In Sachen Wolf Oschlies „Der gefeuerte Rabbi und der falsche Rabbi“.OFFENER BRIEF I

In Sachen Wolf Oschlies „Der gefeuerte Rabbi und der falsche Rabbi“.

Von Goran Jurišic

Sehr geehrte Damen und Herren!

D ie Leserschaft des Eurasischen Magazins hat das Recht auf Informationen aus Geschichte und Politik, die auf historischen Fakten und aufgrund wissenschaftlichen Quellen überhaupt aufgebaut stehen, was aber im Fall der letzten zwei Artikel von Herrn Oschlies in Bezug auf südosteuropäische Völker und Staaten nur teilweise der Wahrheit entspricht. Im Artikel „Der gefeuerte Rabbi und der falsche Rabbi“, in welchem der Autor über kroatische Juden schreibt, entdeckte ich einige gefälscht übernommene Daten, die ich hiermit, der historischen Wahrheit wegen, durch historische Fakten widerlege.

Die im Artikel angeführte Zahl von „600 Tausend“ umgebrachten Opfern, Juden, Serben, Roma und Kroaten im faschistischen KZ „Jasenovac“ im gleichnamigen Ort in Kroatien während des Zweiten Weltkrieges ist vom ehemaligen jugoslawischen kommunistischen Tito-Regime gefälscht worden. Die gefälschte Zahl von „600 Tausend“ Opfern wurde zur gesamten Zahl der Kriegsopfer in Jugoslawien dazugerechnet. Dies, um von der ehemaligen Regierung der B.R.D. in den sechziger/siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts eine höhere Kriegsentschädigungszahlung zu erhalten. Das war gegenüber den Opfern des KZ's „Jasenovac“, und gegenüber der deutschen Bundesregierung nicht fair, aber West-Deutschland zahlte trotzdem über eine Milliarde DM, und finanzierte auf diese Art und Weise den Diktator Tito, der auf der kroatischen Adriainsel Goli otok von 1948 bis 1987 das jugoslawische KZ „Goli otok“ in „Betrieb“ hielt. (Tito hat nie in seiner 35-jährigen Amtszeit die Gedenkstätte des ehemaligen KZ's „Jasenovac“ besucht).

Unterschiedliche Schätzungen von Opferzahlen

Nach Titos Tod im Jahr 1980 führten seine Nachfolger das KZ „Goli otok“. 1987, ein Jahr nach der Winter-Olympiade in Sarajewo, wurde es aufgelöst, nachdem der kroatische Bürgerrechtler und Student an der Zagreber Universität, Dobroslav Paraga, in der slowenischen Oppositionszeitung „Mladina“ über die Greueltaten dieses KZ's berichtete. Er war dort selbst zwei Jahre als politischer Häftling weggesperrt, misshandelt und isoliert. Der serbische Emigrant Dr. Bogoljub Kocovic veröffentlichte in London während des Kalten Krieges die seinerseits errechnete Zahl der Opfer aus dem KZ „Jasenovac“ von ca. 60 Tausend Opfern. Der kroatische Marxist und Statistiker Ing. Vladimir Žerjavic, ehemaliger Experte der Vereinten Nationen, veröffentlichte in Zagreb seine Schätzung der Zahl der Opfer aus dem KZ „Jasenovac“, die er mit ca. 58 Tausend angegeben hatte. (Quelle: Buch von V. Žerjavic „Gubici stanovništva Jugoslavije u drugom svjetskom ratu“ /Verluste der Einwohnerschaft Jugoslawiens im Zweiten Weltkrieg/, Zagreb, 1989).

Der Vater des im Artikel erwähnten kroatischen Historikers Ivo Goldstein, der Publizist Slavko Goldstein veröffentlichte ebenfalls Angaben über die Zahl der Opfer des KZ's „Jasenovac“. Es sollte sich angeblich um ca. 80 Tausend Opfer handeln. In der Gedenkstätte des KZ's in Dachau wird im U.S. amerikanischen Dokumentarfilm über faschistische Konzentrationslager im okkupierten Europa während des Zweiten Weltkrieges die Zahl der Opfer von „Jasenovac“ auf ca. 20 Tausend geschätzt.

