Im Osten nichts Neues?BIENNALE

Im Osten nichts Neues?

Weit gefehlt, kann man dieser Tage nur sagen. Die osteuropäische Kunstszene erlebt eines ihrer Highlights in diesem Jahr. Am 25. Mai öffnete in Bukarest zum fünften Mal die Biennale für Moderne Kunst ihre Pforten. Erwartet werden zahlreiche internationale Besucher. Am 22. Juli geht die Kunstschau zu Ende.

Von Tanja Hemme

Kuratorin der fünften Biennale ist die Schottin Anne Barlow. Sie ist derzeit Executive Director of Art General in New York und hat in der Vergangenheit bereits zahlreiche internationale Projekte erfolgreich umgesetzt. Im Jahr 2005 fand die Bukarester Biennale zum ersten Mal statt und ist mittlerweile alle zwei Jahre eine feste Institution in der Kulturszene. Co-Direktoren von Barlow sind Răzvan Ion und Eugen Rădescu. Beide sind bekannte Kulturtheoretiker und Manager im künstlerischen Sektor. Dieses interkulturelle Team hat es sich zu Aufgabe gemacht, ost- und westeuropäische Kunstpositionen in Bukarest zusammenzuführen.

Subversive, investigative  und indirekte Ansätze

Thematisch steht die Kunstschau unter dem Motto „Tactics for the Here and Now“. Dabei geht es um „subversive, investigative  und indirekte Ansätze“, sich mit einer immer schneller veränderten Welt auseinanderzusetzen, so Barlow.

Das Subversive ist das Spannende. Dinge, wie zum Beispiel politische Missstände werden nicht frontal angeprangert, sondern durch Strategien wie Humor und Elemente der Andeutung entlarvt und offen gelegt. Wobei das keinen Verzicht auf deutliche Sozialkritik bedeutet. Es geht darum, Strukturen unterhalb der Oberfläche freizulegen durch investigative Unterwanderung und ungewöhnliche Stilmittel.

Nationale osteuropäische und internationale Kunst

19 Künstler stellen insgesamt auf der Biennale aus. Auch am Teilnehmerkreis zeigt sich die bewusste Vermischung von nationaler osteuropäischer und internationaler Kunst. Gezeigt werden unter anderem Arbeiten des Kroaten David Maljkovic, des Rumänen Ciprian Homorodean, sowie der internationalen Künstler Klas Eriksson aus Schweden, Ruth Ewan aus Großbritannien und vielen mehr.

Die Aktionsorte sind über sieben verschiedene Stellen in der Stadt verteilt. Ein Aktionsort ist zum ersten Mal die Casa Presei Libere (Haus der Freien Presse). Während des Kommunismus war das Gebäude die Zentrale der staatlichen rumänischen Nachrichtenagentur. Hier stellt Abbas Akhavan, iranisch-stämmig mit Wohnsitz in Toronto, eine seiner Arbeiten aus. Akhavan erhielt in diesem Frühjahr den Berliner Kunstpreis in der Sektion Bildende Kunst.

An der vorangegangenen Biennale gab es zahlreiche Kritik. So bemängelte zum Beispiel die Zeitschrift ART, dass sie zu „abstrakt und spröde“ sei und die Anmutung einer „wilden Schnitzeljagd“ durch die Stadt habe. „Tactics for the Here and Now“ bedient sich wiederum des Konzepts verschiedener Ausstellungsstätten, doch hier sollte man immer die einzelne Arbeit überzeugen lassen und der diesjährigen Kuratorengemeinschaft eine Chance geben, ein neues und spannendes Bild der Biennale zu entwerfen.

Für weitere Informationen: www.bucharestbiennale.org/

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Tanja Hemme ist promovierte Literaturwissenschaftlerin und hat Moderne Kunst nach 1945 an der Hamburger Universität studiert.

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