tages genießen. Die Wirkung kann noch verstärkt werden durch einen Tee zu gleichen Teilen aus Baldrian und Kamille aufgebrüht, der mit Honig gesüßt ist.

Die Hausmittel Eurasiens gegen Darmträgheit, Völlegefühl und Verstopfung sind allesamt seit vielen Jahrhunderten bekannt und in Anwendung. Von Zeit zu Zeit werden sie vergessen und fristen zugunsten von Pharmaprodukten nur noch ein Schattendasein. In unserer Zeit, die durch ungesund langes Sitzen und Bewegungsmangel gekennzeichnet ist, werden viele dieser Mittel wieder entdeckt. Das Eurasische Magazin hat hier einige besonders erfolgversprechende vorgestellt. Da jeder Mensch anders ist, werden sie vielleicht auch bei jedem anders anschlagen. Viel Erfolg! Und im Zweifel fragen Sie bitte Ihren Arzt – das sollten Sie vor einer Selbstmedikation ohnehin immer tun!

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