Es gibt keine sterblichen Überreste

Das Problem liegt darin, dass keine sterblichen Überreste der Opfer des kroatischen Ustascha-Regimes ausgegraben wurden. In den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts fanden Ausgrabungen in Jasenovac statt, doch als man ca. 300 sterbliche Überreste von umgebrachten Menschen ausgrub, stellte man fest, dass es sich um erschossene kroatische Kriegsgefangene handelt, die von Titos Regime 1945 auf dem Gelände des ehemaligen KZ's nahe des kroatischen Ortes Jasenovac umgebracht wurden, so dass die Ausgrabungen schnell unterbrochen wurden. Noch kein einziger Hstoriker in Kroatien und anderswo hat bis heute eine Antwort darauf, wo die sterblichen Überreste der Opfer der kroatischen Faschisten aus dem KZ „Jasenovac“ vergraben liegen - Massengräber, da bewiesen wurde, das das KZ „Jasenovac“ keine Gaskammern und keine Verbrennungsöfen, wie das KZ Auschwitz-Birkenau oder andere hatte. (Die meisten kroatischen Juden wurden vom Ustascha Regime des Diktators Pavelic an die deutschen Nazis ausgeliefert und nach Auschwitz deportiert.

Im Januar 1943 erfolgte im Gespräch zwischen dem kroatischen Diktator und Hitlers Holocaustbeuaftragten Heinrich Himmler in Zagreb das Ultimatum, die kroatischen Juden an Nazi-Deutschland auszuliefern. Himmler beschimpfte den kroatischen Diktator, und diktierte: „Das ist ausdrücklicher Befehl des Führers Adolf Hitler!“. Drei Monate danach fuhr der letzte Zugtransport die Bahnstrecke Zagreb-Auschwitz.

Das Ustascharegime sprengte 1942 die einst prächtige Synagoge im Zagreber Stadtzentrum, aber das jugoslawische Tito-Regime ließ die Synagoge nicht wieder aufbauen. Der Vater des genannten Bürgerrechtlers Paraga, der verstorbene Rechtsanwalt Smiljan Paraga, startete in den achtziger Jahren des 20. Jahrhundert in der katholischen Wochenzeitschrift „Glas Koncila“ in Zagreb eine Initiative, die Zagreber Synagoge wieder aufzubauen. Ein waghalsiger Vorschlag zu Zeiten des totalitären Kommunismus in Ex-Jugoslawien. Leider wurde die Synagoge in Zagreb bis heute nicht wiederaufgebaut, was kein Wunder ist, wenn man bedenkt, dass in Kroatien nach der Wende (Fall der Berliner Mauer und Zerfall von Jugoslawien) die Kommunisten immer noch im Kontinuum von 1990 bis heute an der Macht sind, nur nennen sich Titos Partei-Sekretäre heute „Sozialdemokraten“, „Konservative“, „Liberale“ etc.

Die angegebenen Opferzahlen von Bleiburg stimmen nicht

Herr Oschlies nannte eine gefälschte Zahl der kroatischen Opfer von „Bleiburg“, da Titos Partisanen im Kärntner Städtchen Bleiburg nahe der österreichisch-slowenischen Staatsgrenze nicht „einige Hundert“ Menschen umbrachten, sondern insgesamt über 200 Tausend. (Nicht alle wurden dort umgebracht, dies ist aber die Zahl der Opfer des kommunistischen jugoslawischen Regimes nach Ende des Zweiten Weltkrieges im Jahr 1945.)

Bei der, vom Autor genannten, Zahl von 200 erschossenen kroatischen Kriegsgefangenen handelt es sich um die alte Zahl, welche die Täter selbst erfunden haben, um der Beschuldigung,  Kriegsverbrechen und Genozid begangen zu haben, zu entkommen. Inzwischen gestehen die Ex-Kommunisten, dass es sich im Fall von „Bleiburg 1945“ um Kriegsverbrechen handle, und rechtfertigen diese Verbrechen als „Rache“. Die Zagreber Staatsanwältin Frau Višnja Loncar hatte auf einer Pressekonferenz im Januar 2006. die Aussage gemacht, dass es sich im Fall „Macelj“ (Folge von „Bleiburg“) um Kriegsverbrechen des kommunistischen jugoslawischen Partisanen-Regimes des Marschalls Tito handle. Darüber berichtete die regionale Tageszeitung „Novi list“ aus Rijeka.

