„Siamesische Hunde“ von Detlef B. BlettenbergGELESEN

„Siamesische Hunde“ von Detlef B. Blettenberg

Pendragon Verlag, Bielefeld 2003, 336 Seiten, ISBN 3-934872-50-6.

Von Marlon Krüger

„Siamesische Hunde“ von Detlef B. Blettenberg 
„Siamesische Hunde“ von DetlefB. Blettenberg 

EM –Alles fängt mit dem Eifer des JournalistenDombrovsky an. Eines Tages packt ihn seine Neugierde, er sammelt das Wichtigstezusammen und fliegt nach Thailand. Vielleicht kann ihm ja sein alter Freund,der Entwicklungshelfer Brandau, weiterhelfen. Dombrovskys berufsbedingter Spürsinnhat sich am Mythos des verschwundenen Jim Thompson festgebissen. Jener Thompsonwar einst unter mysteriösen Umständen in Thailand verschollen. Langewar nichts über seinen Verbleib bekannt, sein Tod schien die wahrscheinlichsteErklärung für sein Verschwinden zu sein. Erst jetzt, kurz vor DombrovskysAbflug, wurde publik, daß Thompson vielleicht noch am Leben ist. Manmunkelte, daß er seinem Leben eine Wende geben wollte, alles stehen undliegen ließ, um in Thailand noch einmal von Neuem zu beginnen. Ein weitweniger romantisches Gerücht sah Thompson in das Netz des thailändischenDrogenhandels verwickelt...

Blettenbergs südostasiatischer Polit-Thriller spielt im Thailand desJahres 1982. Gerade in diesem Werk des Autors merkt man dessen innere Verbundenheitmit der Stadt Bangkok, wo er während seiner über zwanzigjährigenArbeit für den Deutschen Entwicklungsdienst für vier Jahre arbeitete.Blettenberg erhielt für seine Romane mehrere Auszeichnungen, u.a. im Jahr1981 den Edgar-Wallace-Preis. Den Deutschen Krimipreis konnte er inzwischenzum dritten Mal einheimsen –1989, 1995 und in diesem Jahr für seinWerk „Berlin Fidschitown“.

Die „Siamesischen Hunde“ sind anfänglich noch etwas behäbigund brauchen ein wenig lang bis sie auf Touren kommen. Der Autor versteiftsich auf den Mythos des verschwundenen Thompson und muß deshalb überlange Strecken im Rückblick erzählen. Je mehr jedoch die eigentlicheHandlung des Buches vorangetrieben wird, desto packender wird die Erzählung.Dann möchte man den Krimi am liebsten in einem Zug genießen.

Der besondere Charme des Buches entsteht durch die originellen und detailliertbeschriebenen Charaktere der beiden Hauptpersonen: der liebenswürdigeRealist Brandau, der wie einstmals Blettenberg als deutscher Entwicklungshelferin Bangkok arbeitet und der umtriebige Journalist Dombrovsky, dessen Hartnäckigkeitan die eines very britischen Meisterdetektivs erinnert. Besonders ist auchdie Vermischung von Fakten und Fiktion, so gibt es die Legende vom SeidenkönigJim Thompson tatsächlich, die Hauptdarsteller des Thrillers sind aberfrei erfunden.

Blettenberg verzichtet auf Gefühlsdusselein und vor Romantik triefendenLiebesbeziehungen. Menscheln tut es aber trotzdem, wozu das ungestümeKarrierestreben der Protagonisten einen großen Beitrag leistet. Überhauptgelingt es dem Autor ein realistisches Bild von Thailand zur Zeit des KaltenKrieges wiederzugeben. Dombrovskys Recherchen sind eingebettet in die Schilderungenvon Kontakten zwischen Geheimdienstlern aus den USA, Rußland, BRD undDDR. Auch das leidige Thema des Sextourismus und die eigentümliche Arbeitsauffassungder thailändischen Beamten werden nicht ausgeklammert. Der Leser begleitetDrogenbosse und Prostituierte, Hundefänger und Wachposten, V-Männerund Drogenfahnder einige Schritte durch ihren Berufsalltag. Man lernt auf dieseWeise viele Facetten des südostasiatischen Landes kennen. Für vieleLeser wird Blettenbergs Buch so etwas wie ihre erste Thailand-Reise sein.

Übrigens, wer es sich lieber vor dem Fernseher bequem macht als sichmit einem Buch zurückzuziehen, dem kann geholfen werden. BlettenbergsRoman wurde nämlich bereits verfilmt. Die „Bangkok Story“ heißtder Streifen, mit Heiner Lauterbach, Rolf Hoppe und Günther Maria Halmerin den Hauptrollen. Und so viel sei verraten, das Ende überrascht, garantiert!

Eurasien Rezension

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