Konferenz über die medizinischen Traditionen EurasiensIM KONTEXT DER KULTUREN

Konferenz über die medizinischen Traditionen Eurasiens

Unter der Schirmherrschaft des Dalai Lama referieren und diskutieren vom 30. Mai bis 1. Juni 2003 in München zwei Dutzend Experten über Ayurvedische, Arabische, Chinesische (TCM) und Tibetische Medizin im Kontext mit der Heilkunde des Westens.

Von Barbara Gutmann

EM – Unter Leitung der bekannten Fernsehmoderatorin Nina Ruge befaßt sich der dreitägige Kongreß im Auditorium Maximum der Technischen Universität München in Vorträgen und Diskussionen mit den traditionellen Medizinsystemen Asiens und ihrem Verhältnis zur westlichen naturwissenschaftlichen Medizin. Die Heilkunst des Ayurveda, die arabische Unani Medizin, die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) und die Medizin Tibets werden dabei im Vordergrund stehen.

Den Eröffnungsvortrag hält Prof. Dr. Ernst Pöppel, Professor an der Universität München, Lehrstuhlinhaber für Medizinische Psychologie und seit 2001 wissenschaftlicher Ko-Direktor des Parmenides-Center for the Study of Thinking, Elba/Italien und München. Sein Thema ist der Unterschied zwischen Medizinertum und Arzt-sein. Pöppel: „Arzt-sein bezieht sich auf den unmittelbaren Umgang mit den Patienten, die Herstellung von Ich-Nähe mit dem Patienten, mit der Absicht dem Patienten zu helfen. Medizinertum beschreibt den Bereich des Wissens, das in Publikationen und Protokollen repräsentiert ist. Ein guter Arzt ist beides, er ist ein Mediziner, der mit einer gewissen Ich-Ferne die wissenschaftlichen Erkenntnisse aufnimmt und sie in ärztliches Handeln umsetzt.“ Prof. Pöppel will deutlich machen, „daß wir für die westliche Schulmedizin aus den anderen Medizinsystemen, die im Kongreß erörtert werden, lernen können, daß aber andererseits diese Medizinsysteme vom Denken der wissenschaftlichen Medizin ebenfalls einen Nutzen haben.“

Ayurveda – Wissenschaft vom Leben

Ananda Samir Chopra, der als Kind indischer Eltern in Deutschland geboren wurde, ist Arzt und Indiologe. Er arbeitet in der Ayurveda-Abteilung der Habichtswaldklinik in Kassel. Einzigartig in Europa wird hier der Ayurveda - im Dialog mit der „Schulmedizin“ - klinisch umgesetzt. Chopra stellt in seinem Vortrag Ayurveda – wörtlich übersetzt „Wissenschaft vom Leben“ – in seiner Bedeutung für die menschliche Gesundheit vor. Diese Heilkunde und Gesundheitslehre habe sich seit mehr als zweitausend Jahren im Indischen Kulturbereich entwickelt. Ziel des Ayurveda sei es, „die Gesundheit des Gesunden zu schützen und die Krankheit des Erkrankten zu behandeln“. Der Ayurveda verfüge über ein eigenes wissenschaftliches System, auf dessen Grundlage ein individueller Zugang zu Diagnose, Therapie und Diätetik möglich ist. Die Fragen, denen Ananda Samir Chopra nachgeht, lauten: „Auf welcher Grundlage arbeitet Ayurveda? Wie wird eine ayurvedische Diagnose gestellt? Welche Formen der Therapie gibt es im Ayurveda?“

Unani Medizin vom griechischen Arzt Hippokrates begründet

Mit der Unani Medizin befaßt sich Prof. Hakim Syed Zillur Rahman, Präsident der Ibn Sina Academy of Medieval Medicine & Sciences, Aligarh (Indien). Er zählt weltweit zu einigen wenigen Ärzten, die der Unani-Medizin zu Bekanntheit und Ansehen verhalfen. Prof. Rahman ist Autor von über 200 Veröffentlichungen sowie 25 Büchern zu seinem Thema. Unani Medizin habe ihre Wurzel in der altgriechischen Medizin. Als Begründer der Unani Medizin werde heute Hippokrates betrachtet. Unani sei von dem Arzt und Wissenschaftler Ibn Sina im 10. und 11. Jahrhundert systematisiert und mit professionellen Kriterien in die Medizin eingeführt worden. Mit der gegenwärtigen Rückkehr zur ganzheitlichen Sichtweise erlebe Unani aufgrund ihrer umfassenden, detaillierten Systematik von Diagnostik, Kräutermedizin, Diätetik, psychologischer Erkenntnis und spiritueller Disziplin zunehmende Anerkennung in der Medizin in Ost und West. Das System werde in Theorie und Praxis gegliedert. Der Zweck dieser Medizin sei sowohl die körperliche Heilung als auch die Wiederherstellung eines Gefühls von Wohlergehen, Zuversicht, mentaler Klarheit und Gleichgewicht.

Das Rahmenprogramm des Kongresses gestalten das Galli Theater München und Veronica Jochum von Moltke mit einem klassischen Konzert. Den Abschlußvortrag hält der Dalai Lama. Er wird über seine persönliche Sichtweise der kulturellen und philosophischen Merkmale des Menschen sprechen.

Informationen: http://www.culturelife.de

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