Beim Syntagma „Bleiburg-Križni put“ handelt es sich um die Masse von einigen Zehntausend bis über 200 Tausend kroatischen Kriegsgefangenen, Soldaten und Zivilisten. Sie wurden nicht, wie der Autor falsch angab, von Titos Partisanen in Bleiburg gestellt, sondern haben sich am 15. Mai 1945 den britischen Okkupationstrupppen in Südösterreich ergeben. Aber entgegen dem internationalen Kriegsrecht wurden sie an die jugoslawische Armee ausgeliefert, zurück über die Grenze repatriiert und zum größten Teil in Slowenien durch Massenerschießungen von Titos Geheimdienst „OZN“ („Abteilung Volksschutz“) umgebracht. Im Wald Macelj nahe der kroatischen Stadt Krapine (ca. 40 Kilometer westlich von Zagreb) wurden im Mai/Juni 1945 rund 12 Tausend kroatische Kriegsgefangenen-Soldaten, 600 kroatische Zivilisten und 21 Franziskanermönche und Pfarrer aus der  kroatischen Flüchtlingsmasse aus Bleiburg umgebracht. Im letzten Jahr wurden 1193 exhumierte Opfer aus Macelj amtlich begraben.

450 Massengräber mit Opfern kommunistischer Gewalt in Slowenien

Der hauptverantwortliche mutmaßliche Täter aus Macelj, S.H., lebt auch heute noch im Zagreber Villenviertel Tuškanac nahe dem Regierungsviertel, und war bisher keine Sekunde in U-Haft, weil die ehemaligen Offiziere von Titos Geheimdienst von der kroatischen Regierung speziellen Schutz genießen, und von der Staatsanwaltschaft nicht beschuldigt werden, obwohl es Beweise und Zeugen in Fällen von kommunistischen Kriegsverbrechen gibt. Der Täter S.H. besitzt immer noch die deutsche Pistole der Marke „Walter“, mit der der ehemalige Lagerkommandant Persönlich 21 Franziskanermöche und Pfarrer der Römischkatholischen Kirche im Wald Macelj umbrachte.

Auf dem Bleiburger Feld wurden ca. 500 Hundert kroatische Zivilisten erschossen, der Rest, wie erwähnt, wurde in Slowenien und Kroatien umgebracht. Allein in Maribor (Slowenien) wurden von Titos Kommunisten ca. 50 Tausend Kroaten umgebracht, in Kocevski Rog nahe Ljubljana in Slowenien ca. 30 Tausend Kroaten, Slowenen und Serben. Kürzlich eröffnete der slowenische Justizminister, Herr Šturm, in der (slowenischen) Stadt Novo Mesto eine Ausstellung über die Opfer von Bleiburg (Opfer des jugoslawischen Kommunismus), die Herr Oschlies bis Mai 2007 besuchen, und sich an Ort und Stelle besser informieren kann. (Bisher lokalisierte die slowenische Regierung über 450 Massengräber mit Opfern des jugoslawischen Kommunismus. Allein im Wald Tezno-Maribor entdeckte man während des Baues des neuen Abschnittes der Phyrnautobahn Nürnberg-Maribor-Zagreb einen 70 Meter langen Panzergraben, wo man 1.500 sterbliche Überreste von erschossenen kroatischen Offizieren ausgrub. Der Graben ist insgesamt 1,5 Kilometer lang.

