13.01.2023 14:10:35
OSTEUROPA
Von Michael Derrer
or zwanzig Jahren hat sich Osteuropa neu erfunden. Seither durchliefen die Marktwirtchaften der ehemals kommunistischen Länder in rasantem Tempo sich abfolgende Phasen der Reifung. Die Wirtschaftskrise brachte diesen Prozess nun ins Stocken. Bedeutet die Krise für Osteuropa mehr als nur eine vorübergehende Schlechtwetterlage?
Im Wirtschaftsmodell, das die zweite Dekade der postsozialistischen Länder geprägt hat, kam der Kreditfinanzierung aus dem Ausland eine wichtige Bedeutung zu. Westliche Exporteure und Handelsketten hatten von diesem kreditgetriebenen Wachstum in der Vergangenheit stark profitieren können.
Drei Dekaden der Marktwirtschaft in Osteuropa |
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© Ascent Swiss Business Management AG |
Durch den präzedenzlosen Einbruch der internationalen Finanzflüsse war die Krise nach Osteuropa importiert worden. Dabei traten die hausgemachten Probleme der osteuropäischen Wirtschaften zu Tage, zum Beispiel die Defizite der Handels- und Leistungsbilanzen. Fast alle Länder der Region befinden sich seit anfangs 2009 in einer Rezession, deren Ausmaß kontinuierlich nach oben revidiert wird.
Die Lage sieht in den Ländern, deren Wachstum am stärksten durch ausländische Kredite finanziert war, und in denen diese Gelder wenig produktiv eingesetzt wurden, am schlimmsten aus. Das Platzen der Immobilienblasen, ein markanter Konsumeinbruch und das Aufschnellen der Firmenbankrotte sind die Folge. Die zentraleuropäischen Länder Tschechien und Polen stehen im Vergleich besser da.
Wenn man eine Prognose wagen darf, so könnte diese so aussehen: Die westlichen Länder benötigen künftig die Liquidität selbst, um ihre Haushaltsdefizite zu decken. Daher wird der Kapitalfluss in die osteuropäischen Schwellenländer nicht mehr im Ausmaß der letzten Jahre stattfinden können.
Die aktuelle Krise leitet somit eine neue Entwicklungsphase in Osteuropa ein, die sich von der Boomphase seit der Jahrtausendwende stark unterscheiden wird. Das dritte Jahrzehnt wird von einer neuen Bescheidenheit geprägt sein, und die Erwartungen müssen redimensioniert werden. Wachstumsraten werden künftig kleiner sein und Wachstumszonen enger gestreut, als dies in den Jahren des flächendeckenden Aufschwungs der Fall war.
Die gute Nachricht: Durch die Bereinigung werden Professionalität, Streben nach Effizienz und eine langfristige unternehmerische Denkweise künftig noch mehr honoriert. Denn nur sie verhelfen den osteuropäischen Ländern zu nachhaltigem Wachstum.
Die nachstehende Tabelle stellt einen Versuch dar, die beginnende neue Epoche im Vergleich zu den zwei vorhergehenden Jahrzehnten zu charakterisieren. Die Aufstellung ist idealtypisch, d.h. überspitzt und vereinfacht, zu verstehen.
Zu beachten ist, dass einige osteuropäische Länder bereits weiter in die „3. Dekade“ eingetreten sind als andere.
Firmen, deren Tätigkeit dem Modell der 3. Dekade entspricht, besitzen bessere Zukunftsaussichten.
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Michael Derrer, Mag.rer.publ., ist Geschäftsführer der Ascent Swiss Business Management AG, Kontakt: m.derrer@ascent-ag.ch
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