Der deutsche Journalist Reinhard Olt veröffentlichte am 4. Mai 2004 in der FAZ einen Artikel über Kriegsverbrechen des Diktators Tito und dessen Geheimdienst „OZN“ während des Zweiten Weltkrieges in Slowenien. Wenn man den Freispruch des Internationalen Gerichtshofes im Fall der Anklage von Bosnien und Herzegowina gegen Serbien wegen des Völkermordes an bosnischen Moslems dazuzählt, werden die Opfer des ehemaligen Jugoslawiens von 1941 bis heute weltweit gedemütigt, und alle Welt schämt sich nicht, die großserbische Ideologie und Ideologie des Marxismus in den Nachfolgestaaten von Ex-Jugoslawien wach zu halten. Warum sind die Ex-Kommunisten und Stasispitzel aus der ehemaligen DDR nicht heute in Berlin an der Macht, wie in Ljubljana, Sarajewo, Zagreb, Belgrad usw.?

Ich möchte die jüdische Gemeinde von Zagreb in Schutz nehmen

Und zuletzt soll es mir gestattet sein, die fast 200 Jahre alte jüdische Gemeinde in Zagreb in Schutz zu nehmen. Der Report des Autors über die Spaltung der Jüdischen Gemeinde Zagreb vom letzten Jahr hat einen ganz anderen Hintergrund als denjenigen der im Artikel angeführt wurde, obwohl Antisemitismus die Hauptursache sein kann. Es handelt sich nämlich um die alte Praxis der kryptokommunistischen kroatischen Behörden, Parallelorganisationen in politischen Parteien, Kultur- und Sport-Vereinen und auch in Religionsgemeinden zu schaffen, um die pluralistische Szene in Kroatien lahm zu legen. Der kroatische Premierminister bekam kürzlich, aber mit Recht, heftige Kritik aus dem Ausland (Europäische Kommission etc.), dass er die Medienfreiheit nicht respektiert, und die angesehene Londoner Zeitung „The Economist“ brachte einen Artikel in welchem behauptet wird, auch mit Recht meine ich, dass sich „Kroatien auf dem Sumpfboden Europas“ befände. (Solche Artikel werden von der kroatischen Regierung zensiert.)

Obwohl deklarierter Abeist, gründete der Historiker Ivo Goldstein eine jüdische Paralellorganisation in Zagreb, „Beth Israel“, die vom korrupten kroatischen staatlichen Verwaltungsbüro als Religionsgemeinde registriert wurde. Die neue Gemeinde bekam vom Beschuldigten Antisemiten und kroatischen Staatspräsidenten, dem im Westen so beliebten Nachfolger von Tudjman, Stjepan Mesic, der auch als Spitzel des totalitären ehemaligen jugoslawischen Militärgeheimdienstes „KOS“ ernsthaft von einigen Politikern und Wissenschaftlern aus Zagreb beschuldigt wird, volle Unterstützung. Herr Mesic soll sich 1991 als Mitglied des damaligen jugoslawischen Staatspräsidiums aus der Republik Kroatien mit dem Chef des genannten Belgrader Geheimdienstes und Miloševic’s Intimus, Aleksandar Vasiljevic über den 1991 geplanten Staatsstreich der «Jugoslawischen Volksarmee» in Slowenien und Kroatien geeinigt haben. Im Buch des ehemaligen lokalen Chefs des jugoslawisch-kommunistischen Geheimdienstes „SDB“ aus Osijek, Željko Bartolovic („Probušena mantija“, Osijek, 2005), wird der heutige kroatische Staatspräsident Mesic beschuldigt, als Personalchef des genannten totalitären Geheimdienstes in der Stadt Orahovica, getarnt als Gemeindevorsteher der kommunistischen Partei in Orahovica, in den siebziger Jahren gewesen zu sein. Der Präsident der Jüdischen Gemeinde Zagreb, Dr. Kraus, beschuldigte die Registrierung der jüdischen Parallelorganisation als gezielten Angriff auf die Reste der dezimierten jüdischen Gemeinde in Zagreb, um den Holocaust-Überlebenden jüdischen Nachkommen keine, 1941 von den Faschisten und 1945 von den Kommunisten verstaatlichten, Güter zurückzuerstatten.

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Lesen Sie auch: „Offener Brief II“ von Wolf Oschlies

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